Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

15.6

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Rohdaten: Text wurde noch nicht gesichtet und korreliert.

Zweitens ist, necist diesen Titeln, eine gen gegen unter den Christen gewöhnliche Ehren-Bezeigung, Menschen. daß sie vor einander nieder Enien, sich vor einander

bucken, neigen und beugen, und der Sut abzies hen, oder das Haupt entbloßen. Es ist mir nichts bekannt, was unsere Widersacher in diesem Stück zu ihrer Vertheidigung aufbringen können, ausser etli de wenige Beispiel des Alten Testaments und die Lands-Gewohnheit.

Die ersteren sind, daß sich Abraham gegen die Kinder Şerb; und Lot gegen die zwei Engel gebücker.

Alleine die Gewohnheit dieser Patriarchen und Erzs Väter, so nur der Geldicht nach erzählt wird, ist den Christen jetzt zu keiner Regel gegeben. So dúrs fen wir ihnen auch nicht eine jede Handlung nachtun, welcher keine besondere oder ausdrückliche Bestrafung beigefügt ist. Denn wir lesen nicht, daß Abraham wegen seiner rogeneigten Annehmung der Sagar was re bestraft worden. Und gewiss, wenn man sager wollte, es sei uns alles erlaubt, was sie getan has ben, so würde solches große Ungelegenheiten, die leicht

zu begreifen sind, nach sich ziehen. Und was die Ges der Bilter wohnheiten der Völker betrifft, ist foldse ein sehr

übler Beweis wegen des Wandels eines Christen. Regel vot die Chri:

Wir sollten eine bessere Regel haben, nach welcher

wir uns richteten, als die Gewohnbeit der seiden. NÓM.12,2. Der Apostel vermahnet uns, daß wir uns dieser Welt nicht gleich stellen sollen, ic. Wir sehen, wie

Die Ge: wohnheit

ist keine

ften,

wenig sie in dieser Sache aufzubringen wissen. Man erwege demnach, ob die Ursachen, so uns zu Ables gung dieser Dinge bewegen, nicht wichtig genug sind, uns bei unserer Unterlassung derselben zu rechtfertis gen.

zu erst sagen wir, daß Gott, der des Mens schen Schöpfer ist, dem er Leib und Seel zu wieds men verbunden, über alles, und zwar nicht nur im Geist, sondern auch mit Liederwerfung des Leibes, anzubeten sei. Dun ist Viiederknien, Beugen it Bücken, Beugen, und das Saupt entblössen, das anbeten einzige äußerliche Bezeigen, wodurch wir unse: rer nur re Anbätung Gottes zu erkennen geben; und Gott deshalb ist es nicht recht, solche den Mens schen zu erweisen. Wie kann derjenige, der vor cis nem Menschen niederfället und sich zu dessen Füssen wirft, UOtt den Herrn auf eine demüthigere ärt verehren? Was behält derjenige reinem Schöpfer vor, der sich für dem Geschöpfe bücket, neiget und beuget, und das Haupt entblöfset? Nun zeigt uns der Apos stel, daß die ‘Entbldssung des Saupes dasjenige sei, was Gott bei Anbätung seiner Majestät von uns erfordert, 1 Cor. II, 14. Wenn wir nun unsere Ehrá erbietung gegen die Menschen auf gleiche Art an den Tag legen, worin ist der Unterscheid zu suchen? Niche in der äußerlichen Andeutung, sondern bloß in der Absicht des Gemüts; welches der Papi: ftischen Bilder-Verehrung die Tür öffnet, weldje hierdurch notwendig ausgeschlossen wird.

Zweitens, da die Menschen, vermöge ihrer Schöpfung, (obschon ihr Zustand, nach ihren uns terschiedenen Verhältnissen, solcher verschiedenen Verwandschaft gemarie Dienste und Gegen - Diens ste erfordert) einander keine Anbarung oder Vers ebrung schuldig; sondern alle auf gleiche Art vers bunden sind, solche Gott zu erweisen. Weiler

es

es ist, vor welchem, und vor dessen Damen al lein, sich alle Knie beugen müssen, und vor dessen Thron sich die vier und zwanzig Weltesten nieder werfen. Esheisst demnach Gott seine Ehre rauben, wenn Menschen diese Elhrerbietung von einander annebs men wollen. Massen alle diejenigen Pflichten der fdyuls digen Verwandschaft mit und gegen einander,ohne ders gleichen Beugen und Meigen, vollzogen werden; daher solche kein wesentliches Stück unserer Schuldigkeit gegen die Menschen, sondern nur unserer Schuidigs keit gegen Gott sind. Alle Menschen, unter allen Völkern, sind durch einen innerlichen Trieb geleitet worden, sich vor Gott zu beugen und nieder auf die Erde zu werfen, und es ist gewiss, daß dieses Bücken vor den Menschen seinen Anfang von einer felavifchen Furd)t, die einige besessen, genommen hat, welche sie verleitet, andere als Götter zu verehren; da auch ein ehrgcißiger, stolzer Geist in den andern aufgestans den, und sich an Gottes Statt gefekt und über die Brüder erhoben.

Zum dritten fehen wir, daß Petrus solches von dem Cornelio nicht annehmen wollte, ragende, er wäre ein Mensch. Sind denn die Papste mehr, , oder fürtreflicher als Petrus, die täglich zulassen, daß ihnen die Leute zu ihren Füssen fallen und solche filjen? Diese Bestrafung, welche Petrus dem Cor

nelio gebietet, bezeugt sattsam, daß dergleichen Sits Engel wollen nicht ten und Gewohnheiten unter den Christen nicht zu angebetet dulten waren. Ja wir sehen, daß der Engel dergleis

chen Anbätung oder tiefes Bücken von Johanne, Offenb. 19, 10. undc. 22, 9. ziemal nicht annehs men wolte, und zwar aus dieser Ursache, weil er sein und seiner Brüder Mit Knecht wäre. Womit er zur Gnüge anzeigt, daß es “Mit-Rnechten nicist anstehe, sich dergestalt vor einander zur Erden zu wers fen: Und in dieser Betrachtung sind alle Menschen Mit-Knechte unter einander.

