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Was aber lektens die Maßbrauche solbe. so der chen Unterhalts betrifft, so müsste gewisslich derjenige, Priefter der sie nur beiläufig durchigeben wollte, ein großes materiale Were abfassen. So groß, so häufig, und zahlreich Hehet. sind sie. Denn dieser Missbrauch ist, nebst andern,
auch mit dem Abfal herein gebrochen, davon sie in der ersten Kirche nichts gewust haben. Damals vers langten die Diener des Evangelium keiner Zebenden, fuchten auch keinen bestimmten oder gezwungenen Uns terhalt; sondern solchen, die es benötiget waren, wurde das nothydürftige von der Gemeine gereidhet, und andere arbeiteten mit ihren Händen. Nachdem
aber
aber die Verfolgungen vorüber waren, und die Rays sei und Fürsten, dem Namen nach, mit unter den Christen zu stelyen kamen, so wurde der Eifer dieser großen Potentaten durch den Geiß der Cleríseiund Pfaffen gar bald gemissbrauchet, als welche ihre fchlechten Hütten in kurzer Zeit mit den Fürstlichen Pallásten verwechseln lernten, ruleten eher nicht, als bis nach und nach einige unter ihnen es selbst so weit brachten, daß sie Fürsten vorsiellen konnten, zum wes nigsten solchen an Pracht, Schwelgerey und Herrs lichkeit nichts nachgaben. Eine Lebens - Art, davon der ehrliche Peter und Johannes, als arme Sischer, und Paulus, der Teppich oder Selemacher, nichts gerust, solche auch niemals begelret haben. Ja, es ist ihnen wohl nicht in Sinn gekommen, daß Leute, die sich vor ihre Nachfolger ausgeben, es in der Welt so hoch bringen würden. Und so bald, als die Bis schöfe Fidj deshalb feli gesetzt hatten, vergassen sie des Les bens, und der Phlidyt eines Christens, lagen einander gemeiniglich wegen des Vorzugs und der Einkünfte in den Haaren, weil ein jeder
nach der vornehmsten und fettesten Pfründe strebté. Es ist auch böchlich zu bes Nachber dauern, wenn man bedenkt, wie bald sich dieses Un- munten sein heil auch unter die Protestanten einfchliche, welche sich Pabft vers kaum hervor getan hatten, als die Geistlichkeit uns ten, wolle ter ihnen schon anfieng, die Weise des alten Liedes ten sie doch wieder anzustimmen, an den Tag zu legen, daß, ob ein reichen sie schon den Bischof zu Rom verlassen hatten, sie den nicht vers noch keineswegs gefonnen waren, die ehmaligen fetten lassen. Pfründen in dem Stich zu lassen. Daher, so bald als einige Fürsten oder Staaten das Päbstliche Fody von sich warfen, und die Abteven, Cdster, und ans dere Denkmaale des Aberglaubens abschaften, so fiens ge die Protestantische Clerisei alsbald ein Gefchrey an, die Obrigkeit sollte sich bei Leibe nicht an den Kirchen-Gütern vergreifen, und widerfekte sich denens SEE 2
jenigen
2
I. Der
Geiß.
jenigen aufs heftigste, die solche große Einkünfte, die auf eine abergläubische Weise der sogenannten Kirche zugewandt wurden, zum Nuß und Besten des gemeis nen Wesens gebrauchten, als ob sie den árgsten Kirs chen-Raub begiengen.
