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warning
Allein, in was für Verwirrung die Bekens ner des Christentlums dieser Sache wegen hinein ges rathen sind, liegt, leider ! aller Welt vor Augen. Da sie, (wie sie in den meisten andern Dingen ges than haben,) aus Mangel eines wahren geistlichen
Verstandes, dieses Abendmahl des Herrn an dies menfch i jenige Cereinonie des Brodtbrechens und Weintrins Zeremonie Fens (derer sich Chrisius für seinem Tode mit seinen des Brodt- Jüngern bediente,) zu binden gesudet. Und ob sie und Wein: Tchon meistenteils überhaupt darinnen übercin koms
men, wie fechten, streiten und kämpfen sie aber nicht gebunden, dessen sich wider einander? Wie heftig stecken sie nicht in der Christus Klemme und in der Duetsde? Wie müssen sie sich mit seinen Jungern
nicyt zermartern, zerplagen, und die Köpfe zerbres bediente, den, wenn sie machen wollen, daß dicses Geistliche male leches Geheimnis mit folder Zeremonie übereinstimmen soll? Schatten Und was für ungebeucre und wilde Meinungen haben
sie nicht erfunden? Was für feltjame Einfälle haben sie nicht gehabt, den Leib Christi in ihr Brodt und Wein einzuschließen, oder gleichsam daran anzuhefs ten? Aus welcher Meinung nicht nur die arglien, grausamjien und schädlidysten Streitigkeiten, Sané und Zwietrach, so wohl unter den Bekennern des Chris stenthums insgemein, als auch unter den Protestans ten insbesondere erwachsen sind; sondern es sind auchy
solche ungereiinte, unvernünftige und gotteslästerlidie Religion ben Juden, Folgen daher entstanden, welche die Christi. Heligis Dürken on bei Juden, Türken und seiden verhaßt, und und Hen: den vers, zum Spott gemacht haben. Diejenigen, welche sich Haßtmacht.
zum
war.
Was die Christliche
niften Glaube.
zum Christentum bekennen, sind hierinnen hauptsächs lich in dreyerley Meinungen zertheitet,
Die erste Meinung ist derer, die da vorgeben, das Der Papie Wesen des Brodtes werde in das Wesen eben der von Christi selben Leibes, Fleisches und Blutes Cljristi verwans Fleisch. delt, so von der Jungfrau Maria gebohren, und von den Júden gecreußiget wurde: Also, daß nach den Worten der Confecration oder Segnung (wie sie es nennen,) es kein Brodt mehr, sondern der Leib Christi sei. Die zweite Meinung ist derer, so da Der Luthes sagen, das Wesen des Brodtes bleibe zivar, aber Glaube. . der Leib Christi sei auch in, mit und unter dem Brodt: So daß beides das Wesen des Brodts, und des Leis bes, Fleisdies und Blutes Christi auch darinnen revy. Die dritte ist derer, so beides dieses leugnen, und Der Salots hingegen behaupten, daß der Leib Christi nicht cors perlich und wesentlich darinnen sei, dennoch aber wahrhaftig wvúrklich, und auf eine facramentalische Weise, indem Gebrauch des Brodts und Weins, von den Gläubigen einpfangen werde: Wie aber, welchers gestalt, und auf was Art und Weise er darinnen sei wissen sie nicht, können es auch nicht sagen, sondern man muß es nur glauben, jedoc, deshalb, daß er nur eis gentlich im Himmel sei.
Es ist mein Vorlaben nicht, mich in eine Widers legung dieser verschiedenen Meinungen einzulaffen. Denn die Urheber und Bertheidiger einer jeden derselben haben einander fattfam widerlegt, und die Gründe, derer sie sich, so wohl aus der Schrift, als der Vernunft, allemal bei Widerlegung der widris gen Partley, bedienen, sind eben so stark und nachs drücklich, als solche, bei Aufrichtung und Bestatis gung ihrer eigenen, schwach und unzulänglich sind. Denn ich habe bei Lefung ihrer Schriften öfters mit Ernst angemerkt, (welches vielleicht von andern auch geschehen ist, daß sie sich alle bei Widerlegung der Gggg 2
widrigen
widrigen Meinung tapfer halten, und vortrefflich schreis ben, sich aber, wenn sie ihre eigene bekräftigen und vertheidigen sollen, recht erbärmlich in die Enge getries ben fehen. Daher muß id notwendig schließen, daß keiner von ihnen zu der Walırheit und zum Wes
sen dieses Geheimnisses gelangt sei. Lasset uns Instit. Lit. sehen, ob Colvinus (), nachdem er die zivey vos IV.cap.17. rigen Meinungen widerlegt hat, in deinjenigen
glücklicher sei, was er als die Wahrheit seiner eiges nen Meinung bekräftigt und behauptet. Nachdem er sich große Mühe gegeben, die zwei vorigen Mens nungen umzustoffen und zu widerlegen, so ge steht cr offenherzig, daß er nicht wisse, was er an deren statt bekräftigen soll. Denn, nachdem er ein Langes und
Breites Davon geshwaßet, und endlich beschlossen hat, J. Calvini daß der Leib Christi da sei, und daß die Heiligen noths Stauben: wendig dessen teilhaftig werden müssen, so kommt Fleisch und er endlich mit diesen Worten gleichsam wieder zu sich Blut ift relbiten : (Sect. 32.) Dafern man mich aber fras ungewiss.
