Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

12.8

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Rohdaten: Text wurde noch nicht gesichtet und korreliert.

Erstens wenden einige ein, daß Christus, welcher den Geist über alles Maßen empfangen, dessen ungeachtet mit Wasser getauft worden wäre. Wie Nic. Arnoldus, Sect. 46. seiner Theologischen Exercitation wider diesen Satz einwirft.

Ich antiworte: Also wurde er auch beschnitten.

Deswegen folgt aber nicht, daß die Beschneidung fortgesetzt werden soll. Denn es gebührte Christo, alle Gerechtigkeit zu erfüllen, nicht allein den Dienst Johannes, sondern auch das Gesetz. Deshalb Laufen lass beobachtete er die Jüdischen Feste und Gebräuche, und hielte das Oster-Lamm, Daraus folgt aber keineswegs, daß die Christen dieses jetzt noch auch tun müssen. Und deshalb gebietet Christus Matth. 3,15. Johannes diese Ursache seiner Taufe, und ersucht ihn, es jetzt deshalb sein zu lassen. Wodurch er genugsam andeutet, daß er nicht gemeint sei, solches seinen Jüngern als eine beständige Verordnung aufzulegen.

Zweitens setzen sie entgegen, Matth. 28,19. Deshalb geht hin, und lehrt alle Völker, und tauft sie in dem Namen des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes.

Dieses ist ihr wichtigster Einwurf, auf welchen sie das ganze übrige Tauf-Gerüste bauen. Worauf die erste allgemeine und richtige Antwort diese ist, daß wir den ganzen Inhalt dieses Orts zugestehen. Allein sie müssen uns erst beweisen, daß adhier Wasser verstanden werde. Massen der Tert ganz stille davon schweigt. Und ob es schon auf unserer Seite genug wäre, Was für daß wir alles zugestehen, was an diesem Ort ausges Christus drucket ist, ausser, daß wir verneinen, es mäste durch verstebe Wasser geschehen, welches ein ZuSatz ist, den man dem Text beifúget; so will ich doch nichts destowenis ger einige Ursachen vorher anzeigen, warum wir sols ches tun, und hiernach die Gründe betrachten, wels che diejenigen anführen, so da haben wollen, daß allo hier Wasser zu verstelsen sei.

Das erste ist eine Regel, die von allen eingeräus Schluß 1. met wird, daß man von der buchstäblichen Ber deutung des Textes nicht abgeben soll, wenn man nicht durch eine dringende Bothwendigkeit dars zu gezwungen werde.

Nun zwingt uns aber an diesem Ort keine dringens de Notwendigkeit dazu.

Daher sollen wir auch nicht davon abgehen.

zweitens: Diejenige Taufe, welche Christus sei: Schlaf a. nen Aposteln befohle, war die einige Taufe, das ist, seine eigene Taufe.

Nun geschieht aber die eine Taufe, welches Chris fti Taufe ist, nicht mit Wasser, wie wir bereits bes wiesen haben.

Deshalb war die Taufe, welche Christus seis nen Aposteln gebote, nicht die Wasser:Taufe.

Drittens war diejenige Taufe, welche Christus Schluß 3. seinen Aposteln gebote, eine solche, daß so viele, als damit getauft wurden, Christus anzogen.

Dieses aber trifft bei der Wasser-Taufe nicht ein; Deshalb etc.

Viertens war die Taufe, so von Christo seinen Aposteln geboten wurde, nicht die Taufe Johannes:

Nun war aber die Taufe mit Wasser die Taufe gos bannis; Deswegen z. zu erst aber führen sie an, daß die Taufe Christus ob es schon eine Wasser:Taufe, dennoch vor der Taufe Johnnnis unterschieden gewesen; weil Johannes nur mit Wasser zur Busse getauft, Christus aber seinen ungern befohlen, in dem Namen des Vaters, des Sohnes, und des beilis gen Geistes zu taufen; da sie denn meinen, daß, dieser verschiedenen Formel wegen, ein großer Uns terfdheid zwischen der Taufe Johannis und der Taus fe Christi seiy.

Ich antworte, was dieses anlangt, daß die Taufe Johannes zur Busse gewesen, so besteht der Unterschied nicht darinnen, weil die Taufe Christi auch deshalb ist. Ja, unsere Widersacher werden nicht leugnen, daß erwachsene Leute, die zu taufen sind, vors her, che sie zur Wasser-Taufe hinzu gelassen werden, Busse tun und ihre Sünden bekennen müssen; und daß auch kleine Kinder, in Betrachtung ihrer Taufe, gewisser Massen Busse tun und ihr Bekenntniß abs legen müssen." Daß demnach der Unterscheid hierins nen nicht be steht: Zumal dieses von der Busse und Bekenntniß so wohl mit Christi Taufe, als Johans nis Taufe überein fømmet. Hierinnen aber sind uns rere Widersacher selbst unter einander zerteilt. Denn Calvinus will haben, daß die Taufe Christi und die Taufe Johannis einerlei sei, Instit

. Lib. 4. cap. 15. Sect. 7. 8. Sie sind aber dennoch unterschieden. Und der Unterscheid be steht darinnen, daß die eine mit Wasser geschieht, die andere aber nicht x.

