11.6 - Es braucht es weder Wissen noch Erfahrung
Bearbeitungsstand
Und demnach, viertens, auf den Statum Controversiæ, oder worin der, wegen des öffentlichen Gottesdienst, streitige Punkt besteht, zu kommen, so halten wir es vor die Schuldigkeit aller Christen, daß sie fleißig zusammen kommen und sich versammeln, (und was wir hierinnen getan haben, und noch tun, davon mögen unsere Feinde in Großbritannien, die alle Mittel gebraucht, unsere unschuldigen Versammlungen, die auf die Verehrung Gottes angesehen gewesen, zu verhindern, ein Zeugnis ablegen.) Und wenn sie (die Gläubigen) deshalb versammelt sind, so soll das Hauptwerk sein, daß ein jeder auf Gott harre, und sich aller eigenen Gedanken und Einbildungen entschlage, und von sich selbst auskehre, des Herrn Gegenwart zu empfinden, und eine Versammlung in seinem Namen in der Tat innen zu werden, wo er, seiner Verheissung nach, mitten unter ihnen ist. Und wo ein jeglicher deshalb versammelt ist, und sie dergestalt innerlich in ihrem Geiste, so wohl als äusserlich dem Leibe nach, zusammen kommen, da wird die verborgene Macht und Kraft des Lebens erkannt, die Seele zu erquicken; und die reinen Bewegungen und Eingebungen des Geistes Gottes werden empfunden und ihr Ausfluss verspürt. Gleichwie nun hieraus Worte der Erklärung, Gebet oder Lob entspringen, und hervorkommen; deshalb wird der angenehme Gottesdienst, der die Gemeine erbaut, und Gott wohlgefällig ist, erkannt. Hier setzt niemand dem Geist Gottes gewisse Grenzen und Schranken, oder bringt sein eigenes erdichtetes und zusammengestoppeltes Zeug herfür; sondern ein jeder spricht dasjenige aus, was ihm der Herr ins Herz gebietet, nicht nach des Menschen Willen und Weisheit, sondern in der Gewissheit und Beweisführung des Geistes und der Kraft. Ja, ob schon nicht ein Wort geredet wird, so wird dennoch die wahre geistliche Verehrung vollzogen, und der Leib Christi erbaut. Ja, es hat sich wohl zugetragen, und geschieht auch öfters unter uns, daß unterschiedene Zusammenkünfte hingegangen, ehe ein einziges Wort vorgebracht worden; und dennoch sind unsere Seelen höchst erbaut und erfrischt, und unsere Herzen mit der geheimen Empfindung der Kraft und des Geistes Gottes, so sich ohne Worte von einem Gefäß auf das andere ausgebreitet und mitgeteilt, auf eine wunderbare Weise erfüllt worden. Dieses kommt zwar dem blossen natürlichen und fleischlichgesinnten Menschen fremd und unglaublich für, der alle Zeit vor verloren zu halten pflegt, wenn nicht etwas vorgebracht wird, das dem äußerlichen Sinn begreiflich ist: Und deshalb will ich mich bei dieser Materie noch ein wenig aufhalten, als einer, der aus gewisser Erfahrung, und nicht vom bloßen Horensagen, von dieser wunderbaren und herrlichen Austeilung reden kan; welche um so viel desto mehr von der Weisheit und Herrlichkeit Gottes in sich hat, je mehr sie der Natur, dem Willen und der Weisheit des menschlichen Geists zuwider ist.