Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

15.9

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Rohdaten: Text wurde noch nicht gesichtet und korreliert.

Alleine sie wenden ein, der Menschen Le: Einwurf. bens-Geister wurden ermatten und nicht lange besteben, wenn sie allezeit auf ernsthafte und geists liche Materien gerichtet sein sollten; daher was ren einige Ergöglichkeiten nötig, das Gemüt wieder ein wenig zu erfrischen, damit es hernach mit desto großerer Munterkeit wichtigern Ges schäfren obliegen konnte.

Ich antworte: Obichon dieses alles zugestanden Antwort. ware; so würde es doch keineswegs wider uns streiten, noch auch den Gebrauch solcher Dinge, die wir abgetan wissen wollen, für rechtmäßigerklären. Denn daß der Mensch immer in einerlei Aufmerksamkeit vers harren, und sein Gemüt beständig als einen Bogen ausgespannt haben sollte, sagen wir gar nicht; indem wir wohl wissen, wie unmöglich solches ist, so lange wir mit dieser irdischen Hütte bekleidet sind. Dieses aber will uns nicht verstatten, jemals so weit von der Erinnerung Gottes, und von unserer Seelen vornehms sten Angelegenheit abzuiveichen, daß wir nicht bestäns dig eine gewisse Empfindung seiner Furcht behatten sollten; von welcher man nicht einmal vernünftiger Die Furcht Weise regen kann, daß sie bei dem Gebrauch dieser Dinge, die wir verdammen, anzutreffen sei. Nun Ergoflichsind die Nothwendigen Gelegenheiten, worin wir, Welt

. wegen der Pflege und Erhaltung des Aufserlichen Mens fühen, alle verwickelt sind, eine genugsame Verändes rung, modurch das Gemüt seiner ernstlidhern Pflich: ten entlassen nird. Und diese werden im Seegen verrichtet, wenn das Gemüt Dergestallt mit der Lies be Gottes und der Empfindung seiner Gegenwart eingenommen und durchdrungen ist, daß auch bei Volls ziehung solcher äußerlichen Pflicht die Seele denjeni

gen

Gottes die befte

gen göttlichen Leberfluß und geistlichen Umgang (daß ich dasjenige, was man Habitum nennt, deshalb ausdrucken mag,) mit sich fülret; wodurch auch dies se Handlungen, als Essen, Trinken, Schlaffen, Ar: beiten etc. geheiligt werden. Denn ob sie schon, ih, rer natürlichen Beschaffenheit nach, mit demjenigen, so die Gottlosen tun, einerlei sind, so gestheben sie doch in einem ganz andern Geiste. Daher rrir bei Vollstreckung derselben dem Herrn keincswegs mißs fallen, sondern vielinehr angenehm füid, ihm dienen, und denjenigen Endzweck, den er gehabt, als er uns erschaffen hat, erfüllen, und solcher Gestalt seinen Sees gen innen werden, empfinden und füllen. Da hins gegen die Gottlosen und Unheiligen, weil sie noch nicht zu diesem heiligen Zustand geianget, in allem, was sie tun, verflucht sind, und ihr Gebet ist so wohl Súng de als ihr pflügen. Wenn nun jemand behaupten will, daß zur Erfrischung, Kuhe, oder Ergókung des Gemüts, auch noch über diese, zu Erhaltung des duss Ferlichen Menschen, unuingängliche Dinge, einige Freps heit einzuräumen sei, so will ich eben nicht darwider streiten. Daferne diese Freiheit nur nicht auf solche Dinge gezogen wird, die ganz und gar überflüßig sind, oder, ihrer Art und Absicht nach, das Gemüt zur Wolluit, Eitelkeit und Geilheit verleiten; da sie hauptsächlich zu solchem Ende ersonnen und eingerichs tet sind, und man aus allgemeiner Erfahrung weiß, daß sie diese Wirkung hervor bringen; oder die ges meinen Kunstgriffe foldyer sind, die darauf umgehen, sich und ihres gleichen darinnen zu weiden, und ihre Gottlosigkeit, zur Vergiftung anderer, fortzupflans gen. Angesehen es andere unschuldige Ergókli dyfeiten

gebietet, welche sattsam zur Erfrischung des Gemüts Erlaubte dienen können, als, daß gute Freunde einander bes Ergöglichs suchen; Sistorien zu lesen oder anzuhören; von gegenwärtigen und vergangenen Begebenheiten

