4.3
Bearbeitungsstand
Ich könnte mich auch hier noch eines andern Beweistlums aus diesen Worten des Apostels !. Cor. 2, bedienen, wo er dem natürliden Menschen alle Erkenntnis in göttlichen Dingen schlechterdings abspricht. Weil ich aber bereits zu Anfang des zweiten Satzes von diesem Spruch aus der Schrift gehandelt habe, so will ich es allier nicht wiederholeil. Weil aber die Socinianer und andere melir, die das Licht des natürlichen Menschen, oder das natürliche Licht im Menschen, so groß machen und erheben, allerhand Einwürfe wider diesen Spruch vorbringen, so kann ich nicht unbin, solchen, ehe ich weiter gehe, erst aus dem Wege zu räumen.
Sie sprechen, das Griechische Wort XXXXXX 1 müsse übersetzt werden, animalis, und nicht naturalis, sonst hätte es, sprechen sie, XXXXX 1 heissen müssen. Woraus sie den Schluß machen, daß es nur der animalisdse oder thicrische Mensd), und nicht der rationalis oder vernünftige Mensch sei, der allhier von Erkenntnis dessen, das Gottes ist, ausgeschlossen werde. Diese Ausflucht ist, ohne daß man sich des Worts wegen erst in einen Streit eintasset, gar leicht zu widerlegen. So kann sie auch mit demjenigen, was dieser Ort zum Zweck und Absehen hat, unmöglich bestehen.
Denn erstens ist das animalische Leben kein anders, als dasjenige, so der Mensch mit andern lebendigen Geschöpfen gemein hat. Su ferne der Mensch nur ein bloiser Mensch ist, ist er von einem Thier auf keine andere Weise, als durch die vernünftige Eigenschaft unnatürliche. Nun leitet der Apostel seinen Beweis in dem fürhergehenden Versicul von diesem Gleichnis her, daß, gleichwie dasjenige, was eines Menschen ist, nicht kan erkannt werden, als durch den Geist eines Menschen; deshalb dasjenige, was Gottes ist, auch kein Mensch anders als durch den Geist ODttes erkennen könne. Jch hoffe aber, diese Leute werden mir doch zugestehen, daß dasjenige, was eines Menschen ist, nicht nur durch den animalischen Geist, oder durch denjenigen, den er mit den Tieren gemein hat, verstanden werde, sondern durch den vernünftigen. Daß es alfodervernünftige ist, der hier verstanden wird. So gieber auch der Nachsatz deutlich zu erkennen, daf dem Apostel dergleichen Meinung nicht in den Sinn kommen, die ihm dieser Leute Glosse aufzubürden sucht. Mámlich, wenn dasjenige kein Mensch vernimmt, was Gottes ist, sondern der Geist Gottes selbst, so hätte er, ihrem Urteil nach), sagen müssen, kein Mensch weiß, was Gottes ist, durch seinen animalischen Geist, sondern durch seinen vernünftigen Geist. Denn zu sagen, der Geist Gottes, von dem hier geredet wird, sei kein anderer als der vernünftige Geist des Menschen, würde einer Gottes-lästerung sehr nahe kommen, da sie doch so oft von cinander unterstticten werden, und wenn er fortfahret, so fpricht er wiederum nicht, daß es vernünftig, sondern daß es geistlich gerichtet werde.
Zweitens zeigt der Alpojiel durch dieses ganze Kapitel hindurch, wie ungeschickt die Weisheit cines Menschen sei, von dem, das Gottes ist, zu urteilen, und wie unwissend und blind sie darinnen rein. Nun frage ich diese Leute, ob ein Mensch wegen seiner animalischen oder wegen seiner vernünftigen Eigenschaft ein weiser Mann genennt wird? Wenn er wegen seiner vernünftigen Eigenschaft deshalb genennt wird, so ist es nicht nur der animalische, sondern auch der vernünftige, weil er noch in dem natürlichen Zustand ist, welchen der Apofiel hier ausschliesset, und den er v, 15. dem geistlichen entgegen setzt, wenn er sagt : Aber der geistliche Mensch richtet alles. Dieses kann von keinem Menschen bloß deswegen, weil er vernünftig, oder weil er ein Mensch ist, gesagt werden. Zumal die vernünftigen Menschen, oder diejenigen, so die größte Vernunft besessen, wenn wir diejenigen, davor halten sollen, welche die Schrift Weise nennt, wie etwa die alten Griechen waren, nicht nur Feinde des Reichs Gottes sein können, sondern es auch öfters wirklich zu sein Pflegen, weil so wobl die Predige von Christo den Weisen dieser Welt eine Thorheit, als auch die Weisheit dieser Welt eine Thorheit bei Gott ist. Ob es nun auf einige Weise wahrscheinlich ist, daß entweder die Weisen, von denen gesagt wird, daß sie das Evangelium für Thorheit halten, nur in Ansehung ihrer animalischen, und nicht auch ihrer vernünftigen Eigenschaft so genennt werden; oder daß die Weisleit, die eine Thorheit bei Gott ist, nicht von der vernünftigen, sondern nur von der animalischen Eigenschaft verstanden wird, das will ich der Entscheidung eines jedweden vernünftigen und unpartheiischen Menschen überlassen.