Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

14.5

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Also fhreibet Athanasius: Die Eigenschaft in epift, ad der Gottseligkeit ist, daß sie niemand zwingt, ag, ibid. sondern die Leute, nach Christi Beispiel, úbers

geuget, der niemand zwunge, sondern es in eis nes jeden freien Willen stellte, wer ihm nachs folgen wolte, zc. Der Teufel aber, weil er nichts von der Wahrheit hat, braudit Gewalt und ärs ten, die Türen aufzubrechen, damit er aufges nommen werde. Unser seiland bingegen ift fanftmüthig, und lehrer die Wahrheit. Wer mir nachfolgen und mein Jünger sein will, spricht er, der verleugne sich selbst und nehme sein Creus auf sich täglich, etc. Er zwingt aber niemand, daß er ihm nachfolgen moge, sondern er klopfet vielinehr an, und rufer: Thue mir auf, meine Schwester, liebe Braut! Und wenn ihm aufges than wird, gebet er hinein. Ziebet sich aber wies der zurück, wenn man verweilet, ihn einzulas

ren.

Athanas.

fen. Denn die Wahrheit ist nicht mit Schwerds tern und Pfeilen, nicht mit Soldaten und Wafs fen, sondern mit Überzeugung und heilsamen Rat fortzupflanzen. Und es ist merkwürdig, daß es die gottlofen Arianer gewesen, welche diese Lehre, andere zu verfolgen, zu allererst unter den Christen auf- gebracht haben, deren Nachfolger so wohl die pros testanten als Katholiken in diesem Stück find. Das her Athanasius dieselben ferner deshalb bestraft: Wo Athanas. haben sie doch, spricht er, dieses Verfolgen ger Apoll lernet? Gewißlich, sie können nicht sagen, daß fua sie es von den Heiligen gelernet haben; sondern Tom.I. Der Teufel hat es ihnen eingegeben, und sie solo ches gelehrt. Der Err befiehlet 3par bisweis len zu flieben, und die Heiligen retten sich auch bisweilen durch die Slucht; die Verfolgung an. derer aber ist die Erfindung und Beweisung des Teufels, deren er sich wieder alle zu bedienen sus chet. Ferner spridster: Da die Arianer diejenigen ins Elend verweisen, die ihre Sagungen nicht unterschreiben wollen, so geben sie dadurch zu ers kennen, daß sie denen Christen zuwider, und Sreunde des Teufels sind.

Jeßt aber, welches zu bejammernist, tspricht Hil.contra Hilarius) sind es die irdischen Stimmen, wel: che den göttlichen Glauben anpreisen, und Chris ftus wird seiner Kraft entblöffet gefunden, indem Der Ehrgeis seinem Damen beglaubt machen muß. Die Kirche bestraft und streitet durch Verjagung und Gefängnisse, und dringer ihren Glauben andern mit Gewalt auf, der doch ehes mahls deswegen Beifall fande, weil die Gláus bigen selbst Verweisungen und Gefängnisse auf sich nehmen musten. Diejenige, so ehemahls durch das Schrecken ihrer Verfolger geheiligt wurde, beruhet jetzt auf der Würdigkeit derer, die in

Aux,

Ainbr,

ihrer Gemeinschaft stehen. Diejenige, so ebes mahls durch die vertriebenen Priester fortges pflanzet wurde, verweist jetzt selbst die Priester ins Elend. und diejenige, die sich jetzt rübmet, daß sie von der Welt geliebt werde, würde vors mals nicht Christi haben sein wollen, wenn sie

nicht von der Welt gebaffer worden wäre. Hieron.

Die Kirche (spricht Hieronymus) wurde durch Epist 62. ad The Blutvergiessen und Leiden, nicht aber durch Ver’s

wundung anderer gegründet.’ Sie nahm durch Verfolgung je mehr und mehr zu, und wurde durch das Marterthum gecrônier.

Ambrofius verweist Auxentio, einem Arianer, Epift. 32. com. 3. seinen Frrsal auf diese Weise: Diejenigen, welche

er (nämlich der Auxentius) nicht durch seine Bes redlamkeit betrügen konnte, die gedentet er mit dem Schwerdt zu tôdten; macht blurige Gesetz Be mit seinem Nunde, schreiber solche mit seiner eigenen Sand, und bildet sich ein, daß ein bers aus gértebenes Ediet den Glauben anbefehlen könns te.

