Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

10.27

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Rohdaten: Text wurde noch nicht gesichtet und korreliert.

Gleichwie diese Weise, daß man die Leute auf solche Art zum Kirchen-Dienjt aussondert, gar nicht mit der Kirche zur Apostel Zeit übereinstims met; deshalb ist schon sehr viel Böses daraus erfolgt und folgt noch daraus. Denn da erstens Eltern die Ehre und den Nutzen fehen, der die Geistlichen bes gleitet, so besiiminen sie öfters ihre Kinder von der Kindheit an dazu, und dingen sie deshalb mit Fleiß dara zu auf. Und andere, die zu Jahren kommen, beges ben sich, dieser Ursache halber, gleichfalls zu diesem Handwerk; und wenn sie diese natürlichen und erlangs ten Gaben besitzen, welche vor die nötigen Eigens schaften eines Kirchen-Dieners gehalten werden, so werden sie hinzu gelassen; und da sie deshalb in Müßigs gang und Wollust auferzogen worden, so balten sie

sichs vor eine Schande, mit ihren Händen zu arbeia Die Geist- ten, wenn sie nur ein wenig aus ihren Büchern studis diren aus ren, daß sie die Woche ein oder ziveymal, so lange den Bü das Stunden-Glaß läuft, eine Predigt ablegen kons die Gabe nen, alsdenı ist es schon genug. Da hingegen die des Geistes Gabe, die Gnade, und der Geist Gottes, sie zuin wird ver- Kirchen-Diensi zu berufen, zu begaben und geschickt

zu machen, hinten angefest und übersehen wird. Da denn viele geißige, verderbte, irrdische und fleisch, liche Menschen, die einen bloßen Schein und Form haben, von dem innerlichen Werk der Gnade Got

tes

tes an ihrem Herzen aber gänzlich entfremdet sind, und nichts wissen, eingeschoben werden, und sich selbst eindringen. Und solcher Gestalt ist durch sie der Tod, Unfruchtbarkeit und Finsternis, und folglich Abers glaube, Irrthum und Abgötterei eingeführet, und die Kirche damit angesteckt und verdorben worden. ga wer dieses genau untersucht, der wird befinden, daß auf diese Weise der Abfall Plaş genommen. Die Wahrheit dessen zu bekräftigen ich viele Beispiel ans führen könnte, die ich Weitläuftigkeit zu vermeiden, übergehe. Denn solcher Gestalt ward das Amt, und die demselben gebührende Elyrerbietung und Hochach. tung dem bloßen Namen angeheftet, daß, wenn einer einmal zum Bischof oder Priester verordnet war, er alsbald Gehör und Glauben fande, ob er schon nichts von dem Geist, von der Kraft und dem Leben hatte, womit die wahren Apostel ausgerüstet waren. Da denn in kurzer Zeit die Nachfolge auf den Nas men und den Titel fam, und das Amt denselben beis gefüget, nicht aber auf das Wesen, die Kraft und das Leben dabei gesehen wurde. Welches in der

Tat verursachte, daß sie aufhörten, der wahre Rirs chens Dienst, und die wahren Diener Christi zu sein, sondern nur ein bloßer Schatten und todtes Bilo davon blieben. Und weil solche auch immer je mehr und mehr abnahmen, so wurden sie in etlichen hundert Jahren so verstellt, daß nicht nur das Wesen verloren gieng, sondern auch die Gestalt selbst gängs lich geschändet, verändert und verdorben wurde: Daß man mit weit besserm Grund von der angeinaften Die vers Christlichen Kirche sagen mag, was ehemals bei derbte Stits des Thereus Schiflein in Zweifel gezogen wurde; des Theweiücs mit neuen Dielen und Brettern so oftmals

flicten ausgeflickt, gebessert und verändert worden, daß man Schiftein endlich darüber stritte, ob es auch wirklich noch verglichen. eben dasselbe Schiflein oder ein anders ware?

feus ges

Alleine gefekt, daß das erste von Eichenholz, und die letzten Stücken, die hinein gesegt worden, nur vers faulte Tannen-Bretter, auch die Gestalt dermassen verändert gewesen, daß es dem ersten gar nicht mehr álynlich gesehen, so deucht mich, es hátte keines Streits bedurft, sondern man möchte leichtlid, haben schließen können, daß solches ganz ein anders wäre, und nichts

als den Namen, ja, auch diesen nicht einmal mit Der Miks Recht, übrig behalten. Zweitens folgt aus diesem brauch, so Unterscheid der Layen und Geistlichen auch dieser terscheid Missbrauch, daß fromme und ehrliche Sandwerkss eneheuno Leute, welche die Kunst und Profession des Predis Geistlichen gens nicht gelernet, und daher, nach diesen Regeln, erfolgt. die sie sich fürschreiben, keine Freiheit und Erlaubniß