get, wie solches zugebe, so will ich mich nicht Tchämen, zu bekennen, daß dieses Geheimnis zu boch für mich ist, als daß ich es in meinem Ges müth begreifen, oder mit Worten aussprechen könnte. Hier handelt er recht aufrichtig. Wer häts te aber doch denken sollen, daß ein solcher Mann, bei Bekräftigung seiner Meinung, sich dergestalt in der Klemme Tehen müssen? Zumal er nur kurz vorher in eben demselben Kapitel Sect. 15. die Schulges
lehrten unter den Katholiken (und ich muß gestehen, Der Papis mit gutem Grund) beschuldiget, daß sie weder Men gleich- selbst verstehen, noch auch andern erklären, wie, falls.
oder auf was Art Christus im Abendmahl ley? Da er doch bald hierauf selbst gesteht, daß er es nicht tun könne. Wenn denn nun die Schuls gelehrten unter den Katholiken ihre Lehre in dieser Sache weder verstehen, noch auch andern erklären
können,
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können, der Calvinus solches auch in seinem Gemüt nicht begreifen, (welches meines Erachtens so viclist, als nicht verstehen,) noch auch mit Worten ausdrüs ken (und deshalb, folglich, fulcbcs andern freilich nicht erklären’) kan; so ist wohl gewisslich weder bei diesen noch jenen zulängliche Gewissheit anzutrefen. Es has ben einige sehr viel Mühe angewandt, diese Zwistigs keit beizulegen, und so wohl zwischen den Katholiken und Lutheranern, als auch Lutheranern und Cals vinisten, ebenso den Calvinisten und Katholiken, cis nc Versöhnung zu stiften; es ist aber alles vergeblidy gewesen. Man hat allerhand Formeln, Arten und Ausdrückungen abgefasset, welchen alle beipflichten möchten, welches aber am Ende alles fruchtlos abges gangen. Angesehen sie ein jedweder auf seine eigene Art verstund und ausgeleget hat. Und deshalb haben sie nur zweideutige und zweifelhafte Worte gebraudiet und einander betrogen. Die Ursache alles dieses Zwies spalts ist, weil es ihnen am klaren Verstand dieses Geheimnisses gemangelt, und sie nur auf den Schats ten und die äußerlichen Schaalen gesehen haben. Denn beides der Grund und die Materie ihres Streits be steht in äußerlichen Dingen, die der Haupt-Sadie
Der Satan
ganz fremd und unnötig ist. Und dieses ist schon öfs beschäftia ters ein Stückgen von den geheimen Rathsdlägen set diegeu: des argen Seelen-Feindes gewesen, die Leute mit aufs ferlichen ferliden Zeichen, Schatten und Kirchen-Gepränge Zeichen, zu beschäftigen und aufzuhalten, und sie anzurcißen, und Ceres daß sie sich deswegen mit einander herum zanken, da monien, immittelst das Wesen darüber versäumet wird. Ja, hat Wefen indem sie des Schattens halber mit einander streiten, verabsau: stiftet er sie zu Ausübung vieler Hosleit, des Hasscs, men. Der Rache und anderer Laster an, wodurch er sein Reich der Finsternis unter ihnen aufrichtet, und das Leben des Christentums vernichtet. Denn es sind, Dieses eingigen Punkts wegen, mehr Feindseligkeiten
entstanden,
1 entstanden, und mehr Streit und Blutvergiessen ans
gerichtet worden, als wegen irgends eines ändern.
