10.25
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Allein, wenn hier sollte eingewendet wer: Einwurf. den, daß ich hierdurch ganz und gar keinen Uns terscheid zwischen Kirchen-Dienern und andern zu machen schiene; welches doch den Worten des Apostels 1 Cor. 12, 29. zuwider sei, wenn er spricht: Sind sie alle äpostel? Sind sie alle Propheten? Sind alle Lehrer etc. Hieraus machen sie den Schluß, daß ich auch dem Gleichnis widerspräs che, welches der Apostel in diesem Kapitel ges brauchet, wenn er die Kirche Christi mit dem inenschlichen Leibe vergleichet. Als da er im 17 Vers
sagt: So der ganze Leib ein Auge wäre, wo bliebe das Gehär? Und wenn der ganze Leib das Gebór wäre, wo bliebe der Geruch? Auch) unterscheide der Apostel nicht nur die Diener der Kirchen insgemein, von den übrigen Gliedern; sondern auch von ihnen selbst, indem er dieselben
absonderlich
nen.
absonderlich und auf eine unterscheidene Weise Apostel, Propbeten, Evangelisten, Sirten und
Lehrer nenne, 2. Antwort 1.
Was den letzten Teil dieses Einwurfs anbelans Unterschies dene Nas get, welchen ich zuerst beantworten will, so ist klar, men man das diese unterschiedene Namen nicht auf Unterscheis unterschie: dung besonderer Aemter, sondern die verschiedenen bene Nem- und mancherlen Wirkungen des Geistes zu bezeicha welche alle nen, angesehen sind. Welches eine bei dem Apostel bendein eis Paulus gar gewöhnliche Redensart ist, womit er jufanemen sich bisweilen zu Erläuterung der Ehre und der Lobes kommen, der göttliden Gnade weitläuftig heraus lässt. Als oder bens besonders Róm. 12, 6. wenn er sagt: Üno bas sein kons ben man verley Gaben, nat) der Gnade, die uns
gegeben ist; hat jemand Weissagung, so sei sie dem Glauben ähnlich, hat jemand ein Amt, so warte er des Amts, lebrt jemand, so warte er der Lehre; ermabnet jemand, po warte er des Erinahnens. Nun wird niemand aus allen diesen schließen, daß dieses unterschiedene Aemter sind, und daß sie nicht alle in einer Person zusammen kommen mägen, wie alle diejenigen andern Dinge, deren in den folgenden Verfen von ihm Meldung geschieht, nämlich, von der Liebe, von der bräderlichen Lies be, von der Brúnstigkeit des Geistes, Gastfreis beit, Fleiß, Seegen, Freudigkeit etc. wetche er dens noch als unterschiedene Gaben des Geistes nach einans der her erzählt, und diesem Einwurf nac) als unters fchiedene besondere Aemter zu betrachten waren; welches höchst ungereimt heraus fommen würde.
Zweitens siehet man an eben diesen angeführten Ortn klar, daß es kein wirklich gemachter uns terscheid besonderer Aemter sei), weil alle zugestehen, daß Sirten und Lehrer (welche der Apostel daselbst nicht weniger absondert und unterscheidet, als die Sirten, Propbeten und Apoftel) einerlei sind, und
in einerlei Amt und einerlei Person zusammen koms men; und deshalb mag dieses auch von denen übris gen gesagt werden. Denn Weissagung, sofern es Weiffa, die Vorhersagung zukünftiger Dinge bedeutet, ist Beiffa- zwar eine unterschiedene Gabe, aber kein unterschies gen, deren denes Amt; und deshalb leßen sie unsere Gegner fchiedene nicht unter die mancherley Drden: So werden sie Bedeus auch nicht leugnen, daß solche von Gott nichtnur eis tung. nigen gegeben worden, die Sirten und Lehrer gewes sen, da sie in einer Person mit diesen andern Aemtern zusammen gekommen; sondern auch einigen von den Layen: Und deshalb ist sie, nach ihrem eigenen Bekennts niß, ausser der Begränzung ihrer Clerisei zu finden gewesen. Weissagen, in dem andern Verstand, ro fern es, aus dem Geist der Wahrheit reden, bes Weifsagen deutet, ist nicht nur den Sirten und Lehrern, die als ift eine Son so weissagen sollen, sondern auch den Heiligen allen Lehrern gemcin. Denn obschon Unterweisen, Lehren und Vers und allen mahnen eigentlich vor solche gehört, die auf eine bes gemeia ift. besondere Art zum Werk des Kirchen-Diensts berus fen sind; so ist es ihnen doch nicht dergestalt eigen, daß es nicht auch andern (wenn die Heiligen zusams men kommen sind, und einige darunter von dem Geist getrieben werden,) gemein sein sollte: Denn einige Handlungen gehören allen in einer solchen Verwands schaft zu, aber nicht nur denen, die sich in einer sols chen Verwandschaft befinden: Comperunt omni, sed non foli. Also sind Seben und Sören eigentlis dhe Handlungen eines Menschen; da eigentlich von ihm gesagt werden mag, daß er häret und sies het; dennoch sind sie andern Creaturen auch gemein. Also ist zwar Propbezeyen in diesem Verstand den Kirchen-Dienern und Lehrern auch eigen, jedens noch aber nicht dergestalt, daß es nicht andern Seilis gen auch gemein und erlaubt sein sollte, wenn sie dars zu bewegt werden, ob es ihnen schon vermöge der
Verwandschaft
Verirandschaft nicht eigen sein sollte, weil sie, unges achtet solcher Bewegung, nicht auf eine besondere Weise zum Werk des Diensts berufen sind; wie aus 1 Cor. 14. erlellet, allwo der Apostel die Ordnung und ordentliche Lehrart der Kirche weitläuftig erklas ret, wenn er v. 30. 31. sagt: So aber eine Offens barung geschieht, in einem andern, der da siget so schweigt der erste. Jbr könnt wohl alle weiß sagen, einer nach dem andern, auf daß sie alle lernen, und alle ermahnet werden. Welches zu erkennen gebietet, daß allhier nieinand ausgeschlossen wird. Daß aber dennoch eine Subordination over auf einander folgende Ordnung, nach dem unterschiedes neu Maß der empfangenen Gnade, sei, gebietet der nedist folgende Vers zu erkennen: Und die Geister der Propheten sind den Propbeten untertban. Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Daß aber die Weissagung in diesem Verstand, allen Heiligen gemein sein mag, erlellet aus dem 19. Versicul desfeibigen Kapitels, allwo er alle insgesamt anredet, wenn er spricht: Darum lieben Brüder, fleißiget euch des Weiss sagens. Und im 1. Versicul ermahnt er sie und spricht: Sleißiget euch der geistlichen Gaben, am meisten aber, daß ihr weilsagen möget.
