11.4 - Es ist gut, die Arbeit für einen Tag ruhen zu lassen
Bearbeitungsstand
Da wir keinen Grund in der Schrift dazu sehen, so können wir nicht abergläubisch sein und glauben, daß entweder der Jüdische Sabbat jetzt noch immer bestehe, oder der erste Tag in der Woche dessen Gegenbild und Erfüllung, oder der wahre Christliche Sabbat sei. Massen wir mit Calvino darvor halten, daß solcher eine viel geistlichere Bedeutung habe. Und deshalb wissen wir von keiner sittlichen Verbindung, daß wir, vermöge des vierten Gebots, oder eines andern, schuldig wären, den ersten Tag in der Wochen zu feiern oder vor heiliger zu halten, als einen andern, als ob demselben eine besondere Heiligkeit einverleibt wäre. Sondern weil es erstens allerdings nötig ist, daß eine gewisse Zeit gesetzt werde, da die Heiligen zusammen kommen und auf den Herrn harren. Zweitens ist es dienlich, daß sie zuweilen von ihren andern äußerlichen Geschäften frei sein. Drittens erlaubt die Vernunft und Billigkeit, daß Gesinde und Tieren (oder Menschen und Vieh) eine Zeit eingeräumt werde, da sie von ihrer beständigen Arbeit Erleichterung bekommen. Und viertens erhellt, daß die Apostel und ersten Christen den ersten Tag der Woche zu eben diesem Ende und aus eben diesen Absichten gefeiert haben. Also finden wir uns aus diesen Ursachen sattsam bewegt, solches zu tun, ohne daß wir erst nötig haben, auf eine abergläubische Weise eine andere Ursache aus der Schrift zu erzwingen. Denn daß solche nicht darinnen zu finden ist, das haben nicht nur viele unter den Protestanten, sondern auch Calvinus selbst, über das vierte Gebot sattsam dargetan. Daher, ob mir schon an diesem Tag zusammen kommen, und alle Arbeit unterlassen, so hindert uns doch solches keineswegs, daß wir auch nicht zu andern Zeiten des Gottesdiensts halber Zusammenkünfte haben sollen.