2.10
Bearbeitungsstand
Dieses will ich mit verschiedenen Gründen beweisen, und zwar erstens aus der Verheissung Christi 1 Joh. 14, 16. Und ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch bleibe ewiglich. Und im 17. Vers: Den Geist der Wahrheit, welchen die Welt nicht kan empfahen, denn sie siehet ihn nicht, und Kennt ihn nicht, ihr aber Kennt ihn, denn er bleibt bei euch, und wird in euch sein. Und wiederum im 26. Vers: Aber der Tröster der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Vamen, derselbe wird euch alles lehren, und euch erinnern alles deß, was ich euch gesagt habe. Und im 16. Cap. im 13. Vers heißt es: Wenn aber der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von ihm selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Hier wird erstens gezeigt, wer dieses sei; und solches hernach auf verschiedene Weise ausgedruckt. Er wird genennt, der Tröster, der Geist der Wahrheit, der heilige Geist, so vom Vater im Namen Christi gesandt wird. Wodurch denn die Torheit der Socinianer2, und anderer fleischliche gesinnten Christen sattsam an den Tag gelegt, welche einen innerlichen Geist, und eine innerliche Kraft weder kennen noch erkennen wollen; sondern nur bloß auf den natürlichen Geist, und auf die natürliche Kraft dringen. Wodurch) sie sich deutlich genug verrathen, daß sie von der Welt sind, welche den Geist nicht empfahen kan, weil sie ihn ireder sehen noch kennen. Zum zweiten wird gezeigt, wo dieser Geist sein werde. Er wird bei euch bleiben, und in euch sein, heißt es. Und drittens wird aufgezeigt, was er tun, oder worin sein Werk bestehen werde. Er wird euch alles erinnern, und euch in alle Wahrheit leiten, X3.
Was das erste anlangt, so geben die meisten zu, daß 4 nichts anders dadurch verstanden werde, als was die klaren Worte mit sich bringen. Welches auch aus vielen andern Stellen der Schrift, die hernach vorkommen werden, erhellt. So sehe ich auch nicht, wie diejenigen, so das Gegentheit zu bebaupten suchen, die Gotslästerung vermeiden wollen. Denn wenn der Trösster, der heilige Geist, der Geist der Wahrheit, und die heilige Schrift einerlei sind, so wird folgen, daß die Schrift Gott sei. Angesehen es wahr ist, daß der heilige Geist Gott ist. Dafern dieser Leute Vernunftschlüsse statt finden sollten, so mußte an allen Orien, wodes Geistes, in Ansehung der Heiligen, gedacht wird, wahrhaftig und eigentlich die Schrift dadurch verstanden werden. Das nun dieses vor eine ungebeure Mißgeburt aus der Christlichen Religion machen würde, muß notwendig einem jeden vernünftigen Menschen von selbst in die Augen leuchten. Wenn zum Exempel gesager mird: In eineni jeden zeigen sich die Gaben des Geistes zum gemeinen Nuz, (oder wie es nach dem Englischen, oder vielmehr Grieschischen lautet, eine Offenbarung des Geistes ist jederman gegeben, Nutzen damit zu schaffen) so möchte es deshalb gegeben werden, in einem jeden zeigen sich die Gaben der Schrift zum gemeinen Nutz (oder, eine Offenbarung der Schrift ist jederman gesgeben, Nutzen damit zu schaffen) was nun da für ein schöner Verstand und artige Auslegung heraus kommen würde, lasset uns durch dasjenige, was in eben demselben Kapitel nachfolgt, beleucten. Als in der 1 Cor. 12,9-11. einem andern die Gabe gefund zu machen, in demselbigen Geist; einem andern Wunder zu tun, X3. Dieses aber alles wurker derselbige einige Geist, und teilet einem jeden seines zu, nachdem er will? Was wirkt nun diese groffen Meister der Vernunft, die Socinianer, davon urteilen, wenn wir die Schrift allhier an statt des Geistes sezen wollten? würde es wohl mit ihrer Vernunft, welche der vornehmste Wegweiser ihres Glaubens ist, überein kommen? Würde es in ihren Schlen, wo sie die Vernunft-Kunst lehren, den Stich halten, wenn man behaupten wollte, die Schrift teile einem jeden seines zu, nachdem sie wolle, einem die Gabe gesund zu machen, einem andern Wunder zu tun?
