Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

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Wenn wir über dieses die Zeugnisse der Schrift bei dieser Materie ansehen, so frage, wo ein einziger Spruch in der Bibel steht, der auch nur zu versieben gebietet, daß Christus nicht für alle gestorben. ley? Hingegen finden sich verschiedene Schrift-Stellen, darinnen das Gegentiseil mit klaren und deutlichen Worten ausgedrucket ist, als 1 Tim.2,1.+3.+4.+6. So ermahne ich nun, daß man für allen Dingen zuerst thue Bitte, Gebet, Súrbitte und Danksagsung für alle Tienschen, etc. Denn solches ist gut, dazu auch angenehm vor Gott unserm Heiland. Welcher wil, daß allen Menschen geholffen werde, und zur Erkenntnis der Wahrheit konimen, etc. Der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlófung, daß solches zu seiner Zeit geprediger würde. Es sei denn, daß man vorgeben wolte der Apostel habe hier ganz etwas anders gesagt, als er habe sagen wollen, so kan nichts deutlichers gefunden werden, dasjenige zu bekräftigen, was wir behauptet haben. Und diese Schrift-Stellen kommen sehr wohl mit derjenigen Art zu schliesen überein, deren wir uns bisher bedient haben. Denn erstens befiehlet ihnen der Apostel allhier, für alle Menschen zu beten. Und einem solchen Einwurf zu begegnen, wenn vielleicht jemand mit unsern Widersachern hätte sagen wollen, Christus betete nicht für die Welt, deshalb will er auch nicht, daß wir für alle beten sollen, weil er nicht will, daß alle selig werden sollen, sondern viele verordnet hat, zur Verdanimniß, damit er an ihnen seine Gerechtigkeit beweise. Ich sage, einem folden Einwurf zu begegnen, spricht er zu ihnen, daß es gut, dazu auch angenehm vor Gott sei, welcher will, daß allen Menschen geholffen werde, (oder daß alle Menschen selig werden sollen.) Ich frage, was kann doch ausdrücklicher bekräftigt werden? Oder können zwei Saze in Worten abgefasset werden, die einander mehr zuwider

laufen, als diese zwei : Gott will nicht, daß einige sollen selig werden; und Gott will, daß alle Menschen selig werden, oder Gott wil, daß niemand verloren werde? Wenn wir das lekte glauben, wie der Apojiel bekräftigt hat, so muß das erste hinweg fallen. Denn wenn von zweien einander widersprechenden Säßen der eine feit gestellt wird, so muß nothmendig der andere von sich selbst auseinander geben. Daber gebietet er uns auch eine Ursache, warum er will, daß alle Menschen selig werden sollen, und zwar in diesen Worten, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung. Als ob er sagen wollen, da Christus für alle gestorben, da er sich für alle zur Erlösung gegeben, so wil er auch alle Menschen selig haben. Ja Christus selbst zeigt uns dieses als eine Ursache der Liebe Gottes gegen die Welt in diesen Worten an, wenn er Johannis am 3.0. 16. sagt: Also hac Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebobrnen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Welches mit 1 Joh. 4,9. zu vergleichen ist. Dieses (alle die an ihn glauben) ist ein unbedingter und unumschränkter Ausdruck, darinnen kein Mensdy ausgeschlossen wird. Aus diesem allem mache ich nun folgenden Schluß:

Vor wen es erlaubt ist zu beten, dem ist die Seligkeit möglich.

Nun ist aber erlaubt für einen jedweden besondern Menschen in der ganzen Welt besonders zu beten;

Daher ist ihnen auch die Seligkeit möglich;

Ich beweise den VorSatz deshalb:

Kein Mensch ist verbunden, für dasjenige zu beten, was unmöglich zu erlangen steht.

Nun ist aber ein jeder Mensch verbunden, und ihm befohlen, für alle Menschen zu beten;

Deshalb ist es nicht unmöglich, solches zu erhalten.

Ich beweist diesen Sag auch noch ferner deshalb:

Niemand ist verbunden anders zu beten, als im Glauben.

Nun kann aber derjenige, der um dasjenige bittet, welches, seinem Urthcit nach, schlechterdings unmöglich zu erhalten steht, nicht im Glauben beten;

Deshalb etc.

Hinwiederum:

Dasjenige, was Gott wil, ist nicht unmöglich. Nun will aber Gott, daß alle Mensdyen selig werden;

Deshalb ist solches nicht unmöglich.

Und letztens:

Denenjenigen, für welche sich unser Heiland zur Erlösung gegeben hat, ist die Seligkeit möglich.

Nun hat sich aber unser Heiland für alle Menschen zur Erlösung gegeben;

Deshalb ist die Seligkeit auch allen möglich.