7.7
Ich komme demnach aufdas zweite Stück, so ich mir vorgeseßet habe, so dieses ist, daß wir durch ge durch diese innerliche Geburt, oder wenn Chrius in uns eine Gestalt gewinnt, in den Augen Gottes (sozu sagen) formell oder wirklich gerechtfertiger werden. Id vermeyne bereits sattsam dargetan zu haben, wie viel wir dem Leiden und Sterben Christi zuschreiben, als wodurch der Gerechtigkeit Gottes ein Genügen geleistet, Vergebung der Sünden erlangt, und diese Gnade und dieser Saame, durch, weldie und von welchem diese Geburt geschieht, und hervor gebracht wird, erworben worden. Das nächstfolgende, so hierauf zu beweisen vorkommt, ist dieses, daß wir durch Christus Jesum, wenn er in uns eine Gestalt gewinnt, gerechtfertigt, oder gerecht gemacht werden. Da denn zu merken ist, daß ich bei dieser Gelegenheit das Wort, Rechtfertigung, allezeit in diesem Verstand nehme.
Zu erst beweise ich dieses aus den Worten des Apostels Pauli, 1. Korinther. 6,11. Und solche sind eurer etliche gewesen, aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht worden, durch den Namen des Herren Jesu, und durch den Geist unseres Gottes. Zu erst muß dieses gerechtfertigt wie es hier verstanden wird, notwendig so viel, als wirklich gerecht gemacht, bedeuten, und nicht nur eine bloße Zueignung anzeigen; sonst könnte man geheiligt und abgewaschen auch nur so nehmen, als ob man nur davor gehalten würde, nicht aber wirklich so wäre. Und alsdenn stosset es den ganzen Innhalt des Zusammenhanges des vorhergehenden und hernachfolgenden übern Haufen, denn der Apostel zeigt ihnen in den vorhergehenden Verfen, daß die Ungerechten das Reich Gottes nicht erben Können. Und macht endlich, nachdem er die unterschiedenen Arten der Gottlosigkeit durchgegangen, diesen Schluss, daß auch sie weyland deshalb gewesen, nunmehr aber nicht mehr solche waren.
Deshalb, gleichwie sie nun abgewaschen und geheiligt sind, deshalb sind sie auch gerechtfertigt. Denn wenn diese Rechtfertigung keine wirkliche Rechtfertigung wäre, so könnte angeführt werden, daß die Korinther diese Arten der Gottlosigkeit noch nicht verlassen gehabt, sondern, ob sie schon darinnen fortgefahren, nichts destoweniger gerechtfertigt worden. Gleichwie nun dieses an sich selbst höchst ungereimt ist, deshalb wirft es augenscheinlich den ganzen Inhalt und das ganze Absehen dieses Orts übern Haufen, und gibt so viel zu erkennen, als ob die Korinther, nachdem sie sich zur Christlichen Religion bekehrt, solche Leute gewesen, in welchen keine wirkliche Veränderung vorgegangen wäre, sondern, daß es nur ein bloßer Glaube, oder Beifall, den sie einigen unfruchtbaren Meinungen gegeben, der keine Aenderung in ihren Neigungen, in ihrem Willen oder in ihrer ganzen Lebensart hervor gebracht hätte. Meines Orts, ist mir, so viel ich gelesen und gesehen habe, noch nichts vorkommen, woraus man mit einigem Schein der Vernunft beweisen könnte, dass gerechtfertigt an diesem Ort auf andere Weise zu verstehen sei, als in seiner eigentlichen und wahren Bedeutung oder Erklärung, nämlich, für gerecht gemacht Und zu desto klärern Erörterung desselben ist zu merken, daß das Wort Justificare, rechtfertigen, entweder vom Substantivo Justicia Gerechtigkeit, oder von dem Adjectivo justus gereche, hergeleitet sei. denn dieses Worte alle beide das Substantivum anzeigen, nämlich diejenige wahre und wirkliche Kraft in der Seele, wie sie an sich selbst ist; ich will sagen, es bedeutet realiter oder wirklich, und nicht suppositorie, oder auf eine voraus setzende Weise, diejenige fürtrefliche Eigenschaft, die unter den Menschen durch das Wort Justitia, oder Gerechtigkeit, und das Beiwort, Justus, gerecht, ausgedruckt und verstanden, und wenn es zugeeignet wird, einen Mann oder ein Weib, so gerechtfertigt, daß ist, in welchem diese Eigenschaft der Gerechtigkeit seit gestellt ist. Denn es würde nicht nur eine sehr uneigentliche Rede, sondern auch eine offenbare Unwahrheit sein, wenn man einen Menschen bloß per suppositionem oder aus bloßer Mutlmassung, und weil man es deshalb voraussetzt, besonders, wenn er wirklich ungerecht wäre, gerecht