Wann denn nun dieser Geist, dessen Erscheinung einem jeden zu Nut gegeben ist, kein anderer, als der gedachte Geist der Walrheit sein kan, welcher in alle Wahrheit leitet, so kann dieser Geist unmöglich die Schrift sein. Ich könnte noch wohl hundert der gleichen ungereimte Schlüsse aus dieser Türichten Meinung heraus ziehen, wenn ich es vor nötig erachtete. Massen auch einige unter ihnen selbst, weil sie entweder manchamal ihrer Meinung uneingedenk sind, oder sich derselben garschämen, zugestehen, daß der Geist Gottes etwas ganz anders, und von der Schrift unterschieden sei, der die Heiligen leiten, regieren, und treiben soll.
Zum zweiten, daß dieser Geist inwendig sei, wird, 5 meines Erachtens, keiner großen Erklärung, noch weitläuftigen Auslegung bedürfen. Er wird bei euch bleiben, und wird in euch sein, heißt es. Gleichwie nun diese Inwohnung oder dieses Bleiben des Geistes in den Heiligen ein zu erkennen und zu glauben höchst nötiges Stück ist; deshalb wird es auch in der heiligen Schrift so ausdrücklich aufgezeigt, als nur etwas sein kan. So anders Gottes Geist in euch wohnt, spricht der Apostel an die Römer iin 8,9. und wies derum: Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid, i Cor. 6, 19. und der Geist Gottes in euch wohnt? 1 Cor. 3, 16. ohne diesem hält der Apostel niemand vor einen Christen. Wer Christi Geist nicht hat, spricht er, der ist nicht sein. Diese Worte folgen unmittelbar auf diejenigen, so wir oben aus dem Brief an die Rómer angezogen haben: Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, (ihr seid nicht in dem Fleisch sondern in dem Seist) so anders Gottes Geist in euch wohnt. Der ganze Zusammenhang, 6 in welchem diese Worte auf einander folgen, zeigt klar, daß es der Apostel so wohl positive als negative, (oder so wohl im bejahenden als verneinenden Verstande,) vor das gewichtigste Kennzeichen eines Christen halte. Denn in den vorhergehenden Versen zeigt er, wie Fleischlich gesinnt sein, eine Feindschaft wider Gott sei, und daß die, so Fleischlich gesinnt sind, Gott nicht gefallen können. Und nachdem er dieses felt gestellt hat, reßet er, in Ansehung der Römer, hinzu: Jhr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnt. Was will er damit anders sagen, als daß diejenigen, in weichen der Geist wohnt, nicht länger in dem Fleisch, oder fleischlich gesinnt sind, und daß sie nicht unter diejenigen gehören, die Gott nicht gefallen, sondern in der Tat und Walırheit Christen worden sind; wiederum schliesset er verneinend in eben selbigem Vers: Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein, daß heißt: Er ist kein Christ. Wer demnach bekennt, daß ihm die innerliche Einwohnung des Geistes Christi in seinem Herzen unbekannt und fremde feu, der bekennt dadurch ausdrücklich, daß er noch in dem fleischlichen Sinn stehe, der eine Feindschaft wider Gott ist, und daß er noch im Fleisch lebe, und deshalb Gott unmöglich gefallen könne; und, es kurz zu fassen, daß er kaum die geringite Staffel eines Christen erreicht, ja nicht einmal die Christliche Religion angenommen habe, (er mag sonft noch so viel von Christo wissen und glauben, und die Schrift dem Buchstaben nach so wohl verstehen, und innen haben.) Denn man nehme nur den Geit hinweg, so wird das Christentum so wenig mehr das Christenstum bleiben, als der todte Leichnam eines Menschen, wenn Seel und Geist davon geschieden ist, ein Mensch genennt werden kan; welchen die Lebendigen nicht länger um sich leiden können, sondern begraben, und als eine unerträgliche und schädliche Sache aus den Augen schaffen, so angenehm ihnen derselbe auch gewesen, als er noch von der Scele bewegt und belebt worden.
