Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

13.6

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Rohdaten: Text wurde noch nicht gesichtet und korreliert.

Nachdem ich deshalb fattsam gezeigt, worins nen die walire Gemeinsdyaft des Leibes und Blutes Christi bestehe, wie man dessen teilhaftig werde, und welchergestalt es keine notwendige Verwandschaft mit der Zeremonie des Prodts und Wcins habe, des

ren sich Christus mit seinen Jüngern bedient; so lies 11.Ob dies get mir nun auch ob, die wahre Eigenschaft und hi Seremos natürliche Beschaffenheit solcher Zeremonie (denn nothwens von dem wahren Gebrauch derselben haben wir schon Serrüde des vorher zu reden Gelegenheit gehabt) zu betrachten,

ob es eine bestandige Verordnung in der Kirche Bundes Christi sei, die alle zu deren Beobachtung verbinde? bindend Ja, ob sie ein notwendiges Stück des Gottesdiens

stes bei der Einrichtung des neuen Bundes sei, oder

neuen

fep?

V. 26.

einen bessern und verbindlidhern Grund habe, als uns terschiedene andere Zeremonien, die um eben diesels be Zeit verordnet und in acht genommen worden, von weichen doch die meisten unter unsern Gegnern zuges stehen, daß solche aufgehört haben, und heutzutage niemand unter den Christen mehr dazu verbinden? Wir finden dieser Zeremonie nur an vier Ortn der Schrift erwebnet, nämlich, Matth. 26,26. Marc. 14, 12. Luc. 22, 19. und von Paulus 1 Cor. II,

  1. Daferne jemand aus der oftmaligen Erwels nung derselben etwas besonders schließen wollte, so wird solches der Sache gar nichts beifügen. Deun, da es Res facti, oder eine Sache, die wirklich ges scheben ist, so wird deren daher von den Evangelisten Meldung getan. Nun finden sich andere Dinge, die nicht einmal so merkwürdig sind, deren eben so oft, ja, wohl noch öfter gedacht wird. Matthäus und Matth.26. Marcus geben nur eine Nachricht von dem, was ges schehen sei, ohne einiges Gebot, solches hernachmals zu beobachten. Indem sie nur bloß erzehlen, Jesus Luc.22,19. babe sie zu solcher Zeit von dem Brot essen, und von dem Relch trinken heissen. Deme Lucas noch diese Worte berfüget: Dieses tut zu seinem Ges dächtniß. Wenn wir diese Handlung Christi mit seinen Aposteln betrachten, so ist nichts sonderbares daraus abzunehmen, welches einem solchem seltsamen Gebäu zum Grunde dienen könnte, wie manche in il- ren flüchtigenEinbildungen aufzuführen gesucht.Denn sowohl Matthäus als Lucas drücken es als eine Sas che aus, die er beim Essen getan habe. Matthäus DasBrod- sagt; Da sie aber assen. Und Marcus fpricht:

war nichts Und indem sie assen, nahm Jesus das Brodt etc. Besonders, Dieses nun war eben keine fonderbare Handlung, noch sondern auch eine seierliche Einfeßung einer Evangelischen wohnheit Verordnung. Dieweil es eine bestandige Gewohns ben den heit unter den Süden war, wie Paulus Riccius in D, Riccius. giii 2

seiner

Marc. 147

U. 22.

150.11,23.

brechen

seiner Agricultura cælesti umständlicher anmerket. Daß, wenn sie das Osterlamm gegessen, der Hauss Vater das Brodt genommen, solches gesegnet, und gebrochen, und den übrigen gegeben, und dergleichen auch mit dem Wein getan habe. . Daß deshalb hiers aus weiter nichts abzunehmen ist, als daß Jesus Chris stus, welcher alle Gerechtigkeit erfüllte, und auch die Jüdischen Feste und Gewohnheiten beobach. tete, diese auch nur unter seinen Jüngern gebraucht. Gleichwie er sich bei den meisten andern Dingen bes mübte, ihre Gemüter dadurch zu etwas höhers ans zuführen; deshalb nimmt er bei dem Gebrauch dieses Gelegenheit, sie seines Leidens und Sterbens ju erins nern, welches bald darauf erfolgen sollte; welches er ihnen desto öfter einsihärfte, je ungeneigter sie was ren, solchem Glauben zu geben. Und mas denjenis

gen Ausdruck des Evangelisten Lucá anlangt: Dies Was bieses ses tut zu meinem Gedächtniß; so wird sich fols beiffet,tut ches nicht hóber belaufen, als auf dieses, daß, weil nem Gess er das lekte mal mit seinen Jüngern bei Tische war, bächtniß ? er sie ersuchte, daß sie, bei ihrem Essen und Tring

