Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

12.10

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Rohdaten: Text wurde noch nicht gesichtet und korreliert.

Viertens nehmen sie einen Einwurf von der Bedeutung des Worts Baprizo, ich taufe, ber, welches so viel heisst, als eintauchen und mit Wasser waschen, und führen deshalb an, daß dieses Wort an sich selbst mit sich bringe, das Taufen müsse mit Wasser geschehen.

Dieser Einwurf ist sehr schwach. Denn da die Wasser-Taufe, wie Paulus Riccius zeigt, auch schon vor Johannes Zeiten, unter den Juden im Branch gewesen, so hat diese Zeremonie ihren Namen von der Art ihres Gebrauchs, wie solcher sowohl von den Juden als von Johanne beobachtet worden, bekommen. Dessen ungeachtet finden wir, daß sich Christus und seine Apostel dieser Redensart öfters in einer geistlichen Bedeutung bedient haben. Die Beschneidung wurde bei den Juden nur vor die Beschneidung des Fleisches gebraucht und davon verstanden; alleine, der Apostel sagt und von der Beschneidung des Herzens und Geistes, die nicht mit Händen geschieht. Daher, obschon die Taufe unter den Juden deshalb gebraucht wurde, daß sie nur ein Waschen mit Wasser bedeutete; so redet doch sowohl Johannes, als auch Christus und seine Apostel davon, daß wir mit dem Geist und mit Feuer getauft werden sollen. Welches sie zwar zur besondern Taufe Christi machen, die von der Wasser-Taufe, welche des Johannes seine war, unterschieden wird, (wie wir bereits gezeigt haben.) Deshalb obschon die Taufe bei den Juden nur von Wasser verstanden wurde; so wird sie doch bei den Christen gar mohl von dem Geist, ohne Wasser, verstanden. Maß sen wir sehen, daß Christus und seine Apostel viele Dinge unter den Benennungen derer, die vorhero Schatten gewesen waren, auf eine geistliche Weile verstehen. Als, da Christus von seinem Leibe redete, (ob ihn schon die Juden unrecht verstunden) fprach er: Brechet diesen Tempel, und am dritten Tage wil ichy ibii wieder aufrichten. Dergleichen Beispiel noch viele angeführt werden könnten. Daferne man aber ja so gar steif und fest über der Erymologie oder Bedeutung des Worts halten wollte, so würde es

gegen die meisten von unsern Widersachern eben so Baptizo wohl, als gegen uns, streiten. Denn das Griechis minergop sche Wort Baptizo bedeutet immergo, ich rauche ein tauche ein oder unters Wasser. Und dieses war der eigentlis oder unter. che Gebraud, der Wasser-Taufe unter den Süden,

wie auds bei Jobanne und den ersten Christen, die sich deren bedienten. Da hingegen unsere Widersas cher meistenteils nur ein wenig Wasser an die Stirs

ne sprengen, welches nit dem Wort Taufe (oder Diejenis Tauche) gar nicht überein fømmet. Ja, diejenigen gen jo ehe: unter den ersten Christen, welche die Wasser- Taufe Waffers gebrauchten, bielten dieses Eintauchen und Unters Taufe ges. tauchen für so nötig, daß sie auch die kleinen Kins brauchten,

der deshalb untertauchten. Weil aber besorgt würde, unter ges, es möchte solches einigen schwachen Naturen schädlich tauchi ;und diejenigen,

yn, so wurde, zu Berhütung dergleichen Gefahr, so nur mit das Besprengen eingeführet. Dabei war aber Wasser be: sprenget

gleichfalls verordnet, daß diejenigen, die nur anges

sprenge, nicht aber untergecaucht worden, zu keis wurden zu nem Dienst oder Amt in der Kirche gelassen werden Amt in der sollten, weil sie nicht gnugsam getauft wären. Daß

demnach

wurden

waren,

demnach unsere Widersacher, wenn sie so gar steif Stirche hins und feit über der Bedeutung dieses

Worts halten wols und wars len, ihre gewöhnliche Weise, die Täuflinge mit Wass um? ser zu besprengen, ändern müssen.

Sünftens regen sie Joly. 3. 5. entgegen: Es sei Einwurf s. denn, daß jemand gebohren werde aus dem Waf ser und Geist, ac. Woraus sie die notwendigs Eeit der Wasser -Taufe, eben sowohl als die othwendigkeit der Geistes - Taufe, schließen wollen.