Legtens: Alles, was bei dem Christlichen Glauben nur fürtreflich, nur edel, nur erwünscht und begelrenswürdig ist, wird diesem Geist zugeschrieben, ohne welchen er so wenig, als die äußerliche Welt ohne die Sonne, bestehen könnte. Diesem haben alle wahre Christen, zu allen Zeiten, ihre Kraft und ihr Leben zugeschrieben. Durch diesen Geist sind sie, ihrem eigenen Geständniß nach, zu Gott bekehrt, von der Welt eröset, in Schwachheiten gestärkt, in Erübfalen getröstet, in Anfechtungen bewährt, im Leiden unverzagt, und mitten in allen ihren Verfolgungen unüberwindlich gemacht worden. Ja, die Schriften aller wahren Christen 7 sind mit den herrlichen und merkwürdigen Taten angefüllet, deren sie sich alle durch die Kraft, Macht und Stärke dieses in ihnen wirkenden Geistes Gottes rühmen. Der Geist ist es, der da leberidig macht, Joh. 6,63. Der Geist der war es, der ihnen gab auszusprechen, Apost. Gescis. 2,4. Der Geist war es, wodurch Stephanus redete, welchem die Juden nicht widerstehen konnten, Apost. Gesch. 6, 10. Er ist derer, die nach dem Geist wandeln, an welchen nichts verdammliches ist, Röm. 8,1. Es ist das Gesetz des Geistes, so da frei macht. v. 2. Durch den in uns wohnenden Geist Gottes werden wir von dem Fleisch und dem fleischlichen Sinn erlöset, v.9. Durch den in uns wohnenden Geist Christi werden unsere sterbliche Leiber lebendig gemacht, v.11. Durch diesen Geist werden die Geschäfte des Fleisches getötet, und das Leben erhalten, v.13. Durch diesen Geist werden wir zu Gottes Kindern angenommen, durch welchen wir rufen, Abba, lieber Vater, v.15. Dieser Geist giebt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind, v. 16. Dieser Geist hilft unserer Schwachheit auf, und vertritt uns gewaltiglich mit unaussprechlichem Seufzen, v. 26. Durch diesen Geist wird uns offenbart, (was noch kein Mensch durch alle seine Vernunftschlüsse hat aus grübeln und entdecken können), nämlich was kein äußerliches Ohr gehört, und kein äußerliches Auge gesehen, und in keines Menschen Herz gekommen ist, oder was Gott bereitet hat denen die ihn lieben, 1 Cor. 2,9.10. Durch diesen Geist wird Weisheit und Erkenntnis, und Glaube, und Wundertaten, die mancherley Sprachen und Weissagungen erlangt, 1 Cor. 12, 8.9. 10. Durch diesen Geist sind wir alle zu einem Leib getauft. v. 13 Ja, welche Pflicht, so der Seelen Seligkeit und das Leben eines Christen angeht, wird ohne demselben gehörig vollzogen oder kräftig erlangt? Und was soll ich mehr sagen? Die Zeit würde mir fehlen, dasjenige alles zu erzehlen, was die Heiligen Gottes zu allen Zeiten bezeugt, und die Frommen und Gottseligen noch auf den heutigen Tag, durch die Kraft und Wirkung dieses in ihnen wohnenden Geistes, empfinden und geniessen. Gewiß, meine Schrift würde die vielen Zeugnisse, wodurch diese Walrheit bekräftigt wird, nicht in sich fassen. Deshalb will ich über dasjenige, was ich oben aus den alten Firchen-Vätern, gegen welche man allerseits große Ehrerbietung bezeigt, wie auch aus Luthero und Melanchton angeführt habe, nur noch ein merkwürdiges Zeugnis aus dem Calvino be ihringen, weil nicht wenige von den Nachfolgern seiner Lehre diese Art des innwohnenden Geistes (und wie nicht oline Grund zu besorgen fiehet, weil sie keine Erfahrung davon haben) als ungewiss und gefährlich verwerfen und verachten, auf daß, wenn sie weder das Zeugnis der Schrift, noch auch die nachdrücklichen Worte anderer, und auch nicht einmal die gefunde Vernunft bewegen kan, sie doch endlich durch die Worte ihres eigenen Lehrmeisters bestraft werden möchten, welcher im dritten Buch seiner Institutionuin Cap.2. auf folgende Weise schreibt:
“Sie führen an, es sei eine große Vermessenheit, wenn sich jemand einer unzweifelbaren Erkenntnis des göttlichen Willens anmassen wolte, welches ich ihnen, spricht er, zwar zugestehen wolte, wenn wir uns so viel zuzuschreiben fuchten, daß wir den unbegreiflichen Ratschluss Gottes der Übereilung unseres Verstandes unterwerfen wolten: Weil wir aber nur bloß mit Paulus sagen, daß wir nicht den Geist dieser Welt, sondern den Geist der aus Gott ist, durch dessen Belehrung wir dasjenige wissen, was uns von Gott gegeben ist, empfangen haben; so frage ich, was sie wider uns aufbringen können, wenn sie nicht den Geist Gottes selbst dabei schmähen wollen? Denn, so es eine erschrekliche Gotteslästerung ist, eine von ihm herrührende Offenbarung, entweder einer Lüge, oder einer Ungewissheit, oder auch nur Zweydeutigkeit zu beschuldigen, worin versündigen wir uns denn, da wir dessen Gewissheit