Zweitens, was die res betrifft, daß ihnen Christus befohlen, im Damen des Vaters, des Sobnes, und des heiligen Geistes zu taufen; so gejtebe ich, daß dieses einen Unterscheid macht, und zwar einen wichtigen Unterscheid. Allein dieser be steht nicht als lein darinnen, daß man die Wasser-Taufe nach dieser

verschiedenen Formel, durch eine bloße Ausspres Namen chung dieser Worte, zulaffet: Denn da der Text hiervon gar nichts meldet, so sebe ich auch nicht, wie solches daraus zu erhärten sei. Das Griechische heis wie er in fet és tò oropea, Das ist, in den Namen, oder auf den genommen Damen. Nun wird der Name des Herrn in der werde Schrift dfters für etwas anders genommen, als für einen bloffen Saal oder Laut der Worte, oder eis nes buchstäblichen Ausdrucks, nämlich für seine “Kraft und macht; wie aus Psalm 54, 3. Hohel. Sal. 1, 3. Sprüchw. 18, ic. und vielen andern Ders tern mehr erhellt. Daß nun die Apostel, vermöge Die Taufe ihres Berufs, (oder Amts) die Völker in diesen ria: in den Nas men, in diese Kraft und Macht taufen sollen, und sie repo solches auch getan haben, ist aus dem obgedachtēZeugs niß Pauli klar zu ersehen, da er sagt: So viel, als euer in Christus gerauft sind, die haben Christus angezogen. Dieses Taufen hat ein Taufen in den Namen, das ist, Mache und Kraft, sein müssen, und nicht eine bloße förmliche Ausdrückung der Worte, die der Wasser-Taufe beigefügt werden; dieweil solches, wie oben berührt worden, nicht notwendig daraus erfolgt. Ich wünsche, daß diejenigen, welche ihren Glauben auf keinen andern Grund, als das Zeugnis des Geistes Gottes und der Schriften der Wahrheit, zu bauen begehren, gebührend erwegen mögen, ob zum Bebuf dieser Auslegung wohl etwas mehrers kann angeführt werden, als was einem das Vorurteil der Auferzielung und die Gewalt der Menschen-Sagungen aufgedrungen hat. Es dürfte vielleicht einem unbehutsamen und unbedachtsamen les ser zum Anstoß gereichen, als ob das eigentliche Kenns Zeichen des Christentums aufgehoben würde, wenn ich ihm deutlich heraus sage, daß diese Schrift-Stels le nicht von der Wasser-Taufe zu verstehen sei; Und diese Formel, ich raufe dich in den Tiamen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geis ftes, seine Gewähr aus Matth. 28, babe.

Wobei man, ausser der von Bedeutung des Namens hergenommenen Ursache, (welcher die oben ausgedruckte Kraft und macht ist) wohlbedächtig zu erwägen hat, daß wenn solches eine von Christo seinen Aposteln vorgeschriebene Formel gewesen wäre, sie sich, ben Verrichtung der Wasser-Taufe, gewisslich solcher Formul gegen diejenigen, die sie mit Wasser getauft, bedient haben würden. Alleine, obschon in den Geschichten der Apostel an verschiedenen Orten besondere Meldung getan wird, wer diejenigen gemessen, die getauft worden, und wie oder auf was Art solche die Taufe erlangt: Obschon besonders ausgedruckt ist, daß sie diese oder jene getauft, als Apostelgeschichte 2:41, 8:12+13+38, 9:18, 10:48, 16:15. und 18:8. So wird doch dieser Formel nicht mit einem Wort darbei erwähnt. Und an zwei Orten, nämlich Apostelgeschichte 8:16. und 19:5. wird von etlichen gemeldet, daß sie in dem Namen des Herren Jesu getauft worden: Woraus noch mehr erhellt, daß entweder der Verfasser dieser Geschichte sehr nachläßig gewesen, welcher, da er so oft Gelegenheit gehabt dessen zu gedenken, den noch ein so wesentliches Stück von der Taufe außen gelassen, (welches den heiligen Geist, durch, dessen Leis tung Lucas solches geschrieben, beschuldigen biesie ;) oder es müssen die Apostel keineswegs verstanden hac ben, daß Christus bei seiner Aussendung Matth. 28, ihnen eine solche Formel der Wasser Taufe vorges fchrieben, da sie sich deren nicht bedient haben. Und deshalb ist es sicherer, wenn man schliesset, daß dasjenige, was sie bei Verrichtung der Wafler:Taus fe getan, keineswegs vermöge solches Befehls ges schehen seis; fonjt wurden sie dieselbe gebraucht has ben. Denn unsere Widersacher würden es, fonder Zweifel, für eine große Reserey halten, wenn man die Wasser:Taufe, mit Aussenlassung solcher Wors te,

