11.21
warning
Bis hierher haben wir vom Predigen ges 11. Von handelt, nun wollen wir auch noch eines und das an das äuffer: dere bei dem Gebet erinnern; bei welchem derglei- liche von dhen Jircitige Schwierigkeiten vorfallen. Unsere Wie dem inner: dersacher, deren Religion meistenteils in äussserlichen terschieden Schein-Wesen und in fold)en Dingen be steht, die aus des Menschen natürlichem Willen und Fähigkeit
hervor
wird.
hervor gebracht werden, können predigen, wenn sie wollen; und deshalb auch beten, wenn es ihnen beliebt. Daher sie ihre besondern geseßten Gebete haben. Ich will mich in die Streitigkeiten, die sie deßwe: gen unter einander selbst führen, nicht mengen. Ins
. dem einige unter ihnen gesegte Gebete, als eine Lis turgie oder allgemeines Kirchengebet, andere aber solche Gebete, die ex tempore oder ohne Vors bedacht vorgebracht werden, vertheidigen. Mir ist es genug, daß sie alle darinnen überein kommen, die
Bewegungen und der Einfluss des Geistes Gottes was
ren dabei nicht nötig, dürften auch nicht vorher ges Die Pries hen. Und deshalb haben sie bei ihrem öffentlis sei sehen den Gottesdienst gesegte Zeiten, als vor und nach predigen der Predige; und bei ihrer Privat - Andacht, als und beten, Morgens und Abends, und vor und nach Tifdie, und nen den bei andern solchen Gelegenheiten, zu welchen Zeiten Geist.
sie ihr Gebet punctlich verrichten, und deshalb Morte vor Gott aussprechen, sie mögen eine Bewegung
oder einen Einfluss des Geistes dazu fühlen oder nicht. Ders gestalt, daß einige von den gewichtigsten unter ihnen ges standen, sie hätten ohne die Bewegung und ohne den Beistand des Geistes deshalb gebetet, und daher sich hier: innen versündiget. Jedoch sagten sie, sie fähen es für ihre Schuldigkeit an, dieses zu tun. Da es doch, ohne den Geist zu betenSünde ist. Wir bekens nen gerne, daß das Gebet beides sehr nützlich, und auch eine notwendige gebotene Pfliche und folg: lich nötig fel, von allen Christen öfters beobachtet zu werden. Gleichwie mir aber ohne Christu nichts tun können; deshalb können wir auch ohne Beyjiand und Regierung seines Geistes nicht erhörlich beten. Das mit aber der Status Controversiæ, oder die eigentli: dhe Beschaffenheit der Streitfrage desto besservers standen werden möge, so hat man zu merken, erstens, daß das Gebet zweierlei sei, neinlich das inner:
liche und kusserliche. Das innerliche Gebet ist was in diejenige verborgene Neigung oder Sielrung des Hers Gebet zens zu Gott, wodurch man durch das Licht Chris Tep? sti im Gewissen in geheim gerübret und erweckt, und deshalb unter der Empfindung seiner Ungerechtigkeit seiner Unwürdigkeit, und seines Elends niedergebeuget wird, und deshalb seine Augen aufGott richtet und sich mit dem verborgenen Aufgang des SamensGOtces vers einiger, nach ihm seufzet, und unaufhörlich einige geheis me Wünsché uno Begierden, mitAlechien und Stáhnen, zu ihm hinauf schicfet. In diesem Verstand wird uns in der Schrift so oft befohlen, ohne Unterlaß zu beten, Luc. 18, i. i Thessal. 51. 17. Ephef. 6,
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Luc. 21, 36. Welches vom äußerlichen Ges bät nicht kann verstanden werden, weil es unmöglich wäre, daß ein Mensd) ohne Unterlaß auf den Knien liegen und mündliches Gebet aussprechen sollte. Dies res würde ihn an Ausübung solcher Pflichten, die nicht weniger ausdrücklich geboten sind, verhindern. Das äußerliche Gebet geschieht, wenn der Geist, Was duss (nachdem er in der Uebung der innerliden Einkehr serliches
Gebet sep?
steht, und das Atbmen des Geistes Gottes kráfs tiglich in seiner Seele hauchen füblet) durch eine vers mehrte Bewegung oder einen noch empfindlichern Eins fluß des Geistes, Stärke und Freiheit empfalet, entweder vornämliche Seufzer, Aechzen und Wims mern oder laute Worte, und zwar entweder in de fentlicher Versammlung oder nur zu Saus und bei der Mahlzeit hervor bringt.