Alleine, wenn dieses etwas beweist, so wird es bes Antwort. weisen, daß die Wasser-Taufe von einer unumgänglichen Notwendigkeit sei; und deshalb behaupten die Protestanten mit Redt, wenn von den Papists en, zu Erzwingung der unumgänglichen Nothwendig: Das Wass. keit der Wasser-Taufe, hiermit aufsie gedrungen wird, bergebühs daß alhier Wasser nicht von áujserlichem Wasser, ret, ift mos sondern auf eine mystische, geistliche und Geheimnis sich und

geiftlich. volle Weise von einem innerlichen Reinigen und Waschen, verstanden werde. Eben auf solche Weise, als wo Christus sagt, wir müssten mit Feuer getauft werden. Da es nicht von äußerlichem, materialischem oder elementarischem Feuer zu verstehen ist; sondern per Metonymiain, oder durch einen Namen-Tausch, nur von Reinigen. Dieweil Reinigen eine eigentliche Wirkung des Feuers ist, wie Waschen und rein machendes Wassers. Alwo es ebenso wenig deshalb verstanden werden kan, als wo gesagt wird, daß wir durch das Waschen (oder durch das Bad) der Wiedergeburt selig werden, Tit. 3,5. Ja, Petrus sagt an dem oft angeführten Ort ausdrucks lich, rrie Calvinus Lib. 4. Inftit. c. 15. wohl ans merket, daß die Taufe, welche selig mache, nicht das Abtun des Unflachs am Fleisch sei. Da nun deshalb das Wort Wasser nicht vom äußerlichen Wass Eeee

fer

1

Antwort.

fer verstanden werden kan, so kann auch dieses nicht zum

Beweis der Wasser-Taufe dienen. Einwurf. Wenn gesagt wird, daß Wasser hier Necessitatem

Præcepti, eine riothwendigkeit des Gebots, obs [dhon nicht Necessitatem Medii

, eine Viothwendig, Eeit des Mittels anzeige.

So antworte ich, erstens heißt dieses vor zugestans den annehmen, daß allhier äußerliches Wasser vers franden werde. Davon wir das Gegenteil bereits

dargetan haben. Hernach werden Wasser und Neceffitas Geist hier neben einander gesetzt: Es sei denn, daß & Medi. jemand gebohren werde aus Wasser und Geist.

Adwo die Notwendigkeit des einen so sehr eingeschärs fet wird, als des andern. Wenn nun der Geist uns umgänglich nötig ist, so wird das Wasser auch uns umgänglich nötig sein: Und da muß man entweder sagen, es sei nicht unumgänglich nötig, aus dem Geist gebohren sein, welches doch alle vor falschers kennen; oder man muß sagen, daß Wasser unumgängs lich nötig sein, welches wir doch mit den Protestanten verneinen und bereits bewiesen haben; oder aber man muß bekennen, daß Wasser alllier nicht von ausserlis chem Wasser zu verstehen sei. Denn sagen wollen, daß, wenn Wasser und der Geist alhier gleich neben einander geseget werden, und zwar auf einerlei Weise, obschon nicht der geringite Unterscheid oder Grund im Text dazu vorhanden oder daraus zu erhärten ist, daß die Notwendigkeit des Wassers, hier eine 70ths wendigkeit des Gebots nicht aber des Mittels, die Notwendigkeit des Geists hingegen eine Trochwens digkeit sowohl des Mittels als Gebots wäre, so hiesse dieses, solches zwar mit großer Dreistigkeit vors

geben, aber nicht beweisen.

Sechstens und legtens wenden sie ein, die Wasser-Taufe sei ein sichtbares Rennzeichen, oder Merkmal, die Christen von den Ungläubigen zu unterscheiden, gleichwie die Beschneidung die Juden von den Heiden unterschieden habe.