Da man aber dergleichen Unterhalt vor den Kirs Geistlichen
chen-Dienjt und die sogenannte Geistlichkeit beibehals ten hat, so ist erstens dadurch dem Geiß, welcher Abgötterei und eine Wurzel alles Uebels ist, eine sehr reißende Lock-Speise geleget worden; so, daß viele aus Geiß und durch Verleitung des rehändlis chen Gewinnsts sich auf das geistliche Handwerk les gen, Kirchen: Diener zu werden, damit sie ihr gutes Auskommen-tadurch erlangen mögen. Wenn einer viel Kinder hat, so wird er zum wenigsten einen Sohn davon zum Predigt s Amt wittmen; und wenn er es so weit mit ihm bringen kan, daß er einen Diensi bes kommt, so hält ers vor so gut, als vor ein väterlis ches Erbteil. Daher eine fette Pfrúnde allezeit viele Expectanten hat, die darauf warten; und was alss denn vor Bestechung, was vor Fuchsschwänzerey, was vor Mühe und Fleiß und vor schändliche Praca ticken vorgehen, und gebraucht werden, einen solchen fetten Bissen zu erschnappen, ist nur mehr als zu bes
kannt und offenbar, daß es keines Beweises bedarf. Die Kirche Das Ärgernis, welches unter den Christen hiers éft allezeit durch
) angerichtet worden, ist so offenbar, daß es auchy Spruchs" zu einem Sprüchwort dienen müssen, die Kirche sei
allezeit geitig. Da nun die Sabe und Gnade GOts tes hierbei versäumet wird, so haben sie meistenteils keinen andern Bewegungs- Grund oder Regel, sich von einer Gemeine zu der andern zu wenden, als das reichere Einkommen. Denn ob sie schon beuchlerifcher Weise vorwenden, wenn sie eine andere Stelle annehmen und bei ihrer Gemeine antreten, daß sie nichts vor sich haben, als die Ebre Gottes und die
Seligkeit
wort
Seligkeit der Seelen ihrer Zuhörer; so befinden sie es doch, so bald sich eine fettere Pfrúnde anbietljet, den Augenblic mehr zu Gottes Ébre, von der ersten abzugehen und die andere anzunehmen. Und solcher Gestalt machen sie keine Schwierigkeit daraus, ófs ters umzuwechseln; da sie uns doch für ábel halten, daß wir den Kirchen-Dienern erlauben, von einem Ort zum andern zu gehen, und nicht an einen Ort als lein gebunden zu sein. Allein wir erlauben dieses nicht, Geld zu gewinnen; sondern nachdem sie von Gott bewegt werden. Dein wenn ein Kirchen: Diener an einen besondern Ort berufen wird, die Schaafe zu weiden, so soll er solchen nicht wieder verlassen, es sei denn, daß ihn Gott hinweg berufe, und als: denn soll er gehorchen. Denn wir machen den in: nerlich geoffenbahrten Willen Gottes, und nicht die Liebe zum Geld und zu mehrereni Gewinn, zum Grund der Veränderung und des Abzugs.
Zweitens rülret von diesem Missbrauch derjenige 2. Der Überfluss, Prast und Müßiggang ber, worin ueberflug die meisten Geistliden, auch unter den Protestanten, und Praft. sowohl als unter den Katholiken, zum grösten ärgernit des Christentums, leben. Denn da sie kein rechtına siges Gewerb haben, darinnen sie mit ihren Händen arbeiten könnten, und so überflüßig und köstlich vers forget sind, so mälzen sie sich in Wollust und Sauls beit herum; und man siehet bei ihren Weibern und Kindern mehr Soffart, Eitelkeit und weltliche Herrlichkeit, als bei den meisten andern Welt-Leus ten, welches offenbar ist und jederman vor Augen liegt. Drittens werden sie hierdurch dergestalt auf das : Det
Geistlichen Geld erpicht und von der Welt-Liebe eingenommen, Grausamdaß ihnen an Bosheit, Rachgierde und Grausam: keit. keit niemand gleich ist. Wenn man ihnen ihren Mies the Lohn nicht gleich gebietet, so toben sie wie trunfc
ne
Armer Wittwen
kan der
nicht ents
ne Leute; schäumen und fáumen, als os sie von Sins nen kommen wollten. Es kann einer den firengsten Gläubiger eher zufrieden stellen, als ihnen ein Genus ge tun. Die algemeine Klage der Armen bekräftigt dieses. Denn gewis, sie erweisen sich weitems siger, die Zehenden von Schaafen, Gänsen, Schweiz nen und Eiern einzunehmen, als ihr Amt auszurich: ten, und sehen scharfer darauf, als auf die Gficder
ihrer Heerde. Sie werden nicht ein Schärflein zus Scharflein
rück laifen; und die armste Wittwe kann ihren geikis
gen Händen nicht entrinnen. Sie werden wohl Priester geißigen
zwanzig Lügen anhören, und foldhe unbestraft hinges Händen hen lassen, und es mag einer auch eben so viel Schwüs rituen.
