14.6
warning
Der Grund aller Verfolgung aber ist, Der Vers wie oben gezeigt worden, die Creugess flucht, oder
Unwilligkeit um der Wahrheit willen etwas zu leiden. Denn kein Mensch, der einen andern seines Gewissens wegen verfolgen will, würde wegen seines eigenen etwas leiden, wenn er es vermeiden könnte. Zumal ihn sein Grund-Sak verbindet, dasjenige, was er vor die Wahrheit hátt, mit Gewalt (wenn er einige besiget) zu bestätigen, und deshalb andern aufs zubringen. Deshalb erachte ich es vor nützlich, allen Nationen und Völkern in der Welt zum Unters richt, an diesem Ort etwas weniges von der eigents lichen Art und Beschaffenbeit des wahren Christe lichen Leidens beizufügen: Welchem von den Zeus gen Gottes, die er zu dieser Zeit erweckt hat, ein Fehr getreues Zeugnis geleistet worden, dergleichen in viel hundert Jahren, ja seit dem der Abfal statt ges funden, kaum bekannt gewesen ist. Jedoch ist alhier mein Absehen keineswegs, dem Leiden der Proces
stantischen
folgung.
ftantischen Märcyrer, dadurch etwas zu benehmen. Massen ich dafür hatte, daß sie, der Austeilung des in denselben Tagen erscheinenden Lichts gemäß, ges treulich gegen Gott gewandelt haben, als unter wels chen viele abgesagte Feinde der Verfolgung gewesen sind, wie durch ihre Darwider an den Tag gelegte Zeugnisse dargetan werden könnte.
Das wahre getreue und Christliche Leiden aber Was mah: besteht darinnen, wenn die Menschen dasjenige res Leiden
ser ?
ungescheuer bekennen, was sie, ihrer innerlichen Überzeugung nach, vor recht halten, und deshalb ihre Anbätung und ihren Gottesdienst darnach einrichten und vollziehen, wie sie, ihrem Gewiss fen und gebührendem Recht nach, zu tun bes rechtigt sind; und daß sie weder in solchem, wes gen aufserlicher Aufmunterung von Menschen, etwas mehrers unternehmen, noch auch, aus Surcht ihrer Gesetze und darwider abgefaßten Verordnungen, um ein Saar breit davon ab, weichen. Wenn nun ein Christ solcher Gestalt seine rechtmäßige Freiheit, mit so großer Herzhaftigkeit und Unschuld, vertheidiget, so wird er zu seiner Zeit; und wenn es auch durchs Blut geschehen sollte, den Frieden dadurch erkaufen, wie diese Zeit in gewisser Masse erfahren hat, und sehr viele bezeugen können; welches der Welt noch heller in die Augen leudsten wird, je mehr und mehr die Wahrheit auf Erden Rauin gewinnt. Allein diejenigen sündigen gróblich wider diese vortreflidie Regel, die zur Zeit der Vers folgung ihr Glaubens-Bekenntniß auf keine so freis müthige Art ablegen, als sie wohl tun würden, wenn die Umstände anders beschaffen waren; und dennoch, wenn sie die Obrigkeit auf ihre Seite bringen kóns nen, nicht nur ihre Freiheit aufs ausserfte zu erstres afen, sondern auch dieselbe dadurch zu bestätigen su: chen, daß sie solche andern auf keinerlei Weise vers statten wollen.
Von
geneant werden.