nennen wolte. Nun bedeutet dieses Wort justificare, oder rechtfertigen, so von justitia oder juftus formirt wird, unstrittig gerecht machen, indem es nichts anders, als eine Zusammensetzung des verbi facio, ich mache, und des adjectivi juftus, gerecht; welches nichts anders ist, als justifico, id est, justum facio, ich mache gerecht; und justificarus, gerecht gemacht, von juftus und fio, als juftus fio, ich werde gerecht, und justificarus, i. e. juftus fa&tus, ich bin gerecht worden. Also verhält es sich auch mit andern dergleichen Verbis, als fanctifico ich heilige, von fanctus heilig, und facio, ich mache. Honorifico, ich ebre, von honor, Ehre, und facio, ich mache. Sacrifico, ich opfere, von facer heilig, und tacio, ich mache. welche alle von dem Substantivo, wie es wirklich und wahrhaftig mit derjenigen Tugend und Eigenschaft begleitet ist, von welcher das Verbum hergeleitet ist, verstanden werden. daher, gleichwie niemand, der wirklich unheilig ist, so lange er ein solcher bleibt, kann geheiligt genannt werden; deshalb kann man auch nicinand, so lange lange er wirklich ungerecht bleibt, gerechtfertigt nennen. Nur ist dieses Wort justificare, rechtfertigen, in einem verblümten und figürlichen Verstand anders genommen worden, nämlich, in weltlichen Rechten; als wenn ein Mensch, der wirklich eines Lasters schuldig ist, von der Strafe seines Verbrechens befreit wird, so wird gesagt, daß er gerechtfertigt, das ist, in einen solchen Stand gesetzt sei, als ob er gerecht wäre. Denn dieser Gebrauch solches Worts ist daher entstanden, weil man mit Recht darvor gehalten, daß niemand, als die Unschuldigen, sollten loß und frei gesprochen werden. Daher rührt auch diejenige Redensart, ich will den und den Menschen rechtfertigen, oder, ich will dieses oder jenes rechtfertigen; welche gebraucht wird wenn man voraus setzt oder dafür hält, daß eine solche Person, oder eine solche Sache wirklich zu rechtfertigen ist, oder wirklich gerechtfertigt werden mag. Und wenn nun da ein Irrtum, oder Mitbrauch in der Sache vorgeht, so geht derselbe auch in solcher Maß in der Redensart vor.
Dieses ist so klar und offenbar, daß Paræus, ein vornehmer Mann unter den Protestanten, (und, was seine Meinung hierinnen betrifft, ein Calvinist) solches selbst erkennt, wenn er schreibt: Wir haben niemals gesagt oder dafür gehalten, als ob uns die Gerechtigkeit Christi zugerechnet wurde, daß wir durch Ihn formell oder wirklich gerächt genannt werden sollten, ohne solches in der Tat zu sein, wie wir bereits zu verschiedenen malen gezeigt haben: Denn dieses wurde eben so sehr mit der gesunden Vernunft streiten, als wenn ein im Gericht freigesprochener und doch schuldiger Übeltäter sagen wollte, daß er durch die Gnade des Richters, der ihm das Leben geschenkt, formell oder wirklich gerecht wäre. Ist es nun nicht etwas seltsames, daß Leute in einer Sache von so grosser Wichtigkeit so leichtsinnig sind, daß sie den Grund ihrer Hoffnung und Zuversicht, bei Gott angenehm zu werden, auf eine blosse geborgte und figürliche Redensart bauen, und dasjenige dabei ausschließen, oder es doch zum wenigsten nicht vor nötig achten, ohne welchem doch, nach dem ausdrücklichen Zeugnis der Schrift, niemand jemals den Herren sehen wird? Denn wenn die Heiligung unumgänglich nötig ist und erfordert wird, von welcher dieses gesagt wird, so müssen die guten Werke auch unumgänglich nötig sein und erfordert werden: Es sei denn, daß uns unsere Gegner einen heiligen Menschen ohne gute Werke zeigen können. Über dieses wird das Wort, gerechtfertigt, in diesem figürlichen Verstand vor gebilligt gebraucht. Wie denn das Wort rechtfertigen, wenn es in der Schrift gebraucht wird, meistenteils, wo nicht allezeit, in dem schlimmsten Verstand genommen wird. Das ist, gleichwie dieses Wort, auf solche Art genommen, ein angemaßter, unrechtmäßiger Gebrauch ist; also wird es auch nur von solchen gesagt; die sich eines Dinges anmassen, welches ihnen doch eigentlich nicht zugehört. Wie diejenigen sehen werden, die sich die Mühe nehmen wollen, diese Bibelstellen zu untersuchen. Als,
- 2.Buch Mose 23,7.
