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Allein sie seßen dieser Sreyheit des Gewis Einwurf. fens den Ort 5 B. Mol. 131 5. entgegen, wo ges boten wird, daß die falschen Propheten gecooter werden sollten; und führen demnach unterschiedene Beispiel deswegen an.
Die Sachen sind einander keineswegs gleich. Die Antwort. den Juden besonders gegebene Gebote und die darauf erfolgten Beobachtungen derselben sind ‘den Christen ju keiner Regel vorgeschrieben. Sonst möchte’man, nach ’eben sicher Richtschnur, sagen, es wäre uns Christen erlaubt, unsern Nachbaren ihre Güter abs Zuborgen, und mit uns hinwegzunehmen, weil die Ring der Israel solches auf Gottes. Befehl getan has ben, oder daß den Christen erlaubt sev, in ihrer Nachs barn Königreich einzufallen, und alles ohne Barms herzigkeit auszurotten, weil die Juden auf Befehl Gøttes deshalb mit den Cananitern verfahren sind.
Wenn sie darauf dringen, daß diese Gebote bes Einwurf. ftandig in ihrem Werth bleiben müssten, es sei denn, daß sie in dem Evangelio ausdrücklich wis derrufen waren:
So antworte ich, die schon erwähnten Gehote und Antwort. der ganze Lebens-Wandel Christi und seiner Apostel sind eine hinlängliche Widerrufung. Denn wenn wir behaupten wolten, daß ein jeder Befehl, der den Júden gegeben worden, auch uns zu dessen Beobs achtung verbinde, wenn sich nicht eine besondere Wis derrufung im neuen Testament befindet; so würde folgen, daß, weil es den Juden zugefassen gewesen, daß, wenn jemand einen Todtfchlag begangen, der nächste Anvertrandte alsbald den Mórder, ohne einis ge fernere Verordnung des Gesetzes, tööten möge, uns Christen solches zu tun auch recht sei. Und vers pflichtet nicht dieses Gebot im 5 B. Mol. 13, 9. denjenigen offenbarlich, der von einem andern anges reißet wird, den Herrn zu verlassen, und wenn es DODO2
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auch sein Bruder, sein Sobn, seine Tochter, oder sein Eheweib wäre, einen solchen oder eine soldie alss bald zu tódten? Du solc dich seiner nicht erbarmen, sondern roust ihn erwürgen; deine Sand roll die erfte über ihm sein, daß man ihn toote. Wenn man diesem Gebot nachkommen müsste, so bedürfte es keiner Inquisition, keiner Keßer-Meister, und keia ner Obrigkeit, die solches verrichten dürfe. Und dens noch siehet man keine Ursache, warum sie diesen Punet so überhin hüpfen, und nicht den andern gleicherges ftalt. Ja, wenn man vou der Gewohnheit der Jüs den auf diese Art schließen wollte, so würde man das Evangeliuin dadurch selbst übern Haufen werffen, und die Fleischlichen Verordnungen, die bei den Jus den üblich waren, wieder aufrichten, um die geistlis chen Einfeßungen des Evangelium dadurchniederzureis sen. Gewißlich, wir können von der Gleichheit zwis schen dem figürlichen und fleischlichen Zustand der güden, und zwischen dem wahren und geistlichen uns ter dem Evangelio, weit besser deshalb schließen: Gleicbs wie Moses die Juden dürch äußerliche Gewalç aus dem äußerlichen Egypten ausgeführet, und, durch Vertilgung ihrer aufserlichen Seinde, sie wiederum in ihr aufserliches Königreich eingeseget hat; deshalb erlöst Christus, nicht durch aufserlis che Überwindung und Erwürgung anderer, sons dern durch sein eigenes Leiden und Sterben, da er sich als ein Lamm selbst erwürgen lassen, seis ne Auserwählten, die innerlichen Juden, aus dem mystischen Egypten, indem er ihre geistliche Feins de vor ihnen her verrilget, und sein geistliches Reich, welches nicht von dieser Welt ist, unter ihnen aufrichter. Und, gleichwie diejenigen, die von der Gemeinschaft des äußerlichen Israels abs wichen, durch das äußerliche Schwerdt ausger rottet werden musten; deshalb sollen diejenigen, die
sich von dem innerlichen Israel trennen, durch das Schwerdt des Geistes abgesondert werden. Denn es kommt sehr wohl mit einander überein, daß, gleichwie die Juden ihre Feinde auf eine äussers liche Weise vertilgen musten, ihr Rönigreich und äußerlichen Gottesdienst dadurch zu bestätigen; deshalb sie dasselbe auch auf solche Weise zu erhals ten verbunden waren. Gleichwie aber das Reich Christi und seines Evangelium nicht durch Vertil gung und Ausrottung der seiden, sondern durch Lieberzeugung ihrer Gemüter zu bestätigen und fortzupflanzen war; deshalb kann es auch auf keine andere Weise erhalten werden.
Zweitens, führen sie hier wieder an, Róm. 13. alls Einwurf. wo gesagt wird, daß die Obrigkeit das Schwerdt nicht umsonst trüge, denn sie sei Gottes Dies nerin, eine Kächerin zur Strafe über den, der Boses thur. Nun ist aber Regerey etwas Bds fee, Ergo.