Die un
Von dieser vortrefflichen Gedult und diesem Leiden schuldigen Leiden ber haben die Zeugen Gottes, so aus Spott Quaker ges Boles, so nennt werden, einen offenbaren Beweisthum abges Quäfer
stattet. Denn so bald, als Gott seine Wahrheit unter ihnen offenbarte, giengen sie, ohne etwas nach allem Widerstand zu fragen, oder erst lange zu erres gen, was ihnen begegnen möchte, auf und nieder, nachdem sie von dem Herrn dazu bewegt wurden; predigten und pflanzten die Wahrheit fort auf Markts Plagen, Land-Strassen, auf den Gassen und in den Offentlichen Tempeln, ungeachtet sie täglich deswegen geschlagen, gegeisselt, verwundet, geschleiffet, und in die Gefängnisse geworfen wurden. Und wenn irgends mro eine Gemeine oder Versainmlung beisammen war, so lelreten sie dieselben, ihre Zusammenfünfte öffent: lich zu halten, und nicht die Türen zu verschließeni, oder solches verstobloer Weise zu tun, aufdaß es jes derman wissen, und hinein kominen möchte, wenn er Lust dazu hätte. Gleichwie nun hierdurch alle rechts mäßige Gelegenheit zu einer gegründeten Furcht, als ob man heimliche Rotten und Anschläge wider die Regierung stiften wollte, abgelehnet woard, deshalb machs te diese ihre Herzhaftigkeit und Treue gegen Gott, da sie ihre Versammlungen nicht aufgaben, (sondern die Gegenwart und Herrlichkeit Gottes sich darins *nen desto mehr offenbarte, und den Verfolgern im Gewissen zum Schrecken gereichte) die Bosheit ihrer Feinde endlich so múde, daß sie sich öfters genötiget fanden unverrichteter Sache wieder lyinweg zu gehen, oder das Werk ihrer Grausamkeit unausgeübt zulas fen. Denn wenn sie kamen, in eine Versammlung einzubrechen, und solche zuverstólren, so saben sie sich ges notliget, einen jedweden darunter insbesondere mit Ges walt heraus zunehmen; weil sie sich ihrer rechtmäßis gen Freiheit nicht begeben, und auf ihren Befehi so schlechterdings auseinander gehen, und die Versamnis
lung
lung zertrennen konnten. Und wenn man sie hinaus ges fuleppet hatte, und sie nicht durch Gewalt abgebals ten wurden, so kehrten sie alsbald ganz friedsam wies der zurück an ihren Ort. Ja, wenn die Obrigkeit bisweilen ihre Versammlungs’s Häuser niederreissen lassen, so sind sie des nächsten Tages wieder auf dem Schutt und Stein Haufen zusammen gekommen, und haben deshalb durch unschuld von demjenigen Grund und Boden, der ihnen eigenthümlich zugehörte, Besig bes hatten, und ihr Recht, sich zu verfammlen und Gott zu dienen, da solches keinem Menschen weder vers wirkt noch abgetreten war, dergestalt behauptet. Ja, dergesialt haben sie es behauptet, daß, wenn bewehrte Mannschaft hinein fam, sie aus einander zu treiben, ihr solches zu tun unmöglich fiel, sie müsste denn Mann für Mann zu einem Schlacht-Opfer ges macht haben. Denn sie krochen, so dichte zusam, men, daß man sie nicht anders, als mit der äussers sten Gewalt, und gleichsam Stückweise, von einander reissen konnte. Wenn auch die Bosheit derer, die sich ihnen wiedersekton, so rasend wurde, daß sie mit Schaufeln den Sihutt auf sie warfen, so stunden sie unbeweglich, und waren bereit, wenn es der Err zulassen sollte, lebendig allda begraben zu werden, und ein Zeugnis vor ihn abzulegen. Gleichwie diese ges dultige, dennoch aber beherzte Art des Leidens den Verfolgern ihre Arbeit sehr sauer und verdrießlich mach. te; deshalb pflegte die Herzhaftigkeit und Gedult der Leis denden, die keinen Widerstand taten, noch auch einis ge Waffen sich zu vertheidigen gebrauchten, oder auf einige Weise Rache auszuüben suchten, der Verfol. ger Herzen heimilich zu rühren, und zu verursachen, daß die Räder an ihren Wagen ganz langsam forte giengen. Nach vielem und inancherley deshalb gedule tig ertragenem Leiden, welches zu erzeblen an sich selbst ein großes Buch ausmachen würde, so aber Rrrr
zu
zu seiner Zeit aller Welt öffentlich vor Augen gelegt werden mag, (denn es ist solches aufgezeichnet vors handen) hat man endlich eine Art Libertatis negativæ, oder eine bloß geduldete Freybeit erhalten; deshalb, daß wir uns jetzt mehrenteils, ohne Verjtóhs rung oder Beunruhigung von der Obrigkeit, verfamm, len können. Hingegen kommen die meisten Protes ftanten, wenn sie nicht die Erlaubniß und Dultung von der Obrigkeit haben, nur in geheim zusammen und verbergen ihr Zeugnis; und wenn sie entdeckt werden, und eine Möglichfeit vor sich sehen, durch Gewalt zu éntkommen, (und wenn es auch durch Aufreibung des rer, die sie auffuchen, gefchehen sollte) so werden sie die Gelegenheit dazu nicht aus den Händen lassen. Wodurch sie der Ehre ihres Leidens verlustigt geben, indem sie nicht als unschuldige Nachfolger Christi sich Offentlich zu erfdeinen getrauen, noch auch ein Zeugs niß ihrer Unschuld in den Herzen ihrer Verfolger zus rück lassen; deren Wutby, durch solchen Widerstand, nur desto mehr gegen sie entzündet wird. Und was dieses (ckte anbetrifft, da sie sich denen, die sie vers folgen, gewaltsam widersetzen, so können sie dabei weder das geringste Gebot Christi vorschüßen, noch auch dartun, daß solches durch sein oder seiner Apos stel
Beispiel irgendswo gebilligt worden wäre.