Eben dieser Ambrosius sagt, daß er in Franks Epift. 37. reich mit denjenigen Bischsffen keine Gemeins

schaft pflegen wolen, welche verlangt, die Res Ber hinzurichten, und am Leben zu bestrafen.

Der Kayfer Martianus, welcher das Chalcedoni

sche Concilium versammelte, betheuerte, daß er keis mand. &c. nen Menschen mir Gewalt zwingen oder dazu Mon, Eg. antreiben wollte, das Concilium zu Chalcedon wis

der seinen Willen zu unterschreiben.

(a) Hosius, Bischoff zu Cordua, bezeuger, daß conc. gen. der Kayser Constans seinen Menschera mit Gewalt

zwingen wollen, sich der Orthodoxen Lehre gleichs förmig zu bezeigen.

(b) (a) Hofi. Epist. ad Const. apud Ath. in Ep. ad solit, vit.

ambr,

Mart. Epift. ad Archi-

Concil. Chalced. tom. 2.

tom. I.

(6.) Und Hilarius sagt ferner, daß Gott die Ers Kenntniß seines Wefens vielmehr Lehre, als mit Gewalt erfordere, und seine Gebore durch die Wunderwerke seiner göttlichen Umacht bestas tige. Er will nicht, daß solche jemand gezwuns gen bekennen soll, etc. Er ist der Gott und Err über alles, er bedarf keines gezwungenen Ges horsams, und erfordert keine abgenochigte Bes Kenntniß.

(c) Ambrosius spricht : Christus sanote seine Apostel aus, den Glauben auszusäen; nicht, daß sie zwingen, sondern lehren; nicht, daß sie Ges walt unð Drangsal ausüben, sondern die Lehre der Demutb erheben sollten.

Daher täßt sich Cyprianus, (d) bei Vergleich, ung des alten Bundes mit dem Zeuen, vernelymen: Damals wurden sie gerddret mit dem äußerlichen Schwerdt, als die fleischliche Beschneidung noch währete; jetzt aber werden die Soffartigen und Salßstarrigen durch das geistliche Schwerdt abs gechan, wenn sie aus der Christlichen Gemeine hinaus gestossen werden. Und dieses stimmet sehr wohl mit dem vorher berýlyrten Einwurf überein, der von Beobachtung der Jüdischen Rechte, unter dem Geres, hergenommen war.

(e) Sebet nur, (spricht Tertullianus zu den Hey, den) ob es nicht zum Bebuff der Gottlosigkeit ges reichet, wenn man die Freiheit der Gottseligkeic aufzuheben, und die Menschen an Erwählung ihres Gottesdienstes zu verhindern sucher: Da mir nicht zugelassen ist, anzubeten, wen ich will, sondern mich gezwungen sehen muß, dasjenige

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(b) Hil. l. I. ad Const. (c) Ambr. comm. in Luc. 1. 7. (d) Cypr. Epift. 62. le) Tertull. Apol. c. 14.

Idem ad

Tertull. zu verehren, was ich nicht will. Es ist nicht eins Apol.c.28. mal ein Mensch zu finden, der von jemand wis

der seinen Willen angebetet zu werden begebret. Und wieverum spricht er: Es ist eine Ungerechtig. Keit, die einem jeden bei dem ersten Anblick in die Augen fället, wenn man die Tienschen wider ib. ren Willen zu opfern zwingt, weil ein williges Herz dazu erfordert wird, wenn inan Gott dies

nen will. Und aberinal: Es ist ein menschliches Scapul.c.2 Recht, und eine von der Ciatur erteilte Macht

und Greybeit, daß ein jeder verebren mag, was er hoch schäget; und eines Menschen Religion bringt einem andern weder 17ußen noch Schas den. So könimet es auch der Religion nicht zu, die Religio:1 mit Gewalt aufzuzwingen, als wels ches durch Heyfall, und nicht durch Gewaltthäs tigkeit, unternommen werden muß. Massen die Opfer selbst nur von einem willigen Gemüt ers fordert werden.

