11.25
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zu erst, wenden sie ein, daß, wenn bät im Geis solche besondere Einflüsse zu äusserlichhen Werken wortet. des Gottesdiensts nötig waren, sie auch zu den Einwurf 1. innerlichen Werken, nämlich dem Verlangen nach Gott und der Liebe Gottes, nötig sein müs sten:
Aber dieses ist ungereimt; deshalb auch dasjenige, woraus
es folgt. Ich antworte: Dasjenige, was bei Feststellung Antwort. der Streit - Frage gesagt worden, dicnet
auch zu Erklärung dieses; massen, so lange als der Tag von eines Menschen Heimsuchung währet, es niemals, was solche allgemeine Pflichten anlangt, am götts ’lichen Einfluss ermangelt. Als in welcher Zeit Gott dem Menschen alle Wege nahe ist, und durch seinen Geist mit ihm ringt, ihn zu sich zu ziehen und ihn zu
bekehren;
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bekchren; deshalb daß, wenn er nur stille hält, und von seinen bösen Gedanken ablasset, der Herr nabe ist, ihm zu helfen. Was aber die äußerlichen Werke des Gebets betrifft, so bedürfen solche einer noch besons derern Bewegung und eines stärkern Einflusses, wie
bereits bewiesen worden. Einwurf 2.
Zweitenis, setzen sie entgegen, daß man auch auf solche Art wohl sagen möchte, der Mensch sollte keine sittlichen Pflichten beobachten; als daß die Kinder ihre Eltern ehren, die Menschen sich gegen ihren Tiáchsten gerecht erwiesen, es sei denn, daß
sie der Geist dazu bewege. Antwort. Ich antworte: Es ist ein großer Unterfdheid zwis
fchen diesen allgemeinen Pflichtet, so ein Mensch dem andern zu erweisen schuldig ist, und zwischen den bes sondern ausdrücklichen Werken der Anbätung Gottes. Das eine ist bloß geistlich, und von Gott befohlen, daß es von seinem Geist vollzogen werden fol; das andere kommt mit ihrem Endzweck und Nus Ben überein, als auf welchen sie unınittelbar gerichs tet sind, ob es schon aus einem bloßen natürlichen Grunds Satz der Selbstliebe geschieht: Gleichwie Tiere eine natürliche Neigung gegen einander haben; und deshalb auch auf eine natürlidie Weise vollzogen werden können. Ob ich schon nicht leugnen wil, daß es keine Gott angenehme und wohlgefällige, wie auch der Seelen selbst núbliche und ersprießliche Werke sind, wenn sie nicht in der Furcht Gottes geschehen, und von seinem Secgen begleitet werden, als in ielchem seine Kinder alles volbringen, und daher auch in als lem, was sie tun und vornehmen, angenehm und ges
regnet sind. Einwurf 3. Drittens, werfen sie ein, daß, wenn ein gottloser
Mensch nicht ohne eine Bewegung des Geistes bäs ten sollte, weil sein Gebet Sünde sein würde, er
auch
22,4
s auch aus eben derselben Ursache nicht pflügen müs
ste, weil das Pflügen des Gottlosen so wohl als Sprücho, sein Gebet Sünde wäre.
Dieser Einwurf ist mit dem vorigen einerlei, und Antwort. mag dahero auf eben dieselbe Weise beantwortet wers den. Zumal zwischen natürlichen Sandlungen, wie die als Elsen, Trinken, Schlafen, und den leibli- Werke der chen Unterhalt zu suchen, (welche Dinge der Mensch den Wetu mit den Tieren gernein hat,) und zwischen geistlis ter bes chen Werken ein großer Unterscheid ist. Und es fol- terschieden get keineswegen, weil der Mensch ohne den Geist keis fub ne geistlichen Werke vornehmen soll, deshalb kann er auch ohne demselben keine natürlichen Handluns gen angreifen oder verrichten. Die Gleichbeit geht deshalb besser an, und zwar zum Beweis dessen, was wir behaupten: Daß, gleichwie der Mensch zu Vers richtung seiner natürlichen Handlungen seinen narúrs lichen Geist oder das Gemüt nötig hat, deshalb hat er, zu Vouziehung geistlicher Werke, den Geist GOts tes nötig. Daß die natürlichen Werke des Gotts losen und Ungerechten sündhaft sind, Itebet nicht zu leugnen; obschon nicht an sich selbsten, sondern so fern, als der Mensch in solchem Zustand in den Aus gen Gottes bei allem, was er tut und vornimmt, verworfen ist.
Viertens, setzen sie entgegen, daß gottlose Leu: Einwurf 4. te, nach dieser Lehre, wohl viele Jahre aneinans der zu beten unterlassen mögen, mit dem Vor: wand, daß es ihnen an der nötigen Bewegung dazu mangle.
