Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

11.17

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zu erst, daß es eine unnúsliche Uebung ley, wenn ein Mensch gar nichts tun oder denten wollte; und daß man seine Zeit belfer anwenden könnte, entweder in Betrachtung eis ner oder der andern erbaulidhen Materie, oder im Gebet und Lobe Gottes.

Ich antworte: Dasjenige kann nicht unnüßlich sein, was von unuingänglicher Notwendigkeitiit, ehe eis ne andere Pilicht auf eine Gott angenehme und wohls gefällige Weise vollzogen werden kan. Nun haben wir aber gezeigt, daß dieses Harren von einer sola chen unumgängliden Notwendigkeit sev. Über dies res haben diejenigen einen selir fleischlichen und groben Begrif von Gott und demjenigeni, was sein Reich angebet, die sich einbilden, sie gefallen ihm durch ilye eigenes Würfen, Dichten und Trachten, Thun und Wesen. Da doch, wie wir gezeigt haben, der erstre Tritt oder Schrite, den ein Mensch tut, der

Gott zu fürchten begehrt, darinnen be steht, daß er Jes. 1, 16. von seinen eigenen Gedanfen und Einbildungen, Les

ben und Weren ablasse, und dem Geist Gottes und Man muß dessen Wirkung in ihm Raum gebe. Denn man ren Süles muß erst aufhören Böses zu tun, ebe man anfans zu tungen und lernen kann Gutes zu tun. Und dieser eheman. Fürwiß, da sich der Mensch durch seinen eigenen nas kann Gutes türlichen Verstand in geiilliche Dinge mischet, ist eins zu; tun. von den grøjten und gefährlichsten Uebeln, darein er

nur fallen kan. Indem es eben dasjenige ist, was unserer ersten Eltern schrecklichen Fall verursachte, nämlich eine unzeitige Neugierigkeit und Lüsternheit, Dinge zu wissen, und sich nicht nur ohne des Herrn

Willen, sondern auch wieder seinen ausdrücklichen

Befell, damit zu vermengen. Einivurf 2. Jweyrens wenden einige ein und sagen: Wenn

euer Gottesdienst bloß in der innerlichen Einkehr zum Herren, und Empfindung, daß sein Geist

in euch wirkt, und alsdenn ausserlidie Werke zu verrichten, wie ihr von ihm geleitet werdet, Sefekte be steht, was habt ihr denn nötig, öffentlich zu Ort zu gefesten Zeiten und an gewissen Ortn zusam: den Ver: men zukommen, da ein jeder solches zu Hause bez fammlung sigen kan? Oder sollte nicht zum wenigsten çin jeglicher so lange zu Hause bleiben, bis er sich besonders bewege fühlet, an einen solchen Ort, zu solcher Zeit, hin zu geben? Zumal zu gesega ten Zeiten und an gewissen Ortn zusammen zu kommen, eine äußerliche Beobachtung und Zeremonie ist, so derjenigen zuwider zu laufen sebeinet, was ihr sonst zu anderer Zeit bebaups tet.

Ich antworte erstens, zu gescßten Zeiten und an Antwort. gewissen Ortn zusammen zu kommen ist an sich selbst Deffentlikein Werk der Gottseligkeit oder Stück des Gottes: fammluns dienstes, sondern nur eine äußerliche Bequemlichkeit, gen Nu,

und Urmas die deswegen nötig ist, daß wir, so lange wir mit che. dieser ausjerlichen Kútre bekleidet sind, einander ses hen mögen. Und deshalb ist unsere Zusammens kunft zu gesekten Zeiten und an gewissen Ortn kein Stück unseres Gottesdienstes, sondern eine diensis che Vorbereitung und Bequemung unseres äußerlichen Menschen zu einer öffentlichen sichtbaren Anbarung. Massen wir die sichtbaren Werke der göttlichen Vers ehrung nicht eher anfangen, wenn wir zusammen kommen, als bis wir durch den Geist Gottes dars ju geleitet werden. Zweitens hat es Gott für nues lich angesehen, daß sich seine Kinder, so lange sie in der Welt leben, ihrer äußerlichen Sinnen bedienen sollen: Nicht nur als Mittel, das geistliche Leben, als durch Reden, Beten und Loben ac. fortzuleis ten, welches zu unserer Erbauung unter einander nicht füglich gefühehen kan, es sei denn, daß wir einander fehen und hören; sondern auch ein äußerliches sidīts S $ $2

bares

27, 17.

