Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

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Dieses wird sehr nachdrücklich bekräftigt Hebr. 2,9.1 in diesen Worten: Den aber, der eine Kleine Zeit der Engel gemangelt hat, sehen wir, daß es Jesus ist, durch Leiden des Todes gekrönet, mit Preiß und Ehren, auf daß er von Gottes Gnaden für alle den Tod schmeckt, (oder wie es im Englischen nach dem Griechischen heisst: Áber wir sehen Jesum, der ein wenig niedriger gemacht wurde, als die Engel, wegen Erduldung des Todes mit Herrlichkeit und Ehren gekrönet, daß er durch die Gnade Gottes den Tod für einen jedweden Menschen schmecken möge.) Wer seine Augen nur auftun will, der kann diese Wahrheit hier behauptet sehen. Wenn er den Tod für einen jedweden Menschen geschmeckt hat, so ist gewisslich kein Mensch, für welchen er den Tod nicht geschmeckt hat, so ist alsdenn auch kein Mensch, der der Wohltat desselben nicht teilhaftig werden mag. Denn er ist nicht kommen, die Welt

zu verdammen, sondern daß die Welt durch ihn selig werden möchte. Joh. 3,17. 2 Erist nicht kommen die Welt zu richten, sondern selig zu machen, Joh. 12,47. 3 Hingegen nach der Lehre unserer Widerfacher, wäre er vielmehr gekommen, die Welt zu verdammen, und zu richten, nicht aber dieselbe selig zu machen, oder daß sie durch ihn selig werden möchte. Denn wenn er niemals gekommen, dem größten Teil des menschlichen Geschlechts Seligkeit zu bringen, und seine Zukunft anstatt zu ihrem Besten zu gereichen, vielmehr ihre Verdammnis vermehren soll, so folgt hieraus notwendig, daß er nicht mit dem Vorsatz gekommen selig zu machen, sondern den größten Teil der Welt zurichten und zu verdammen, seinem eigenen ausdrücklichen Zeugnis zuwider. Und gleichwie der Apostel Paulus in den oben angeführten Worten ausdrücklich bekräftigt: Gott wolle, daß alle Menschen selig werden sollen; deshalb behauptet der Apostel Petrus auf eine verneinende Weise, er wolle nicht, daß jemand verloren werde, 2 Petr. 3,9 4. Der Herr verzeucht nicht die Verbeiflung, wie es etliche für einen Verzug achten, sondern er bar Gedult mit uns, und will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß sich alle zur Buse kehren. Und dieses stimmet mit den Worten des Propheten Ezechielis überein Cap. 33,11. So wahr ich lebe, spricht der Herr, ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre und lebe. Wenn man nun Gott sicherlich glauben, und auf ihn trauen kan, so müssen wir nicht meinen, als ob er uns mit allen diesen Redensarten durch seine Knechte zu teuschen gesucht, sondern daß es sein ganzer Ernst gewesen. Und daß dieser sein Wille und sein Verlangen die gewünschte Wirkung nicht gehabt hat, davon ist die Schuld auf unserer Seiten (Wovon hernach geredet werden soll) welches nicht sein

könnte, wenn wir der Seligkeit niemals fähig geldesert waren, oder Christus niemals für uns gestorben wäre; sondern uns unter einer Unmöglichkeit, selig zu werden, gelassen hatte. Worzu dicnten alle die ernstlichen Eins ladungen und darfen Bestrafungen, und alle diejenis gen wehmüthigen Klagen, womit die ganze beilige Schrift angefüllet ist? Als, warum wole ihr sters ben, odusaus Israel! Warum wolt ihr nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben haben möchtet? ich habe gewartet, um euch gnädig zu sein. Ich babe euch wollen versammeln, ich babe angeklopfs fet an die Türe eures Herzens. Ist nicht euer Verderben aus euch selbst? Ich habe den ganzen Tag gerufen. Wenn Menschen, die deshalb eingeladen werden, in keiner Fähigkeit sind, selig zu werden, wenn ihnen die Seligkeit unmöglich ist, so mußten wir bei allem diesem segen, als ob sich Obit darinnen nicht ans ders erwiese, als der Verfasser einer Romane, oder Comodie, der die mancherley Neigungen und Leidens schaften seiner Leser oder Zufchauer, durch allerhand feltsame Zufälle aufzuhalten, zu erregen, und zu belustis gen sucht, da er sie bald zur Hoffnung, bald wieder zur Berzweifelung verleitet, weil alle diese Handlungen in der hat nichts anders als eine puré Bothörung und Augenblendung sind, weil er bereits vorher bestimmet,

was dieses alles für einen Ausgang gewinnen soll. Beweis 3. Drittens wird diese Lehre zur Genüge durch dasjenis

ge befräftiget, was der Apostel sagt, 1 Joh. 2, 1.2. Und ob jemand fündiger, so haben wir

einen fürs sprecher bei dem Vater, Jefum Christ, der gesı recht ist. Und derselbe ist die Versöhnung für uns fere Sünde, nicht allein aber für die unsere, fons dern auch für der ganzen Welt Sünde. Diefem

