Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

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Ihr Dritter Einwurf ist aus diesen Worten gezogen, Ap. Gesch. 17, II. Diese waren edler, als diejenigen in Thessalonicha, weil sie das Wort mit willigem Gemüt aufnahmen, und täglich in der Schrift forscheten, ob sichs deshalb verhielte.

Hier, sprechen sie, werden die Berrhoenfer gelobet, daß sie in der Schrift geforschet, und solche zu ihrer Kichtschnur gemacht haben.

Antwort; daß die Schrift entweder die gewichtigste oder einzige Regel und Richtschnur sei, wird hier: aus keineswegs folgen; so wird auch ihr Forschen in der Schrift so wenig, als daß sie deswegen gelobet werden, dergleichen mit sich bringen. Denn wir billigen und preisen den Gebrauch derselben in diesem Stück so sehr an, als jemand tun fan; jedoch will daher nicht folgen, daß wir sie für die gewichtigste und einzige Richtschnur halten.

Zum andern ist zu merken, daß dieses die Juden zu Berrhoen waren, welche diese Schrift, die das Gesetz und die Propheten war, besonders gur Regel hatten. Und der zu untersuchende Haupt-Punkt bestunde darinen, ob die Geburt, das Leben, die Werke und das Leiden Christi mit den Weissagungen überein kämen, die vor ihm hergegangen waren. So, daß es ihnen hauptsächlich zugekommen wäre, weil sie güden maren, des Apostels Lehre nach der Schrift zu untersuchen. Masen er behauptete, daß solches eine Erfüllung derselben wäre. Nichts desto weniger wird erstens gesagt, daß sie das Wort mit Freuden angenommen; und zum zweiten, daß sie in der Schrift geforschet. Nicht aber, daß sie in der Schrift geforschet, und alsdenn das Wort angenommen hätten. Denn sie würden dieselben nicht haben bewegen können, sich zu bekehren, wenn sie nicht erstens auf das Wort, so in ihnen gewohnet, acht gebabt hätten, welches ihnen das Verständniß eröffnete; und zwar eben so wenig als die Schriftgelelyrten und Pharisäer, welche (wie wir bei dem vorhergehenden Einwurf angemerkt,) gleichfalls in der Sdhrift forscheten, und solche nicht genug zu erheben wußten, und dennoch dabei in ihrem Unglauben fortfuhren, weil sie das Wort nicht in sich wohnen batten.

Wenn aber lektens diese Worte, worin die Juden zu Berrhoen gelobet werden, mit sich brächten, daß die Schrift die einzige und gewichtigste Haupt-Regel wäre, wonach man des Apostels Lehre zu prüfen habe, wie würde es um die Heiden ausgesehen haben? Wie würden sie immermehr dahin gelangt sein, den Glaubenan Christus zu überkommen, da sie weder von der Schrift etwas wußten, noch auch solcher glaubten? Wir sehen am Ende eben desselben Kapitels, welcher Gestalt die Apostel, als sie denen Atheniensern gepredigt, sich einer ganz andern Lehrart bedient, und sie auf etwas gewiesen, das sie von Gott in sich selbst hätten, daß sie ihn fühlen möchten. Er fieng nicht damit an, sie erst zu Neubekehrten der Jüdischen Religion zu machen, und sie anzuhalten, dem Gerek und Propheten Glauben zuzustellen, und hernach die Zukunft Christi daraus zu beweisen. Nein, er gieng einen viel nähern Weg. Nun ist gewisslich die gewichtigste und einzige Richtschnur nicht unterschieden, so daß den Juden eine, und den Heiden wieder eine andere gegeben wäre; sondern sie ist allgemein, und lehrt beide obfdyon mancherley Neben-Regeln oder Unter-Regeln und Mittel sein, und solche auch auf unterschiedene Weise, nach Beschaffenheit des Volks, an welches sie gerichtet sind, abgefaßt und beschaffen sein können. Eben deshalb sehen wir, daß der Apostel sich gegen die Leute zu Athen eines Zeugnisses aus einem ihrer eigenen Poeten bediente, welches seinem Urteil nad, desto leiditer Glauben bei ihnen finden würde. Und es ist kein Zweifel, daß solche Zeugnisse, die von Verfassern herrührten, die sie hoch schaften, mehr Gewidyt bei ihnen gehabt, als alle Sprüche des Moses und der Propheten, von denen sie weder etwas wußten, noch auch etwas nach solchen würden gefragt haben. Weil nun der Apostel sich des Zeugnisses eines Poeten gegen die Athenienser bedient, folgt daraus, daß er solches zur vornehmjien oder einzigen Regel gemacht habe, seine Lehre darnach zu prüfen? Also folgt auch nicht, daß, weil er sich der Schrift gegen die Juden bedient, weil solche ein von ihnen bereits geglaubter Grund-Satz war, seine Lehre darnach zu prüfen, daß deswegen die Schrift für die gewichtigste oder einzige Richtschnur mag gehalten werden.