dazu haben, die Gabe in ihnen selbst deswegen vers achten. Denn da sie mit der falschen Meinung eingenommen sind, daß ihnen nicht vergönnet revy, sich mit dem Kirchen-Dienst zu vermengen, weil sie mes gen des Mangels solcher Gelehrsamkeit, keineswegs geschickt dazu wären, so verfáumen sie die Gabe in ihnen selbst, und dämpfen vieļmals die reinen Eins gebungen des Geistes Gottes in ihren Herzen; die doch, wenn ihnen Raum gegeben würde, öft viels mehr zur Erbauung der Gemeine gereichen möchten, als manche von den gemeinen Kunst-Reden der Ges lehrten. Und solcher Gestalt wird hierdurch des Alpos stels Befehl und Rat in den Wind geschlagen, wenn er i Thell. 5, 19. 20. vermahnet, den Geist nicht zu dämpfen, und die Weissagungen nicht zu vers achten. Und dieses gesdiehet alles von Leuten, die sich vor Christen ausgeben, und sich rühmen, daß die ersten Prediger und Fortpflanzer der Religion

dergleichen geringe und ungelelirte Leutlein gewesen So wohl waren. auch die Protestanten schließen, nicht wes ftanten als niger als die Katholiken, dergleichen Leute vom Predigs Katholiken Amt unter ihnen aus, wodurchy sie den Geist und die

Gabe

werks: eus

trugen.

Gabe Gottes einschränken; da doch ihre Vorfahs schlieffen ren, wenn sie fidh den Katholiken widerseşten, das warto Gegenteil behaupteten. Und ihre eigenen Geschichts te vo!! Bücher berichten, welcher Gestalt solche ungelehrte mure, die Leuté, ohne große Wissenschaft, durch den Geist doch niche Gottes an verschiedenen Ortn nicht wenig zur Re-menigmaur formation oder Ausfegung der Mißbräuche in der Res tion bere ligion beigetragen.

Hieraus erhellt, daß ein jeder wahrer Kirchens Diener, gleidwie zu seinem Beruf und zu seiner Auss rüstung, deshalb auch bei dem Predigen und Beten, und den andern besondern Staffeln des Kirchen, Diensts, den Geist Gottes durch dessen Kraft und Leben kennen soll, ihn zu begleiten und ihm beizustes hen: Weil aber dieses zum Gottesdienst gehört, so werde ich in dem nächsten Sag davon handeln.

Das legte, so hierbei noch zu betrachten und zu uns tersuchen vorfället, ist der Unterhalt eines Dieners am Evangelio. Ehe ich aber weiter gehe, will ich vorber etwas Weniges von dein Predigen der Weis ber erwvelnen, und dabei anzeigen, was unser Gutdünken davon ist.

Dieweil Mann und Weib allemal einer sind in Der Weis Christo Jesus, Gal. 3, 28. und er seinen Geist dem liches Preeinen so wohl giebt als dem andern; so halten wir digen und davor, daß es einem Weibe, wenn Gott durch seis bauptet. nen Geist in ihr bewegt, keineswegs unerlaubt sei, in den Versammlungen des Vorks Gottes zu predis gen. So scheint dieser Lehre auch keineswegs zu widerstreiten, was Paulus i Cor. 14, 34. zu Bes strafung der unbedachtsamen und geschwäßigen Weiber unter den Korinthern, welche die Kirche Christi mit ihren unnügen Fragen verunruhigten, fagte. Noch auch dasjenige, was I Tim. 2, 11.12. steht, daß ein Weib in der Stille lernen, und sich keine Gewalt über den Mann beraus neba

men

5.6.

I. ke. Apost. S. 21, 9.

men sollte. Massen es klar ist, daß Weiber in der

Gemeine geweifsagt, und gepredigt haben. Röm. 16, Sonst wäre die Prophezeyung Joels úbel von Petro Act. 18,26. angebracht worden, Apojt. Gefch. 2, 17. Und da 6. 11, 17. Paulus in eben derselben Epistel an die Korinther

felbft Regeln gebietet, wie sich die Weiber bei ihrem 1 Cor. 11, öffentlichen Predigen und Beten aufführen sollen, so

würde solches eine offenbare Widersprechung sein,

wenn solcher Ort anders und in einem weitläuftigern Róm. 16, Verstand genommen würde. Und eben dieser äpos

stel Paulus gedenkt eines Weibes, so mit ihm am Werk des Evangelium gearbeitet habe. Und Philip harte vier Tochter, die weissagten; und man hat angemerkt, daß Gott wirklich an diesem Tage viele Seelen durch der Weiber Diensi bekehrt, ins gicidyen die Herzen seiner Kinder öfters erweckt und gerróstet hat. Welche offenbare Erfahrung diese

Sache ausser allen Zweifel feket. Frage 4.