12.3
Zu erst ist nur eine Taufe, gleichwie nur ein Herr, ein Glaube etc.
Zweitens, daß diese eine Taufe, welches die Taufe Christi ist, nicht das Waschen mit Wasser, oder das Eintauchen in dasselbe, sondern die Taufe des Geistes sei, da man durch den Geist getauft wird.
Drittens, daß die Taufe Johannis nur eine Figur oder ein Vorbild dieser gewesen, und daher, als die Sigur, dem Wesen weichen muß; und obschon dieses bleibt, so höret doch jene auf.
Was das erste anbelangt, daß nur eine Taufe ist, so bedarf solches keinen weitern Beweis, als die Worte Textes, Ephes. 4,5. Ein Herr, ein Glaube, eien Taufe. Allwo der Apostel ausdrücklich und deutlich bekräftigt, daß gleichwie nur ein Leib, ein Geist, ein Glaube, ein Gott sei; deshalb auch nur eine Taufe wäre.
Was aber gemeiniglich zu Erklärung dieser Worte angeführt wird, daß nämlich die Taufe des Wassers und des Geistes diese eine Taufe, vermöge der Sakramentlichen Vereinigung ausmachen;
So antworte ich, diese Auslegung hat dannenheso Statt gefunden, nicht, weil sie auf das Zeugnis der Schrift gegründet ist, sondern weil sie die Schrift verdreht, damit sie sich zu ihrer Lehre von der Wassser-Taufe schicken möge. Und deshalb bedarf dieses keiner andern Antwort, als daß man solches leugnet, weil es den klaren Worten des Textes widerstreitet. Da nicht gesagt wird, daß zwo Taufen sind, nämlich eine des Wassers, und die andere des Geistes, welche nur eine Taufe ausmachen; sondern es steht deutlich, daß nur eine Taufe sei, gleichwie nur ein Glaube und ein Gott ist. Nun gehören nicht zwei Glauben, nicht zwei Götter, nicht zwei Geister, nicht zwei Leiber dazu, davon der eine äusserlich und Elementarisch, der andere aber geistlich und rein ist, diesen einen Glauben, einen Gott, einen Leib, einen Geist auszumachen. Und deshalb bedarf es auch nicht zweier Taufen, die eine Taufe auszumachen.
Sollte aber zweitens fürgegeben werden, es sei nur eine Taufe, davor das Wasser der eine Teil, nämlich das Zeichen; und der Geist, als dasjenige, so dadurch aufgezeigt wird, der andere ware:
So antworte ich, dieses bestärkt unsere Lehre noch mehr. Denn wenn das Wasser nur das Zeichen ist, so ist es nicht die Materie der einen Taufe, (wie hernach aus deren Erklärung in der Schrift ferner erhellen wird) und wir sollen die eine Taufe für die Materie derselben, nicht für das Zeichen, für die Figur und das Vorbild, so vorher gieng, nehmen. Eben als wie Christus in der Schrift das einige Opfer wird. Ob er schon durch viele Opfer unter Gesetz vorgebildet war, so verstehen wir doch durch, das eine Opfer die Aufopferung seiner selbst am Kreuz. Ob nun wohl diese vielen Opfer Zeichen und Vorbilder davon gewesen, fosagen wir doch nicht, daß sie zu solcher Aufopferung Christi mit gehören, dieses eine Opfer auszumachen. Also verhält sich auch, mit der Wasser-Taufe. Obschon solche ein Zeichen der Taufe Christi war, so folgt doch nicht, daß sie jetzt mit dazu gehört, die Taufe Christi auszumachen. Sollte aber jemand so ungereimt handeln, und zu behaupten suchen, daß diese eine Taufe hier die Taufe des Wassers und nicht des Geistes sei, sobiesse solches dem ausdrücklichen Zeugnis der Schrift, die gerade das Gegenteil sagt, thðrichter Weise wiedersprechen; wie aus dem, was folgt, noch mit mehrerm erhellen wird.
