7.12
Was das andere Stück anbelangt, daß Q q2
weil
weil auch die besten Menschen unrein und unvolls kommen sind, auch ihre Werke deshalb sein müssten, so heisst solches die Sache, von welcher erst noch die Frage ist, als gewiss und ausgemacht voraus regen, und beruhet auf einen Satz, der doch geleugnet wors den; und welches in dem nechstfolgenden Sat noch ferner und genauer untersucht werden soll. Allein ges feßt, daß ein Mensch nicht in allen Stücken vollkoms men wáre; so wird doch dieses defwegen nicht hins dern, dat gute und vollkommene Werke nach ihrer Art durch den Geist Christi in ilyın hervor gebradt werden mögen. So trift auch das Beispiel von Wass sei, das durch eine unreine Röhre gebet, in dieser Sas che den Zweck nicht. Denn obschon Wasser veruns reinigt werden kan, so kann doch der Geist Gottes nicht verunreinigt werden, welchen wir vor den uns mittelbaren Urheber derjenigen Werke ausgeben, die in der Rechtfertigung gültig sind. Und deshalb sind des Herrn Christi Werke in seinen Findern rein und vollkommen. Und er wirkt in demjenigen reinen Wes sen und durch diejenige reine Geburt, foer selbst in uns gestaltet und schaffet. Über dieses, wenn nach unses rer Widersacher Meinung gelten sollte, daß kein Mensch jemals vollkommen gewesen oder vollkoms men werden könnte; so würde folgen, daß auch die Wunderwerke der Apostel, welche Christus in ihnen
wúrkte, und die sie durch die Kraft, Geist und Gnas Waren die de Christi verrichteten, auch unrein und unvollkom:
men gewesen wären: Dergleichen waren, ihre Apostel, io Bekehrung der Heiden zum Christlichen Glauben, durch die ihre Sammlung der Gemeinen, ihr Fleiß, mit wels Christi in chem sie die Bücher der heiligen Schrift abgefass innen ger fet, und geschrieben, ja ihr Märterthum, worin sie würfet
ihr Leben wegen des Zeugnis Jesus aufgeopfert, unrein und und dargegeben. Was mögen wohl unsere Widerfas kommen? der bei diesem Beweis gedenken, woraus folgen würs
de,
Wunder: werke der
worden,
de, daß auch die heilige Schrift, deren Volkoms menheit und Vortreflichkeit sie so lyoch zu schäßen scheis nen, unrein und unvollkommen sein müsste, weil sie durch, unreine und unvollkommene Gefässe auf uns
ekommen wäre. Es erhellt aus den Bekenntnissen der Protestanten, daß die Väter der ersten Kirche den Werken von dieser Art dasjenige werkzeugliche Werk, davon wir bei der Rechtfertigung geredet has ben, (obschon einige unwissende Leute es vor Päbjis lerei
, ausschreyen) offters zugeeignet haben; und mels dhes auch unterschiedene und zwar sehr berühmte Máns ner unter den Protestanten selbst gestehen. Amandus A. Polan. Polanus in seiner Symphonia Catholica cap. 27. de unseregelt: Remissione Peccatorum pag.651. reßet diese Thesin, Rechtferti: als die gemeinjte Meinung der Protesianten, unter gung und diejenigen,
soder Lehre der Patrum am gemäfesten ken ist keis ware: Wir erlangen die Vergebung der Sünden ne päbft
lerey. ,, durch Busse, Bekenntniß, Gebet und Chránen, die i, aus dem Glauben hervor kommen, aber eigentlich ni ju reden nichts verdienen; und deshalb erlangen r, wir Vergebung der Sünden nicht durch das Vers 1 dienst unserer Busse und unseres Gebets, sondern n, durch die Barmherzigkeit und Gütigkeit Gottes..,
Innocentius Gentiletus, ein febr berühmter Jurift Gentiletus unter den Protestanten, in seinem Examine Concilii Ex. ImTridentini, oder in seiner Untersuchung der geistlichen Genev. Versammlung zu Trident, wenn er von der Rechtfers 1516. tigung handelt, und vorber von dem Glauben und Werken geredet hat, füget diese Worte bei): Da aber die eine nicht ohne die andern sein kan, so nennen wir sie beide zusammen Caufas Instrumentales, oder werkzeugliche Ursachen. Zanchiusin seinem fünften Zanchius. Buch de natura Dei sagt: Wir leugnen nicht schlechterdings, daß gute Werke die Ursache der Seligkeit sind, nämlich mehr die caufa inftrumentalis oder werfzeugliche Ursache, als caufa efficiens,