Zeugnis suchen sich unsere Widersacher auf eine recht Der Wi- thórichte und lächerliche Weise zu entziehen. Die dersacher Auslegung Welt allhier, fprechen sie, ist die Welt der Gläubis

gen,

gen. Wegen dieser Auslegung haben wir nichts als über die ihr eigenes Vorgeben; und mag deshalb, weil es den klas die ganise ren Worten offenbarlich Gewalt antut, mit Recht Welt. verworfen werden. Derin erstens „cigen sie mir doch, wenn sie können, wo in der ganzen Schrift die ganze Welc nur allein für die Gläubigen genommen wird. Ich will ihnen aber zeigen, wo es vielmals gerade für das Gegenteil genommen wird. Als, die Welt kennt mich nicht. Die Welt nimmt mich nicht auf. Ich bin nicht von dieser Welt. Über dieses kann man auch noch nachsehen, Psalm 17, 14. EP. 13, 11. Matth. 18,7. Joh. 7, 7. und c. 8,26. c. 12, 19. c. 14, 17.6. IS, 18. 19.6. 17, 14.C. 18, 20. I Cor. 1,21. c.2, 12.6.6, 2. Gal.6, 14. Jac. 1, 27. 2 Petr. 2, 20. 1 Joh.2, 15.6.3, 1. c. 4,4.5. und viele andere mehr. Zweitens, unterscheidet der Apostel auch noch an eben diesem Ort die Welt von den Heiligen deshalb: Und nicht allein für die unsere, sondern auch für der ganzen Weli Sünde. Was ver steht denn der Apos fiel hier durch das Wort unsere? Sind es nicht die Sünden der Gläubigen? War er nicht selbst einer von diesen Gläubigen? Und war dieses nicht ein allgemeis ner Send Brief, der an alle Heilige geschrieben war, die damals lebten? Daß deshalb, dieser Leute ihrer Auss legung nach, ein sehr thärichter und unnötiger Übers fusin des Apostels Worten sein mußte. Als ob er gesagt hätte: Er ist eine Versöhnung nicht nur für die Sünden der Glaubigen, sondern auch für die Sünden aller Gläubigen. Heisset dieses nicht des Apostels Worten allen gesunden Verstand benehmen? Lasset sie uns zeigen, wo in der ganzen heiligen Schrift eine solche Hedens-Art anzutreffen ist. Wo nennt ein einziger von den heiligen Scribenten die Gläubi: gen erstens mit sich selbst in concreto, und unterscheis det sie hernach wieder von einer andern ganzen Welt der Gläubigen? Solche ganze Welt, wenn sie vou

Gläubiger

Gläubiger wäre, müßte diese nicht sein, darinnen wir leben. Alleine wir bedürfen zu des Apostels Worten keinen bessern Ausleger, als den Apostel selbst, der sich in eben diesem Send-Schreiben eben dieser Redens Art und dieses Ausdrucks nochmals bedient, wenn er Cap.5, 19. sagt: Wir wissen, daß wir aus GO sein, und die ganze Welt liegt im Ärgen. Es kóns nen kaum in der ganzen heiligen Schrift zwei Ort gefunden werden, die einander gleicher sind, als diese zivere. Zumal in beiden eben dieser Apostel, n eben diesem Send-Schreiben, aus eben diesem Abses hen, sich und die Heiligen, an welche er schreibt, yon der ganzen Welt unterscheidet. Welches nach dieser Leute Auslegung, von Gläubigen mußte verstanden werden. Als ob Johannes gesagt hatte: Wir wis fen, daß besondere Gläubige aus Gott sind, aber die ganze Welt der Gläubigen liegt im Argen. Was wäre dieses nicht für eine ungereimte und teichts fertige Verdrehung der Schrift? Und dennoch kann jene Auslegung nicht besser vertheidigt werden als diese. Denn sie sind ganz und gar nicht von einander unters schieden. Dieweil uns denn nun der Apostel Johannes fodeutlich sagt, daß Christus nicht nur für ihni, und für die Heiligen und Glieder der Kirche Gottes, an die er schriebe; sondern für die ganze Welt gestorben sei, folasset uns solches für eine gewisse und unzweifelbare Wahrheit halten, ungeachtet der Spigfindigkeiten derer, so sich dagegen auflehnen, für zuerkannte Sies ges-Zeichen achten.

Dieses könnte auch noch mit viel mehrern Zeugnissen aus der heiligen Schrift dargetan werden, wenn es dieses Orts nötig ware. Alle sogenannten Väter und Lehrer der Kirchen haben die ersten vier hundert Jahre diese Lehre gepredigt. Nady melder sie das Evanges

lium Christi und Kraft seines Todes getroji verkündis Die Herr get, auch die Scyden eingeladen und ersucht, herbei

zu

zu kommen und an den Wohltaten desselben Teil zu den mers nehmen, und ihnen gezeigt, welchergestalt ihnen allen ligkeit eine die Tür zur Seligkeit durch FEfum Christ aufgetan geladen; sei; ohne im geringsten etwas gegen sie davon zu erweb- Feine zur nen, daß Gott einige von ihnen zur Verdammnis vor: Vers ber versehen, oder ihnen die Seligkeit, durch Entziehs verordnet

. ung der zum Glauben nötigen Kraft und Gnade, uns möglich gemacht bätte. Ich will aus unzebligen Stellen, die aus ihren Schriften könnten beigebracht werden, nur etliche wenige zu Beispieln anführen.