behaupten? Allein, sie schreihen, es sei eine sehr große Vermessenheit, daß wir uns des Geistes Christi so kühnlich rühmen dürffen. Wer sollte glauben, daß dieser Leute ihre Tummheit so groß wäre, die doch vor große Meister der Wissenschaften angesehen sein wolten, daß sie auch in den allerersten Grund-Säzen der Religion so schändlich fehlen sollten. Gewiß, ich könnte es nicht glauben, wenn es nicht ihre eigene Schriften bezeugten. Paulus hält diejenigen vor Kinder Gottes, welche von dem Geist Gottes getrieben werden; diese aber wollen haben, die Kinder Gottes sollen durch ihren eigenen Geist, ohne den Geist Gottes getrieben werden. Er will haben, daß wir rufen sollen: Abba, lieber Vater, weil uns der Geist dieses Wort in den Mund leget, welcher allein Zeugnis geben kann unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Diese, ob sie schon nicht unterlassen, Gott anzurufen, dämpfen doch nichts destoweniger den Geist, durch dessen Regierung er gebührend anzurufen ist, Er spricht, diejenigen waren keine Kinder Gottes, und Diener Christi, die nicht durch seinen Geist geleitet werden; diese aber erdichten ein Christentum, welches den Geist Christi nicht nötig hat. Er gebietet keine Hoffnung zur seligen Auferstehung, es sei denn, daß wir empfinden, der Geist Gottes wolne in uns; diese erdichten eine Hoffnung ohne alle solche Empfindung. Sie werden aber vielleicht sagen, was Waffen sie zwar nicht leugneten, daß es nötig sei, solchen zu haben, allein, wir müßten solches aus Bescheidenheit und Demuth leugnen und nicht zugestehen. Was ver steht er aber denn dadurch, wenn er den Corinthiern zurufet: Versucher euch selbst, ob ihr im Glauben seid, prüfer euch selbst, ob Jesus Christus in euch ist, wer diesen nicht erkennt, und in sich wohnen hat, der ist ein Untüchtiger und Verworffener. Durch den Geist, welchen er uns gegeben hat, spricht Johannes, wissen wir, daß er in uns bleibt. Und was tun wir doch anders, als daß wir Christi Verheissung in Zweifel ziehen, wenn wir vor Kinder Gottes gehalten sein wollen, ohne seinen Geist, welchen er über alle die Seinigen auszugiessen versprochen hat? Da nun dieses die ersten Grund-Stücke der Gottseligkeit sind, so ist es eine elende Blindheit, fromme Christen eines Hochmuths zu beschuldigen, weil sie sich der Gegenwart des Geistes rühmen, ohne welchen Ruhm doch das Christentum 9 selbst nicht sein könnte. Allein, sie geben durch ihr Exempel zu erkennen, wie wahrhaftig Christus gesagt habe, daß sein Geist der Welt unbekannt sei, und diejenigen denselben allein erkennten, bei welchen er bleibt.”
So weit Calvinus.
So es sich nun deshalb verhält, warum sind denn einige so thöridht, daß sie diesen Geist leugnen, oder doch zum wenigsten so unweise, daß sie denselben nicht suchen, da doch Christus verheißen hat, daß er in seinen Kindern wolinen sulle? Diejenigen demnach, die da seßen, und hatten, daß die Einirohnung und Leitung seines Geistes aufgehört habe, die müssen auch zugleich regen, dass das Christcnthuin aufgelöret babe, als welches ohne denselben nicht bestehen kan.
Was drittens das Werk dieses Geistes sei, ist 10 teils schon vorher gezeigt worden, welches Christus in zwei oder dren Stücken begreift. Er wird euch in alle Wahrheit leiten. Er wird euch alles lehren, und euch alles dessen erinnern, was ich euch gefagt habe. Nachdem uns nun Christus mit einem so guten Lehrmeister versehen hat, was haben wir denn nötig, uns so sehr auf diejenigen Menschen-Sazungen und Menschen-Gebote zu verlaffen, weldie sich so
viele Christen zur Last aufbúrden? Was haben wir nötig,unfere cigene fleischliche und verderbte Vernunft zu unserm Wegweiser in geifilichen Dingen aufzuwers fen, wie einige zu tun pflegen? Sollte man sich nicht 11 über solche beklagen, wie der Herr ehemals durch seine Propheten über Israel klagte, Jerem.2,13. Denn mein Volk tut eine zweifache Sünde, mich, die lebendige Quelle, verlassen sie, und machen ihnen hier und da ausgebauene Brunnen, die doch löchricht sind, und kein Wasser balten können. Haben nicht viele diesen innerlichen unmittelbaren Wegweiser, den heiligen Geist, verlassen? Verachten und verwerfen sie nicht diesen Cieist, der in alle Wahrheit leitet, und erwáblen ihnen selbst andere Wege die doch löchericht sind, die sie dennoch weder von dein Fleisd, noch von der Welt, noch auch von der Herrschaft ihrer eigene Lújte, und sündlichen Neigungen erlöst; wodurch die Wahrheit, die nur durch diesen Geist allein recht erlernet wird, so unbekannt und fremde auf Erden worden ist.