Zweitens, daß diese eine Taufe, welches die TaufeChristi ist,kein Abwaschen mit Wasser sei, erhellt erstens aus dem Zeugnis Johannis, als des eigentlichen und besonderen Dieners oder Vorstehers der Wasser-Taufe, Matth. 3,11. Ich taufe euch mit Wasser zur Busse, der aber nach mir kommt, ist stärker denn ich, dem ich auch nicht gnugsam bin, seine Schuhe zu tragen; der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen. Allhier gedenkt Johannes zweierlei Arten des Taufens, (oder zu taufen) und zweier unterschiedener Taufen. Die eine mit Wasser, und die andere mit dem Geist. Von der einen war Johannes der Diener, und von der andern Christus; und diejenigen, die mit der ersten getauft worden, die waren deshalben nicht mit der andern getauft: Ich taufe euch etc. Er aber wird euch taufen etc. Ob sie schon damals in der gegenwärtigen Zeit mit der Wasser-Taufe getauft worden, so waren sie doch, noch nicht mit der Taufe Christi getauft, sondern sollten erst noch damit gerauft werden. Aus welchem allen ich diesen Schluss abfasse:
Wenn diejenigen, welche mit der Wasser-Taufe getauft worden, deswegen nicht mit der Taufe Christi getauft gewesen; so folgt, daß die Wasser-Taufe nicht die Taufe Christi ist;
Nun ist aber das erste wahr, deshalb auch das lezte Und wiederum :
Wenn derjenige, welcher der Wasser-Taufe würklich und wahrhaftig vorstunde, sich dessen ungeachtet erklärte, daß er mit der Taufe Christi weder taufte, noch taufen könnte; so isi die Wasser-Taufe nicht die Taufe Christi:
Nun ist aber das erste wahr;
Dahero etc.
Und gewisslich, es anders verstehen wollen, hiesse des Johannes Worten allen richtigen Verstand benehmen; denn wenn beider Taufe einerlei gewesen ware, warum sollte er sie so genau von einander unterschieden haben? Warum sollte er gesagt haben, daß diejenigen, welche er bereits getauft hatte, dennoch mit einer andern Taufe getauft werden sollten?
Dafern darauf gedrungen würde, daß die Wasser-Taufe der eine Teil, und die Taufe des Geistes der andere Teil oder die Wirkung der vorigen sei;
So antworte ich, daß diese Auslegung den klaren Worten des Textes widerspricht: Denn er sagt nicht, ich taufe euch mit Wasser, und der, so nach mir kommt, soll die Wirkung dieser meiner Taufe in euch durch den heiligen Geist hervor brinigen etc, oder er soll diese Taufe in euch vollenden; sondern er spricht, er wird eud taufen. Wenn wir demnach die Worte wahrhaftig und eigentlich verstehen, wenn er sagt, ich taufe euch, und zugeben daß er dadurch wirklich anzeigt, daß er mit der Wasser-Taufe taufte, so müssen wir, wenn wir diesen Worten der Schrift keine Gewalt antun sollen, den andern Teil des Spruchs auf gleiche Weise verstehen; da er alsbald hinzu fügt: Er aber wird euch taufen etc. daß er solches wirklich von einer andern Taufe verstehe, mit welcher sie sollten getauft werden, als diejenige sei, womit er sie getauft hätte. Sonst wäre es was ungereimtes gewesen, daß er solche so genau von einander unterschieden hätte.
Zweitens, wird solches ferner durch die Worte Christi selbst bekräftigt, Apost. Gesc. 1,4.+5. Wartet auf die Verheissung des Vaters, welche ihr habt gehört, sprach er, von mir. Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden, nicht lange nach diesen Tagen. Es können kaum zwei Ders ter der Schrift genauer mit einander überein kom- men, als dieser mit dem nur kurz vorher erwelinten vorigen Ort überein trift. Und deshalb schliesset Welche er auf eben ,solche Weise wie der andere. Denn son Jo. Christus gebietet hier völlig zu, daß Johannes seine tauft mor: Taufe, sowohl der Materie als dem Wesen nach den, mus vollendet habe. Johannes zwar (spricht er) hat auf die mit Wasser getauft. Welches eben so vielist, als Laufe ob er sprache: Johannes hat die Wasser-Taufe auf dem Geist eine wahrhaftige und völlige Weise verrichtet; aber warten. ihr sollet mit dem heligen Geist getauft werden. Dieses zeigt an, daß sie mit einer andern Taufe, als der Wasser- Taufe, getauft werden sollen; und daß sie zwar mit der Wasser: Taufe, nicht aber mit der Taufe Christi getauft wären, als mit welcher sie noch erst getauft werden sollten.
