15.10
warning
Súnftens fället das unter allen Arten der heutigen Christen so gemeine Sdwören unter unsere Betradhtung. Wir meinen nicht nur das ruchlore Sluchen und Schwören, unter den roben WelcKindern, bei ihren gemeinen Reden und Gefpräs
dene
den, wodurch der allerheiligste 77amé Gottes täge lich auf entfeßliche Weise gelástert wird; sondern
wir
verstehen auch die seierlichen Eid-Schwüre bei des nen, die noch einigen Sdein der Gotcseligkeit has ben, die mehrenteils das Schweren oder Ablegen eines corperlichen Eids vor der Obrigkeit mit so großem Eifer vértheidigen, daß sie sich nicht nur selbst bei jeder Gelegenlieit willig und bereit finden lassen, dergleichen auf sich zu nehmen; sondern auch die Obs rigkeit anreißen, diejenigen zu verfolgen, weldie, aus Gehorsam gegen Christuin, ihren Herrn und Meis ster, das Schwören vor unrecht halten. Uin wels cher Ursache willen nicht wenige die strengste Gefäng. nisse, und den Raub ihrer Gúther erduldet haben.
Denn wenn man diese klaren Worte unseres Heys alles landes Matth. 5. 33. 34. erweget: Ihr habt wei Schmoren
ist verbos ter gehört, daß zu den Allten gesage ist, du flle ten. teinen falschen Eid tun, und rolst Gott deinen Eid halten. Jch aber rage euch, () daß ihr aller Dinge nicht schweren folt, weder bei dem Kimmel, žc. Eure Rede aber sei, Ja, Ja, ein, Klein, was darüber ist, † das ist vom Uebel. Wie auch die Worte des Apostels Jacobi s. !2. Vor allen Dingen aber, lieben Brüder, schwörer nicht, weder bei dem Himmel, noch bei der Erden, noch mit einem andern Eid, es sei aber euer Wort, Ja, das Ja ist, uno trein, das Zein ist auf () daß ihr nicht in Seucheley fallet. Ich fage, wenn man diese klaren Worte erweget, so ist 3 3 3 3 z
zu
(*) -ý inércy oras non jurate omnio (Vulo t) Swear not at all (Vers. Angl.) ne jurez aucu omen (Vers.Galic.) Sweert gantschelyk niet’ ( Vers. Belg.) schwöret ganjund gat nicht.
(+) Was mehr ist, als diese.
(0) 65 OTTÓNepus tione ut non in hypocrisin (sub judicum) decidatis (Lac.) Left ye fall into Condemnation (Angl.)
zu verwundern, wie ein einziger Mensch, der den rias men Christi befennet, mit cubigem Gewissen einen Lyd auf sich nehmen fan. Noch weit seltsamer fommt mir vor, wie ein solcher andere Christen, die wegen Christi, ihres Herrn und Meisters, Macht-Spruch nicht schwören dürfen, verfolgen mag. Denn fónns te wohl jemand, der sich mit Fleißvornähine, etwas durch einen recht scharfen und ernsiliden allgemein abs gefaßten Befehl zu verbieten, sich eines vollhommes nern und allgeineinern Verbots, und zwar ohne einis ge Ausnahme, bedienen? gd meyne es nicht. Denn erstens stellt uns Christus solches auf eine verneinens de Art für: Schwöret ganz und gar nicht, wes der bei dem Himmel, noch bei der Erden, noch bei der Stadt Jerusalem, noch bei deinem Kaupa te,etc. Und wiederum :Schwörer nicht bei dem Sims mėl, noch bei der Erden, noch mit einem andern Eid. Vorsandere dringt er auseine bejahende Weise darauf nnd spricht:Sondern lasser eure Rede sein,
Ja, Ja,77ein,und Viein. Denn was darüber ist, das ist vom Uebel,(vom Bäsen.) Und Jacobus seget hinzu, damit ihr nicht in Seucheley, (nicht in die Vers dammniß, in das Urteil und Gericht) fallet.
Diese Worte, so wohl alle überhaupt, (ohne Ause nahme,) als auch jedes insbesondere betrachtet, bes stehen aus einem so vollkommenen, und von aller Auss nahme befreiten Verbot, daß man sich wundern muß, wie Leute, die sich rühmen, die Schrift sei die Ries gel und Richtschnur ihres Glaubens und Lebens, cis ne Ausnahm erdichten können. Gewißlich, die Vers nunft folte einen jedweden so viel lehren, daß es uns recht sei, cin allgemeines aus Gottes selbst eigenem
Munde Afinque vous ne tombiez point en Condamnation (Gall.) up dat gy in geenOrdeel valt (Belg )Auf daß ihr nicht in die Very dammniß, oder in das Urteil oder Gericht fallet.
