Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

2.9

Bearbeitungsstand

Status: 1.Durchsicht Text wurde noch nicht gesichtet, Formatierung gesetzt und erste Korrekturen gemacht.

1

Was serner als streitig zu betrachten vorfallet, ist dasjenige, was wir teßtens behauptet haben, daß nämlich derfelbe Geist noch immer, bis auf diesen Tag, der Gegenstand bleibe, auf welchen die Heiligen ihren Glauben richten. Viele werden mit uns in demjenigen, was wir vorher gemeldet, übereinstimmen, die hierinnen von uns unterschieden sind.

Nichts desto weniger findet sich ein sehr starker Besweiß, der die Wahrheit dieses Vorgebens bekräftigt, und in dem Satz selbst enthalten ist, nämlich, daß der Gegenstand, worauf die Heiligen ihren Glauben richten, zu allen Zeiten einerlei ist, ob er schon uns ter verschiedenen Einrichtungen oder Ordnuns gen des Beyls vorgehalten worden. Welches ich in einen richtigen Schluß abfassen und deshalb beweisen will.

zu erst, wo der Glaube einerlei ist, da ist der Gegenstand des Glaubens auch einerlei.

Nun ist aber der Glaube einerlei; derhalben etc.

Daß der Glaube einerlei ist, beweisen die ausdrücklichen Worte des Apostels Eph. 4,5. Ein Herr, ein Glaube, ein Gott etc. worin er einen Glauben und einen Gott neben einander feket; welches denn deutlich zu erkennen gebietet, daß es eben so ungereimt sei, zwei Glauben vorzugeben, als zwei Götter zu behaupten.

Wenn über dieses der Alten ihr Glaube mit unseren nicht einerlei gewesen, das ist, dem Wesen nach damit übereinkommen wäre, und eben dieselbe Beschreibung bekommen bätte, so wurde der Apostel ungereimt gehandelt haben, daß er Hebr. II. die Beschreibung unseres 2 Glaubens durch die Exempel der Alten erläutert, und gesucht bätte, uns durch, das Exempel Abrahams zu bewegen, wenn des Abrahams Glaube dem Wefen oder der Eigenschaft nach von unserm unterschieden wäre. So ent steht auch daraus kein Unterscheid, weil sie an Christus, in Ansehng seiner dennoch zukünftigen Erscheinung oder zu erwartenden Zukunft, glaubten; wir hingegen an Ihn gläuben, nachdem er bereits erschienen und in die Welt gekommen ist. Denn auch damals glaubten sie nicht deshalb an Ihn, als er noch zukünftig war, daß sie nicht sollten empfunden und bezeugt haben, er sei bei ihnen gegenwärtig, und ihnen nahe. Zumal der Apostel sagt: Sie haben alle einerlei geistlichent Trank getrunken; sie tranken aber von dem geistslichen Fels, der mit folgt, welcher war Christus.3 So glauben auch wir, in Ansehung seiner vergangenen oder vormaligen Erscheinung, nicht dergestalt an Ihn, daß wir nicht empfinden und erkennen sollten, er sei bei uns gegenwärtig, und könne uns zur geistlichen Nahrung und Speise gereichen. Erkennt ihr euch selbst nicht, spricht der Apostel, daß Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, daß ihr untüchtig seid: (oder nach 4 der Englischen Version: Wo Christus nicht in euch ist, so seid ihr verworffen.) Daß demnach unser Glaube beiderseits einerlei ist, und sich in einem endet.