oder nur allein in dem Damen Jesu, ohne des Vaters und des heiligen Geistes dabei zu erwehr nen, verrichten wollte; ungeachtet an den zwei vors her angeführten Ortn ausdrücklich gemeldet wird, daß sie solches getan haben.

te,

Zweitens sprechen sie, wenn dieses nicht von der Anfühs Wasser:Taufe zu versteben wäre, so würde es eis rung 2. ne Taucologie oder überflüßige Wiederholung sein, und eben so viel als Lehren bedeuten.

Ich rage, nein. Taufen mit dem Geist ist etwas Antwort. mehrers als lehren, oder den Verstand unterweisen. Denn es bringt eine Erreichung und Erweichung, eine Rübrung und Zerschmelzung des Herzens mit Wie Lehe sich, wodurch dasselbe eben so wohl durchörungen,um- Laufen uns gekehrt und verändert, als der Verstand unterrichtet, terschieden

sind i verbessert und erleudytet wird. Über dieses finden wir öfters in der Schrift, daß Lehren und Unterrich. ten, ohne einige ungereimte oder vergebliche Widers holung der Worte, neben einander gesetzt werden; und dennoch haben diese eine viel genauere Verwands fchaft mit einander, als Lehren und mit dem Geist taufen.

Drittens sagen sie, das Taufen müsse an diesem Anfühs Ort mit Wasser verstanden werden, weil solches rung 3. das Werk oder die Verrichtung der Apostel sei; und deshalb könne,es die Taufe des Geistes nicht sein, welches Christi Werk, und seiner Gnade, nicht des Menschen wäre.

Ich antworte, obschon die Taufe mit dem Geist Antwort. nicht ohne Christus und seine Gnade gewirkt wird ; Die Taufe so geschieht sie doch durch Menschen, die Gott als mit dem Werkzeuge dazu tüchtig und geschickt gemacht hat. Gottseligen Und daher forget nichts ungereimtes daraus, daß die Menschen Caufe mit dem Geist ausgedruckt wird, als die Hand- zeugen zus lung der Aposteln. Denn ob es sdon Christus ist, geschries der durch seine Gnade geistliche Gaben verleihet; so redet doch der Apostel auc) Róm. I, 11. davon, daß er ihnen geistliche Gaben mitteile, und vermeldet den Corinthiern, daß er sie gezeugt habe, durch das Evangelium. 1 Cor.4, 15. Und dennoch ist die Bekehrung der Heiden zum Glauben ein Werl Christi und seiner Gnade, und nicht der Menschen. Die Bekehrung des Herzens ist auch eigentlich das Werk Christi ,und dennoch schreibt die Schrift solches öfters denen Menschen zu, weil sie die Wertzeuge sind. Und da der Befehl, den Paulus bei seiner Sendung erhielte, darinnen bestünde, die Menschen von der Finsternis zu dem Lichte zu bekehren, welches doch ohne die Mitwirkung Christi durch seine Gnade nicht geschehen kan; so mag man auch das Taufen mit dem Geist wohl auf solche Art ausdrucken, weil es von Menschen, als den Werkzeugen, vollzogen wird, obschon das Werk der Gnade Christi notwendig dazu kommen muß. Daß es demnach gar nichts ungereimtes ift, zu sagen, es haben die Apostel die Taufe des Geistes ausgeteilt.

Anfühs Legtens führen sie an, daß, weil Christus allda

fagct, daß er bei seinen Jüngern sein wolle, bis an der Welt ‘Ende, die Wasser Taufe so lange währen müsse.

Wenn er daselbst von der Wasser-Taufe geredet hätte, so hätte man wohl hierauf dringen können; da aber dieses geleugnet wird, und bewiesen worden, daß es falsch ist, so kann nichts gewisses daraus geschlossen werden, indem er von der Taufe des Geistes redet, bei welcher wir gern zugestehen, daß sie bis ans Ens de der Welt, ja so lauge als Christi Gegenwart bei

seinen Kindern währet, bleiben wird. Cinwurf 3.