Zum dritten mag eben dasselbe, in Anschung der ften sind. Evangelisten, gesagt werden." Denn wer das Evan: und ob sich gelium prediget, der ist wirklich ein Evangelist; einige deshalb
und deshalb ist folglich jeder wahrer Diener des Iįvans
gelii einer. Was können sie sonst vor ein cigentli: mögen?
ches Amt dazu anweisen? Sie müssten denu so thos richt sein, und behaupten, daß keine Evangelisten gewesen waren, als Matthäus, Marcus, Lucas und Johannes, welche die Nachricht von Christi les ben, Leiden und Sterben geschrieben. Und alsdenn wäre es auch kein besonderes Amt. Angesehen Jos
bannes
Belches
nennen
hannes und Matthäus Apostel, Marcus und Lucas Hirten und Lehrer waren: Daß sie deshalb daselbst bei einem zusammen treffen. Gewißlich, es wäre recht ungereimt, wenn man meinen wollte, der Apostel bas be das Wort Evangelist bloß in solcher besondern Absicht gebraucht. Calvinus gejiehet, daß diejes nigen, die das Evangelium, nach einiger Zeit, des Abfalls, rein geprediger, mit Wahrheit Evans gelisten zu nennen waren. Und daher spricht er, daß es auch zu seiner Zeit Apostel gabe. Weßs wegen sich denn auch die Protestanten, bei ihrem ersten Durchbruch, Evangelisten oder Evangeli- sche nennten. Legtens, bedeutet das Wort Apostel, wenn wir Wer ein
Apostel ift
auf dessen Etymologie oder Ableitung fehen, einen der gesandt ist. Und da ein jeder wahrer Kirchens Diener von Gott gesandt ist, so ist er auch in solcher Betrachtung ein Apostel. Obschon die zwölfe, weil sie auf eine besondere Weise von Christo ausges fandt wurden, xal’ igoyur
, oder per Eminentiam, das ist, ihrer Vortrefflichkeit halber, deshalb genennt wurs den. Daß aber dieses eben keine bestimmte Zahl, Siemaren oder sie nur bloß zu dieser Anzahl eingeschrenkt gewes solchen fen, wie sich einige unvernünftig einbilden, erhellt un: Zahl eins
geschreits ter andern auch daraus, daß der Apostel Paulus ber- tet. nachmals deshalb genennt wurde, als diese Zahl schon vol war. Daher urteilen wir, daß dieses seine uns terschiedene besondere Aemter, sondern nur bloße Nas men sind, die bei Gelegenheit gebraucht worden, die damals fürtreflichere Hervorbrechung und Erscheinung der Gnade Gottes auszudrucken. Als wenn jetzt Ob noch ein Diener Christi eine ganze Nation zum Christ: heut zu Tag lichen Glauben bekehrte, po zweifle ich keineswegs, Apoftel ju daß es so wohl die Katholiken als protestanten vor ers
rey ? traglich halten würden, einen solchen, ob er schon kein besonderes Amt befäfse, das ihn von andern unterscheis
nennen
der
Apostel von Schott:
nennt worden?
Antwort 2.
de, einen Apostel oder Evangelisten zu nennen. Denn einige unter den Jesuiten nennen, aus anges führter Ursache, diejenigen von ihrer Secte, die sie aussenden, Apostel in Indien oder Japan. Und Calvinus bezeugt, daß es, in Ansehung der Refor-
mation: zu seiner Zeit Apostel und Evangelisten Wekwegen gegeben habe. Aus dieser Ursache ist, wie wir irissen, Knoxter Johann Knox öfters der Apostel von Schottland
genennt worden. Also, daß wir schließen, daß Kirs
cben-Diener, Zirten und Lehrer alles in sich bes land ges greiffen, und dieses alles nur ein Amt sei. Und aus
dieser Berachtung urteilen wir, daß kein Vorzug unter ihnen sein soll. Dieses zu beweisen, will ich mich eben nicht aufhalten, massen es bereits von des nen, welche die sogenannte Bischöfliche Regierung eines gewissen Bezirksverwerfen, weitläuftig gezeis get und ausgeführet worden.