bescheidentlich

bescheidentlich zu reden; eine oder das andere in Gärten zu verrichten vor sich nehmen; geometris sche und mathematische Erperimente zu machen, und was dergleichen angenehme Abwechselungen melir sind. Bei welchen allen wir Gottes (in welchem Ap. Geldb. wir leben, weben und sind,) niemals vergessen, oder 17, 28. ihn dergestalt aus den Augen reken müssen, daß wir nicht jederzeit ihm insgeheim etwas vorbebalten, und eine Empfindung seiner Furcht und Gegenwart in unsern Herzen begen sollten: Die sich auch öfters mitten in solchen Berrichtungen durch verborgenes Aechzen und kurze ausbrechende Seufzer zu äussern pflegt. Und damit dieses weder fremd noch vers drüßlich scheinen möge, so will ich es durch

                     ein offens

bares Beispiel, so mit der Erfahrung aller Menschen überein Fømmet, erläutern. Es wird niemand leuge nen können, daß sich die Menschen allezeit mehr in der Liebe Gottes, als in der Liebe etwas anders finden lassen sollten. Denn wir sollen Gott über alle Dinge lieben. Nun ist bekannt, daß, wenn ein Mensch mitLiebe, es sei nun entweder gegen ein Weibss bild, oder gegen etwas anders, eingenommen ist, er alle seine Gedanken darauf richtet. Und wenn solche Liebe tief in das Herz eingewurzelt ist, und das Ges müth besessen hat, so wird es einem solchen verliebten Menschen fdywer fallen, die Person, oder die Sache, die er deshalb liebt, aus seinem Gemüte zu vertreiben; Ja, bei seinem Essen und Trinken, und im Schlaf

selbst, wird sich sein Gemüt allemrege einiger massen o dahin lenken; und bei seinen Geschäften und Ergos

lichkeiten, wenn er noch so sehr darauf erpicht ist, mird wenig Zeit vorbei gehen, da nicht sein Gemüt etlis

che Seufzer nach dem Geliebten absihicken folte. Und En ungeachtet ein solcher mit denjenigen Dingen umges

hen muß, welche die Sorge vor seinen Leib, und ders gleichen Angelegenheit erfordert; so wird er dennoch

alles

meidet alt les, was

gen fag.

alles dasjenige, was die geliebte Person beleidigen, Die Liebe oder seinem Zweck, die so ernstlich gewünschte Sache

ju erlangen, entgegen sein kan, wie den Tod selbst, das Geliebs vermeiden. Obfühon einiger geringer Nutzen in dens te beleidis felben sein mag, so wird doch das Haupt - Abfehen,

welches er vornehmlich vor Augen hat, ihn dergestalt neigen und überwiegen, daß er solche geringere Noths wendigkeit leichtlich übersehen, und lieber vorbei las sen, als fid, in Gefahr setzen wird, des grössern Vors teils dadurch Verlustigt zu geben, Daß nun die Menschen eine solche innige Liebe zu GØtt und dem zukünftigen Leben tragen sollen, wird niemand in Abrede sein. Es erhellt solches aus folgenden Zeugs nissen der Schrift melır als zu deutlich, als Matth. 6, 20. Saimmlet euch Schäge im Himmel, etc. Col. 3. 2. Trachtet nach dem, das droben ist, ac. Und daß dieses einige erfahren

und erlangt haben, bes zeuget die Schrift gleicher Weise, Pfalm. 63, 1.

  1. und 42, 2. 2 Cor. 5,0. 14. Spiele Daß ferner diese Spiele, kurzweilige Zeitvers und Como: dien sieben treibe, Gauckel. Possen, Tanzen, Comédien und die men dergleichen 27arrentheidungen, zu nidots anders der Furcht dienen, als die Menschen von der Surcht Gottes abs Gottes ab. zuziehen, Himmel, Tod und Gericht aus ihren Ges

dádytniß zu verbannen, Wollust, Eitelkeit und Geils beit zu begen, und daljer von dergleichen Leuten am meisten gelicbet und gefuchet werden, das bezeugt die Erfahrung zum Überfluss, daß es verständige und ges wissenhafte Leute unter allen Partheyen nicht leugnen werden. Und wenn sich dieses deshalb verhält, so ist die Anwendung oder Deutung leicht zu machen.