Munde gegangenes Verbot, durch einen solchen Ges genSatz, zu vernichten: Wenn nicht die Ausnahm auch so klar und augenscheinlich aysgedruckt ist, als das Vers bot. So ist es auch nicht genug, solche durch) Folgea rungen und Wahrscheinlichkeiten zu bekräftigen, die dunkel und ungewiss, und keineswegs hinlänglich sind, dem zweifelhaften Gewissen Ruhe zu bringen. Denn wenn sie sprechen, es sei deswegen eine Ausnahm und Einschrenkung in den Worten weil in dem andern alls gemeinen Verbot dieses fünften Kapitels Matthải Ausnahmen gefunden würden, als in dem Verbot der Ehescheidung, wo Christus spricht: Es ist auch gesagt, wer sich von seinem Weibe scheidet, det soll ihr geben einen Scheide Brief; ich aber sas ge euch, wer sich von seinem Weibe fcheiðec, es Tey denn um Ehebruch, der macht, daß sie die Ehe bricht. Wenn sie sich (sage ich) hierauf ber rufen wollen, so ist es nicht nur umsonst, sondern sie fedyten auch noch dazu wider sich selbst. Weil sie keine Ausnahme dieses allgemeinen Gebots, nicht zu schworen, anzuführen wissen, die Gottnadder Zeit irgends gegen jemand unter dem neuen Bund so klar ausgedruckt bätte, als diese ist, die in dem Verbot selbst mit begriffen wird. ‘Überdieses, wenn Chris Auch Ende stus die Eide auszunehmen gefuchet, die vor der Obs Obrigkeit. rigkeit geleistet werden, so würde er gewisslich auch hinzu gerekt haben, es sei denn in Gerichten vor der Öbrigkeit oder dergleichen; wie er bei dem Verbot der Ehescheidung durch diese Worte’ tut, es sei denn um Ebebruch. Nachdem sich nun dies fes’ deshalb vorhält, so steht es uns nicht frei, Ausnieb, mungen und Unterscheidungen zu machen, oder, welches einerlei ist, dieses allgemeine Verbot Chris sti aufzuheben. Es würde der Christlichen Seis lichkeit noch vielweniger gemas sein, die Verantwors tung so vieler Eidschwüre auf uns zu laden, welche Z iki 2
dieser
1
756
der Alten
Der funfzehende Sas, dieser Verfälschung und Ausnahme wegen unter den
Christen so gemein sind. Dieeinhels
So muß albier auchnicht übergangen werden, was lige Beys ktimmung massen den hochgelehrten Doctoribus unter allen Sccs
ten nicht unbekannt sein wird, daß diese oorerwehnbierinnen.
te Worte von den Vätern der ersten drey hundert Jahr nach Christi Geburt vor ein Verbot aller und jeder Eioschwüre angenommen werden. Wir müss sen uns demnach billig wundern, daß sich die päpjiis fchen Lehrer, Priester und Pfaffen mit einem Eid verbinden, die H. Schrift nach der allgemeinen Auss legung der heil. Altvater zu erklären, die doch solche streitige Terte ganz anders veritanden haben, als sie diese neuen Lehrer verstehen. Woraus denn auch ju gleich die Eitelkeit und (daß ich so sagen mag,) thos rigte Gewissheit der katholischen Traditionen oders Šaßungen der Alten abzunehmen ist. Denn wenn der Glaube der damaligen Kirche aus den Echrifs ten der sogenannten Patrum oder Alt-Páter zu ers weisen steht, so ist es klar, daß sie von dem Glauben, weldhen die Kirche der ersten dreybundert Jahre auch in diesem Stück, was das Schwören anlans get, gehegt hat, abgewichen sind. Über dieses, weil nicht nur die Katholiken, sondern auch die Lutheras ner und Calvinisten, nebst andern mehr, die Wors te Christi und des Apostels Jacobi einzuschrenken sus den, so halte ich es für nötig, denjenigen eitlen Grund, worauf ihre Vermessenheit in diesem Stück
gebauet ist, offenbar zu machen.