11.8 - Der Spottname "Quäker"
Bearbeitungsstand
Unser vornehmstes Werk und unser Gottdienst besteht demnach, wenn wir zusammen kommen, darinnen daß ein jeder auf Gott in ihm selbst wachsam Achtung gebe, und harre, und von allen sichtbaren Dingen innwärts gelehrt werde. Und nachdem ein jedweder zu diesem Zustand gelangt ist so fühlen sie daß sich das Gute über das Böse, und das Reine über das Unreine erhebe, in welchem sich Gott offenbart, und einem jeden insbesondere naht; und deshalb ist er mitten unter ihnen insgemein. Wodurch nicht nur ein jeder an der besonderen Erquickung und Stärkung, welche von dem Guten in ihm entspringt, Teil nimmt, sondern auch als ein lebendiges Glied, welches mit allen in vereinigter Gemeinschaft steht, ein Mitgenosse des ganzen Leibes wird.
Wenn nun diese Anbetung standhaft gepredigt wird, und man sich ohne Unterlas dazu halt, so wird sie einem endlich ganz leicht, ob sie schon dem natürlichen Menschen anfangs sehr sauer ankommt, dessen herum schweifende Gedanken und zerstreuten weltlichen Begierden nicht so leicht zum Stillschweigen zu bringen sind. daher lässt der Herr öfters, wenn sich einige zu ihm kehren, und ein wahres Verlangen haben, auf ihn zu harren, aber doch wegen der Unbeständigkeit ihres Gemüts große Schwierigkeit darinnen finden, seine Kraft, aus Herablassung und Mitleiden, auf eine stärkere und gewaltigere Weise hervor brechen. Und wenn das Gemüt nieder sinkt, und auf die Erscheinung des Lebens wartet; wenn die Gewalt der Finsternis in der Seelen ringt, und Darwider streitet, so wird sich befinden, daß alsdenn der gute Samen, wenn er aufgeht, wie Arznei in der Seelen wirkt. Besonders, wenn ein solcher Schwacher in der Versammlung verschiedener anderer ist, in welchen das Leben eine große Herrschaft erlangt hat. Da denn, durch die widrigen Wirkungen der Gewalt der Finsternis, ein innerlicher Streit in der Seele sein wird, und zwar so wirklich, indem Geheimnis, als Esau und Jacob in der Rebecca Leibe immer mehr mit einander streiten können. Und wegen dieser innerlichen Bearbeitung, da die Finsternis das Licht zu verdunkeln sucht, und das Licht durch die Finsternis hindurch bricht, (welches dasselbe allezeit tun wird, wenn die Seele ihre Stärke nicht der Finsternis gebietet,) wird eine solche schmerzliche Befreiung in der Seele gefunden werden, deren Wirkung sich auch über den äusserlichen Menschen erstreckt. Also, daß öfters durch die Wirkung desselben der Leib heftig erschüttert wird, und manche Seufzer und Tränen, Ächtzen und Lechzen, wie die Schmerzen in der Geburtsarbeit eines Weibes, denselben übers fallen. Ja, dieses begegnet nicht nur einem, sondern wenn der Feind (der, wenn die Kinder Gottes versammelt sind, nicht unterlässt, sich auch dabei einzufinden, und zu sehen, ob er ihren Trost verhindern kan,) einiger massen die Oberhand über die ganze Versammlung gewonnen, und, durch Ausbreitung und Fortpflanzung seiner" finsteren Macht, starke Gegenwirkung tut, und die Gemüter derer, die versammelt sind, von dem Leben, das in ihnen ist, abzieht, und sie dieser seiner Macht die wider sie zu Felde liegt, innen werden, und durch die Waffen des Lichts mit ihr streiten, so wird oft die Allmacht Gottes in einer ganzen Versammlung hervor brechen.
Da denn ein solcher innerlicher Kampf und Streit entstehen wird, indem ein jeder das Böse in sich zu überwinden Furcht, daß durch die starken widrigen Wirkung dieser einander entgegen stehenden Machten (gleich zwei gegen einander stossenden Fluten) ein jedweder insbesondere, nicht anders als am Tage des Streits, start wird geübt werden. Wodurch denn die meisten, wo nicht alle, ein Zittern und Beben des Leibes überfallen wird. Welches denn, wenn die Macht der Wahrheit die Oberhand behält, sich von Angst und Seufzen mit einem lieblichen Getöne der Danksagung und des Lobes enden wird. Und von diesem ist es hergekommen, daß man uns zuerst mit dem Namen der Quäker, das ist der Zitterer, auf eine schmähliche Art belegt hat. Ob nun wohl solches nicht von unserer eigenen Wahl herrührt, so haben wir doch, in dieser Betrachtung, keine Ursache, uns dessen zu schämen, sondern vielmehr uns darüber zu freuen, nämlich, daß wir diese Macht empfinden, die auch bisweilen unsere Widersacher ergriffen, und sie genötigt hat, daß sie uns haben nachgeben, sich mit uns vereinigen, und die Wahrheit bekennen müssen, ehe sie noch eine ordentlich oder theoretische Erkenntnis von unsern Lehrern gehabt. So, daß bisweilen viele bei einer einzigen Versammlung dergestalt überzeugt worden sind. Und diese Gewalt wird sich öfters auch bis über die kleinen Kinder erstrecken, und zur Verwunderung und Erstaunung vieler, auf eine recht wunderbare Weise, in ihnen wirken.