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Bearbeitungsstand
Ihr erster Einwurf wird gemeiniglich aus Jesaiá 8, 20. Hergenommen. Nach dem Gesetz und Zeugnis, werden sie das nicht sagen, so wers den sie die Morgen-Röthe nicht haben. (Oder wie es nach dem Englisden heisst: Haciy dem Befes und Zeugnis, wenn sie nicht nach diesem Wort reden, so rubret es daher, daß kein Licht in ihnen ift.) Nun behaupten sie, dieses Gesetz, dieses Zeugnis und dieses Wort sei die Schrift.
Worausich antworte, daß hiervon noch ersi die Fra: ge ser), und solches zur Zeit noch unbewiesen und unauss gemacht bleibt. Somöchte ich auch wissen, warum wir nicht sicherlich behaupten könnten, daß dieses Gesetzs und dieses Wort innerlich sei. Gesetzt aber, es ware äußerlich, so beweist doch solches ihre Sache gar nicht, läuft auch nicht wider uns. Denn es kann ohne einigen Nachteil für unsere Sache zugestanden werden, daß das äußerliche Gefen der Juden besondere Richtschnur und zwar auf eine hauptsächlichere Weise als die unsrige gewesen. Angesehen ihr Gesetz äußerlich und buchstäblich war. Unsers aber unter dem neuen Bund ist (wie bereits gesagt worden) innerlich und geistlich, wird auch deshalb genennt. Daber die Schrift in diesem Stück mehr für, als wider uns ist. Denn da die Inden zu ihrem Gesetz verwiesen waren, alles nach demselben zu prüfen, welches doch ausser ihnen und auf steinerne Tafeln geschrieben war, und wir diesen Katl, der Propheten auch auf uns ziehen wollen, so müssen wir foldes der Ordnung des Evangelium gleich halten. Also, daß wir zuförderst alle Dinge durch das Wort des Glaubens prüfen, welches uns gepredigt wird, und nach des Apostels Ausspruch in dem Herzen ist; und durch das Gesek, welches uns Gott gegeben hat, welches, wie der Apostel auch ausdrücklich sagt, in unsern Sinn gegeben, und in unser Herz geschrieben ist.
Und wenn wir sektens diesen Ort nach der Griechischen Übersezung der 70. Dollmetscher einsehen, so werden unsere Widersacher nichts zu unserer Betadelung daraus hernehmen können; sondern er wird uns dielmehr das Wort reden. Denn daselbst wird gesagt, daß uns das Gesetz zu einer Súlfe gegeben sei. Welches mit dem jenigen sehr wohl überein kommt, was oben behauptet worden.
Ihr zweiter Einwurfist aus Joh.5,39. hergenommen: Sucher in der Schrift, etc. hier sprechen sie, wird uns von Christu selbst geboten, in der Schrift zu forschen.
Ich antworte, erstens, daß in der Schrift zu suchen und zu forschen seiy, leugnen wir ganz und gar nicht, sondern sind vielmehr willig und bereit, uns, (wie schon oben gemeldet worden) darnach prüfen zu lassen. Sondern die Frage ist, ob sie die einzige und gewichtigste Haupt-Regel sei? Anstatt aber, daß der angezogene Spruch dieses beweisen sollte, zeigt er vielmehr gerade das Gegenteil an. Denn Christus verweist ihnen hier ihre allzugroße Hochachtung gegen die Schrift, und ihre Geringschäßigkeit gegen ihn selbst, der ihr doch Suchet vorzuziehen war, und von dem sie zeugte, wie die folgenden Worte zu erkennen geben: Denn ihr meynet, ihr babt das ewige Leben drinnen, und sie ists, die von mir zeuget, und ihr woller nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben haben möger. Dieses zeigt,daß sie vermeint,das ewige Leben in der Schrift zu haben, und doch verabsáumet zu Christo zu kommen, das Leben zu haben, von welchem die Schrift zeugte. Diefes stimmet sehr wohl mit unserm Zweck überein. Zumal unsere Widerfacher die Schrift auch erheben, und das ewige Leben darinnen zu haben vermeinen, welches eben so viel ist, als sie für die einzige HauptRegel, und für den einzigen Weg zum Leben anzusehen; und dennoch weigern sie sich zu dem Geist zu kommen, von welchem sie zeuget, nämlich dem innerlichen geistlichen Gesetz, welches ihnen Leben geben könnte. Das deshalb die Ursache der Unwissenheit und des Unglaubens dieses Volks nicht darinnen bestunde, daß sie keine Ehrerbietung gegen die Schrift trugen. Denn, ob sie schon dieselbe wußten, und eine besondere Hochachtung gegen dieselbe hegten; so bezeugt doch Christus in den vorhergehenden Versiculn, daß sie weder den Vater gesehen, noch seine Stimme gehäret, noch sein Wort in ihnen wohnen härten. Denn wenn sie solches gehabt hätten, so hatten sie auch an den Sohn geglaubt. Über dieses kann dieser Ort in dem Indicativo Modo genommen werden: Ihr sucher in der Schrift. Welche Auslegung das Griechische Wort ganz wohl zulassen will, und deshalb übersekt es auch Pafor. Welches auch durch den folgenden Verweiß die eigentliche Erklärung klärung zu sein scheint, wie Cyrillus schon vorlängst angemerkt hat.