Ich antworte, dieses beißt gar nichts gesagt, man Antwort beweise denn, daßes ein notwendiges Gebot, oder ein Stück des neuen Bundes und dessen Einrichtung sei. Weil es uns nicht vergönnt ist, äußerliche Zeremonien und Gebräuche aufzulegen, und zu sagen, sie würden uns von den Ungläubigen unterscheiden. Die Beschneidung war ausdrücklich geboten, und ein Siegel des ersten Bundes. Gleichwie wir aber bereits bewiesen haben, daß kein solches Gebot für die Wasser-Taufe zu finden; deshalb ist auch im ganzen Neuen Testament nicht ein einziges Wort, welches sie ein Rennzeichen des Christentums oder ein Siegel des Neuen Bundes nennt. Und deshalb schließen wollen, sie sei ein solches Zeichen oder Siegel weil die Beschneidung ein solches gewesen, (bis ein besserer Beweis deswegen angeführt wird) eine erbärmliche Wiederholung der zwischen uns noch unentschiedenen Streitfrage. Die öffentliche Bekenntnis des Glaubens an Christus, und ein mit demselben übereinstimmendes heiliges Leben, ist ein weit besseres Kennzeichen des Christentums, als alles äußerliche Waschen und Baden; welches doch nicht mit der Beschneidung überein trift, als die ein Zeichen am Fleisch zurück ließ, welches dieses Waschen, nicht tut. Daß man deinnach einen Christen nicht daran erkennt, daß er ein Christ sei, weil er getauft worden, zumal wenn solches geschehen, als er noch ein kleines Kind gewes sen ist, es sei denn, daß er es einem selbst sage, und mag nicht die Bekenntniß des Glaubens an Chris ftum dieses eben fowohl bedeuten? Idy weiß gar nit Väter wohl, daß unterschiedene von den fogenannten Värern von der der ersten Kirche viel Redens von der Wasser-Taufe

Taufe und machen, und solche Characterem Christianiraris, das vom Zeis eigentliche Rennzeichen des Christentums nenschen des Eeee 2

Wafler:

lagen

nen.

Ceremo: nien wer: den ben

nen. Alleine deshalb nennten sie auch das Zeichen des Creußes, und andere Dinge mehr, so von den Pros testanten mit Recht verworfen werden. Denn das Gebeimniß der Bosheit, welches schon zur Apostel Zeit anfieng, sich allmählig ju regen, verderbte gar

bald die Einfalt und Reinheit des Christlichen Gots Hendnische tesdienstes ; dergesialt, daß nicht nur viele Jüdische

Gebrauche beibehalten, sondern auch viele heydnis

sche Bewohnheiten und Zeremonien bei dem biche beste Christlichen Gottesdienst eingeführet wurden; alsins teédienft sonderheit auch das Wort Sakrament. Daß es eingeführt. Demnach eine große Thorbeit ist, absonderlich von den

Protestanten, dergleichen aus der Tradition oder den Satzungen der Alten zu erhärten suchen. Denn wir befinden, daß weder die Katholiken noch die Protes ftanten diese Gebräuche auf eben solche Weise bes obachten, wie sie die Alten beobachtet haben ; welche in solchen Dingen, weil sie den Geist Gottes nicht ihre Richtschnur sein ließn, sondern sids zu sehr an dem äußerlichen vergaften, sehr ungewiss waren. Denn die meisten darunter tauchten in den ersten Zeiten diejenigen, die sie tauften, gänzlich unter das Wasser, welches weder die Katholiken, noch die Protestanten tun. Ja, unterschiedene von den Alts Vatern beschuldigten zu ihrer Zeit einige deswegen als Keßer, weil sie darinnen etliche Grund-Sáße mit den Protestanten gemein hatten. Wiebesonders Au. gustinus die Pelagianer deswegen verfeßert, daß sie fagten die Kinder, so vor der

Taufe stúrben, konns ten selig werden. Und die Manichäer wurden vers dammet, weil sie leugneten, daß die Gnade durch die Taufe universaliter oder auf eine allgemeine Weise mitgeteilt würde. Und Julianus, der Pes

lagianer, wurde von Augustino verbannet, daß er den Der Exor- Exorcismum oder die Beschwörung, und die Inflaoder die rion oder das Einblasen bei der Taufe nicht zugeben

wollte.

tuttg.

chen des Creußes.

/

wollte. Welche Dinge die Protestanten alle auch Beschwóa leugnen. Daher sie uns zur Ungebühr vorrücken, als ob wir keinen unter den Alten aufbringen könnten, der die Wasser-Taufe verworfen hatte. Da sie doch keinen einzigen aufweisen können, der foldie gebraus! chet, von welchem sie nicht zugejiehen müssen, daß er mit einem oder den andern Keker-Gift angesteckt ges wesen sei. So können sie auch nicht teugnen, daß Das Zeic diejenigen, die sich deren bedient, gleichfalls das Zeis dien des Creubes, nebst andern Dingen, die sie mißs billigen, gebraucht haben. Es fanden sich nichts des Viele in stoweniger in den finstersten Zeiten des Katholizismus Berita ngens einige, welche wider die Wasser-Taufe zeugeten. geten wis Denn einer, Alanus genannt, gedenkt pag. 103. Waffers 104. 107. einiger, die zu seiner Zeit deswegen was Laufe. ren verbrannt worden, weil sie solche verworfen. Denn sie sagten, die Taufe hätte keine Kraft wes der bei Kindern noch Erwachsenen, und daber wäre auch niemand gebalten, dieselbe anzuneb, men. besonders waren zehen so genannte Canos nici, auf Roberts Rönigs von Frankreich Befehl, dieses Verbrechens halber verbrennet worden. Und der Pacer Pithæus meldet in seinen Fragmencis Hiftoriæ Aquitanicæ (oder abgebrochenen historischen Nachrichten von Guienne,) welches auch von Johanne Floracensi

