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Und erstens gestehe ich gerne, daß es allen
sehr gut sei, wenn sie demüthig, und in diesem Stück Fleiß sind nicht zu vermessen sind; so, daß sie sich etwa hierauf ben allen verlassen und bei der Ungerechtigkeit schmeicheln, oder
in Sidyerheit gerathen, und meinen wollten, als ob gänglichen sie zu diesem Zustand gelangt waren. Angesehen, digkeit. Wachsamkeit und Sleiß bei allen sterbliden
Menschen, so lange sie in dieser irdischen Hütten sind, von einer unumgänglichen notwendigkeit sei. Denn Gott will haben, daß dieses die bestandige Uebung eines Christen sein soll, damit er dadurch desto geschicks ter werden möge, ihm zu dienen, und sich wieder alle Versuchungen und Anfälle des Feindes desto besser zu wapnen. Denn da der Sünden Sold der Tod ist, so findet sich kein Mensdy, so lange er fündiget, und der Sünden unterworfen ist, der sich nicht mit Recht vor fälig und vermögend halten mag, umkoms men zu können, oder verloren zu werden. Daher auch der Apostel Paulus selbst sagt: Ich betäube meinen Leib, und zähme ihn, daß ich nicht andern predige, und selbst verwerflich werde, i Cor. 9, 27. Abier hält es der Apojtel vor möglich, daß er
könne
von einer anum:
könne verworfen werden. Und dennoch mag man mit gutem Grund darfür halten, daß er in dem inners lichen Werk der Wiedergeburt viel weiter gekommen gewesen, als er diese Epistel geschrieben, als manche, die sich heut zu Tage auf eine so vermessene Weise filmeicheln, daß sie nicht fallen können, weil sie bei sich fühlen, daß sie einigen kleinen Grad walirer Gnas de erlangt haben. Alleine der Apostel bedient sich dieser gesetzten Möglichkeit, fallen zu können, (wie ich zuvor erwebnet) als einer Anreißung, desto wach- famer zu sein. Ich betäube meinen Leib, spricht er, und zähme ihn, daß ich nicht andern predis ge, und vielleicht selbst verwerflich werde. Nichts destoweniger macht eben dieser Apostel, zu einer ans dern Zeit, da er sich von der heiligen Kraft Gottes durchdrungen, und in der Herrschaft derselben als ein Überwinder der Sünde und aller Feinde seiner Sees len befindet, keine Schwierigkeit zu bekräftigen, denn ich bin gewiss, daß weder Tod noch Leben etc. Röm. 8, 38. Welches deutlich zu erkennen gebietet, daß er zu einem Zustand gelangt gewesen, der ihn vers sichert, daß er nicht daraus fallen könnte.
Zweitens erhellt daraus, daß man zu einem fol- chen Zustand gelangen kan, weil wir dazu vermaly man kan net werden. Nun muthet uns aber, wie vorher bes Leben zu wiesen worden, die Schrift niemals etwas zu, das einem Zu: zu volbringen unmöglich sein sollte. Eine solche Vers langen,aus mahnung gebietet uns der Apostel, 2 Petr. 1, 10. dem man Daru m, lieben Brüder, thur desto mebyr fleiß, len kan. euren Beruf und Erwählung fest zu machen. Und obschon diesem eine Bedingung beigefügt ist, so wir doch bereits dargetan, daß es möglich sei, diese Bedingung zu erfüllen; und alsdenn kann die derselben angehengte Verheiffung auch erlangt werden. Und dieweil jederzeit, wo die Zuversicht mangelt, Raum vor Zweifel und Verzweifelung gelassen ist; so wûts
den IU.
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den die Heiligen auf dieser Welt, wenn wir solches vor unerlanglich ausgeben wollten, nirgends Plaß und Raum finden, von Zweifeln und Verzweiflung bes frevyet zu sein. Welches nicht nur an sich selbst hodist ungereimt; sondern auch der offenbaren Erfahrung vie. ler tausenden gänzlich entgegen ist.
Drittens hat Gott vielen von seinen Heiligen und Einige ges
. Kindern eine vollige und gewisse Versicherung ges fictierung geben, daß sie sein sind, und keine Gewalt stark genug und Befe: feon fól, sie aus seiner Hand zu reissen; und er ist bes von Gott reit, diese Zuversicht allen zu schenken. Diese Vera seinen Syei- sicherung würde aber keine Versicherung Reyn, wenn windern diejenigen, die sie erhalten, nicht dergestalt befestiger gegeben. und bestätigt wären, daß ihnen kein Zweifel oder
Ungewissheit übrig bliebe. Wenn nun diesem deshalb ist,
sofindet sich sicherlich keine Möglichkeit, daß solche dessen, wessen sie Gott versichert hat, verfehlen oder verlustigt gehen können. Und daß eine solche Versis cherung auch noch in diesem Leben zu erlangen seis, bezeuger die Schrift sowohl insgemein, als auch durch unterschiedene besondere Personen. Als erstens, DfFb. Goh. 3, 12. Wer überwindet, den will ich mas chen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und soll nicht mehr hinaus geben etc. Welches eine allgemeine Verheissung für alle in sich hält. Das ber redet der Apostel von einigen, die versiegelt sind, 2 Cor. I, 22. Der uns auch versiegelt, und un sere Herzen das Pfand, den Geist gegeben hat. Daher denn der deshalb versiegelnde Geist das Pfand unseres Erbes genennt wird, Ephes. I, 13. Durch welchen ihr auch, da ihr glaubtet, versiegelt worden seid, und durch den heiligen Geist der Verheissung. Und deshalb bezeugt der Apostel Paulus nicht nur an dem vorher gemeldten Ort an die Römer, daß er zu einem solchen Sustand gelans get sei; sondern er bekräftigt es auch 2 Tim. 4, 7.
mit diesen Worten: Ich habe einen guten Kampf gekämpfet 2. Welches auch viele fromme Herzen bezeugt haben, und noch bezeugen. Und deswegen, gleichwie nichts offenbarers sein kan, als was die ofs fenbare Erfahrung dieser Zeit bezeugt, und darins nen der Erfahrung voriger Zeiten gleich befunden wird; deshalb sehen wir, daß es sowohl vor diesem als auch seits hero Leute gegeben, welche die Gnade Gottes auf Mutwillen gezogen, und von ihrem Glauben abs gefallen, oder von ihrer Treue und Aufrichtigkeit abs gelassen haben: Daraus können wir sicherlich schliess fen, daß ein solches Abfallen möglich sei. Also fehen wir auch, daß sowohl in den alten, als neueren Zeiten, einige zu einer gerissen Versicherung und Zus versicht vor ihrem Ende gelangt, daß sie das ewige Leben ererben würden, und auch in solcher guten Hoffnung verschieden find; von welchen der Geist GDt. tes bezeugt, daß sie selig sind. Woraus denn auch abzunehmen, daß man in diesem Leben zu einem fola chen Zustand gelangen kan, woraus der Mensch nicht wieder fallet. Denn da der Geist Gottes solches bezeugt, so ist es nicht möglich, daß diejenigen vers lohren werden oder umkommen können, von welchen der, po nicho lügen kan, dieses Zeugnis selbst gies bet.