Augustinus sagt über den 95. Psalm: ,, Das Blut Seweiß 4. Christi ist von so großem Werth, daß es höher zu o foháken als die ganze Welt.il

Prosper ad Gall.c.9. schreibt: ,, Der Erlöser der Die Zeugs

Welt vergoffe sein Blut für die Welt, aber die Welt gehrer und ,, Wolte nicht erlöst sein, weil die Finsternis das Licht Väter der i, nicht annahm. Werda sagt, der Fyeyland sei nicht ehen, daß i zur Erlösung der ganzen Welt gecreußiget worden, Christus

für alle ges ,, der siehet nicht auf die Kraft des Sacraiments, fons

storben i, dern hangt auf die Seite der Ungläubigen. Indem fen.

das Blut unseres Herrn Jesu Christi das Lore-Geld ,, für die ganze Welt ist. Von welcher Erlösung dies w jenigen entfremdet sind, die entweder an ihrer Knechts ii fchaft einen Wohlgefallen haben, und nicht erlöst u, sein wollen, oder

nachdem sie erlöset worden, wieder 11 zu der vorigen Dienstbarkeit umgekehret sind.,,

Eben dieser Prosper, in seiner Antwort auf des Vincencii ersten Einrurf, sagt: ,, Zumal nun wegen ,, einer allgemeinen Natur und allgemeinen Sache der li Wahrheit, so unser Heiland auf sich genommen, mit 1, Recht gesagt wird, daß alle erläset sind; und doch 1. gleichwohl auch nicht alle aus der Gefangenschaft hers ,, aus gerissen sind; so gehört das Recht der Erlösung, li fonder Zweifel, denen zu, von weihen der Fürji dieser

Welt ausgetrieben ist, daß sie nun nicht mehr Gefäße i, des Teufels, sondern Glieder Christi sind; dessen

Tod

,, Soddergestalt andas menschliche Geschlecht gewen.

, det worden, daß er auch mit zur Erlösung solcher ges i, bäret, die nicht konnten wiedergeboren werden.

Áber deshalb, daß dasjenige, ireldes durch das Beispiel eines einzigen für alle geschehen ist, durch ein besondes res Gebeimniß an einem jeden gepriesen würde.

Denn der Becher der Unsterblichkeit, welcher aus in unserer Schwachheit und der göttlichen Kraft jubes ,, reitet ist, hat zwar dasjenige in sich, welches allen

nüşen kan, wenn es aber nicht getrunken wird, kann es auch nicht helfen.,,

Der Author de Vocar. Gentium, oder vom Beruf der Heiden schreibt, l. u,c.6. ,, Es ist ausser allem ir Zweifel, daß unfer Herr Jesus Christus für die , Gottlosen und Sünder gestorben ist. Und wenn einer 1, kann gefunden werden, von dem man sagen mag, daß i, er nicht unter diese Zahl gehört, so ist Christus nicht r, für alle gestorben. Er hat sich zum Erldser der. gans 11 jen Welt gemacht.,,

Chrysostomus über das 1. Kapitel Johannis lásset sich vernelymen: ,,Wenn er einen jedweden Menschen i, erleuchtet, der in diese Wett kómmet, wie geht es ,, denn zu, daß so viele Menschen olne Licht bleiben? 1. Denn es erkennen Christus nicht einmal alle. Wie nerleuchtet er denn jeden Mensdoen? Er erleuchtēt 1, wirklich so viel bei ihm steht. Wenn aber jemand 1, die Augen seines Gemüts freiwillig zuschliefet, und

die Strahlen dieses Lichts nicht einlassen will, so rúbs Die uria- ret es nicht von der Eigenschaft des Lichts her, daß sie che, daß sie

in Finsternig bleiben, sondern von ihrer eigenen Boss verfinstert 11

vi heit, weil sie sich muthwillig einer so hohen Gnade uns i, würdig gemacht haben. Aber warum haben sie nicht

geglaubt? Weil sie nicht gewollt haben. Christus hat das Scinige zu tun nicht ermangelt.,,

Der Arelatensische Synodus, so um das Jahr 490. gelyalten worden, hat denjenigen für verflucht erklärt,

der

bleiben.


  1. “Wir sehen aber den, der ein wenig unter die Engel erniedrigt war, Jesus, wegen des Todesleidens mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, damit er durch Gottes Gnade für jeden den Tod schmeckte.” ↩︎

  2. “Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richtet, sondern dass die Welt durch ihn gerettet wird.” ↩︎

  3. “und wenn jemand meine Worte hört und nicht befolgt, so richte ich ihn nicht, denn ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette.” ↩︎

  4. Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen. ↩︎