Wenn

Petrus und der

reyn.

Wenn gesagt wird, Johannes habe allhier eine Einwurf. göttliche, und keine bürgerliche Verehrung zum Zweck gebabt:

So antworte ich dieses heißt zwar gesagt, aber Antwort: nicht bewiesen. So siehet auch nicht zu vermuthen, als ob Johannes zu der Zeit so schlecht unterrichtet gewesen, daß er nicht wissen sollen, es sei unrecht, die Engel anzubeten. Nur so viel scheint gewiss zu sein, daß er, wegen der großen und hohen Geheima nisse, so ihm von diesem Engel offenbart worden, in Willens gehabt, ein ausserordentliches Zeugnis der Hochachtung gegen denselben an den Tag zu legen, weßhalben er bestraft wurde. Nach Betrachtung dieser Dinge, wird es dem Urteil derer, die in der Tat und Wahrheit Christen zu sein begehren, ans heimgestellt, ob wir deswegen zu tadeln sind, daß wir uns dieser Ehrerbietung gegen Menschen entziehen. Es wollen diejenigen, die und solches verargen, doch woblbedachtig erwegen, ob sie nicht den Mardochai eben sowohl der Unb/flichkeit

beschuldigen möchten, der in diesem Stück ein eben so eigensinniger Sons derling gewesen, als wir sind. Und da sie uns sols Das Bür ches vor Grobheit und Kochmuth auslegen, obschon Menichen das Zeugnis unseres Gewissens indem Angesicht GØts zu unters tes ein sicherer Schirm wider solche Lästerungen ist; keine une so ist doch bekannt, daß es Leute von solcher Herkunft höftidsfeit

, unter uns gebietet, die diese Dinge keineswegs aus Mans auch weder gel dessen, was sie gute

Auferziebung nennen, uns noch Grobs terlassen. Und wir müssten aller Vernunft beraubet beit. sein, daß wir diesen Hochmuth so theuer bezahlen sols ten, wie er vielen zu sieben gekommen, welche von der frcyen Uebung ihres Sewissens hierinnen nicht abges hen wollen. Indern unzehlige von uns aufs heftigste geprügelt und mit Fäusten geschlagen, ja, viele Mos nate nacheinander mit Gefängniß belegt worden, aus keiner andern Ursache, als weil wir den stolzen, uns

vernünfs

vernünftigen Gemütern boffartigerLeute,durch Entbldssung unseres Saupts und Bückung unseres Leibes, kein Genüge leisten wollen. So leget auch unsere unschuldige Gewohnheit, da wir stille, obschon aufrecht, stehen, und unsere Güte nicht abnehmen, (welches doch eben so vielist, als daß wir unsere Schus he nicht ausziehen, die so wohl zu Bedeckung der Süß fe, als die Süre zur Bedeckung des Saupts dienen,) lange nicht so viel Grobbeit an den Tag, als ihre, da sie uns prügeln und schlagen, weil wir uns, wider uns ser Gewissen, nicht vor ihnen bücken können. Wels ches sicherlich an ihrein Teil weit weniger Sanfts müthigkeit und Demuth, als auf unserer Seite Grobe heit und Sochmuth zu erkennen gebietet. Nun gerekt, es wäre eine Schmachheit von uns, und wir stäcken darinnen wirklich in einem Irrthuin, (denn, daß es eine opürkliche Übertretung eines ausdrücklichen Ges bots Christi Tey, sagen sie selbst nicht) sollte man uns darinnen nicht etwas nachsehen? Sollte man nicht mit uns in Gedult stehen? Da der Apostel befiehlet, man soll auch derer schonen, die sich ein Gewissen mas chen, Sleisch zu essen? Und pflegt nicht ihre Vers folgung und Schmáhung, die sie uns deswegen ans tun,zu verrathen,daß sie dem stolzen Saman gleicher sind, als den Jüngern und Nachfolgern des sanfts mús thigen sich selbst verleugnenden Jesus? Und dieses kann ich vor dem Angesicht Gottes, so wohl aus meiner eigenen Erfahrungals, aus der Erfahrung viel tausend anderer mehr kühnlich sagen, daß, so gering und thdricht diesesauch immer scheinen mag, uns dennoch, und zwar um des Gewissens willen, gebühret,lieber den Tod zu ers wählen, als den Menschen darinnen gefällig zu werden. Und da dieses unsern natürlichen Gemütern so febr zus wider ist, so sind viele unter uns, denen die Unterlass fung dieses Bückens und dieser Zeremonie fäurer ans gekommen, als der Tod selbst. Daher wir solches

nimmermehr

billigen.

nimmermelr unterlassen haben würden, wenn wir, bei dem Gebrauch desselben, unsern Frieden mit Gott hätten geniessen können. Wiewohl es ferne von uns sei, alle diejenigen zu richten, denen Gott das Unrecht desselben, unter dergleichen Gefahr, nicht erkennen lassen. dennoch zweifeln wir nicht, daß Gott denen, die sich als getreue Zeugen des gotes lichen Lichts Christi in ihren Gewissen erweisen wollten, das Unrecht dieser Dinge gleichfalls zeigen würde.