Und was das andere Stück, so aus dem vorhergehenden folgt, betrifft, daß nämlich der Gegenstand einerlei ist, wo der Glaube einerlei ist; so beweist solches der Apostel in dem vorher angeführten Kapitel gleichfalls, wenn er uns, alle Gläubigen und Erz-Väter zu Exempeln vorstellt. Worin sind sie aber sonst nachzualmen, als darinnen, daß sie an Gott geglaubt haben. Und was war der Gegenstand ihres Glaubens anders, als innerliche und unmittelbare Offenbarung, wie wir vorher bewiesen haben? Ihr Exempel kann keineswegs auf uns gedeutet werden, es sei denn, daß wir an Gott glauben, wie sie getan haben. Das ist, vermitelst eben desselben Gegenstandes. Der Apostel erklärt dieses durch sein eigenes Ereinpel noch ferner, Gal. 1,16. wenn er sagt: Als es Gott gefallen, seinen Sohn in ihm zu offenbaren, habe er sich darüber nicht mit Fleisch und Blut besprochen; sondern er habe alsbald geglauber und gehorchet. Eben dieser 5 Apostel, wenn er die Hebräer vermahnet, dem Glauben der Eltesten nachzufolgen, setzte diese Ursache hinzu, welcher Ende schauer an, Jesus Christus gestern und heute und derselbe in Ewigkeit. Wodurch er sehr merkwürdig zu erkennen gebietet, daß in dem Gegenstand keine Veränderung sei.

Wollte jemand den Unterscheid der von Gott 6 vorgeschriebenen Ordnung des seils vorschüßen:

So antworte ich, daß solche den Gegenstand gar 7 nicht ändre. Denn obschon der Apostel 1. Cor. 12,4-6. dieses Unterscheids drey mal gedenkt, so hat er doch sein Gemüts-Auge dabei allezeit auf einen Geist, einen Herren, und einen Gott, als auf einerlei Mittelpunkt geridtet.

Wenn ferner der Gegenstand des Glaubens, so wohl bei uns als bei ihnen, nicht einerlei wäre, so würde folgen, daß wir Gott auf eine andere Weise, als durch den Geist erkennen mußten.

Nun wäre aber dieses ungereimt. Deshalb etc.

Leztens wird dieses aus einem von den Schul-Lehrern angenommenen gemeinen Lehr-Satz bewiesen, wenn sie sagen, omnis actus specificatur ab objecto.8 Eine jedwede Handlung wird von ihrem besondern Gegenstand hergeleitet. Wenn nun dieses (wie sie zwar behaupten) seine Richtigkeit hätte, so müßte daraus folgen, daß, wenn der Gegenstand unterschieden sei, auch der Glaube unterschieden sein müsse: (Wie wohl ich mich, um vieler willen, auf diesen Beweis, weil er zu spitzfindig und scholastisch ist, nicht sonderlich berufen will; wie ich denn auch in solchen Dingen keinen großen Nachdruck suche, da uns die Einfalt des Evangelium etwas ganz anders befiehlet.)

Diejenigen, so diesen Satz heut zu Tag leugnen, bedienen sich hier eines Einwurfs, worin sie einen Unterscheid machen. Sie geben zwar zu, daß Gott durch seinen Geist erkannt werden müßte; sie verneinen aber, daß es unmittelbar oder innerlich geschehe; sondern es geschehe (sprechen sie) vielmehr in der Schrift und durch die Schrift, als in welcher der Sinn des Geistes völlig und deutlich ausgedrückt sei, wodurch wir Gott erkennen und in alle Wahrheit geleitet werden sollten.

Was den verneinenden Satz hierben betrifft, daß nämlich die Schrift nicht zulänglich, noch auch jemals zur unfehlbaren, völligen und einzigen Richtschnur bestimmer worden, einen Christen auch nicht in allen denjenigen Dingen, die ihm zu wissen nötig sind, leiten könne, wollen wir solchen bis zu Untersuchung des nächitfolgenden Safes verschieben. Hier haben wir nur dieses dazutun, daß die Christen noch immer innerlich und unmittelbar durch den Geist Gottes müssen geleitet werden, und zwar auf eben solche Weise (obschon nicht alle in eben solchem Maß) als die Heiligen vor Alters geleitet worden sind.


  1. Beweis des V. Satzes. ↩︎

  2. Der Glaube er Heiligen in harten Zeiten ist mit unserm einerlei. ↩︎

    1. Cor. 10 v. 4.
     ↩︎
  3. 2 Cor. 13,5. ↩︎

  4. Hebr. 13,7.+8. ↩︎

  5. Einwurf ↩︎

  6. Antwort ↩︎

  7. Müsste übersetzt werden. ↩︎