Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

7.11

Drittens legen sie entgegen, daß keine Wer- Einwurf 3. ke, ja nicht einmal die Werke Christi in uns bei der Rechtfertigung, statt haben können, weil nichts, das unrein ist, dabei nüžlich sein könne, und alle Werke, die in uns gewirkt werden, wären unrein. Weßwes gen sie denjenigen Svruch des Propheten Jesaia cap. 64, 6. anfülyren: Alle unsere Gerechtigkeit ist wie ein unflatig Bleid. Da sie diese Ursache hinzu setzen, daß weil wir

unrein waren, es auch unsere Wer’s ke sein müssen; und obschon solche an sich selbst gur wären, weil sie aber doch von uns vollzogen würden, so würden sie mit Unreinigkeit angestes det, und beflecker, eben als wie reines Waffer,

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Antwort 1.

Was vor

wenn es durch eine unreine Röhre geht, getrus bet oder verunreiniger wird.

Daß keine unreinen Werke bei der Rechtfertis gung etwas nutzen, wird zu gestanden; daß aber alle Werke; die in den Heiligen gewvürket werden, solche sind, wird geleugnet. Und zu einer Antwort hierauf kann der vorher gemachte Unterscheit dienen. Wir ges stehen, daß die vorgedachten Werke von der ersten Art unrein sind, aber nicht die Werke von der zweiten Art. Dieweil die ersten in dem unwiedergebohrnen Zustand gewirkt werden, nicht aber die andern. Und was den Ort aus dem Propheten Esaia anlangt, so

muß er sich auf die erste Art beziehen. Denn ob er schon eine Art sagt: Ade unsere Gerechtigkeit ist wie ein unflas der Gerecs tiges Rleid, so kann doch solches die Gerechtigkeit Chris ein unfátic sti in uns nicht mit begreifen, sondern nur diejenige, so ges Kleid ivir von uns selbst, und durch uns selbst wärken. Denn ift?

folten wir deshalb schließen, so würde folgen, daß wir alle Heiligkeit und Gerechtigkeit hinwegwerfen sollten. Zumal dasjenige, welches wie ein unflätiges Kleid, und wie ein beflecktes Gewand ist, binweg geworfen werden soll. Ja es würde folgen, daß alle Früchte des Geistes, deren Galat.4. gedacht wird, als unreine Luipen wären; da doch im Gegenteil von einigen Werken der Heiligen gesagt wird, daß sie dem Herrn ein füsser Geruch sein, daß sie köstlich (oder eine Gies rach von groffem Werth) in den Augen des Herren sind, daß sie bei ihm viel vermögen und ihm angenehm sein, welches unreine Lumpen und ein menftruoses oder beflecktes Ecwand nicht sein kan. Ja viele berühmte Protestanten haben daber erkannt, daß dieser Ort nicht deshalb zu verstehen seiy

. Calvinus rer Mens über diesen Ort sagt, daß er von einigen pflegte an,

11 gefülret zu werden, daß sie beweisen möchten, es 64. wegen ,, sei so wenig Verdienst in unsern Werken, daß sie Gerechtigs ,, vielmehr vor Gott unrein und beflecket wären.

Calvini und ande:

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Elni, am

11

Præfixæ

1 Allein dieses scheint mir mit des Propheten Sinn 1, allhier nicht überein zu kommen. Angesehen er hier 1, nicht von dem ganzen menschlichen Geschlecht redet. Musculus sagt über diesen Ort: ,, Es war bei diesem Musculus.

Volk gar gewöhnlich, daß sie sich auf ihre gesekliche i, Gerechtigkeit sehr viel einbildeten, als ob sie dadurch v gereinigt würden. Und nichts destoweniger batten 1. sie nicht mehr Reinheit an sich, als das befleckte

Gewand eines unreinen Weibes. Andere erklären In diesen Ort von aller Gerechtigkeit unseres Fleisches.

Diese Meinung ist zwar wahr, ich halte aber doch … dafür, der Prophet habe sich dieses gefeßlichen Auss

drucks bedient, um die Unreinigkeit des Volks das

mit anzuzeigen. ,,Der Verfasser des Vorberichts, (worvor insgemein Bertius gehalten wird) wenn er (Bertius) von dem wahren Verstand des 7. Kapitels der Epistel

Epiftolæ an die Römer redet, und unter andern auch diesen Ort differt, zugleich mit berührt, sagt: Dieser Ort wird ge: ann. meiniglich durch eine schädliche Verdrebung verEebrer. Denn er wird stets angeführt, a!8 ob die Mieynung desselben die allerfürtreflichsten Werke der besten Rern-Christen betreffe zc.

Jac. Coret,ein Französischer Prediger der Gemein- Ja. Coret. de zu Basel, sagt in seiner Apologie der Rechtfer- Apol

, imtigung wider den Alefcales: ,, Nachts bestoweniger Parif. ann. ,, muß ich auf Einrathen gemisfer frommer Leute den 1597 pag. 1Leser erinnern, daß mir

niemals in den Sinn gekoms ir men, denjenigen Spruch aus Efaia 64, 6. wider i, die guten Werke zu missbrauchen, aliwo gesagt wird, 1, daß alle unsere Gerechtigkeit ist wie ein unreig

nes Rleid, als ob er dasjenige, was sich an unsern 11 guten Werken Gutes findet, und von dem heiligen 1. Geist herrührt, vor etwas unreines und beflecktes ir balten wollen.