bares Zeugnis wegen seines Namens in der Welt zu erhalten. Er lässt das innerliche Leben/ welches auch vielmais durch die äußerliche Sinne nicht fortgeleis tet wird, desto reidlicher herrschen, wenn sich seine

Kinder sein fleißig mit einander versammeln, aufihn Sprüchw. zu harren. Auf daß, gleichwie ein Eisen das andes,

re webet oder scharf macht, deshalb auch die leibliche Gegenwart, wenn einer des andern Angesicht sies het, und sie beide innerlich zum Leben gesammelt sind, Gelegenheit gebe, daß das Leben heimlich entsprins gen, und von einem Gefäß aufs andre übergeben moge. Und gleichwie vicle Lichter, die angezündet und an einen Ort hingesicllet sind, den Schein vers mehren und es desto heller machen; deshalb erscheint auch, wenn viele mit einander in eben dasselbe Leben vers fanımlet sind, desto mehr von der Herrlichkeit und Kraft Gottes daselbst, zu der Erquickung eines jegs lichen besonders; indem er nicht nur des Lichts und Lebens, das in ihm selbst aufgebet, sondern auch dess jenigen, so in allen den übrigen scheint, teilhaftig wird. Daher hat Christus denen, die in seinem rias men versammelt sind, einen besondern Scegen vers heissen; nämlich, daß er mitten unter ihnen sein wolle, Matth. 18, 20. Und der Verfasser des Briefs andie Hebräer verbietet die Unterlassung dieser Pflicht sehr scharf, als eine Trägheit, die sehr gefälırlicheund

erschreckliche Folgen nach sich zdge, in diesen Worten: Die Pers und lasser uns unter einander unser selbst wahrs sammlun: gen sind

nebinen mit Reißen zur Liebe und guten Wer: nicht zu

ken, und nicht verlassen unsere Versammlung, unterlas fen.

wie etliche pflegen: Denn, so wir muthwils ligy sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir förder Kein Opfer mehr vor die Sünde, Hebr. 10, 24. Deshalb hat der Herr gezeigt, daß er ein besona deres Auge auf diejenigen gerichtet habe, die sich als

ro

so versammeln. Dieweil dadurch ein öffentliches Zeugs niß für ihn auf Erden erhalten, und sein Name das durch verherrlicht wird. Weßwegen denn auch alle solche, die aufrichtig im Geist sind, die Versamıns lungen des Volks Gottes ganz ungezwungen mits balten, ja, gleichsam dahin gezogen werden. Massen es ihnen niemals an einem geistlichen Einfluss, mans gelt, der sie dazu leitet. Und wenn es ja einige aus bloßer Gewohnheit tun, so ist kein Zweifel, sie wers den ihr Urteil deswegen empfahen. Jedoch kann die Bestimmung der Ort und Zeiten für keine Ceres monie und Beobachtung, to bei dem Gottesdienst in des Menschen Eigenwillen geschieht, gehalten wers den. Zumal niemand sagen kann, daß solches ein Stück des Gottesdienstes sei. Sondern es ist nur, wie wir oben gemeldet, eine blolle Darstellung unses rer Personen als eine Vorbereitung oder Schickung dazu. Und daß soiches bei der ersten Kirche und Den wahren Heiligen üblich gewesen, gestehen alle uns fere Gegner zu.

Legtens menden einige auch noch dieses ein: Es Einwurf 3. wäre von dieser Art des stillen Gottesdiensts, der im Schweigen geschieht, in der ganzen Schrift nicyts zu finden.