Und sicherlich, denenjenigen muß der Zustand der pichonache Protestantischen Religions-Geschäfte schlecht be teilig ges kannt sein, die nicht willen sollten, daß ihre Streis wesen?
tigkeiten, die hierüber erreget worden, dem Reformas tions-Werk mehr geschadet, als aller Widerstand, den sie bei ihren allgemeinen Widersachern angetrofen haben. Alle solche ungewisse und ungereimte Meyns ungen aun, nebit denen darüber entstandenen Zänkes seien und Spaltungen, haben daher gerúhret, daß sie dieser Sade wegen, in zwei allgemeinen Frrthús mern, mit einander übereingestimmet. Wenn man solche Fabren ließ, und davon abgienge, wie bei uns geschieht, so würde ein leichter Weg zur Versõbns ung gebahnet werden; und wir würden alle in dem einen geistlichen und wahren Verstand dieses Geheim, nisles übereinstimmen. Soldergestalt würden nicht nur die heftigen Streitigkeiten, sondern auch die uns gereimten Folgen, welche aus den drey vorbemeldten Meinungen entspringen, aufhören und binweg fallen.
Der erste von diesen Irrtümern be steht darins thumner der Grund des nen, daß sie die Gemeinschaft und Teilhaftigwerds
ung des Leibes, Fleisches und Blutes Christi demjes Abends
nigen äußerlichen Leib, Gefäß und Tempel, der von mahls. der Jungfrau Maria gebohren worden, und im Jüs
dischen Lande gewandelt und gelitten hat, zuschreiben wollen. Da es sich doch auf den geistlichen Leib, auf das geistliche Fleisch und Blur Christi, nämlich dasjenige gättliche und bimmlische Licht und Les ben, welches die Speise und Nahrung der Wieders gebohrnen zu allen Zeiten gewesen, wie wir bereits bewiesen haben, beziehen sollte.
Der zweite Irrthumn ist, daß sie diese Cheilhafs tigwerdung des Leibes und Bluts Christi an diejenige Zeremonie binden, welche von ihm und seinen Jüns
Die Irrs
Etreits wegen des
gern,
of [merged small] gern im Brodtbrechen beobadytet wurde, ats ob dies selbe nur damit eine Verwandschaft bätte, oder bloß und allein in dem Gebrauch folder Zeremonie genofs fen würde; da sie doch weder darinnen zu finden, noch zu suden ist. Denn dieses ist dasjenige Brodt, um welches uns Christus in seinem Gebár zu bitten lehrt, wenn er es nennt panem supersubstantialem, das überwesentliche Brodt, wie es im Griechischen heisst, und dessen die Seele, ohne einige notwendige Beziehung, Verwandschaft oder Ribs sidit auf diese Zeremonie teilhaftig wird, wie hernach mit mehrerm soll erwiesen werden.
Nachdem diese zwei Irrtümer deshalb bei Seite Der Glau: gelegt, und die daljer entstehenden Streitigkeiten in len effen den Staub der Vergessenheit verscharrt sind, so kom- und trins men alle in den gewichtigsten Haupt-Saten mit ein- Fleisd)
und ander überein; und zwar erstens darinnen, daß der Hlut Chris Leib, das Fleisch und Blut Christi nötig sei, die fi realiter Seele zu speisen und zu nähren. Zweitens, daß lich. die Seelen der Gläubigen den Leib, und das Sleisch und Blur Christi realiter, wirklich, ges wiß und wahrhaftig, geniesen, essen und trinken. Dieweil aber die Menschen sich an der geistlichen Art dieses Geheimnisses nicht wollen genügen lassen, sons dern ihrem eigenen Willen und Erfindungen nachbans gen, die Schrift zu recken und strecken, damit sie diese geistliche Gemeinschaft des Fleisches und Bluts Chris sti an das äußerliche Brodt und den äußerlichen Wein, und andere dergleichen fleischliche Verordnungen zu binden suchen; so ist es kein Wunder, daß sie durch ihre fleischliche Begriffe in ein rechtes Labyrinth der
Verwirrung hinein rennen. Dieweil aber fast inse gemein dafür gehalten worden, daß die Gemeinschaft des Leibes und Blutes Christi eine besondere Vers wandtschaft mit der Zeremonie des Brodtbrechens habe; so wil ich diese Meinung erstens widerlegen,
und
Bluts
und alsdenn die eigentliche Art und Beschaffenheit fols cher Cercinonie, und ob dieselbe nötig sei, beibehals ten zu werden, untersuchen, anbei auch die Ursachen und Gründe derer, die derselben Fortsekung, als eine notwendige und beständige Verordnung Jesu Chris fti, vertheidigen, beantworten.