- Hiob 9,20. und 27,5.
- Sprichwörter (Sprüche Salomos) 17,15.
- Jesaja 5,23.
- Jeremia 3,11.
- Ezechiel (Hesekiel) 16,51.+52.
- Lukas 10,29. und 16,15.
An welchen Ortn allein von solchen geredet wird, die die Gottlosen rechtfertigen, oder von Gottlosen die sich selbst rechtfertigen, das ist, ihre Gottlosigkeit billigen und gut heissen, und sich dabei vor unsträflich halten und ausgeben. Wenn es ja irgends einmal, dieser Bedeutung nach, in gutem Verstand gefunden wird, so geschieht es doch sehr selten, und ist aus dem, was vorher geht und nachfolgt, so klar und deutlich abzunehmen, daß es keinen Zweifel übrig läfjet. Alleine die Frage ist nicht so wohl von dem Gebrauch des Worts, wenn es nur bei läuffig oder zufälliger Weiße vorkommt, als wodie Lehre vun der Rechtfertigung selbst abgehandelt wird. Wenn man es da unrecht versteht, so, daß man mit einer eingebildeten Rechtfertigung zufrieden ist, da Gott eine wirkliche erfordert, ist es von höchli gefährlicher Folge. Zudessen genaueren Untersuchung ist zu merken, daß an allen den Ortn an die Römer, Korinther, Galater, und andern mehr, wo der Apostel von dieser Sache handcit, dieses Wort, ohne einige ungereimtheit, in seiner eigentlichen und gewólinliden Bedeutung mag genommen werden. Als wenn in den vorhergedachten Sendschreiben an die Rómer und Galater so oft behauptet wird, daß ein Mensch nicht kann gerechtfertigt werden durch das Gesetz Moses, noch auch durch des Gesetzes Werke, da ist weder ungereimt noch gefährlich, solches nach seiner eigentlichen Bedeutung zu verstehen, nämlich, daß ein Mensch durch das Gesetz Moses nicht gerecht werden kan. Angesehen dieses sehr wohl mit dés Apostels Worten übereinstimmt, daß das Gesetz nichts vollkommen mache. Ebenso, wenn steht, daß wir durch den Glauben gerechtfertigt werden, su mag es sehr wohl vor gerecht gemacht verstehen. Massen auch gesagt wird, daß der Glaube das Herz reinige. Nun ist kein Zweifel, daß die, so reines Herzens sind, auch gerecht sind, und der Gerechte durch den Glauben lebt. Wiederum, wo gesagt wird, wir sind durch die Gnade gerechtfertigt, wir sind gerechtfertiger durch Christus, wir sind gerechtfertiger durch den Geist: Da ist es keineswegs ungereimt, solches vor gerecht gemacht zu verstehen: Dieweil er durch seinen Geist, und durch seine Gnade die Menschen gerecht madyet. Solches aber durchgehends auf die andere Weise bloß vor eine Annehmung und Zurechnung zu versichen, würde sehr ungereimte Folgen nach sich ziehen; wie weitläuftig bewiesen werden könnte: Weil ich aber hoffe, man werde dieses nicht in Abrede sein können, so will ich mich beliebter Kürze halber anjezt dabei nicht aufhalten: Denn an den wichtigsten Ortn, wo dieses Wort rechtfertigen, in der Schrift deshalb gebraucht wird, daß es sich unmittelbar aufdie Lehre von der Rechtfertigung bezieht, müssen unsere Widersacher notwendig zugestehen, daß es vor gerecht machen, und nicht bloß nach der in Rechten üblichen Bedeutung anzunehmen sei. Als erstes an dem bemeldten Ort, 1 Cor.6, 11. Aber ihr seid gewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt, wie ich schon vorher dargetan habe; welches auch viele Protestanten selbst bekennen müssen. So zweifeln wir auch nicht, (spricht Thysius) daß, wegen der großen und genauen Vereinigung, die Rechtfertigung bisweilen auch die Heiligung, als eine Folge, in sich zu begreifen scheine, als Rom.8,30. Tit.3,7. 1.Cor.6,11. und ihr waret weyland solche, aber nun seid ihr abgewaschen, etc.