Aber dieses ist die Seucheley auch: Und dennoch Antwort. gestehen sie, die Obrigkeit dürfte solche nicht strafen. Derobaiben muß dieses vom sittlichen Bdsen, so sich auf die Geschäfte zwischen einem Menschen und dem antern beziebet, nicht aber von Dingen, so den Vers stand oder den Gottesdienst betrefen, verstanden werden. Was rúrden sonst nicht vor ungereimte Folgen heraus kommen? Angesehen Paulus hier an die Gemeine zu Rom (chriebe, welche unter der Res gierung des Hero, eines gottlosen seiden, und graus famen Verfolgers der Kirche, stunde. Wenn nun alhier eine Gewalt eingeldlossen ist, die Leute der Reperey wegen zu bestrafen; so wird notwendig fol. gen, daß Vero diese Gewalt beressen, ja, daß er sols che von Gott gehabt habe; denn weil die Gewalt pon Gott ist, so dringt der Apostel dahero darauf, derselben zu gehorchen, Kan aber etwas ungereims
ters
ters sein, als wenn man sagen wollte, Tero habe Gewalt gehabt, in solchen Sachen ein Urteil zu fäls len? Gewißlich, wenn Christliche Obrigkeit niemand der Heuchelei wegen strafen soll, weil sie solche aussers lidy nicht erkennen kan; so hat Tero noch viel wenis ger jemand der Keßeren wegen strafen können, als welche er zu entscheiden ganz und gar unfähig war. Und, wenn Vero keine Macht gehabt, jemand der Keßerey wegen zu beurteilen oder zu strafen, so kann aus diesem Ort nichts erhärtet werden. Massen alles, was hier gesagt wird, auf den Vero zu deuten ist, als auf welchen der Apostel, bei Ausdruckung dieser Worte, ein besonderes Absehen gehabt hat. Und wenn Lero eine solche Macht gehabt hätte, so wäre er sicherlich, seinem Urteil und Gewissen nach, vers bunden, solche auszuüben, und darinnen nicht zu tas deln gewesen. Weldjes dann gnug sein würde, ihn wegen seiner Verfolgung der Apostel und grausamen Hinrichtung der Christen zu rechtfertigen.
Drittens, regen sie die Worte des Apostels Gal. am , 12. entgegen; Wollte Gott, daß sie auch ausgerottet wurden, die euch verstören.
Allein, wie dieses etwas anders, als eine Absondes rung von der Kirche, anzeige, ist noch nicht erwiesen, kann auch nicht erwiesen werden. Beza sagt über diesen Ort: Wir können dieses auf keine andere Weise, als von der Excommunication, oder Auss schliessung von der Christlichen Gemeine, verftes hen, wie diejenige war, so an dem, der unter den Corinthiern Blut Schande begangen hatte, ausgeüber wurde. Und gewiss, es wäre eine uns sinnigkeit, wenn man anders schließen wollte. Denn Paulus wollte diese nicht anders ausgerots tet wissen, als den Hymenaeum und Pbiletum, wels dhe Gotteslästerer waren; nämlich, daß sie dem Satan übergeben, nicht aber, daß ihnen die Säupter abgeschlagen würden. Auf
Cinwurf.
Antwort.
Auf gleiche Art kann man den andern Gegen-Sat, den aus der Offenb. Joh.2,20. hergenommen wird, beantworten, wo die Kirche zu Thyatira bestrafec wird, daß sie das Weib Ísabel gelassen (oder ges litten) babe. Weldjes auf keine andere Weise vers standen werden kan, als daß sie solche nicht in den Bann getan, oder, vermöge der Kirchen-Zucht, von der Christlichen Gemeine abgesondert. Denn was die leibliche Strafe betrifft, so ist bekannt, daß die Christen zu derselben Zeit keine Macht gehabt, die Keßer deshalb zu bestrafen, wenn sie auch gleichluji dars zu gehabt hätten.
Viertens, führen sie an, daß Regereyen unter Einwurf. die Werke des Fleisches zu rechnen waren, Gal, 5, 20. Ergo.
Daßdie Obrigkeit Macht hat, alle Werke des Fleis Antwort. 11fches zu bestrafen, wird verneinet, und ist noch uners I wiesen. äles Böse ist ein Werk des Fleisches, aber plan nicht alles Bose kommt vor die Obrigkeit, ein Urteil
darüber zu fäten. Ist nicht die Seucheley ein Werk & des Fleisches ? Und dennoch bekennen unsere Widers $ facher, daß die Obrigkeit solche nicht Jirafen dürfte.
Ja, werden nicht Satz und Veid daselbst Werke des Fleisches genennt? Und dennoch kann sie die Obrigkeit nicht strafen, wie sie an sich selbst sind, bis sie in ans dere wirkliche Tatlichkeiten ausbrechen, die unter ihs
re Gewalt zu stehen kommen. So lange aber die » Kekerey in keine der menschlichen Gesellschaft schads
liche Tat oder dergleichen Dinge ausbridit, sondern punt in den Schranken derjenigen Pflichten der Lehre und
des Gottesdienste verbleibt, die zwischen Gott und Menschen bestehen, so gehört sie keineswegs unter die Gewalt der Obrigkeit.