Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

4.5

Bearbeitungsstand

Status: 1.Durchsicht Text wurde noch nicht gesichtet, Formatierung gesetzt und erste Korrekturen gemacht.

Nachdem ich nun bisher gezeigt, wie ungereimt diese Meinung sei, so will ich die Ursachen noch ein wenig untersuchen, welche deren Urheber deswegen anführen.

zu erst, sprechen sie, war Adam das Gaupt und der Stamm Vater des ganzen menschlichen Geschlechts, und deshalb haben alle Menschen in ihm gesündigt, weil sie in seinen Lenden waren. Und deswegen führen sie den Spruch aus Röm.5,12. an

Deshalb wie durch einen Menschen die Sünde ist kommen in die Welt, und der Tod durch die Sünde, und ist deshalb der Tod zu allen Menschen hindurch gedrungen, dieweil sie alle gesündigt haben, 2. Diese letten Worte, sprechen sie, können überseßt werden, in welchem alle gesündigt haben.

Hierauf antworte ich, daß Adam das Haupt und der Stamm-Vater des ganzen mensdyliden Geschlechts gewesen, wird nicht geleugnet; und daß durch ihn ein Same der Sünden auf alle Menschen fortgepfianzet worden, der seiner eigenen Natur nach sündhaft ist, und alle Menschen zur Bosheit geneigt macht, lässt man auch gelten; dennoch aber wird daraus nicht folgen, daß die kleinen Kinder, die sich noch nicht mit diesem Samen vereinigt, Schuld auf sich haben. Denn was diese Worte an die Römer betrifft, so heißt die daselbst angeführte Ursache der Schuld: Dieweil sie alle gesündigt haben. Nun sagt man aber von keinem Menschen, daß ersindige, wenn er nicht wirklich in seiner eigenen Person sündiget. Denn die Griechischen Worte, 1 , mögen sich gar wohl auf 1 beziehen, so gleich vorher geht; sodaß sie predigen, Adam habe durchy seinen Fall die Sünde in die Welt gebracht; und deshalb kam der Tod durch die Sünde, 1 auf welche (nämlich Gelegenheit) oder, in welchem (nämlich Tode) alle andere gesündigt haben, das ist, wirklich in ihrer eigenen Person. Nämlich, alle solche die vermögend waren, susündigen. Daß nun die Kinder aus dieser Zahl nicht sein könnten, zeigt der Aposiel klar in dem folgenden Versicut: Die Súnde wird nicht zugerechnet, wo kein Gesetz ist. Und da nun, wie oben dargetan worden, bei den Kindern kein Gesetz ist, so können sie hier auch nicht eingeschloss sen sein.

Ihr zweiter Einwurf ist aus dem 51. Psalm, vers 5 Siehe ich bin aus sündhaftem Samen gezeugt, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen. Hier sehen wir klar, sprechen sie, daß die Kinder, von ihrer Empfängnißan, Schuld auf sich haben.

Wie sie diese Folge heraus ziehen können, kann ich meines Orts nicht sehen. Die Bosheit und Sünde scheint hier mehr den Eltern als den Kindern zuzuschreiben zu sein. Es heisst zwar, meine Mutter hat mich in Sünden empfangen, aber nicht, meine Mutter hat mich als einen Sünder empfangen. Über dieses widerspricht solche Auslegung den vorher angeführten Worten der Schrift ausdrücklich: Weil es die Kinder der Sünden ihrer unmittelbaren Eltern schuldig macht, (Denn von Adam wird hier nicht die geringste Meldung getan) wider die ausdrücklichen Worte: Der Sohn soll nicht tragen die Missetat des Vaters

Zum dritten regen sie entgegen, der Sünden Sold sei der Tod; und weil die Kinder den Krankheiten und dem Tod unterworfen waren, so müssten sie auch der Sünde schuldig sein.

