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warning
Aber die Wasser-Taufe zu einer notwendigen Einsetzung der Christlichen Religion, die rein und geistlich, und nicht fleischlich und zeremoniell ist, zu machen, beißt der Ordnung des neuen Bundes merklichen Abbruch tun, und die gesetzlichen Zeremonien und Gebräuche, davon die Wasser-Taufe oder das Waschen mit Wasser eine mit war, wieder einführen. Wie aus Hebräer 9,10. erhellt, allwo der Apostel hiervon handelt, und sagt, daß der erste Gottesdienst bloß_bestanden in Speise und Trank, und mancherlei Taufe, und äusserlicher Heiligkeit, oder fleischlichen Verordnungen, die auferlegt gewesen, bis auf die Zeit der Reformation oder Besserung. Wenn denn nun die Zeit der Besserung, oder Austeilung des Evangelium, welches dem Schatten-Werk ein Ende macht, herbei gekommen ist, so sind solche Taufen und fleischliche Verordnungen nicht mehr aufzulegen. Denn wie die Taufe mit Wasser jetzt eine nötigere geistliche Verordnung worden, als sie vorher zur Zeit des Gesetzes gewesen, ist nicht zu sehen. Sintemal sie nur noch im Wasser besteht, und eine Abwaschung des äußerlichen Menschen, und Entfernung des Unreinen am Fleisch ist. Und gleichwie diejenigen, die vormals deshalb gewaschen wurden, dadurch nicht vollkommen gemacht wurden, was das Gewissen anlangt; deshalb sind sie es heutzutage auch nicht. Wie unsere Widersacher notwendig gestehen müssen, und die Erfahrung sattsam ausweist. Da deshalb die Marerie derselben, welches ein Waschen mit Wasser ist, und die Wirkung derselben, so nur in einer äußerlichen Reinigung be steht, noch immer dieselbe und noch immer einerlei ist, wie kommt es denn nun, daß die Wasser-Taufe jetzt weniger eine fieschliche Verordnung, als vorher, sein soll?
Wenn gesagt wird, daß 60tr einigen, die jetzt getauft werden innerliche Gnade mittheile;
So dient zur Antwort, daß er dergleichen auch, sonder Zweifel, einigen verliehen, welche die unter
den Juden gewöhnliche Taufe gebraucht haben. Einwurf 2. Dder wenn man sagen sollte, weil sie von Chris
sto jetzt unter dem Teuen Bund geboten was re;
So antworte ich, erstens, daß dieses eben dass jenige ist, worvon die Frage noch zur Zeit unauss gemacht bleibt, wie hiernach folgen wird.
Zweitens aber finden wir, daß, wo die Materie der Verordnung einerlei, und der Endzweck einerlei ist, forche, ihrer verschiedenen Zeiten wegen niemals für mehr oder für weniger geistlich gehalten werden. Nun, war nichtGott der Urheber der Reinigungen und Taus fen unter dem Gesetz ?War nicht das Wasser die Mates rie derselben, wie es noch jetzt ist? War nicht der Endzweck derselben, durch das äußerliche Waschen, eine innerliche Reinheit anzudeuten? Und wird dies fes nicht, als der Endzweck, noch angefülyret? Sind
auch die nötigen Wirkung und Folgen jetzt wohl Die Mens besser als sie zuvor gewesen? Zumaldie Menschen fchen wer:
jetzt, vermöge der Wasser-Taufe, als einer nothwens durch die digen Folge derselben, innerlich keineswegs mehr ges
reinigt
Den jekt
reinigt werden, als sie für diesem gereinigt worden Wasser: sind. Und wenn einige, die mit Wasser getauft wer- herlich fris den, durch die Gnade Gottes innerlich aereinigt negmegs werden, so sind unter dem Gesetzgleichfalls einige deshalb mihrige: gereinigt worden. So, daß dieses keine nothwen- als vorhin. dige Folge oder Wirkung weder dieser noch jener Taufe ist. Es ist demnach so wohl der