Ich antworte, wir machen das Schweigen nicht Antwort. zum einzigen Werk unfers Gottesdienstes. Sintes Ben dem mal, wie ich vorher gemeldet habe, gar selten eine auf der Versammlung ganz stilschweigend zugebracht wird, GeistesLeis da nicht einer oder der andre entweder zum Predigen, dass oder zum Gebet, oder aber zum Lobe bewegt wer: Schweiz den sollte. Und deshalb müssen unsere Versammlungen aus des hierinnen allerdings mit den Versammlungen der feßt. ersten Kirche, deren in der Schrift Meldung geschies het, übereinkommen. Massen unsere Widersadyer ja selbst zugestehen, daß die ersten Christen durch den Geist gepredigt, und gebetet haben. Wird

es

es demnach nun wohl etwas so gar ungereimtes sein, wenn wir seken, daß sie der Geist bisweilen nicht zu diesen äußerlichen Handlungen bewegt habe, und sie alsdenn stille gewesen? weil wir gar wohl schließen mögen, daß sie nicht geredet haben, bis sie dazu bes weget worden ; und es deshalb, fonder Zweifel, bisweis len stille zugegangen und ein Schweigen beobachtet worden. In der Apostelgeschicht c. 2, 1. ehe der Geist auf sie kam, wird gesagt: Sie waren alle einmüthig bei einander. Und alsdenn wird hinzu gesetz: Der Geist sei schnell auf sie gekommen. Es wird aber von keinem einzigen Meldung getan, der zu solcher Zeit geredet habe. Und ich möchte gers ne wissen, was unsere Widersacher ungereimtes dars aus schließen könnten, wenn wir darfür halten, daß sie eine Weile stille gesessen und geschwiegen bas

ben? Gegenjas.

Daferne man aber darauf dringen und sagen trolls te, es sei in der Schrift kein Beispiel von einer Versammlung zu finden, dabei es ganz stille zu: gegangen;

So antworte ich: Gesetzt, dergleichen Sache was re nicht aufgezeichnet, folgt deswegen, daß sie nicht

recht oder zugelassen sei ? Angesehen solches ganz uns Versamms lungen gezwungen aus andern in der

Seil. Schrift enthals tenen Geboten folgt; wie wir bereits gezeigt has

ben. Denn da die Schrift befielet, sich mit einans und Ver: der zu versammeln, und wenn man sich versammelt, munft be- dieselbe das Baten und Predigen verbietet, es sei wiesen.

Denn, daß der Geist dazu bewege; so muß nothwens dig folgen, daß Leute stille schweigen müssen, wenn sie zusammen kommen, und sie der Geist zu keinen fors chen Sandlungen bewegt. Es haben sich aber auch noch ferner viele solche Dinge vor Alters unter den Heiligen ereignen mögen, ob sie schon in der Schrift nicht aufgezeichnet stehen. Und dennoch treffen wir

genug

Untwort.

1

Stille

werden aus der Schrift

1.Was das Predigen

genug darinnen an, welches zu erkennen gebietet, daß dergleichen geschehen sei. Denn Siob hat ganzer Siob 2,13. sieben Tage mit seinen Freunden stillschweigend gesessen. Hier ist eine lange stillschweigende Vers fammlung gewesen. Man schlage auch nach, was Efra 9, 4. und Ezech. 14, I. ebenso cap. 20, 1. ftehet. Nachdem ich deshalb die Vortrefflichkeit dies fes Gottesdienstes gezeigt, und solche beides aus der Schrift und Vernunft bewiesen, auch die Einwurs fe, die gemeiniglich darwider gemacht werden, bes antwortet habe; so fónnte solches zur Erklärung und zum Beweis meines Satzes hinreichend sein: Ich wil aber dennoch auf eine noch etwas besondere Weise vom Predigen, Beten und Singen bandeln, ebe ich zu dem folgenden Satz schreite.