re in ihrer Gegenwart heraus stoffen, ohne sie zu árs gern. Ja, wohl noch grössere Laster, als alle diese sind können sie übersehen. Alleine menn du ihnen das geringste schuldig bist, und dich der Zahlung weigerst, so werden sie nichts als Frieg wider dich heraus dons nern, und dich mit dem erschrecklichen Situl eines Kirchen-Räubers brandmalen, ja, ohne alle Barms herzigkeit zur Höllen verweisen, als ob du die Súns de wider den heiligen Geist begangen hättest. Hiers
von können wir vor allen andern das bewährteste Zeugs Das Werk niß ablegen. Denn da uns Gott diesen verderbten Christs ift
und Anti-Christischen Kirchen-Dienst einsehen lassen, Wuten und uns von solchem ausgehen heissen, und uns zu seis
ner eigenen Macht und Leben versammelt, ein abs Bosheit. gesondertes Volk zu sein; deshalb, daß wir uns mit
diesen Wider:Christischen Miethlingen weder vereis nigen, noch sie hören, noch auch ihnen etwas ins Maul, oder zu fressen geben dürfen; (wie, der Prophet redet) 0! was vor Bosheit, Neid und Grimmigkeit hat dieses in ihren Herzen wider uns ers reget! Ob wir schon von ihrer Waare nichts ems pfangen, solche auch nicht zu kaufen begehren, weil wir gar wohl wissen, daß sie nichts tauget, so wollen
des Anti:
und Toben Neid und
sie doch haben, daß wir ihnen Geld geben sollen ; und weil wir Gemiljens halber solches nicht tun fónnen, so ist das Leiden, welches wir deßmegen haben erduls ten müssen, nicht auszusprechen. Ja, menn wir ihre Grausamkeit und unmenschliche Schmadund Plagen, momit sie uns beleget, alle erzehlen sollten, so würde foldes Fein kleines Geschidyt Budy anfüllen. Dies se geißigen Miethlinge haben einen fulden Grad der Bosheit und Wuth erreicht, daß unterschiedene ars me Arbeits- Leute, wegen eines Pfund Sterling werthy, (*) und weniger, über hundert Meilen von ihren Wohnungen hinweg geführet, und einige zwei Jahr, einige drey, ja, einige ganger sieben Jahr aneinander ins Gefängniß geworfen worden. Ich ken- EineWittne felbjt eine arme Wittwe, welche wegen des Zes des Zehenbenden von ihren Gansen, so sich nicht aufs Schil den von ling belief, über 4 Jahr, 30 Meilen von ihrer Bes war4. Jahr hausung, im Gefängniß gehalten wurde. Ja sie has imGefängs
Diß. ben aus dieser Ursache wohi hundert mal so viel von der Leute Vermögen mit Gewalt weggenommen, und ihnen weit grössern Schaden verursachet, oder dieselben wohl gar in den unreinsten und abscheulichsten Gefängnissen und Löchern aufs jammerlichste sterben und verderben lassen. Einige von derglei: ben ihr Les chen Geiß-Pfaffen sind so rasend gewesen, daß sie die ben in gar: geraubten Güther noch nicht einmal haben befriedis
ftigen LS
chern eins gen können; sondern sie haben ihre Wuth dergeftalt gebúffet, ausgelassen, daß sie, wie tolle Leute, mit ihren Hän einige sind den um sich geschlagen, und unschuldige Männer und Prieftern Weiber geprügelt und verwundet, weil sie sich, (Ge- verwundet wissens halber) ihnen den Mund zu füllen, ges weigert. * Der einzige Weg, diese missbrauche alle zu vers
has
bessern (°), Madet 20 Englisøe Schilling, oder 4 Nthlr, und ets was drüber.
worden.
unters
bessern und abzutun ,ilt demnach, daß man den Grund und die Gelegenheit derselben, nämlich, allen bestims ten und gezwungenen Unterhalt, und Besoldung hinwegnelme und abschaffe; und, da solche Dinge vormals vom Volk gegeben worden, Sorge trage, daß sie wieder in den öffentlichen Schaß zurück kehren, und dem Volk, wegen der Steuern und Gaben,
die ihnen aufgcleget werden, eine Erleichterung ges Diejenis schehe: Und diejenigen, die Lehrer berufen und bestims Lehrer auf, men, die lasse man solche auch unterhalten. Solchen laden, aber, die durch den Geist Gottes zum Kirchens mögen roli de auch
Dienft berufen und bewegt worden, werden diejes
nigen, die sie annehmen, und den Nutzen ihres Diensts halten.
geniessen, sonder Zweifeldað nothdürftige darreichen; und da würde es keines Gesetzes bedürfen, einen Mies the - Lohn vor sie zu erzwingen. Denn derjenige, der sie sendet, der wird sie auch schon versorgen ; und sie, wenn sie nahrung und Bleidet haben, wers den sich daran genügen lassen.