Und wenn Zanchius von der Rechtfertigung in diesem Verstand handelt, feget er hinzu: Es ist eine andere Bedeutung des Worts, nämlich, wenn einer, der zuvor ungerecht gewesen, gerecht gemacht wird; eben als wie geheiligt so viel bedeutet, daß aus einem Unheiligen ein Heiliger gemacht wird.
In welcher Bedeutung der Apostel (an dem oben angeführten Ort) sagt: und solche waren einige von euch; das ist, aus Ulnreinen seid ihr durch den heiligen Geist, um Christi willen, an welchen ihr geglaubt habt, zu heiligen Leuten, und aus Ungerechten zu Gerechten gemacht worden. Eine folche Bedeutung hat auch der Ort in der Offenbarung Johannis am 22, 11. Wer gerecht ist, der sei immerhin gerecht; das ist, er müsse als ein Gerechter immer noch gerechter werden eben als wie er aus einem Ungerechten ein Gerechter worden ist. Und nach dieser Bedeutung haben die Altväter, besonders Augustinus, dieses Wort erklärt. So weit derselbe. H. Bullinger läßt sich über den Ort 1.Cor.6. deshalb vernehmen: Der Apostel deutet durch unterschiedene Worte einerlei an, wenn er spricht: Ihr seid gewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertiger.
Zweitens, kommt dieses Wort in solchem Gebrauch in demjenigen fürtreflichen und merkwürdigen Spruch des Apostels vor, Röm.8,30. Die er berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt, und welche er gerechtfertigt hat, die bar er auch berrlich gemacht. Dieses wird gemeiniglich die güldene Berte genennt, weil gleichsam die ganze Ordnung des Heyls kürzlich darinnen begriffen ist. Wenn deshalb das Wort, gerechtferriget, alhier nicht in seiner eigentlichen Bedeutung vor gerecht gemacht zu verstehen wäre, so würde die Heiligung aus dieser Kette auss geschlossen sein. Und gewiss, es ist sehr merkwürdig, daß der Apostel in dieser kurzen Erzählung das Wort, gerechtfertigt, alles dasjenige, was zwischen der Berufung, und Berrlichmachung vorgebet, in sich begreifen lasset. Wodurch er deutlich zu verstehen gebietet, daß die wirkliche Gerechtigkeit, oder wenn man wirklich gerecht ist, das einzige Mittel sei, durch welches wir von unserer Berufung zur Herrlichmachung gelangen. Die meisten gestehen zu, daß das Wort an diesem Ort deshalb genommen werde; und zwar nicht nur dieses, sondern auch die meisten unter denen, die sich widersežen, müssen bekennen, daß dieses nicht allein die alereigentlichste, sondern auch die allergemeinste Bedeutung desselben sei. Also gestehen solches unterschiedene berühmte Protestanten. Wir sehen die Worte nicht nur so obenbin an, (spricht D. Chamierus) daß wir nicht wissen sollten, auch sind wir keine solche ungestümme Sopbisten, daß wir leugnen sollten, daß die Worte der Rechtfertigung und Heiligung auseinander folgen, oder allemal aus einander zu schließen sind. Ja, wir wissen, daß die Heiligen vornämlich deswegen genennt werden, weil sie in Christo Vergebung der Sünden empfangen haben. Und wir lesen in der Offenbarung: Wer gerecht ist, der sei immerhin gerecht, welches von nichts anders als von der Frucht der in uns bleibenden Gerechtigkeit kan verstanden werden. So leugnen wir auch nicht, daß sie an andern Ortn, ohne Unterscheid, absonderlich von den Kirchenlehrern, vor einander genommen werden mögen. Ich nehme (spricht Beza) das Wort, Rechtfertigung, weitläuftigem Verstande, so das es alles in sich begreift, was wir von