11.5 - Andere haben auch ein Zugang zu Gott, aber nicht durch ihre Form des Gottesdienstes
Bearbeitungsstand
Drittens, ob wir schon nach der Erkenntnis Gottes, die uns durch den Geist in derjenigen völligen Austeilung des Lichts, welche der Herr, wie wir glauben, an diesem Tage hervor gebracht hat, es vor unsere Schuldigkeit halten, denjenigen reinen und geistlichen Gottesdienst, welcher Gott angenehm, und dem Zeugnis Christi und seiner Apostel gemäß ist, anzupreisen; ebenso nicht nur wieder den offenbaren Aberglauben und Götzendienst zu zeugen und solchen zu leugnen, sondern auch den äußerlichen Schein und Heucheldienst, der aus eigenen Willen geschieht, und nicht in der Kraft Gottes besteht, zu bestraffen: So leugnen wir dennoch keineswegs, sage ich, den ganzen Gottesdienst aller derjenigen, die den Namen der Christen auch zur Zeit des Abfalls geführt, als ob Gott ihr Gebet gar niemals erhört, noch auch einige von ihnen angenommen hätte. Gott behüte und dafür, daß wir so lieblos sein sollten! Der letzte Teil des Satzes gebietet das Gegenteil zu erkennen. Und gleichwie wir eines Teils nicht gern so ungereimt handeln und schließen wollten, daß wegen der Irrtümer und Finsternis, womit manche in Babel bedeckt, und umgeben gewesen, keines Menschen Gebet unter ihnen erhört worden, oder Gott angenehm gewesen wäre; deshalb wollen wir hingegen auch andern Teils nicht so unbeugsam sein, und schliessen, daß, weil Gott solches erhört, und sich ihrer erbarmt, wir deswegen in diesen Irrtümer und Dunkelheit fort tappen, und nicht aus Babel ausgehen sollten, nachdem uns solches von Gott entdeckt worden ist. Ich glaube, daß die katholische Messe und die Vespern, was das Wesen selbst anlangt, eine abscheuliche Abgötterei und Aberglauben sei. Und dieses glauben die Protestanten auch. Jedoch will ich keineswegs behaupten, und sie werden es eben so wenig zu bekräftigen suchen, daß in der Finsternis des Katholizismus kein aufrichtiggesinnter Mensch, ob er sich schon in solchen Gräueln eifrig erwiesen, vou Gott erhört und angenommen worden sei. Wer kann leugnen, daß so wohl Bernard und Bonaventura, als auch Taulerus, Thomas Kempis und viele andere von der Liebe Gottes gewusst und gezeugt, und die Kraft und Tugend des Geistes Gottes, die in ihnen zur Seligkeit gewirkt, gefühlt und empfunden haben? Sollten wir aber deswegen nicht diejenigen abergläubischen Alfanssereien, die sie noch mit gemacht, verwerfen? Die Calvinisschen Presbyterianer rücken den Bischöflichen und Lutheranern (und wie ich vermeine, auch nicht ohne Ursach) das äußerliche tote Schein- und Heuchel- Wesen ihrer Kirchenordnung vor. Gleichwie sie aber dennoch nicht leugnen werden, daß es einige fromme Herzen unter ihnen gegeben habe; deshalb dürfen sie auch nicht in Abrede sein, daß, als derjenige gute Anfang von ihnen gemacht worden, das allgemeine Gebet in jedes Landes eigene Sprache zu übersetzen, Gott angenehm gewesen, und von seiner Kraft und Gegenwart begleitet worden, ob man es schon nach der Liturgie oder Kirchenordnung fortgesetzt beibehalten. Unterdessen wollen die Presbyterianer keineswegs, daß man daher schließen soll, als ob die allgemeine Gebete immer noch verbleiben müssten. Also ist auch unsere Meinung. Ob wir schon bekennen, das sich, so wohl unter den Katholiken als Protestanten, durch die Barmherzigkeit, Langmut, und Nachsicht Gottes, viele aufrichtige Herzen gefunden; so können wir doch deswegen ihre Weise überhaupt nicht billigen oder Anstand nehmen, den geistlichen Gottesdienst wieder aufzurichten und zu erhalten, zu welchem der Herr jetzt alle beruft, und deshalb wider dasjenige zeugen, was solchem im Wege steht.