Drittens beobachtet Petrus eben diesen Unterschied, Apost. Gesch. 11,16. Da gedachte ich an das Wort des Herren, als er sagt, Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden. Dieses deutet der Apostel auf die Zusgiessung des heiligen Geistes, und (chieden.
schliesset, daß sie damals mit der Taufe des Geistes getauft worden wären. Was dasjenige anbelangt, da man darauf dringt, daß er hernach Wasser ges fordert, davon sou hernach geredet werden. Aus als len diesen drey Sprüchen nun, die sich auf einander beziehen, als erstens des johannis, zum andern Chris sti, und drittens des Petri seinem, folgt augenscheins lich, daß diejenigen, die wirklich und walırhaftig mit der Wasser-Taufe getauft waren, doc) dessen unges achtet nicht mit der Taufe des Geistes, welches die Taufe Christi ist, getauft gewesen, und diejenigen, welche die Wasser- Taufe wirklich und wahrhaftig verrichtet oder mitgeteilt, dadurch keineswegs die Taufe Christi verrichtet oder mitgeteilt haben. Wenn demnach, wie bereits bewiesen worden, jetzt nur eis ne Taufe statt findet, so mögen wir sicherlich schliess sen, daß es die Taufe des Geistes, und nicht des Wassers sei. Sonst würde folgen, daß die eine Taufe, die noch währet, die Wasser: Taufe, das ist, die Taufe Johannis, und nicht die Taufe des Geis stes, das ist, Christi, qey, welches höchit ungereimt
ware. Einmurf. Wenn man ferner vorwenden wollte, daß, obs
schon die Taufe Johannis von der Taufe Chris fti, ehe solche mitgeteilt worden, als deren Fis gur sie nur gewesen, unterschieden gewesen; dens noch jetzt beides dieselbe als die Figur, und die Taufé des Geistes, als das Wesen, nötig sei,
die eine Wasser-Taufe auszumachen: Antwort.
So antworteich: Dieses beweist nichts, es sei denn, daß man auch zugebe, daß beide zum Wesen der Taufe gehörten; so, daß die Taufe nicht für vollkommen oder für gehörig vollzogen zu halten, wo nicht beide vorhanden sind; welches keiner von unsern Widersachern zugeben wird; sondern sie halten im Gegenteil nicht nur alle diejenigen für solche, die wahrhaftig mit der Taufe Christi getauft sind, die mit Wasser getauft worden, ob sie schon ungewiss sind, ob sie mit dem Geist getauft sind, oder nicht; sondern sie halten auch diese für solche, welche wirklich mit der Taufe Christi getauft sind, weil sie mit Wasser besprengt oder getauft worden. Obschon offenbar, und ganz gewiss ist, daß sie nicht mit dem Geist getauft sind, weil sie durch gottlose Werke in ihren Herzen Feinde derselben sind. Also ist hier, ihrem eigenen Geständnis nach, die Wasser-Taufe ohne den Geist. Daher wir viel sicherer schließen mögen, daß die Taufe des Geistes, welches die Taufe Christi ist, ohne die Taufe des Wassers ist, und sein kan. Wie aus Apost. Gesch. 11. erhellt, wo Petrus von diesen Männern bezeugt, daß sie mit dem Geist getauft wären, ob sie schon damals noch nicht mit Wasser getauft waren. Und gewisslich, der ganze Streit besteht in diesem, wie in den meisten andern Dingen zwischen uns und unsern Gegnern darinnen, daß sie die Gestalt und den Schatten öfters der Kraft und dem Wesen vorziehen; indem sie diejenigen, so die Gestalt und Schatten haben, für Erben und Besitzer der Sachen selbst erklären, ob es ihnen schon an der wirklichen Kraft und dem Wesen mangelt; und hingegen diejenigen nicht darfür erkennen wollen, die die Kraft und das Wesen besitzen, wenn es ihnen an der Gestalt und an dem Schatten fehlt. Dieses erhellt klar daraus, das sie behaupten, diejenigen waren mit der einen Taufe Christi getauft die nicht mit dem Geist getauft sind, (welche in der Schrift auf eine besondere Weise die Taufe Christi genennt wird,) wenn sie nur mit Wasser getauft sind; da sie doch selbst gestehen, daß solches nur der Schatten oder die Figur sei. Und da sie über dieses diejenigen, die mit der Taufe des Geistes gewiss getauft sind, nicht für getauft halten, so wollen sie dieselben auch nicht so nennen lassen, wenn sie nicht auch mit Wasser bespritzt, oder in solches eingetaucht worden. Aber wir im Gegenteil ziehen allezeit die Kraft der Gestalt, und das Wesen dem Schatten für; und wo sich das Wesen und die Kraft findet, da tragen wir kein Bedenken, die Personen darnach zu benennen, obschon die Gestalt mangelt. Und deshalb sehen wir allemal zuförderst auf das Wesen und die Kraft, streben darnach, und verteidigen dieselben, weil wir wissen, daß solche unumgänglich nötig sind. Obschon die Gestalten bisweilen hinweg bleiben, und die Figur oder das Vorbild aufhören mag, wenn das Wesen und das Gegenbild genossen oder besessen wird, wie in diesem Fall geschieht, welches hernach deutlicher soll dargetan werden