Wie nun so wohl die Katholiken als Protestanten (die so viel Rühmens von den alten Kirchen-Leba rern machen,) diese klaren Zeugnisse vorbei gehen Fóns nen, überlasse ich eines jedweden vernünftigen Mens fchen selbsteigenem Urteil. Und gewisslich, ich zweis fele gar sehr, daß sie in einem einzigen von ihnen bes haupteten, und von uns verneinten Punkt alle Alts Väter und Scribenten der ersten Kirchen so gar einhellig finden werden. Welches zu erkennen gebietet, wie sehr sie dieses alle dem wahren Wesen des Chris stenthums entgegen zu sein befunden, und daß, was die Verfolgung betrifft, kein geringes Stück des Abs falls in folder bestanden; welches von Zeit zu Zeit zunahm, bis es endlich so weit kam, daß der Papst, bei dem geringsten Mißvergnügen, Fürsten und Herren mit dem Bann belegte, und ihre Unters thanen von dem ihnen schuldigen Gehorsam loßs

zeblte,

jehlte, und dieselben nach Gefallen ein- und abs segte. Wenn nun die Protestanten diese Feindses ligkeiten mit Recht an den Katholiken verabscheuen, so frage ich, ob es nicht etwas betrübtes sei, daß sie ders gleichen selbst ausüben? Welches doch eine Sache ist, moran sie bei dem Anfang der Reformation, als sie noch an ihrer ersten Unschuld hielten, nicht einmal ge- dacht haben; wie aus denjenigen Worten Lutheri ers Luth. Lib. bellet, wenn er spricht: Weder Papst noch Bischof, de Capti- noch auch einiger anderer Mensch, bar Mache, bylonicas einen Christen zu einer einzigen Sylbe, es gesches be denn durch seinen eigenen Beifall, zu verbing den. Und wiederum sagt er: Ich rufe denen Chris ften freimüthig zu, daß weder Menschen noch

Engel ihnen ein Gefen auflegen können, als in ro fern sie ihren Willen darein geben; denn wir sind frei von allen. Und als er auf dem Reichss Tage zu Speyer vor dem Raiser erschiene, und in ei- nem besondern Gespräche, welches er vor dem Erz- Bischof von Trier, und Joachim, Churfürsten von Brandenburg, bielte, aber keine Möglichkeit war, ihn mit seinen Gegnern zu vereinigen, von ihnen ges fragt wurde, was vor ein Mittel ihm am füglichsten schiene? So antwortete er: Der Kath, den Gas Historie maliel den Juden vorschlug, nämlich, wenn das describen- Werk aus Gott päre, so würde es bestehen, wo Concilii. aber nicht, so würde es von sich selbsten binfallen; wobei es ver Papst sollte bewenden lassen. Er fagte nicht, weil er recht bätre, so sollte man seiner schonen. Denn dicses Concilium seket voraus, daß diejenigen, die gedultet werden, unrecht haben, und dennoch wie bald dringt eben dieser Lucherus, ehe er selbjt noch recht sicher war, auf den Churfürsten von Sachsen, den armen Carlstad aus dem Lande zu sagen, weil er sich nicht in allen Stücken seinem Urs teil unterwerfen konnte. Und gewisslich es wird R9442

nicht

Calvin,

nicht ohne Grund erzählt, daß es Lutbero im Hers zen webe getan, (und zwar dergestalt, daß man ihn trästen müssen,) als ihm die Nachricht gebracht wors den, was massen sich Carlstad, in einem Brief an seine Gemeine, einen des Gewissens halber, auf Anstiften Martin Luthers, vertriebenen Mann genennt. Und da fowohl die Lutheraner die Cals vinisten, als die Calvinisten die Lutheraner nicht leiden, und, in ihren verschiedenen Herrschaften, die freie Uebung des Gottesdiensts einander nicht verstats ten wollen; so gebietet solches zu erkennen, wie wenig sie, in diesem Stúc, sowohl den Katholiken als Arias

nern nachgeben. Und dennoch darf Calvinus sagen, Inftit

. 1. 3. wir halten dafür, daß die Bewissen der Mens Sed. 14. schen von aller Gewalt frei und ausgenommen

sind. Wenn aber diesem deshalb ist, warum hat er denn gemacht, daß Caftellio ins Elend verwiesen worden, weil diesem sein Gewissen nicht zuliesse, mit ihm zu glauben, daß Gott die meisten Menschen zur Verdainmniß verordnet hätte? Warum hat er verstattet; daß Serverus verbrannt worden, weil er die Gottheit Christi geleugnet; daferne des Calvini von ihm erteilten Nachricht zu gläuben ist? Ob nun schon solche Meinung billig zu verabscheuen, so war Doch des Calvini Hezeigen nicht weniger zu verdams men, daß er ihn verbrennen ließ, und hernach vers theidigte, daß és recht wäre die Reger zu verbrens