Aus allen diesem nun, so von dieser Verheissung und 12 von diesen Worten Christi angeführt worden, wird folgen, daß die Christen allezeit inwendig und unmittelbar durch den Geist Gottes, der in ihnen wohnt, geleitet werden müssen; und daß dieses eine beständige und immerwahrende Ordnung bei der Kirche ist, so wohl insgemein und zu allen Zeiten, als auch bei einem jeden besondern Glied derselben wie aus diesem Schluß erhellt:
Die Verheissungen Chrisii, sind seinen Kindern Ja und Amen, und können nicht fehlen, sondern müssen notwendig erfüdet werden.
Nun hat Christus verheißen, daß der Tröster, der heilige Geist, der Geist Der Wahrheit, immerdar bei seinen Kindern verbleiben, in ihnen wohnen, in ihnen sein, und sie in alle Wahrheit leiten, sie alles lehren, und sie alles erinnern solle.
Deshalb ist der Tröster der beilige Geist, der Geist der Wahrheit, und sein Bleiben bei seinen Kindern, etc. Ja und Amen, etc.
Und wiederum: Niemand wird von seinem fleischlichen Sinn, welcher eine Feindschaft wider Gott ist, erlöset, kann es auch nicht werden, welcher nicht dem Gesetz Gottes unterworfen ist. Niemand ist noch in dein Geist, sondern noch in dem Fleisch, und kann Gott nicht gefallen, ausgenommen derjenige, in welchem der Geist Gottes wohnt!
Nun ist aber ein jeglicher wahrer Christ (in seiner Waffe) von dem fieischlichen Sinn erlöset, aus der Feindschaft heraus gerissen, und kann dem Gefen Gotts unterworfen sein; ist nicht im Fleische, sondern im Geiste, weil der Geist Gottes bei ihm wohnt.
Deshalb hat ein jeder wahrer Christ den Geist Gottes in sich wohnen.
Ferner: Wer den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein, das ist, kein Kind, kein Freund, kein Jünger Christi.
Ein jeder wahrer Christ aber ist ein Kind, ein Freund, und ein Jünger Christi;
Deswegen hat jeder wahrer Christ den Geist Christi.
Noch weiter: Werder Tempel des heiligen Geistes ist, in dem wohnt und bleibt der Geist Gottes.
Nun ist aber ein jeglicher wahrer Christ der Tempel des heiligen Geistes.
Deshalb wohnt und bleibt der heilige Geist in einem jeden wahren Christen.
Schlüßlichen, derjenige, in dem der Geist Gottes wohnt, indem ist er kein müßiges, träges, stummes und unnußes Ding; sondern er bewegt, treibt, wirkt, regiert, unterweist und lehrt ihn alles, was ihm zu wissen nötig ist. Ja erinnert ihn alles dessen, was er aus der Acht gelassen hat.
Nun wohnt aber der Geist Gøttes in einem jeden wahren Christen.
Deshalb leitet, unterweist und lehrt der Geist Gottes einen jeden wahren Christen alles dasjenige, was ihm zu wissen nötig ist.
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Die Christen sind jetzt noch auf eben solche Weise zu leiten, als die Heiligen in alten Zeiten. ↩︎
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Anmerkung des Herausgebers: Der Ausdruck Sozinianismus (Socianismus, Sozianismus) bezeichnet eine antitrinitarische Bewegung. Siehe Wikipedia “Sozinianismus” ↩︎
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Frage I. wer dieser Tröster ist. ↩︎
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Frage II. woer seine Wohnung hat? ↩︎
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Der innwendige Geist als das vornehmste Kennzeichen eines Christen. ↩︎
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Die großen und herrlichen Tatten so zu allen Zeiten durch den Geist verichtet worden, und verrichtet werden. ↩︎
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Calvinus von der Notwendigkeit der Einwohnung des Geistes in uns. ↩︎
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Ohne des Geistes Gegenwart müsste das Christentum aufhören. ↩︎
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Frage III. worin besteht das Werk des Geistes? Joh. 16,13+14+16. ↩︎
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Der Geist der Wegweiser. ↩︎
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Eine beständige Ordnung Gottes Bei seiner Kirche und bei seines Volk. ↩︎