Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

10.19

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Rohdaten: Text wurde noch nicht gesichtet und korreliert.

Aber lasset uns doch diese Gelehrsamkeit, Gelehr: welche sie zu dem wahren Wesen eines Kirchen. Dies erstens, ners so gar nötig machen, ein wenig untersuchen. wenn einer zu erst wird dieses vor gelehrte Wissenschaft gehal- Griechisch ten; wenn einer die Sprachen, zumn wenigsten die La- und He teinische, Griechische und Hebräische versteht. Die bräisch ver- Ursache dessen ist, damit sie die Schrift, welche ihre einzige Richtschnur ist, in den Grund-Sprachen lesen, und dadurch desto geschickter gemacht werden, Glossen und Auslegungen darüber zu machen. Daher war auch in der Tat dasjenige, welches verursachte, daß diese Wissenschaft von den ersten Protestanten desto höher geschäget wurde, diejenige grobe Unwissenheit, welche in den unmittelbar vor der Reformation hers gehenden etlichen hundert Jahren sich über die Welt ausgebreitet hatte; indem die Wissenschaft der Spra- chen (bis sie auch damals durch Erasmum und einige andere wieder hergestellt wurde) fast verloren und verlosthen war. ind diese Barbarey war um so viel Vor ber desto mehr zu verabscheuen, weil der ganze Gottes- tion ge: . dienst, und das Gebet des Volks in lateinischer Spras sehabe das

che verrichtet wurde, und unter derjenigen unzehlichen Bolls in Menge der Priester, Mönche und Pfaffen unter taus lateinischer renden kaum einer sein Breviarium, oder die Meffe, Sprache. die er táglich lase und wiederholte, verstunde. Massen die Schrift nicht nur dem Volk, sondern auch dem grösten Teil der Geistlichen, auch nach der bloßen

buchstäblichen

buchstäblichen Wissenschaft derselben, ein versiegeltes Der Eifer Buch war. gdy will den Eifer, welchen die ersten Semübun: Reformatores wider die Babylonische Finsternis bes gen der ers zeugten, keinesiregs tadien, noch auch ihre gottselige matorum Bemühung, die sie auf Überfrkung der Schrift des werden ger svandt, im geringiten mißbilligen; sondern glaube rühmet.

gänzlich, daß sie solches, nach ihrer Erkenntnis, auf: Die Wiss richtig getan haben: Und deshalb dem billigen ber Svras Verlangen dererjenigen, die solche zu lesen wünfchen, chen ist ein Genüge zu teisten, wie auch aus vielen andern sehr ruhinlich), und die

guten Ursachen, als zum Beispiel da durch die gemeis Schulen nen Sprachen ein Umgang, Gemeinschaft, Handel sind nos

und gutes Verständniß zwischen verschiedenen Vás thig.

kern unterhalten wird, und dergleichen mehr, erachten wir es vor nötig und rühmlich, daß öffentliche Sdus len sein mogin, in welchen diejenigen jungen Leute, die Lust und Neigung dazu haben, in den Spradien ges lehrt und unterrichtet worden können. Und obschon die damalige Päbitliche Unwissenheit verabscheuet und gebasset zu werden verdient; so reben wir doch nichts destoweniger, daß die wahre Verbesserung der Mißs

brauche in Leber und Leben in folder Wissenschaft Der Papi- nicht bestehe. Denn obschon seit der damaligen Zeit fen Ges Lehrsamkeit

die Katholiken durch einen Wettlaufer, worin sie und Wir den Protestanten nachgealmet, angereißet worden, fenschaft,

daß sie sich mehr auf die Gelchrfamkeit geleget, und insonder: heit derer solche jetzt auf ihren Universitäten und in ihren Elsjtern Jefuiten. (infonderlyeit in der Ignatianischen oder gesuitifdhen

Secte) in besserm Flor ist, als vorher; so sind sie doch noch so weit von einer wahren Reformation oder Alens derung der Irrtümer und Laster entfernt, und in ihs ren schädlichen Lehren hartnä сfigter, als jemals ges wesen. Aber alles dieses wird es ju keiner nötigen

Eigenschaft madyen, die zu einem Kirchen Diener ers Der Geist, fordert wird; noch vielweniger zu einer nötigern

Eis refte aluss genschaft, als die Gnade Gottes und seines Geistes,

Massen

Maffen der Geist und die Gnade Gottes dicfen Manleger der gel bei dem eiafältigsten, geineinsten und unwissenfien wohl nach Mann erseßen kan; die Wissenschaft aber kann den denGrund- Mangel des Geistes bei dem allergelehrtesten und bes als ohne redtesten keineswegs ersetzen. Denn alles dasjenige, dieseiben. was der Mensch durch seinen eigenen Fleiß, fcine Ges lebrsamkeit und Wissenschaft in den Sprachen, von der heiligen Schrift auslegen, oder heraus bringen kan, ist ohne dem Geist so viel als nichts. Er kan nicht geiviß sein, sondern mag den Verstand derselben immer noch verfehlen. Da hingegen ein armer Mann, der keinen Buchstaben kennt, wenn er die Schrift lesen hört, durch denselben Geist sagen kann, das ist mahr; und durch, eben densetben Geist kann er sie vers stehen, eröffnen und auslegen, wenn es nötig ist. Ja wenn er befindet, daß sein Zustand mit dem Zustand und mit der Erfahrung der Heiligen in den ersten is ten übereinstimmt, so weißer und besißet die daseibst vorgetragene Wahrheiten, weil solche in seinem Hers zen durch eben denselben Geist versicgelt und bezeugt sind. Und hiervon haben wir häufige Erfahrung bei vielen von denjenigen, ungelehrten Leuten, welche UDit an diesem Tage zu Dienern in seiner Kirche ermecket hat; dergestalt, daß einige solche, durchy seinen Geist, einige von den Irrtümern der Überseker verbessert haben, wie in dem dritten Satz von der Schrift be: reits angemerkt worden. Ja ich kenne selbst einen Ein armer arnien Schuhmacher, der nicht ein Wort lesen kan,

                                             Schuhma-

welcher, als ihm mit einem falsch angeführten Ort aus nicht lesen der Schrift von einem öffentlichen Professore Theo. konnte, wi. logiæ, vor der Obrigkeit einer Stadt, zugesetzt wur- nes pro- de; da man ihn, als er etlichen wenigen, die ihn, als fefloris er predigte, zu hören gekommen traren, ertappet hat: giæ fals te; diesem Professor (der doch auch für einen gelehrs schen Saf, ten Mann gehalten wird) reinen Irrthum gezeigt. Der Schrift Dennda der Professor beständig behauptete, es stünde anführte.

cherder

  1. Die Los gick und Philofos

in der Schrift geschrieben, es wäre ein Spruch aus der Bibel, so bekräftigt der Schuster dennoch, nicht durch eine gewisse budystáblide Wissenschaft, die er Davon hatte, sondern aus der allergewissesten Über: zeugung des Geistes in ihm selbst, daß des Profes- fors Vorgeben eine Unwahrheit sei, und daß der Geist Gottes solches nimmermehr könnte gesagt ha- ben, wie es der andere behauptete; und als die Bis bel gebracht wurde, so befande sichs deshalb, wie der ars me Schuster gefagt hatte.