Ich antworte: Der falsche Vorivand gottloser Antwort. Leute kann der Wahrheit dieser Lehre nicht das geringsre benehmen. Denn auf solche Art ist keine einzige Lehre Christi, welche die Menschen nicht verdrehen und übergeben möchten. Daß sie ohne den Geist nicht beten sollten, wird zugestanden. Sie sollten aber
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an
zum Gebet
an den Ort kommen, wo man wachet und darauf harrt, so würden sie schon fähig werden, des Geis
stes Bewegung zu fühlen. Sie sündigen wirklich, Daf gotts daß sie nicht beten. Die Ursache dieser Sünde aber lose Leute ist, daß sie nicht wachen. Also rulret ihre Unters gungen des lassung nicht von dieser Lehre her, sondern von ihrem Geistes Ungehorsam gegen solche. Denn wenn sie olync diese vorber laf Bewegung beten wollten, so würde es eine zweifache fen. Sünde, und keine Erfüllung des zum Gebär gegebes
nen Befehls sein; so würde ihnen and, ihr Gehat obs ne diesen Geist nichts helfen. Und dieses múfsen uns sere Widersacher in einem andern Fall bekennen. Denn sie sprechen, es ist eine allen Christen oblies gende Pflicht, das Sakrament des Alltars, oder das Abendmahl des Herren (wie sie es nennen,) Offers zu gebrauchen. Und dennod sagen sie, es musse niemand unwürdig hinzu geben. Ja, sie wollen, daß diejenigen, welche sich nicht bereitet dazu finden, davon abitehen sollen. Daher sie auch diesels ben gemeiniglich von dem Gebrauch desselben auss schließen. Ob es nun schon nach ihrem Glaubenss Bekenntniß nötig ist, fleißig zum Tisch des Herren öll gehen und dieses Sakraments teilhaftig zu mers den; so ist doch auc) nötig, daß diejenigen, die sich
dabei cinsinden wolleri, sich erst selbst vorher wohl prüs 1 Cor. 11, fen, damit sie es nicht zu ihrem Gericht essen und
crinken, und ob sie es ihnen schon zur Súnde redenen, wenn sie sich dessen enthalten; so aditen sie es doch für eine noch weit grössere Sünde, wenn es dieselben
olyne diese gebührende Prüfung geniessen. Einwurfs. Fünftens berufen sie sich auf Apoji. Gesch.8, 22.
wo Petrus Simon, dem Zauberer, befiehlet, daß er GØie bitten solle. Woraus sie zu erhärten suchen,
daßgotclose Leute beten mögen, und bären sollen. Antwort. Ich antirorte, daß sie bei Anführung dieses Orts, wie ich öfters bemerkt, den ersien und vornehmjien
Cheil des Verses außen lassen, welcher Apost. Gesch. 8, 22. deshalb lautet: Daruin thue Buße für diese Der Zaue deine Bosheit, und bitte Gott, ob dir vergeben beten, aber werden inochte der Tück deines Herzens. Also nicht ohne befiehlet er ihm hier zuersi Busse zu tun. Nun kann Buffe. das geringste Maß walrer Busse nicht ohne einen oder den andern Grad derjenigen inncrlichen Einkebyr des Gemütls sein, von ireldier wir reden. Und sidyers lich, wo wahre Bulle vorangchet, da zweifeln wir nicht, der Geist Gottes werde mit seinein Beistand nahe sein, und durch seinen Einfluss einen solchen túd)tig und vermögend machen, GÖtt zu bitten, oder ihn im Gebet anzurufen.
Und endlich wenden sie ein, daß viele Gebete, so Einwurf 6. ohne den Geist angefangen worden, zum Hus ausgeschlagen; und daß das Gebet gottloser Leute erboret und angenehm befunden worden, als “des Ahabs.
Dieser Einwurf ist schon vorher widerlegt worden. Antwort. Denn die Werke der
göttlichen Erbarmung und Nachsicht, so er zu gewissen Zeiten einigen besondern Pers fonen, bei ausserordentlichen Gelegenheiten, erwiesen, sollen unsern Handlungen zu keiner Regel dienen. Massen große üngelegenheiten daraus erfolgen würs den, wenn wir foldes zur Richtschnur unseres Gehors sams machen wollten; wie offenbar und jederman bes kannt ist. Hicrnebst leugnen wir nicht, daß gottlose Leute oftmals die Bewegungen und Wirkung des Geistes Gottes verspüren, che der Tag ihrer Heim: suchung vorbei ist. Dahero sie manchmal auf eine Gott angenehme Weise beten können. Nacht als solche, die ganz und gar, oder erk- gottlose bleiben; sondern die zwar den Weg der Busse und Gottselig: keit antreten, aber hernach von demselben wieder abs weichen.