12.2
Was hierbei zum ersten zu betrachten vorkommt, ist der Name oder das Wort, Sakrament. Es befremdet einen aber billig, daß die Christen so steif und fest darüber halten, und so eifrig dafür streiten, da doch dieses Wort in der ganzen Heiligen Schrift nicht gefunden wird, sondern von dem Soldateneid der Heiden entlehnt ist, welchen die Christen, als sie anfingen in den Abfall zu geraten, manche abergläubische Redensarten und Gebrauche entliehen, auf daß sie sich dadurch bei den Heiden in Gunst setzen, und solche desto leichter zu ihrer Religion bewegen möchten. Ob sie nun schon vielleicht hierbei ein gutes Absehen mögen gehabt haben, so ist doch diese Gewohnheit die Frucht menschlicher Staatsklugheit und der Weisheit Gottes gar nicht gemäß gewesen, und hat deshalb sehr schädliche Folgen nach sich gezogen. Ich sehe nicht, wie es uns so wohl die Katholiken als Protestanten, besonders aber die legtern mit Grund für übel halten können, daß wir dieses Wort verwerfen, welches der Heil. Geist nicht scheint für gut befunden zu haben, es den Verfassern der Schrift einzugeben, damit sie uns solches hinters lassen sollten.
Wollte man aber sagen, es sei nicht der Name, sondern die Sache selbst, wofür sie stritten:
So gebe ich zur Antwort: Man lege demnach den Namen, weil er nicht Schrift-mäßig ist, bei Seiten, als denn werden wir bei dem ersten Anfang sehen, was für großer Nutzen daraus erfolgen wird, wenn wir dieses durch Menschen-Satzung eingeführt Wort abschaffen, und bei der einfältigen Sprache der Seil. Schrift bleiben. Denn der heftige Streit wegen der Anzahl derselben wird alsbald hinweg fallen. Angesehen kein Wort in der Schrift gebraucht wird, dessen man sich bedienen könnte, man mag sie Einlegungen, Verordnungen, Befehle, Gebote, Anweisungen, Gesetze, oder dergleichen nennen, weldies Anlaß zu einem solchen Streit geben würde. Zumal unter allen diesen vorher gedachten Worten kein einziges sein wird, woraus die Katholiken, daß deren nur sieben, oder die Protestanten, daß deren nur zwei sind, behaupten können.
Wenn gesagt wird, daß diese Streitigkeit so wohl wegen der Definition oder Beschreibung der Sache, als des Namens halber entstünde:
So wird dieses ganz anders befunden werden. Denn wir mögen ihre Definition oder Beschreibung eines Sakraments nehmen, auf was vor eine Art mir wollen; wir mögen es ein äußerliches sichtbares Zeichen nennen, wodurch innerliche Gnade mitgeteilt oder nur angedeutet wird; so kommt gen übert’s doch diese Erklärung noch mit vielen andern Dingen ein. überein, welche weder die Katholiken noch Protestans Was ver: ten für Sakramenten erkennen werden. Wenn man siegelnde
sie durch den Namen versiegelnder Verordnungen nungen bes ausdrucket, wie einige zu tun pflegen, so habe ich deuten? noch niemals weder nach der Vernunft, noch auch
nach der Schrift, abnehmen können, wie ihnen diese Benennung mehr, als einer andern Christlichen und gottseligen Pflicht oder Vollziehung des Gottese dienste, zuzueignen wäre. Denn dieses muß notwendig eine versiegelnde Verordnung sein, wos durch derjenige, der sie empfähet, der Verheissung, oder der ihm versiegelten Sache, auf eine unfehl
bare Weise gewiss versichert wird. Einivurf 3. Wenn man sagt, sie sei denen deshalb, die glaus
big sind;
So antworte ich, deshalb ist das Beten, das Predis gen und ein jedwedes gutes Werk auchAngesehen der Genuss oder Vollziehung des einen niemand ein gewisseres Recht zum Himmel gebietet, ja, gewisser Massen nicht einmal so viel. Es findet sich keine Ürs fade, folce mehr deshalb zu nennen, als die andern.
Über dieses finden wir nicht das geringste, welches das Siegel und Pfand unsees Erbes genennt wers de, ausser der Geist Gottes. Durch diesen werden wir versiegelt genetinet, Ephef. 1, I., und c.4, 30. Welcher auch das Pfand unseres Erbes genennt wird, 2 Cor. 1, 22. Und nicht durch äußerliches Wasser oder Eisen und Trinken. Gleichwie dessen der gottloseste Menfc) teilhaftig werden kan; deshalb
falyren viele, die init Teil daran nehmen, dessen uns Qeufferlis geachtet zur Höllen. Denn das äußerliche Was Fichen reinis fchen mit Wasser macht das Herz nicht rein, und
deshalb auch den Menschen nicht geschickt zum HimmelHera nicht. reich. Und gleichwie dasjenige, was zum Mund
eingebet,
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eingeht, den Menschen nicht verunreiniger, weil es wieder ausgeworfen wird, und zu dem Mists haufen gebet; deshalb reinigt ihn auch nichts, was er isset, oder macht ihn geschickt zum Himmetreich. Was alhier insgemein gesagt wird, mag statt einer Einteis tung dienen, nicht nur zu diesem Sak, sondern auch zu dem Ifolgenden vom Abendmahl. Unter diesen sogenannten Sakramenten wird die Taufe allemal zuersi genennt, wovon wir in diesem Satz handeln wollen: Bei dessen Erläuterung ich erstlicy unser Urs teil anzeigen und beireisen; und alsdenn die Einirúrs fe beantworten, und die Meinung unserer Gegner widerlegen werde. Was den ersten Teil betrifft, Teil I. kommen diese folgenden Punkte, welche im Satz kürzlich enthalten sind, zu betrachten und zu bereisen für.