, einem zu seiner Zeit berülhmten Mönch, in seinem Brief an Olivam, Abt der Aufonenfischen Ges meine, bekräftigt wird. Ich will euch, spricht er, Zehen. Cazu erkennen geben, was sich am Tage der uns werden zu fchuldigen Rindlein, der Regerey wegen, in der Orleans tadt Orleans zugetragen hat. Denn es ist dem und mars

, deshalb, wenn ihr etwas davon gehört babt, daß um ? der König Robert beinabe vierzeben von den für’s nehmsten Geistlichen, und edelsten unter den Lays en, die Gott verbaßt, und Himmel und Erden ein Abschey waren, lebendig verbrennen lassen.

Denn

Denn sie leugneten hartnäckige die Gnade der heil. Taufe, wie auch die Confecration oder Auss sprechung der Worte úber Brodt und Wein, als den Leib und das Blut des Herren. Die Zeit dieser Geschichte wird von Papir Masson, in seinen Annalibus von Frankreich, Lib. 3. in Hugone et Roberto deshalb bemerkt: Actum Aureliæ publice anno Incarnationis Domini, 1022. Regni Roberti Regis 28. Indictione 5. quando Stepbanus Haresiarcha & complices ejus dainnati sunt & exusti Aureliæ.

Daß sie nun Reger und manichäer genennt wers den, dazu findet sich kein anderer Beweis, als das Zeugnis ihrer Ankläger, welches ihr Zeugnis für diese Wahrheit, wider den Gebrauch der Wasser-Taufe so wenig unkräftig machen, oder tüchtigern Grund an die Hand geben wird, uns zu beschuldigen, daß wir Manichäer waren, als daß, weil einige, die von ihnen Manichäer geheissen wurden, in einigen Stücken mit den Protestanten übereinstimmen, diese deßwes gen Manichäer oder Reger sind, welches sie (die Protestanten) keinesidegs vermeiden können. Denn die Frage ist, ob sie in demjenigen, was sie getan, der durch den heiligen Geist in der Schrift bezeugten Wahrheit gemäß gehandelt und gewandelt haben? Daß demnach die Entscheidung dieser Streit: Frage wiederum auf die Schrift ankommt, nach welcher ich solche in dem vorhergehenden, meines Erachtens, sattsam untersucht und dargetan habe.

Was den letzten Teil des Satzes anlangt, da der Gebrauch, der Kinder-Taufe geleugnet wird, so folgt solches notwendig aus demjenigen, was oben gesagt worden. Denn wenn die Wasser-Taufe aufgehört hat, so ist gewiss die Kinder-Taufe gänzlich aufgeloben. Diejenigen aber, die auf sich nehmen, uns hierinnen zu widersprechen, werden bei diesem letzten Punkt noch mehr zu tun finden, als bei dem vorigen. Denn wenn sie alles getan haben, was sie zu Beweisung der Wasser-Taufe tun können, so bleibt ihnen noch übrig, dieses zu beweisen, daß man die Kinder taufen müsse. Denn derjenige, so da bemeiset, daß die Wasser-Taufe aufgehört hat, der beweist, daß die Kinder - Taufe nicht nötig sei. Derjenige aber, so da beweisen sollte, daß die Wass fer-Taufe noch währet, der hat deswegen noch nicht bewiesen, daß die Kinder-Taufe notwendig sei; als weiches noch etwas mehrers erfordert. Und derohals ben war es eine elende Ausflucht des Nicol. Arnoldi wider dieses, als er fagte: Daß die Verneinung der Kinder-Taufe zu dem um sich fressenden Krebs der Anabaptisten oder Wiedertäufer ges böre, ohne einen einzigen fernern Beweisthum beis zufügen.