Wodurch er die Katholiken anfrischte, seine Nachfolger desto dreister zum Scheiter - Haufen zu fchleppen; da ihnen die Lehre des Meisters ihrer eis genen Secte die Gewährdeswegen leistete. Wobei jene denn nicht vergasfen, diesen solches öfters unter die Nase zu reiben. Und gewiss, sie wujten wenig darauf zu antworten. Daher der sehr verständige und ruhms würdige Verfasser der Sistorie des Tridentinischen Concilii (in seinem fünften Buch, wo er von unters

schiedenen

nen.

schiedenen Protestanten, die ihrer Religion wegen vers brannt worden, Nachricht gebietet) sehr wohl und weiss lich anmerket, es sei etwas recht erstaunliches ges wesen, daß diese neuen Reformatores und Religi ons: Verbesserer sich unterstanden hätten, andes re der Religion halber zu bestrafen. Und wenn belobter Autor hernach davon Meldung tut, daß Cal- vinus die Bestrafung der Reber rechtfertigt, so fes zet er hinzu: Dieweil aber der Game Reserey mehr oder weniger eingeschrenkt, ja, auf unter: schiedene Weise genommen werden kan; so kan diese Lehre gleichfalls in unterschiedenem Ver. stand genommen werden, und denen zu einer Zeit nachteilig sein, die zu einer andern möchten Duben davon gehabt haben.

Daß demnach diese Lehre von Verfolgung der Der Pros Regger von den Protestanten unmöglich behauptet

testanten

Stekers werden kan, ohne die Hände der päpstlichen Inqui- Verfol. fitoren oder Regermeister aufs nachdrücklichste das gung itárs durch zu stärken. Und versichert, sie läuft endlich auf Pabftische ein pur lauteres Papstthum hinaus. Denn wenn

Inquiliich diejenige Religion nicht bekennen und predis gen darf, die ich, nach der Überzeugung meines Gewissens, vor wahr halte, so ist es vergeblich, in der Schrift zu forschen, oder meinen Glaus ben, vermöge der daraus bergeleiteten unübers windlichen Gründe, zu erwählen; weil ich alles, was ich darinnen anmerke, oder dessen ich übers geuger bin, entweder dem Urteil der Obrigkeit und der Kirche des Orts, wo ich wobne, unters werfen, oder mich entschließen muß, ins Elend zu wandern, oder gar den Tod auf mich zu nebs men. Ja, endet sich diese Eegerische und widers christische Lehre, fowohl der Katholiken als Protes stanten, nicht zuletzt in der verfluchten Staatss Rlugheit des Mahomete, der alles Gespräch von

tion.

der

der Religion, und alle vernünftige Untersuchung derselben verbote, weil es nur zu Trennungen und Spaltungen Gelegenheit gabe ? Und fürwahr, diejenigen, die so sehr auf die Verfolgung dringen, und andern die Gewissens-Freiheit versagen, geben dadurch zu erfennen, daß sie vielmehr Mabomets als Christi Jünger sind; und des Apostels Lehre keines wegs nachzufolgen begehren, als melcher die Thessas lonicher ermahnte, alles zu prüfen, und das Gute zu behalten, i Chell. 5,21. und an einem andern Ort spricht er: Soli ihr fonft etwas halten, das lasset euch Gott offenbaren, (oder, nachdem Gries chischen, so ihr etwas anders baltet, (oder, anders gesinnt seio ] auch das wird euch Gott offenbas ren, Phil. 3, 15.) Nicht, daß es ihnen durch Stadt sund Lands- Vertreifung, Stocks und Staus

pen-Schläge eingebläuet werden müsste. Der rund