Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

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Sechstens ist diese Lehre auch dem menschlichen Geschlecht höchst nachteilig. Denn sie versetzt dasselbe in einen weit schlimmeren Zustand, als der ist, in welchem sich die Teufel in der Hölle befinden. Maßen diese ehemals in einer Fähigkeit gestanden, nicht zu fallen, und leiden nur wegen ihrer eigenen Schuld. Dahingegen, nach dieser Lehre, viele Millionen Menschen, wegen des Adams Sünde, ewig gequält werden. davon sie doch weder etwas gewusst, noch auch etwas dazubeigetragen haben. Sie macht den Zustand derselben noch schlimmer als der Tiere auf dem Felde, von welchen ihr Herr nichtmehr erfordert, als sie zu leisten vermögend sind. Und wenn sie getötet werden, macht der Tod allem ihrem Elend ein Ende. Da hingegen der Mensch ewig gepeinigt wird, daß er dasjenige nicht getan, was er doch zu tun niemals vermögend gewesen. Es setzt sie in einen noch weit schlimmeren Zustand, als der Kinder Israel ihrer war unter Pharao. Denn ob ihnen dieser schon das Stroh, vorenthielte, so konnten sie durch viele Arbeit und Mühe doch dergleichen noch bekommen. Alleine diese Leute machen Gott zu solchen unbarmherzigen Herrn, der denen Menschen alle Mittel zur Seligkeit vorenthält, daß sie dieselbe keineswegs erlangen können. Ja, sie setzen den Menschen in denjenigen Zustand, welchen die Poeten dem Tantalo andichten, der für Durst verschmachtet, bis an das Kinn im Wasser Tichet, und doch mit seiner Zunge auf keinerlei Weise dazu gelangen kan; und da er vom Hunger geplaget wird, und ihm die Früchte vor dem Mund und vor den Lippen bängen, solche dennoch mit seinen Zähnen niemals erreichen kan; und diese Dinge sind ihm so nahe, nicht ihn zu nähren und zu erquicken, sondern zu quảlen. Also machen es diese Leute auch. Die äußerliche Schöpf und der Werke Gottes, und die Bestrafungen des Gewissens sollen zulänglich sein, die Heiden der Sünde zu überzeugen, und sie deshalb

zu verdammen und zu richten, aber ihnen ganz und gar nicht zur Seligkeit zu verhelfen. Die Predigt des Evangelium, die durch Christus angebotene Seligkeit, der Gebrauch der Sakramenten, das Gebet und die guten Werke sind schon genug, diejenigen zu verdammen, die sie in der Gemeine für Verworfene halten. Indem ihnen čiese Mittel weiter zu nichts dienen, als daß sie einen Shein-Glauben und eine eitle Hoffnung hervor bringen; da doch wegen eines heimlichen Unvermögens, welches sie von Kindheit auf an sich gehabt, alle diese Mittel gänzlich unkräftig sind, sie nur einen Schritt náber zur Seligkeit zu bringen; sondern tragen vielmehr bery, ihre Verdammnis noch grösser, und ihre Duaal desto heftiger und unerträglicher zu machen.

Nachdem ich nun deshalb diese falsche Lehre, die mir im Lichte stunde, kürzlich aus dem Weg geräumet habe, weil diejenigen, so es verlangen, solche bcy vielen andern gar gelehrt und gottselig ausgeführt und widerlegt finden können; komme ich zu der Materie unseres Satzes selbst, welches dicseist, daß Gott aus seiner unendlichen Liebe, der keinen Gefallen hat an dem Tode des Súnders, sondern will, daß alle leben und selig werden sollten, seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, auf daß alle, die an ihn glauben, selig werden möchten. Welches auch in dem sechsten Satz wiederum mit diesen Worten bekräftigt wird: Christus bar demnach den Tod für einen jeden Menschen von allen Arten geschmeckt. Der Beweis dieser Wahrheit ist sehr klar, und fart in der Schrift selbst eigenen Worten ausgedruckt, daß er keiner langen Ausführung bedarf. Und weil wir auch diesenLehr-Satz mit vielen andern gemein haben, die diese allgemeine Erlösung beides ernstlich und gründlid, aus der Schrift behauptet, so werde ich desto kürzer darinnen sein, damit ich auf dasjenige komme, welches wir vor andern vielleidyt besonders zu haben scheinen.