Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

10. Über die Ämter in Gemeinden

Zusammenfassung

Gleichwie durch diese Gabe, oder Licht Gottes alle wahre Erkenntnis in Geistlichen Dingen erlangt und offenbart wird; deshalb wird auch durch die Gewalt und Kraft derselben, nachdem sie in dem Herzen offenbart und empfangen ist, ein jeder wahrer Diener des Evangelium verordnet, zubereitet, und in dem Werk des Dienstes ausgerüstet und erfüllt. Und durch die Leitung, Bewegung und Ziehung dieser Gnade und dieses lichts, muß ein jeglicher Evangelischer und Christlicher Hirte bei seiner Arbeit und bei seinem Werk des Evangelium, so wohl was den Ort betrifft, wo er sein Amt ausrichten, als auch die Personen, denen er fürstehen, und die Zeit, wenn er dienen soll, geleitet und verordnet werden. Wer diese Macht überkommen hat, der mag und soll das Evangelium predigen, ob er schon keinen Befehl von Menschen dazu erlangt hat, und keine menschliche Gelehrsamkeit besitzt. Als im Gegenteil diejenigen, denen es an dem Zeugnis dieser göttlichen Gabe fehlt, sie mögen noch so gelehrt sein; und noch so viel Vollmacht von Menschen und Gemeinen aufzuweisen haben, sind für nichts besser als Betrüger, und keineswegs für wahre Diener des Evangelium zu halten. Auch sollen diejenigen, die diese heilige und unbefleckte Gabe empfangen haben, gleichwie sie solche umsonst empfangen haben, deshalb dieselbe umsonst, ohne Honorar oder vorher ausgedingte Besoldung und geschlossenen Vergleich, mitteilen, noch vielweniger aber dieselbe als ein Gewerbe oder Handlung, Geld dadurch zu gewinnen, gebrauchen.1 dennoch aber, wenn Gott einen oder den andern von seinen Geschäften oder von seiner Profession, wodurch er seinen Unterhalt erlangt, berufen hat, so ist es nicht unrecht, wenn solche (nach der Freiheit, die ihnen der Herr in ihrem Gewissen erteilt) von zeitlichen Dingen so viel, als ihnen nämlich zur Speise und Kleidung nötig sein mag, und ihnen von Denen, welchen sie das Geistliche mitgeteilt haben freiwillig und von Herzen dargereicht wird, annehmen.


  1. Matth. 10,8 “Heilet Kranke, [wecket Tote auf,] reinigt Aussätzige, treibt Dämonen aus; umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebet.” ↩︎