Was aber das erste von der Flucht, und daß sie heimlich zusammen kommen, und die Wahrheit nicht öffentlich bezeugen, anlangt, so pflegen sie gemeinigs lich. Die Worte Christi einzuwenden, Matth. 10,23. Wenn sie euch in einer Stadt verfolgen, so flies bet in eine andere, und Apost. Geich. 9, 4. Die Jünger kamen heimlich zusammen, aus Surche für den Juden. Ebenso Apost. Gesch. 9,25. Daß Paulus zu Damasco in einem Korb über die Mauren herab gelassen worden. Was erstens die Worte Christi betrifft, so ist noch
[merged small] die Frage, ob sich solche auf etwas weiters, als nur bloß auf die damalige besondere Botschaft, mit wels cher er sie zu den Juden sandte, beziehen. Ja, die legtern Worte scheinen ausdrücklich so viel anzuzeis gen, ihr werdet die Städte Israel nicht ausrich: ten, (nicht durchziehen) bis des Menschen Sohn kommer. Nun kann aber eine besondere Handlung, oder ein besonderer Befehl, so auf eine besondere Zeit gegeben worden, niemand zum Beispiel oder Beys spiel dienen, das Creuß Christi beut zu Tag zu flies hen. Aber gesetzt, dieser Befehl erstrecke sich nodyweis ter, so müsste er doch deshalb verstanden werden, daß man sich solchen nur in so ferne zu Nuß madhe, als der Geist Freiheit dazu erteilt; fonit dürfte kein Mensch, der fliehen könnte, Verfolgung leiden. Wa- Zur Zeit rum flohen denn die Apostel, Johannes und Petrus, gung zu nicht, als sie das erstemal zu Jerusalem verfolgt Alieben,
it nicht ers wurden; sondern giengen vielmehr des nächsten Tas
laubt. ges, nachdem sie von dem Rat lofgelassen worden, wieder hin, und predigten dem Volkmit Freudigkeit? Es lassen sich aber gewisslich manche nur allzu gencigt und fertig dazu finden, dergleichen Redens - Arten alsbald auf die Erhaltung ihres Lebens zu ziehen; und haben daher große Ursache, zu besorgen, daß sie sich bei Erklärung derfelben, nicht dem Sffentlichen Zeugs niß um des Namens Jesu willen entziehen, und fole chen, aus Furcht vor der Gefahr, einen solchen Vers stand andichten.