Christo, sowohl durch Zurechnung, als durch die Kraft des uns heiligenden Geistes erlangen. Also wird das Wort, Rechtfertigung, gleichfalls Röm.8,30. genommen. Melanchton spricht: Durch den Glauben gerecht gemacht werden, bedeutet in der Schrift nicht nur vor gerecht erklärt; sondern auch aus einem Ungerechten zu einem Gerechten gemacht werden. Auch einige der Vornehmsten unter den Protestanten sind unserer Lehre, obschon nicht so deutlich, doch zum Teil ziemlich nahe kommen, wenn wir dem Tod Christi die Vergebung der Sünden, und der durch seinen Tod erlangten Gnade des Geistes das Werk der Rechtfertigung zuschreiben. Martinus Boræus, bei Erklärung der Worte des Apostels Röm.4,25. welcher um unserer Sünde willen dabin gegeben, und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt, sagt: Es sind zwei Stücke an Christo wahrzunehmen, die zu unserer Rechtfertigung nötig sind. Das eine ist sein Tod, und das andere seine Auferstehung von den Todten. Durch seinen Tod musten die Sünden dieser Welt ausgerðhnet werden, durch seine Auferstehung von den Todten hat es eben derselben Gültigkeit Gottes gefallen, den heiligen Geist mitzuteilen, durch welchen dem Evangelio Glauben gegeben, und die durch den Fall des ersten Adams verlohrne Gerechtigkeit wieder bergestellt wird. Und hernach spricht er: Der Apostel drucker beide Stücke in diesen Worten aus: Der vor unsre Sünden dabin gegeben etc. An seinem Tode fiehet man die Genugtuung vor die Sünden; und an seiner Auferstehung die Gabe des heiligen Geistes, dadurch unsere Rechtfertigung vollendet wird. Und wiederum spricht eben derselbe anderswo: Beide diese Arten der Gerechtigkeit sind demnach in der Rechtfertigung enthalten, und es kann die eine von der andern nicht abgesondert sein. Daß deshalb in der Erklärung der Rechtfertigung das Verdienst des Blutes Christi so wohl mit der Vergebung der Sünden, als mit der Gabe des heiligen Geistes der Rechtfertigung und Wiedergeburt, eingeschlossen ist. Martinus Bucerus[1] spricht: Da durch eine Sünde Adams die Welt ins Verderben gerathen, so hat die Gnade Christi diese eine Sünde, und den Tod, der dadurch auf uns kam, nicht nur abgetan; sondern auch diejenigen unendliche Sünden hinweg genommen, und so viele, als in Christo sind, in die vollkommene Redytfertigung eingeführt. Also, daß ihnen Gott jetzt nicht nur des Adams Sünde, und ihre eigene Sünden erlasset, sondern ihnen auch dabei den Geist einer wirklichen und vollkommenen Gerechtigkeit gebietet, welche uns dem Ebenbild des Erstgebohrnen gleichförmig macht. Und über diese Worte, (durch Christus Jesum) spricht er: Wir halten jederzeit darfür, daß die ganze Wohltat Christi auf dieses abzielet, daß wir durch die Gabe der Gerechtigkeit start sein inóchten, nachdem wir gehörig und ordentlid, mit allen Tugenden ausgezieret, das ist, dem Ebenbild Gottes wieder ähnlich gemacht sind. Und William Forbes, unser Landmann, Bischof zu Edenburg, sagt: So oft die Schrift der Rechtfertigung vor Gott Meldung tut, wie Paulus, und diesem zu Folge Augustinus, nebst vielen andern redet, erhellt es, daß das Wort, Rechtfertigen, nicht nur notwendiger Weise einen, nach dem in den weltlichen Rechten üblichem Verstand, vor gerecht erklären, bedeutet; sondern auch wirklich, und inhærenter, oder beständig gerecht machen heisst; weil Gott einen Gottlosen ganz anders