gefunden Vers nunft als dem Zeugnis der Schrift offenbarlich zuwis der, wenn man dasjenige jetzt noch für eine geistliche Drðnung ausgeben will, welches vorher eine Fleischlis che Ordnung gewesen, wenn, die so wohl ihrem Stifs ter, ihrer Materie, und ihrem Endzweck nach, noch eben dieselbe, obschon in einigen Umständen veráns dert ist. Die geistlidie Art des neuen Bundes, und Dessen durch Christus aufgerichteter Gottesdienst bes stunde nicht in solchen schlechten Veränderungen der Umstände; sondern verhielt sich auf eine ganz andere Weise. Deshalb lasset unsere Widersucher anzeigen, wenn sie können, (ohne dasjenige, worvon noch die Frage ist, als ausgemacht voraus zu setzen, oder sich auf eine oder die andern Grund-Satze zu steifen, die von uns geleugnet werden, wo Chris stus jemals eine einige Einsegung oder Beobach, tung unter dem neuen Bund angeordnet, als ets was, so zu dessen mesentlichen Eigenschaft gehört, oder ein solches Stück von dessen Gottesdienst sei, daß es beständig währen soll. Welches, ob es schon dem Wesen und Würfungen nach, (ich rede von den notwendigen, nicht zufáðigen Wirkung) zwar einerlei, dennoch wegen einiges kleinen Unterscheids in der Gejtalt oder den Umständen vorher Fleischlich war, ungeachtet es unter dem Gesetz von Gott ges boten gewesen, aber heutzutage, weil es von Christo unter dem Evangelio geboten ist, geisilich worden ist? Und wenn sie dieses nicht tun können, so bleibt die Wasser-Taufe, wenn sie jemals eine fleischliche Drds
nung
nung gewesen, wie der Apostel bekräftigt, noch ime mer eine fleischliche Ordnung, mie fürhin. Und wenn es eine fleischliche Ordnung ist, so kann sie kein notwendiges Stück des Evangelium oder des neuen Bundes und dessen Einrichtung sein. Und wenn sie kein notwendiges Stück desselben ist, so ist auch nicht nötig, daß sie fortgesetzt, und von solchen, die unter dieser Einrichtung leben und wandeln, beibehalten und ausgeübt werden soll. Allein in diesem Stück pflegen unsere Widersacher, wie in vielen andern Dingen, (wie ich schon öfters bemerkt,) zu judengen, und den herrlichen und geistlichen Freiheiten des neuen Bundes abzusagen, und hingegen an den ersten Gründen des alten Gebäudes, beides in der Lehre und in dem Gottesdienst, kleben und behangen zu bleiben, weil es besser mit ihren fleischlichen Begriffen und natürlichen Sinnen überein kommt, und nach denselben eingerichtet ist. Aber wir im Gegenteil bes múlyon uns zuförderst, das uns offenbarte Licht des berrlichen Evangelium zu ergreifen, und demselben anzuhangen. Und die liebliche Harmonie und Übereinstimmung der Wahrheit, die wir in diesem Stück bekennen, wird erhellen, wenn man betrachtet, wie wir in allen Dingen dem geistlichen Evangelio Christi folgen, wie solches von der fleischlichen Art der gesetzlichen Einrichtung unterschieden ist; da unsere Widerfacher, durch Verwerffung dieses Evangelium, noch immer unter der Last des Gesetzes seufzen, welches weder sie noch ihre Väter tragen können.
Denn das Gesetz, und die Regel des alten Bundes bei den Juden, war äußerlich auf steinerne Tafeln und Pergament geschrieben: Also ist auch unserer Widersacher ihres. Aber das Gesetz des neuen Bundes ist innerlich und unaufhörliche in das Herz geschrieben: So ist unseres.
Gottesdienst der Juden war äußerlich und Fleischlich, zu gewissen geseßten Zeiten, Örtern und Personen eingeschränkt, und wurde nach Gesetzen vorgeschriebenen Formeln und Beobachtungen vollzogen; Also ist auch unserer Widersacher ihrer. Aber der Gottesdienst des neuen Bundes ist weder an Zeit, Ort noch Personen gebunden, sondern wird im Geist und in der Wahrheit vollbracht, und nicht nach festgesetzten Formen und Vorschriften ausgerichtet, sondern wie der Geist Gottes unmittelbar treibt, bewegt und leitet, es sei, zu predigen, zu beten oder zu singen: Und ein solcher ist auch unser Gottesdienst.
Also war auch gleichfalls die Taufe bei den Juden unter dem Gesetz ein äußerliches Waschen mit äußerlichen Wasser, bloß eine innerliche Reinigung der Seelen vorzubilden, welche nicht notwendiger Weise bei denen erfolgte, die deshalb getauft waren. Aber die Taufe Christi unter dem Evangelio ist die Taufe des Geistes und des Feuers; nicht die Beseitigung des Unreinen am Fleisch, sondern die Antwort eines guten Gewissens gegen Gott. Und eine solche ist auch die Taufe, init welcher wir uns, getauft zu werden, bemühen, und für welche wir streiten.