Was die heimliche Zusammenkunft der Jünger ans langet, so haben wir nur eine Erzählung dessen, mas geschehen ist. Dieses aber langet noch nicht zu, fols ches zu einem Beispiel unserer Nachahmung zu mas chen. Und diejenige Neigung, welche die Menschen so hurtig macht, ihnen alsbald nachzutun, was doch
vielleicht nur eine Schwachheit sein können, leget | gnugsam an den Tag, daß es keinesivegs ein wahrer Rrrr 2
Eifer
Eifer fers, diesen Jüngern gleich zu werden, sondern vielmehr ein Verlangen, ihr Leben in dieser Welt zu erhalten, so sie dazu bemeget. Was legtens dasjes nige noch betrifft, daß Paulus von Damasco hinweg geschaffet worden, so ist solches etwas ganz besonders gewesen, und shne Zweifel auf ausdrückliche Erlaubs niß Gottes gefdrehen; der, weil er ihn zu einem theus ren Rüstzeug und vornetmen Diener des Evanges lii verordnet, nach seiner Weisheit vor gut angeses hen, den gottlosen Rat der Juden zu nichte zu mas chen. Unsere Widersacher aber haben keinen solchen Vorwand, daß sie fliehen; deren Flucht von der Sorge für Selbst-Erhaltung und nicht von einer uns mittelbaren Offenbarung herrührt. Und daf Paus lus sich dieses zu keinem beständigen Richts Scheid seines nachgehenden Verhaltens gestellt, erhellt uns ter andern auch daraus, daß er zu einer andern Zeit, alles Zuredens seiner Freunde ungeachtet, und ohne Betrachtung der gewissen Prophezeyung seines zukünfs tigen Leidens, sich dennoch nicht wollte abrathen las fen, hinauf nach Jerusalem zu reisen, welches er doch, der vorgedachten Regel zu Folge, hátte tun sollen.
Damit ich aber diese Materie einmal beschliesse, forey Gott und unserm Herren J£luChristopreis undEhre, daß er uns, nun indie fünf und zwanzig Jahre her, solange wir als ein abgefondertes und unters Tchiedenes Volk bekannt sind, die Gnade verliehen hat, getreulich um seines Namens willen zu leiden, ohne uns der Drangfal zu entziehen, oder das Creuß jemals zu flieben. Und die Freybeit, so wir anjetzt genieffen, haben wir seiner Barmherzigkeit zu danken, und fols che durch keine dusserliche Bemühung, Sorge und Klugs heit zuwege gebracht; sondern er ist es, der die Hers zen unserer Widerfacher beiveget hat. So sind es auch keine vorteilhaften politischen Absichten gewes fen, die uns solche verschafft haben; sondern das
Zeugnis
Zeugnis unserer Unschuld in den Herzen unserer Vors gelegten. Denn Gott hat uns bisher beraliret, und in dem gedultigem Leiden Jesus erhalten, daß wir unsere Sache durch Verfolgung eines einzigen Menschen aufgegeben hätten; welches wenige unter den Christen, die mir bekannt sind, wenn es ja einis ge gebietet, sagen können. Wider diese unsere unschul-, dige und Christliche Sache, die ihres gleichen kaum hat, weiß die Bosheit unserer Feinde nichts aufzus bringen, als daß sie sagen, wenn wir Gewalt bäts ten, so würden wir es auch nicht viel besser maden. Dieses ist eine recht unvernünftige Erz-Bosheit, und eine Freiheit, die sie sich beraus nehmen, von zukünfs tigen Dingen zu Urteilen, die sie doch durch keine unmittelbare Offenbarung haben. Und gewiss, es ist die allerstrengste und härteste Beurteilung, wenn man vors gebietet, unschuldige Leute würden denjenigen Grunds. Lehren entgegen
handeln, die sie öffentlich bekennen, welche doch durch ihren bisherigen Wandel nicht den geringsten Schein-Grund dazu gegeben haben, und worin man nur andere nach sich selbst beurteilet. Solche auf bloßen Argwohn gegründete Muthmassung gen können, so lange wir bei unserer Unschuld bleiben, nicht wider uns streiten. Und daferne wir jenials der Perfolgung duldig befunden werden, daß wir andere durch Leibes - Strafen zu unserm Glaubens-Weg zwingen, alsdenn mag man uns vor die allergrósten Seuchlern unter der Sonnen halten, und keinem Menschen wehren, uns, ohne Versdjonen, auf das äusserste zu verfolgen. ‘Amen! sagt meine Seele.
Der
V, 14.
10, 26.
Matth. 151
W. 13. Eol. 2, 8.