Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

2.16

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Damit ich mich aber hierbei nicht langer aufhalte, will ich nur noch einen Haupt-Schluß beifügen, und dadurch dartun, daß diese innerliche, unmittelbare, gegenständig Offenbarung, die mir beständig vertheidigt haben, die einzige fichere, gewisse und unbewegliche Grundfeste des ganzen Christlichent Glaubens sei. Wenn dieser Sdluß recht erwogen wird, so wird er verhoffentlich bei allen Christlichen Gemütern einen besondern Nachdruck haben. Es ist derfelbe folgender:

Dasjenige, wozu endlid, alle, die sich zur Christlichen Religion bekennen, sie mögen sein von was vor einer Parthey sie wollen, wenn sie aufs höchste und äusserten getrieben werden, ihre letzte Zufludyt nehmen müssen: Dasjenige, weswegen und um dessen Willen alle andere Grund-Regeln angepriesen und vor glaubwürdig geachtet werden; und ohne welchem sie, nach der Gegner eigenem Geständniß, ganz und gar von keiner Wichtigkeit sind, dus muß notwendig die einzige wahre, gewisse und unbewegliche Grundfeste des ganzen Christlichen Glaubens sein.

Nun ist aber die innerlidie, unmittelbare, gegenständige Offenbarung durch den Geist dasjenige, wozu endlich alle, die sich zur Christlichen Religion bekennen, sie mögen sein von was vor Art sie wollen, ihre legte Zuflucht zu nebmen gedrungen sind;

Derobalben etc.

Dieser Satz ist so klar, daß ihn niemand leugnen wird. Was den Nach-Sag, oder dasjenige, so demselben beigefügt ist, betrifft, will ich solches von Stück zu Stück beweisen.

zu erst setzen die Katholiken ihren Glaubens-Grund in dem Urteil der Kirche und Tradition. Wenn man nun darauf dringt, sie sollen einem doch sagen, warum sie glauben, was die Kirche glaubt? So ist ihre Antwort, weil die Kirche allezeit durch den unfehlbaren Geist Gottes geleitet wird. Also ist hier die Leitung des Geistes der äusserste Grund. Wenn wir sie ferner fragen, warum man der Tradition oder denen auf uns fortgepflanzten Satzungen der Alten trauen solle? So geben sie zur Antwort, weil uns diese Traditionen oder Nachrichten von den Lehrern und Vätern der ersten Kirchen überliefert worden, welche Lehrer und Väter der Kirche, durch Offenbarung des heiligen Geists, befohlen, dieselbe zu beobachten. Hier läuft abermal alles auf die Offenbarung des Geists hinaus.

Und was die Protestanten und Sociņianer anlangt, so erkennen sie beiderseits die Schrift für den Grund und die Richtschnur ihres Glaubens. Jene, als ob sie auf eine unterwürfige Weise durch Eingebung des heiligen Geistes erleuchtet würden, solche zu gebrauchen. Diese, wenn sie solche nebst ihrer Vernunft gebrauchen und dadurch beurteilen. Frage beide Teile, oder einen darunter, warum sie sich auf die Schrift verlassen, und rolde vor ihre Richtschnur annehmen? So wird ihre Antwort diese sein, weil uns darinnen der Wille Gottes durch diejenigen, denen dieses alles inwendig, unmittelbar und gegenständig durch den Geist Gottes offenbart worden, aufgezeigt wird; und nicht, weil sie dieser oder jener fromme Mann geschrieben; sondern weil sie ihnen der Geist Gottes in den Sinn gegeben und in die Feder geleget.

Es befremdet einen recht, daß die Menschen dasjenige vor so ungewiss und gefährlich ausschreyen folten, wenn man ihm folgen wil, worauf doch der einzige gewisse Grund ihres Glaubens gebauet wird; oder, daß sie sich selbst von der Gemeinschaft Gottes ausschließen sollten, die doch nur allein im Geist genossen wird, in welchem uns beides zu wandeln und zu leben geboten ist.

So jemand, wenn er dieses liefet, sich durch die Stärke dieser aus der Schrift genommenen Beweise bewegt sindet, daß er solchen Offenbarungen Beifall geben, und dieselben vor nötig erkennen muß, und doch in seinem Herzen überzeuger ist, daß ihm solche noch fremd und unbekannt sind, (welches, wie ich bereits angemerkt habe, im Anfang die Ursache ist, daß diesem so sehr widersprochen wird, der soll wissen, daß es nicht dalyer rührt, als ob es aufgehört, der Vorzug eines jeden wahren Christen zu sein, daß er es nicht fühlet; sondern vielmehr daher, weil er nicht so wohl der Natur als dem Namen nach ein Christ ist. Ein solcher soll wissen, daß das verborgene Licht, welches in dem Kerzen scheint, und die Ungerechtigkeit bestraft, der erste geringe Anfang von der Offenbarung des Geists Gottes ist, welcher in die Welt gesandt wurde, sie um die Sünde zu bejirafen, Joh. 16,8. Und gleichwie du, Durd) Verlassung der Ungerechtigkeit, diese himmlische Stimme in deinem Herzen kennen lernejt; deshalb wirli du empfinden, daß der alte natürliche Mensch, der nicht versteht was des Geists Gottes ist, mit seinen bösen Lüsten und Begierden abgeleget wird. Ich will sagen, du wirst empfinden, daß der neue Mensch, oder die geisilidy Geburt und Frudit erweckt wird, so geistliche Sinnen hat, und das, was des Geistes ist, sehen, füllen, schinecken, betasten und riechen kan. Bis man aber so weit kommt, ist die Erkenntnis geistlicher Dinge weiter nichts als nur ein bistorischer Glaube. Gieichwie aber ein Blinder, ob er schon die größte Fähigkeit besitzet, das Lidst der Sonnen, oder schöner Farben, vermöge der richtigsten und lebhaftesten Beschreibung, die man ihm gebietet, nicht so gut verstehen kan, als ein Kind, das solches siehet; deshalb kann auch der natürliche Mensch, wenner noch so fähig ist, die Geheimnisse des Reichs Gottes vermöge der besten und herrlichsten Worte, und wenn auch gleich foldje alle aus der Schrift genommen sind, nicht so gut verstehen, als das kleinste und schwachesie Kind, das solche schmecket, weil sie innerlich und gegenständig von dem Geist offenbart werden. So warte denn auf dieses reine Licht, auch in der geringsten Offenbarung desselben, welches zuerst mehr bekannte Dinge offenbart. Und wenn du tüchtig und geschickt dazu wirst, so wirst du immer mehr und mehr davon überfommen, und aus einer lebendigen Erfahrung dererjenigen Unwissenheit leidytlich widerlegen können, die da fragen, wie weißt du es, daß du von dem Geist Gottes getrieben werdejt? Es wird dir alsdenn diese Frage so lächerlich vorkommen, als wenn man einen, der seine Augen offen hat, fragen wolte, wie er bei hellem Mittag weiß, daß die Sonne scheint? Und obschon dieses der sicherste und gewissejie Weg ist, alle Einwendungen zu beantworten; so wird doch aus demjenigen, was (don oben erwelynet worden, zur Genüge erhellen, daß allen solchen Gegnern, die diese Lehre leugnen, der Mund durch unzweifelbare und unwidersprechliche Bereiß-Gründe gestopfet werden könne.