als ein weltlicher Richter rechtfertigt. Denn Wie Gott wenn er einen Gottlosen oder Ungerechten rechtfertigt, so erklärt er ihn zwar auch, wie in weltlichen Gerichten geschieht, für gerecht: Weil er ihn aber für gerecht erklärt, und sein Gericht der Walrheit gemäß ist, so verändert er ihn auch wirklich, und macht, daß er aus einem ungerechten ein Gerechter wird. Und wiederum eben derseibe, wenn er, bei eben dergleichen Gelegenheit, den strengen Protestan antwortet, welche sagen, daß Gott eritlich rechtfertige, und alsdann gerecht mache, so reket er hinzu: Allein sie mögen sich in acht nehmen, damit sie nicht durch, allzugroße und eitle Spitzfindigkeit, die so wohl der heiligen Schrift als den Altvätern unbekannt ist, das Gewicht und die Würdigkeit einer so herrlichen und unaussprechlichen Wohltat Gottes, die in der heiligen Schrift so sehr gepriesen wird, nämlich die Rechtfertigung der Gottlosen, nicht schwachen. Denn wenn zu der wirklichen Ursache der Rechtfertigung des Gottlosen seine Rechtfertigung (so zu sagen) nicht gehört, daß ist, daß er gerecht worden, so wird in der Rechtfertigung eines Sünders, ob er schon gerechtfertigt worden, dennoch die Unreinigkeit seiner Sünden nicht hinweg genommen, sondern seine Seele bleibt darnit behaftet, als wie sie vor der Rechtfertigung gewesen. Ilnd deshalb bleibt er, ungeachtet der Wohltat der Rechtfertigung, ungerecht und ein Sünder, wie er vorher gewelt, und nichts wird durch die Nichitzurechnung hinweg genommen, als die Schuld und Verbindung der Strafe, und die Beleidigung und Feindschaft Gottes. Allein beides die heilige Schrift, und die Kirchen-Viter bekräftigen, daß bei der Rechtfertigung eines Sünders seine Sünden nicht nur erlassen, vergeben; bedeckt, und nicht-zugerechnet; sondern auch hinweg genommen, ausgestrichen, gereinigt, abgewaschen, ausgefegt, und sehr weit von ihm entfernt worden, wie aus vielen Ortn der heiligen Schrift erhellt. Eben dieser Forbes zeigt in dem folgenden Kapitel weitläuftig, daß dieses das bekannte Urteil oder öffentliche Bekenntniß der alten Kirchenlehrer gewesen, und zwar aus den Schriften derer, die der gegenseitigen Meinung zugetan sind, davon ich allier nur etliche anführen will. Erstlidi sagt Calvinus: Die Meinungen des Augustini, oder doch wenigstens seine Redensarten, sind nicht allezeit durchgehends anzunehmen. Denn ob er schon dem Menschen allen Ruhm der Gerechtigkeit benimmt, und der Gnade Gottes alles zuschreibt; so rechnet er doch die Gnade zur Heiligung, durch welche wir durch den Geist zu einem neuen Leben wieder gebohren werden. Chemnitius spricht: Wir wollen deswegen mit den Patribus keinen Streit anfangen, wenn sie das Wort, Rechtfertigen, vor Erneuerung nehmen, vermöge deren, durch den Geist, Werke der Gerechtigkeit in uns gewirkt werden, und P. 130. spricht er: Es ist mir nicht unbekannt, daß die Patres das Wort, Rechtfertigen, öfters in dieser Bedeutung, nämlich vor gerecht machen nehmen. Zanchius sagt, daß die Väter, und vornehmlich Augustinus. das Wortrechtfertigen, nach dieser Bedeutung, nemlich gerecht machen, erklären. Daß deshalb, ihrer Auslegung nach gerechtfertigt nichts anders gewesen, als durch die Gnade Gottes, um Christi willen, aus einem ungerechten ein Gerechter gemacht werden. Er führet noch mehr Zeugnisse an, diese aber mögen zu unserm Vorhaben gnug sein.