ken, ihre Gedanken allezeit auf ihn richten, und, durch Erinnerung folder Gelegenheit, desto mehr angereis ķet und erweckt werden möchten, ihm durch Leiden und Tod beständig und getrost hindurch nachzufolgen ze. Allein, welcher Mensch von gesundem Versian), der das Vorurteil der Auferziehung und die Gerralt der Menschen-Sagungen bei Seite leget, wird sagen, daß diese von Matthäo und Marco erteilte Nachricht von demjenigen, was geschehen sei, oder dieser Auss druck des Luca: Solches tut zu meinem Gedächts niß, sich zu denjenigen Folgen erstrecke, welche die meisten sogenannten Christen daraus zu ziehen und hers zuleiten gesucht haben. Als da sie es nennen: Augustissimum Eucharistiæ Secramentum, Venerabide Altaris Sakramentum: Das vornehmste Siegel

des

des Gnaden: Bundes, wodurch alle Wohlthas ten von Christi Leiden und Sterben deil Gláus bigen versiegelt werden, und was dergleichen mehr ist? Aber ferner einen noch klareren Beweis zu geben, daß diese Folgen keinen Grund in der Gewohnheit solcher Zeremonie haben, noch auch aus den folgen- den Worten erlangen können, solches tut ac.so lasset uns eine andere Zeremonie von gleicher Art bes tradyten, wie solche von Johanne cap. 13, 3. 4. 8. 13. 14. 15. der Länge nach besdrieben wird: JL. Christi sus stunde vom Abendniahl auf, legre seine Kleie Súkraas der ab, und nahm einen Schurz, und umgürtes dessen Art te sich: Darnach goß er Wasser in einen Becken, und seife hub an den Jüngern die Süsse zu waschen, und ben. trocknete sie mit dem Schurz, (oder Handtuch) damit er umgürtet war. Da sprach Petrus zu ihm: Vimmermehr roue du mir die Süsse was fchen; Jesus antwortete ihm: Werde ich dich nicht waschen, so hast du keinen Teil an mir. Da er nun ihre Süsse gewaschen hatte s s sprach er zu ihnen: Wiffet ihr, was ich euch getan habe? So ich nun euer Herr und meister euch die Süsse gewaschen babe, so rollt ihr auch eudi unter einander die Süsse waschen. Denn ich habe euch ein Beyspiel gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan habe.

Es ist hierbei wohl zu merken, daß dieseß, nach des Wird mit Johannis Bericht, zu eben der Zeit geschehen sem, da brechen er das Brodt gebrochen. Massen beides denselben verglichen. Abend, da er das Dster-Lamm gegessen, nach dem Abendmaht geschehen. Wenn wir die Erzeblung des fen, nebst den darbei vorkommenden Umständen, ans fehen, so wurde solches auf eine viel seierliche Weise verrichtet und weit pünctlicher und besonders vorges schrieben, als das vorige. Daselbst wird nur gesagt: Und da sie assen, nahm er das Brodt. Also, daß

es

es nur auf eine zufällige Weise gesdschen zu sein scheis net. Aber albier stunde er auf, legte seine Kleis der ab, und umgürtete sich, goß Wasser in ein Becken, wusch ihre Süffe, und trocknete sie mit dem Schurz; und dicses tate er allen. Welches gewisslich weit merkwürdigere Umstände sind, als die bei dem andern angeführt werden. Das vorige war eine bei den Juden gemeine Gewohnheit, welche von allen Haus-Vätern bei solcher Gelegenheit, beobachs tet wurde. Dieses aber war, so wohl, was die Art und Weise, als auch die Person, die solches verrichs tete anbetrifft, nämlich, daß der Kerr aufstunde, und seinen Jüngern und Dienern die Füsje wusche, weit sonderbarer und merkwürdiger. Bei dem Brošts brechen und bei Überreichung des Weins, wird mes der im Eert etwas davon gedacht, noch auch von uns fern Widersachern darauf gedrungen, daß er solche bes sonders in die Hände aller gegeben habe; sondern er brach und regnete es, darnach gab er es dem der ihm am nächsten war, und die übrigen reichten es einer dem andern zu. Hier aber wird gemeldet, daß er nicht nur einen oder zweien, sondern vielen die Süsse ges waschen habe. Er spricht nicht bei dem vorigen: Wenn sie nicht von dem Brot ässen und von dem Wein tränken, so würde es ihnen zum Nach, teil gereichen; Hier aber spricht er ausdrücklich zu Petro: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du Fein Teil an mir. Da nun dieses gesagt worden, nachdem Petrus ausgeschlagen, sich die Füsse rraschen zu lassen, so sollte es scheinen, als ob solches nicht nur die bestandige Fortsetzung desselben, sondern auch die Notwendigkeit solcher Zeremonie mit sich brachte. Bei dem vorigen spricht er gleichsam bei sich ereigs nender Gelegenheit: Dieses tut zu meinem Gedächts niß; hier aber reßt er sich wieder nieder, erinnert sie zu betrachten, was er ihnen getan habe, und vers