Gleichwie demnach das innerliche Gebär zu allen Dat inners Zeiten nötig ist; deshalb mangelt es auch keinem Mens liche Gebet schen, so lange der Tag seiner Seimsuchung währet, Zeiten ng an einigem, bald stärkern, bald schwachern Einfluss, thig. der ihn zu diesem innerlichen Gebet vermögend macht. Denn so bald er nur in sich selbst einkchret, sein Ges mütl) von der Welt abziehet, und sich, als in der
Gegenwart
uuu
Gegenwart Gottes, betrachtet; so bald befindet et
sich auch in der Uebung desselben. Das auf Gleichwie die äußerliche Uebung des Gebets, ferliche Ge bät erfors weil es nicht ohne Unterlaß verrichtet werden kan, ets dert einen nen stärkern und vermehrtern Einfluss, und eine gewals Einfluss des tigere Bewegung des Geistes nötig hat; deshalb kann es Geistes. auch nicht so geschwind geschehen, wenn es kräftiglich
verrichtet werden soll, bis das Gemüt vorher eine Zeitlang in dem innerlichen geübt ist. Daher sind diejenigen, die in ihrem Gemüte fleißig und wachsam, und zu der Uebung des innerlichen Gebets eingekehs ret bleiben, vermoyender und geschickter, das äussers liche bejto ofter zu verrichten. Weil sie dieser beilige Einfluss beständiger begleitet, und da ihnen die Bes wegungen des Geistes Gottes bekannter und ges wöhnlicher werden, so können sie solche desto leichter bemerken und unterscheiden. Und gleichwie es gewiss ist, daß solche, die sich hierinnen ani fleißigjten erweis fen, einen náhern Zutritt zu Gott haben, dessen gros ste Lust ist, sie durch seinen Geist an sich zu ziehen; deshalb hat Gött öfters daselbst, wo viele in diesem wachsamen Gemüt versammelt gewesen, den Geist des Gebets unter sie ausgegossen, und sie, einander in Liebe zu erbauen und zu bessern, dazu erweckt. Dieweil aber dieses äußerliche Gebet auf dem inners lichen beruhet, davon berrührt, und daraus folgen muß, und auf keine angenehme Weise vollzogen wer’s den kan, wenn es nicht von einem vermehrtern Eins
fluß und einer starkern Bewegung des Geistes begleis Wir kons tet wird; so können wir keine gewisse Zeiten bestims
men, da man dusserlich beten soll;" deshalb daß wir eis gewissen Zeiten zum ne Notwendigkeit daraus machten, zu der und der Predigen Zeit mündliche Worte hervor zu bringen, wir möchten und Beten
diesen himmlischen Einfluss und Bevstand fühlen der nicht. Denn dieses wäre, unserm Urteil nach, eme Versuchung Gottes, und ein Fürwiß, ohne gebús a
nen keine
rende
bestim: men.
rende Vorbereitung in seiner Gegenwart zu erscheis nen. Wir halten es demnach vor eine uns allerdings geziemende Bescheidenheit, daß wir uns durch diese innerliche Einkehre des Gemüts vor ihm darsiellen, und hiernach weiter fortfalren, nachdem uns sein Geist Beistand leistet und ziehet, und wir finden, daß dem Herrn dieses angenehm ist. Ja, er siebet es wohl öfters für gut an, uns an diesem stillen Ort, zu Prúfung unserer Geduit, zu üben, indem er nicht zus Caffet, weiter zu reden: Auf daß er uns lehren möge, kein Vertrauen auf äußerliche Vollziehungen zu les Ben, oder mit bloßer Bersagung unseres Hebäts, wie viele pflegen, zufrieden zu sein; und damit unsere Zuversicht auf ihn desto fester und beständiger sein mos ge, die gnädige Zuneigung seines Scepters und seine Erlaubniß zu erwarten, da wir uns, mit großes rer Freiheit und Erweiterung des Geistes unseres Ses müths, zu ihm nahen können. Dessen ungeachtet leugs nen wir nicht, daß Gott bisweilen bei besondern Gelegenheiten sehr plóglich, ja, nach der allerersten Einkehre des Gemüts, Kraft und Freiheit geben mag, Worte oder Werke des äußerlichen Gebets hervor zu bringen; und zwar dergestalt, daß die Seele Diejenis kaum eine vorhergehende Bewegung bemerken kan; gen fundi sondern der Einfluss und die Herfürbringung derselben nachlásia geschieht gleichsain simul & lemul, zugleich und auf im Gebet