in Medulla
C. 1. ther. 30.
die wirkende Ursache; die sie causam fine qua 11071, oder die Ursache, ohne welche solche nicht gesches hen können, nennen. Und hernach: Gute Werke sind die werkzeugliche Ursache zu Erlangung des ewigen Lebens. Denn durch diese führet uns Gott, als durch ein Mittel und einen rechtmas
sigen Weg, in den Besis des ewigen Lebens ein. G. Ames. G. Amelius fpricht, daß, obschon unser Gehorsam
nicht die causa principalis es meritoria, oder die vors S. Theolo- nehmste und verdienstvolle Ursache des ewigen Les giæ 1. 2. bens ist, so ist er doch nichts destoweniger, inges
wisser Betrachtung, eine Ursache, indem er zum
Bejis des Lebens dienlich, behúlflich, und beförs R, Baxter, derlich ist. Auch Richard Baxter in seinem oben ans
geführten Buch p. 155. sagt: Daß wir durch Wers ke auf eine eben solche Ärt der Ursache gerechts fertiget werden, als durch den Glauben, geschies het, nämlich, so fern sie beide causæ fine quibus non, oder Bedingungen des neuen Bundes sind, so an unserm Teil zur Rechtfertigung, als uns ungänglich ndchig, erfordert werden, oder ohne welche dieselbe nicht geschehen kan. Und p. 195. spricht er: Es ist unnötig, einen Gelehrten zu lehren, der die Schriften der Katholiken gelesen hat, wie weit diese Lehre von ihrer unterschies den ist.
Legtens kann ich nicht umhin, hier etwas vom Vers dieni und dienft und Belohnung der
Werke, besonders aber, nung der was unsere Meinung und Glaube in dieser Sache ist,
beizufügen. Es sei ferne von uns, daß wir gedenken oder glàuben folten, daß der Mensch etwas durch seis ne Werke bei Gott verdient, da alles auf dessen freiwillige Knade ankommt. Daher wird die Pabrische Meinung vom merito ex Condigno oder dem Verdienst der Mitwürdigkeit billig leugnen, und jederzeit gcleugnet haben. Deljen ungeachtet kóns
nen
Vom Ber:
Werke.
nen wir nicht in Abrede sein, daß GØtt aus seiner unendlichen Gütigkeit, womit er das menschliche Ges fohledyt geliebt hat, und nachdem er ihnen seine bei: lige Gnade und seinen Geist mitteilet; die guten Werke seiner Kinder, nach seinem eigenen Wohlges fallen, vergelte und belohne: Und deshalb können Gott be iir dieses
Verdienst der Gleichförmigkeit oder quiet die Belohnung, in so fern die Schrift klar und deutlich Werke davon redet, nicht leugnen, noc) auch dieses Wort, in
reiner Kiin: so fern sich die Schrift dessen bedient, gänzlich vers werfen. Denn eben dasselbe Griechische Wort würs dig, welches Verdienst bedcutet, steht auch an denjenis gen Ortn, wo es die Überfeßer, werth oder würdig, ausdrucken, als Matth. 3,8. i Thes. 2,12. 2 Thes. 1,5.11. torvon R. Baxter in dem oben angezogenen Buch p.8. sagt: Aber, gleichwie ein Versprechen im weitläuftigern Verstand eine Verbindung ist, und die versprochene Sache eine Schuld genen: net wird; deshalb sind die Vouzieber der Bes bingungen würdig, und dasjenige, was sie voll: ziehen, ist Verdienst genennt worden, obschon eigentlich alles aus Gnaden, und nicht aus Schulz digkeit geschieht. Auch diejenigen, so die Väter der Kirchen genennt werden, haben dieses Wort, Verdienst, dfters gebraucht, deren Zeugnisse ich in dieser Sache anzuführen vor uindthig balte." Weil niemand daran zweifelt, sondern vielmehr am Tage liegt, daß viele Protestanten diesem Wort in dem Verstand, wie wir es gebrauchen, nicht zuwider sind. Die Vertheidigung des Augspurgischen Bekennts nisses Art. 20. diese Worte: Wir geben zu, daß die werke wurklich verdienstvoll, nichr zur Vers gebung der Sünden, oder zur Rechtfertigung, sondern sie sind verdienstvoll zu andern leiblichen und geistlichen Gaben, welche so wohl in diesein als in jenem Leben mitgeteilt werden. Und fers
der.
ner,
G. Voffius
Wort str.
ner, nachdem die Werke eine gewisse Erfüllung des Gesetzes sind; so werden sie mit Recht vers dienstlich genenner: Es wird mit Recht gesagt,
- daß ihnen eine Belohnung gebübret. Beiftliche In den Acten desjenigen Religions-Gesprächs, so
-
lung zu M1, zu Altenburg gehalten worden, lassen sich die Chur, tenburg. fürstlichen Theologi (p. 110. und 265.) vernelymen:
In diesem Verstand sind unsre Kirchen auch dem Wort, Verdienst, nicht zuwider, so von den Patribus gebraucht wird; so suchen sie deswegen auch die Päbstische Lehre vom Verdienst nicht zu vertheidigen.
G. Vossius in seiner Theologischen Thesi von den bon dem.. Verdiensten guter Werke, spricht: Wir haben uns
nicht unterstanden, das Wort, Verdienst, gänz. lich zu verdammen, weil es nicht nur viele von den Alten, sondern auch die reformirten Kirchen in ihren Bekenntnissen gebraucht. Daß nun Gott die Menschen nach ihren Werken richtet und annimmt, ist bei denen ausser allen Zweifel, welche diese Schrift-Stellen lesen und ernstlich erwegen wollen, Matth. 16,27. Róm. 2, 6. 7. 10. 2 Cor. 5, 10. Jac. 1, 25. Hebr. 10,35. 1 Petr. 1, 17. Offenb. Job. 22, 12.