meldet

meldet ihnen ausdrücklich, daß, wie er ihnen ges than bätte, auch sie einander tun sollten. Und wiederum verdoppelt und wiederholet er das Gebot, und spricht: Er habe ihnen ein Beyfpiel gegeben, daß sie dieses gleichfalls tun sollten. Wenn wir DieCere die eigentliche Beschaffenheit der Sache ansehen, einander so hat solche noch mehr in sich, als etwa die Taufe die Fülle ja oder das Brodebrechen. Angefehen solches ein Sufs wareben erlidies Element von einer reinigenden Eigenschaft als ein ist, so auf Befehl und durch das Beyfpiel Christi dem Benspiel. äussserlichen Menschen zugeeignet wird, eine innerlis che Reinigung dadurch anzudeuten. Ich überlasse és denenjenigen, welche ihre Vernunft und ihren Ver- stand, womit sie Gott begabet, gebrauchen, und nicht durch, die Gewohnheit und Satzungen anderer bethóret und geteuschet werden wollen, zur ernstlichen Betrachtung, ob nicht diese Zeremonie, wir más gen nun entweder die Zeit, darinnen sie einges feget, oder die Umstände, womit sie vollzogen worden, oder auch den Befehl, womit der Bes brauch derselben eingeschärft wird, in Erwes gung zieben, eben so viel in sich hat, sie zu einer bestandigen Verordnung des Evangelium anzubes fehlen, als entweder die Wasser-Taufe das Brodr und der Wein, oder eine andere von dergleichen Art? Es nimmt mich demnach Wunder, warum sie die Katholiken nicht unter die Zahl ihrer Sacramen, ten gerechnet haben? Und möchte ich gern wissen, was sie (den bloßen Voluntatem Ecclesiæ & traditionen patrum, das ist, den Willen der Kirche, und die Sagungen der Vater ausgenommen,) deswegen für eine Ursache anzeigen könnten, daß sie solches nicht getan haben?

Dafern sie aber vorgeben wolten, es wäre unter Einwurf. ihnen noch im Brauch, indem der Papst, und eis

nige andere Personen unter ihnen, solches alle

Jahr einmal gegen arme Leute beobachteten: Antwort. So móchte ich gern wissen, ivas für eine Ursache

sie vorgeben wollen, warum fit dieses nicht so wohl

auf alle erstreifet, als der Gebrauch der Eucharistiæ : oder Abendmahls, (wie sie es nennen,) oder wie aus

den Worten: Solches chut zu meinem Gedaches niß, erheltet, daß solche deshalb ausgelegt werden müsstet, daß das Frode und Wein von allen Priestern a le Tage, oder das Brodt von dem Volk alle Page os der alle Wochen genommen werden müsste; und bins gegen dieser andere Befehl Christi, ihr sollt tun wie ich euch gerhan habe, etc. nur von dem Papst oder einigen andern Personen zu verstehen, und nur bei etlichen wenigen, und zwar des Jahrs nur einmal, zu beobachten sei. Gewißlich es kann Feine andere Urs

fache wegen dieses Unterscheids aus dem Text anges Die Protes jeiget werden. Und was die Protestanten anlangt, bhachten die diese Zeremonie gar nicht beobachten, so würden das Fülie: dieselben, wenn sie nur ihre Augen auftun wolten, gar nicht gerrabr werden, daß sie in dieser Sache, gleichwie

ihre Vater in verschiedenen papistischen Sagungen, durch Gewohnheit und Tradition betrogen worden. Denn wenn wir in die klare Schrift linein fehen, so frage ich, was daraus angeführt werden moge, das eis ne zu beweisen, worauf nicht auch gleichfaus zu Bes bauptung des andern gedrungen werden möchte; oder was zu Unterlassung des einen gesagt werden kan, das man nicht auch wider die Beybehaltung und Vertheis digung des andern sagen könnte. Wenn sie sprechen, das erstere, nämlich das Süssewaschen, sei nur eine bloße Zeremonie gewesen; so sagen sie mir doch, wos her sie erweisen können, daß dieses Brodebrechen ets was mehr oder etwas wichtigers gewesen sei ? Wols len sie sagen, das vorige sei nur ein Zeichen der Der muth und Reinigung gewesen; womit wollen fie

dartun,

dartun, daß dieses mehr auf sich gehabt habe? Spre. den sie ferner: Jenes wäre nur auf eine gewisse Zeit bestimmet, und keine Evangelische Verorðs nung gewesen: So sage man mir doch, was dieses babe, es dazu zu machen, so dem andern gemangelt hatte? Gewißlich, es findet sich kein Weg, diesen Gründen auszuweichen. So kann auch nichts anges führet werden, daß das eine, und nicht das andere auch,, aufhören; oder das eine im Brauch bleiben, und Das andere hingegen abgeschaft werden sollte ; als die blusse Meinung der Vertheidiger, welche durch Ges wohnheit, Auferziehung und Tradition inden Herzen des Votfs eine großere Ehrerbietung und Hochach. tung für das eine, als für das andere erweckt; wels ches doch, wenn sichs gefüget, daß man es uns durch die Tradition so nachdrücklich anbefohlen, sonder zweis fel eben so hartnäckigt würde sein vertheidiget worden, als ob es keinen geringern Grund in der Schrift häts te. Allein da das erstere, nämlich, einander die Sus se zu waschen, als eine Sache zu deren Beobachtung die Christen nicht verbunden sind, mit Recht bei Seis te gelegt worden; so sollte das andere aus eben sols cher Ursache aufgehoben werden.