crweisen. einmal, Nichts Destoweniger bleiben die Worte Bernhardi eine ausgemachte Wahrheit, daß alles Gebet, vor welchem nichr eine göttliche Inspiration oder Zingebung und Erleuchtung vorber ges het, laulicht sei. Ob wir schon bekräftigen, daß sich ohne diese Betregung niemand zu beten unterstes hen soll; so lengnen wir doch mit nichten, daß diejes nigen sündigen, welche das Gebet unterlassen. Allein ihre Sünde be steht melir darinnen, daß sie nicht an denjenigen Ort kommen, wo sie dasjenige fühlen könns u uu 2
ten,
ten, was sie dazu leiten würde. Und daher zweifeln wir nicht, daß viele, aus Unterlassung dieser innerlis chen Wachsainkeit, Eingezogenheit des Gemüts, manche fostliche Gelegenheit zu beten verscherzen, und sich dadurch in den Augen Gottes fchuldig machen. gedennoch aber würden sie sündigen, wenn sie dieses heilige Werk, so zu sagen, mit ungewaschenen Häns
den angreiffen, das ist, ohne Vorberempfindung Weber ein des gørtlichen Einflusses anfangen wollten. Denn noch Gor: gleichwie derjenige seinen Herrn gróblich beleidiget, gensloßer der in seinem Bett liegt und schlafet, und seines Herrn nimmt reis Geschäfte auszurichten verabsáumet; dennoch
aber, ne Pflicht wenn er plößlich aufstehen wollte, ohne seine Kleider in ücht. anzulegen, oder diejenigen nötigen Werkzeuge mit
sich zu nelymen, ohne welche er doch unmöglich arbei: ten könnte, und gleichwohl auf eine fürwitzige, aber vergebliche Weise zu arbeiten anfienge, seinen vorigen Fehler an statt zu verbessern, vielmehr dadurch vers grössern, und billig sich aufs neue strafbar machen würde: Und gleichwie einer, der unachtsam und auf andere Weise beschäftiget ist, einen andern, der mit ihm redet, oder auch die Glocke, ob sie gleich nahe bei ihm schlägt, verhören kan; deshalb können auch viele aus Nadláßigkeit Gottes Stimme, die ihnen öfters zus rufet, und den Zutritt im Gebet verstattet, gleichsam verhorchen und vorüber lassen: Delfen ungeachtet ers laubet ihnen dieses nicht, Oline seine hierzu erteilte Freiheit, in ihrem eigenen Wilen, hierinnen alsbald zuzufahren.
Und ob schon im übrigen dieses die einzige wahre und geschickte Art des Gebats ist, die Gott allein
wohl gefället; so wollen wir doch keineswegs leugs Zur Zeit nen, daß Gott manchmal, absonderlich zur Zeit der ber fünfters Finsternis, das Gebet einiger erhört, und ihr Wüns
Dit isochen erfüllt, die sich gróblich hierinnen vergangen las ters ihr ben; so, daß einige, die sich in ein förmliches oder
abgefaßtes
abgefaßtes Gebet eingelassen, ob es sihon so wohl dem Gebet ers Gnnhalt als der Art nach ohne den Beistand oder häret. Einfluss des Geistes Gottes gewesen, dennoch bes funden haben, daß er hierdurch Gelegenheit nehme, an ihren Seelen zu arbeiten, und solche auf eine wuns derbare Weise zu erweichen, und zu erquicken. Jes dennoch beweist dieses, wie bei dem Predigen und anderswo bereits erinnert worden, keineswegs, daß solche Uebungen redyt, oder jemand eine billige Vers hinderung sein moge, dasjenige reine, geistliche und angenehme Gebet zu beobachten, welches Gott wies der aufrichtet, und sein Volk aus allem abergläubis schen und bloß ceremonialischen Schein-Wesen aus. zuführen, und hingegen in dasselbe hinein zu leiten sus chet. Nachdem deshalb die eigentliche Beschaffenheit der Streitfrage, und unsere Meinung von derselben fejis gestellt ist, so wird solches nicht nur vielen Einwürfen begegnen, sondern auch die Antwort auf andere desto fürzer und leichter machen. Ich wil dieses geistliche Das geift: Gebet erstens durch einige kurze Betrachtungen
aus liche Gehat Der Schrift beweifen; und alsdenn die Einwürfe lich aus der unserer Gegner beantworten, welches aud, mit die. Schrift
bewiesen. nen wird, die Art und Weise ihres Gebets zu wis derlegen.