Ich antworte, daß diese Dinge eine Folge des Falls und der Sünde Adams sein, wird zugestanden. Daß solches aber eine Notlrrendigkeit der Schuld bei allen andern, die demselben unterworfen sind, mit sich bringe, mird geleugnet. Denn obschon die ganze äußerliche Schöpfung durch Adams Fal ins Verderben gerathen, welche unter der Eitelkeit seufzet: Weswegen auch im Buch Hiobs gesagt wird, daß die Himmel nicht rein sind für Gottes Augen; so folgt doch daraus keinesivegs, daß die Kräuter, die Erde, und die Bäume Sünder sind.

Hernach ist der Tod, ob er schon eine Folge des Falls, und des Menschen irdischen Natur gemein ist, nicht der Sünden Sold bei den Heiligen; sondern vielmehr ein Schlaf,vermöge dessen sie vom Tod zum Leben hindurch dringen. Und es feblet so weit, daß er ihnen beschwerlich. und sauer ankommen sollte, wie sonst alle wirkliche Strafen wegen der Sünden zu tun pflegen, daß ihn der Apostel vielmehr für einen Gewinn achtet. Sterben, spricht er, ist mein Gewinn, Phil. 1, 21.

Einige sind so thöricht, daß sie noch ferner einwenden und fügeben, woferne des Adams Sünde denen nicht zugerechnet würde, die keine wirkliche Sünde begangen, so würde folgen, daß alle kleinen Kinder selig würdeni.

Allein wir wollen diese vermeynte Ungereimtheit lieber die Folge unserer Lehre sein lassen, als dasjenige, was unsere Gegner nicht für ungereinit halten, ob es schon die unzweifelbare und unvermeidliche Folge iher Lehre ist, daß nämlich viele Kinder ewig verderben; und zwar nichr wegen einer Sünde, die sie selbst getan haben, sondern einzig und allein wegen des Ādams Übertretung. Wobei wir es bei dieser Controvers auch wollen bewenden lassen, und die ganze Sache dem erleuchteten Verstand des Christlichen Lesers anbefehlen.

Dieser Irrthum unserer Widersacher wird von Zwinglio, dem fürtreflichen Stifter der Protestantischen Gemeinen in der Schweiß, in seinem Buch de Baptismo, sowohl geleugnet als widerlegt; weswegen er von dem Concilio zu Trient, in der sten Seffion, anathematisivet und verfluchet worden. Wir wollen nur noch dieses zum Unterricht beifügen, daß wir bekennen, es sei ein Samen der Sünden von Adum auf alle Menschen fortgepflanzet worden, (ob er schon eher keinem zugerechnet wird, als bis er sich durch Begehung wirklicher Sünde wirklich damit vereinige’,) durch welchen Samen er allen Gelegenheit zu sündigen gegeben hat; und das ist der Ursprung aller bösen Werke und Gedanken in der Menschen Herzen, 2 nämlich 3 nach Rom. 5. Das ist: In welchem Tode alle gesündigt haben. Denn dieser Same der Sünde wird in der Schrift öfters der Tod, und der Leib der Sünden genennt.’ Zumal er auch gewisslich in der Tat dem Leben der Gerechtigkeit und Heiligkeit zum Tode gereicht. Daher wird dessen Same und was daraus entspringt, der alte Mensch und der alte Adam genennt, in welchem alle Sünde ist. Dieser Ursache halber gebrauchen wir diesen Namen, diese Sünde auszudrücken, und nicht das Wort Erb-Sünde, von welcher Reðens - Art die Schrift keine Reis keine Erwähnung tut, und unter welchem erfundenen und unschriftmäßigen Barbarismo diese Meinung von der denen Kleinen Kindern zugerechneten Sünde bei den Christen Statt gefunden hat.


  1. Die Griechischen Zeichen sind nicht lesbar in Scann. ↩︎ ↩︎ ↩︎

  2. Die Griechischen Zeichen sind nicht lesbar in Scann. ↩︎

  3. Die Griechischen Zeichen sind nicht lesbar in Scann. ↩︎