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warning
Mein Vorhaben ist im geringsten nicht, mich mit denjenigen verdrüßlichen und mancherlei Streitigkeiten zu vermengen, womit die Katholiken und Protestanten einander dieser Sache wegen in den Haas ren liegen; sondern nur nach der mir offenbarten, und durch, das Zeugnis des Geistes in mir bekräftigs ten Wahrheit, und nach dem mir mitgeteilten Maß der Weisheit, statt einer nötigen Einleitung so wohl zu dieser Materic des Kirchen-Diensis als des GOts tesdiensts, welcher hernach folgt, dasjenige kürzlich vorzutragen, was ich nebst meinen Brüdern, von der Kirche halte und glaube.
Das Wort, Kirche, bedeutet nach der grammas ticalischen Bedeutung desselben, wie es in der Heilis gen Schrift gebraucht wird, eine Versammlung
oder Zusammenkunft ihrer vielen an einen Ort; Die Ety- denn das Subftantivum ixxandic fommet von dem met Worts Wort, inxuniw, ich rufe heraus, und ursprünglich ixxindia, von rantw, ich rufe, her. Und gleichwie dieses der çdie Soirs gramınaticalische Verstand des Worts ist, deshalb ist es dessen Bes auch die wirkliche und eigentliche Bedeutung der Sadeütung. che; massen die Kirche nichts anders ist, als die Ges
sellschaft, Versammlung, oder Gemeine solcher, die Gott aus der Welt und aus dem Welt-Geist hinaus gerufen hat, in seinem Licht und Leben zu wandeln. Die Kirche ist daher, nach dieser Ers klärung zu betrachten, wie sie alle diejenigen, die als so von Gött wahrhaftig berufen und versammelt sind, und zwar so wohl diejenigen, die noch in dieser Welt leben, als auch diejenigen, die ihre irrdische Hütten bereits abgeleget haben, und in die himmlischen Wohs nungen aufgegangen sind, in sich begreift: Welche zusammen eine Catholische oder allgemeine Kirche
(weswegen
(weswegen so viel Streitens ist) ausmadzen; aufs Steine Se: ser welcher Kirche, wie wir gerne gestehen, keine Ses jer der ligkeit sein kan. Weil unter dieser Kirche und deren Kirchen. Benennung alle, und so viele von einer jedweden Tas tion, von einem jedweden Volk, Geschlecht, Spras che oder Zunge sein mögen, (ob sie schon äußerlich denen, die Christus und das Christentum in Wors ten bekennen, und die Wohltbatender Schrift haben, unbekannt, und von denselben weit entlegen sind, ) aber dem heiligen Licht, und dem Zeugnis Gottes in ihren Fjerzen gehorsam, und dadurchy geheiligt, und von ihren bösen Wegen gereinigt werden, begriffen sind. Denn dieses ist der allgemeine oder Catho: Was die lische Geist, durch, welchen viele von allen vier sen, Kirche ift ? den der Erden berufen sind, und mit Abraham, Isaac und Jacob im Himmelreich figen sollen. Durd, diesen allgemeinen Geist wird das verborges ne Leben und die Kraft Jesus vielen, die weit ents fernet sind, gugeleitet oder eingefloset, eben als wie durch das Blut, so in den Adern des natürlichen Leis bes fliesset, das Leben vom Haupt und Herzen zu den äussersten Teilen geleitet wird. C6 können demnach Glieder von dieser Catholischen Lürken
und Júden
Kirchen so wohl unter den Heiden, Türken und Ju- können den, als unter den verschiedenen Sorten und Gats Glieder tungen der Christen sein, nämlich Männer und Wei- chen wers ber von Aufrichtigkeit und Einfaltigkeit des Herzens; den. welche, ob sie schon in einigen Dingen in ihrem Ders stand verblendet, und vielleicht mit dem Aberglauben und äußerlichen Wesen der verschiedenen Sekten, in welchen sie aufgewachsen, und verwickelt sind: Weil sie aber doch in ihren Herzen aufrichtig vor dem Herrn sind, und ihre vornehmjie Sorge und Bes mübung dahin gehen lassen, von der Ungerechtigkeit erlöst zu werden, und der Gerechtigkeit willig folgen, nichts desto weniger durch die gebjeimen Rührungen
dieses
dieses heiligen Lichts in ihren Seelen befiehlt und les bendig gemacht, und dadurch im verborgenen mit Gott vereinigt , und alsu walire Glieder dieser Catholischen Kirche werden. In dieser Betrachtung nun ist die Firs dhe sdon zu allen Zeiten und in allen Gefdylechten ges weren. Denn es hat Gott niemals an solchen Zeus gen gefehlt, ob sie schon vielmals verachtet, und von dieser argen Welt in keine große Betrachtung gezogen worden. Und deshalb ist diese Kirche, ob sie schon beständig vorhanden, vielmals gleichsam unsichtbar gewesen, indem sie von den Menschen dieser Welt nicht angemerkt worden, weil, wie die Schrift redet, Jer. 3, 14. einer eine ganze Stadt, und zwei ein ganzes Land ausgemacht. Und dennoch, ob schon die Kirche, deshalb betrachtet, vor den gottlosen Mens fchen gleichsam verborgen sein kan, massen sie in keine sichtbare Gemeinschaft versammelt ist. Ja auch von der nen, die Glieder derfelben sind, nicht einmal angemers Eet werden mag, so mögen dod, nichts destoweniger viele dazu gehören. Als da sich Elias beklagte, daß er allein übrig geblieben, 1 B. der Kön. 19, 18. so antwortete ihm Gott: Ich habe mir lassen úberbleiben sieben tausend Mann, die nicht haben ihs re Rnie gebeuger vor dem Baal; woraus der Apostel Röm. 11. schliesset, daß auch noch zu seiner Zeit ein solcher Rest übrig geblieben sei.