Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

2.8

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Das vierte Stück, so wir bekräftigten, 1 war dieses, daß diese Offenbarung ehemals das Object, oder der Gegenstand gewesen, wonach die Heiligen ihren Glauben gerichtet.

Dieses wird nun gar leichtlich daraus abzunehmen sein, wenn wir beschreiben, was der Glaube eigentlich sei, und dessen Object oder Gegenstand, wonach er sich richtet, betrachten. Wir wollen uns hierbei keineswegs in die spitzfindigen und mancherlei fürwizigen Grillen der Schul-Gelehrten vertieffen, sondern bei den klaren und ausdrücklichen Worten des Apostels Pauli bleiben, der denselben Hebr. 11. auf zweierlei Weise beschreibt. Es ist aber der Glaube (spricht 2 er) eine gewisse Zuversicht deß,das man hoffen, und nicht zweifelt an dem, das man nicht siehet. (Oder wie es nach der Engelischen Übersezung lautet: Der Glaube ist die Selbstständigkeit, [oder das selbstsständige Wesen) der Dinge die man hoffer, und die Gewissheit [Evidenz oder klare Überzeugung] der Dinge, die man nicht siehet.) Und dieses ist, wie es der Apostel in eben demselben Kapitel durch viele Eyempel 3 erläutert, nichts anders, als eine feite und gewisse Meinung oder Überzeugung des Gemüts, worin es beruber, und durch sein Vertrauen auf Gottes Verheissung die Selbstitandigkeit der Sache, die es hoffen, einiger Massen besiset, Und solcher Gestalt hat die Seele, vermöge ihres Glaubens, eine große Gewissheit und starke und klare Überzeugung der Dinge, die sie noch nicht geschen oder erlangt hat.

Das Object, oder der Gegenstand dieses Glaubens, (oder dasjenige, worauf ein Christ seine Glaubens-Ausrichtet,) 4 ist die Verbeissung, das Wort oder Zeugnis Gottes, der in dem Gemüte redet. Daher es ein ausgemachter Sat ist, quod Objectum fidei fit Deus loquens, oder daß dasjenige, worauf ein Christ die Augen seines Glaubens zu richten babe, Gott sei, der da reder. Welches auch aus allen denjenigen Exempeln 5, so von dem Apostel durch dieses ganze Kapitel hindurch angezogen und angeführt werden, erhellt, deren Glaube weder auf ein äußerlich Zeugnis, noch auch auf die Schrift und Stimme der Menschen, sondern auf die Offenbarung des ihnen, und in ihnen kund getanen göttlichen Willens gegründet gewesen. Wie aus dem Exempel des Noch zu sehen, v. 7. Durch den Glauben hat Noha Gott geehret, und die Arche zubereitet, zum Heil seines Hauses, da er einen göttlichen Befehl empfieng, von dem, das man nod; nicht sabe, durch welchen er die Welt verdaminet, und hat ererber die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommer. (Oder wie es im Englischen nach dem Griechischen lautet, weil Noah durch den Glauben von Gott gewarnet worden, wegen solcher Dinge, die man noch nicht sah, so wurde er aus Furcht bewogen, zu Erhaltung seines Hauses eine Arche zu bereiten; wodurch er die Welt verdammte, und wurde Erbe der Gerechtigkeit, die durch den Glauben geschicht.) Was war hier dasjenige, worauf Noah die 6 Augen seines Glaubens richtete, anders, als Gott der Herr, der mit ihm redete? Er hatte keine Schriften noch Weissagungen irgend eines Menschen, der vor ihm hergegangen, auch nicht den einhelligen Beifall einer Kirche oder Volkes, ihn darinnen zu stärken; und dennoch errettete sein Glaube an das Wort, wodurch er der ganzen Welt widersprach, ihn und sein ganzes Haus. Wobei auch Abraham als ein besonders Exempel 7 angeführt wird, als welcher deswegen den Namen eines Vaters aller Gläubigen erhalten, von welchem steht, dat er geglaubt auf Hoffnung, da nichts zu hoffen war. Darum, daß er nicht nur sein Vaterland wilig verließ, ober schon nicht wusste, wo er hingienge. Daß er die Geburt Isaacs glaubte, ob schon dieselbe aller natürlichen Wahrscheinlichkeit zuwider lief. Inonderheit aber, daß er sich nicht weigerte, ihn aufzuopfern, weiler keinesiveges zweifelte, daß Gott almächtig sei, ihn wiederum von den Todten aufzuwecken. Als von welchem gesagt worden, in Isaac wird dein Same genennt werden. Und endlich darum, daß er in der Verheissung berubete, sein Same werde das Land besitzen, worin er doch selbst noch ein Pilger und Fremdling war, und die an ihnen nicht eher als erst unterschiedene hundert Jahr hernach erfüllt werden sollte. Der Gegenstand, auf welchen Ábraham bei allen diesen seinen Glauben richtete, war kein anderer als die innerliche und unmittelbare Offenbarung, oder Gott der Herr, der ihm seinen Willen innerlich und unmittelbar durch seinen Geist offenbarte.

Weil wir aber in diesein Teil des Satzes auch unter andern der aufserlichen Stimmen, Erscheinungen und Träume Meldung getan haben, so kann ich nicht umhin, etwas davon anzumerken, und zu zeigen, was etwan in diesem Stück eingewendet werden möchte, und zwar dieses: 8

Daß diejenigen, die ihren Glauben auf unmittelbare und objective Offenbarung gründen, auch äußerliche Stimmen oder Gesichte, Träume oder Erscheinungen deswegen haben müssen?

Es jiehet nicht zu leugnen, daß sich Gott des Dienstes 9 der Engel bedient hat, welche in Menschen Gestalt erschienen, und ehemals aufserlich mit denen Heiligen geredet haben; imgleichen, daß er ihnen einige Dinge in Träumen und Gesichtern offenbart habe. Wir getrauen uns nicht zu behaupten, daß eines von diesen aufgehört babe, so, daß wir der Allmacht und Freiheit Gottes Ziel und Maß sebzen, oder dieselbe einschränken sollten, wie sich derselbe seinen Findern offenbaren wolle. Allein, wir müssen bei Betrachtung des Gegenstandes, worauf der Glaube gerichtet ist, nicht bei demjenigen stehen bleiben, was nur den Umständen nach und zufälliger Weise deshalb ist, sondern wir müssen bei dem jenigen bleiben, was allgemein und wesentlich so beschaffen ist.

Hiernachit müssen wir einen Unterscheid machen, zwischen demjenigen, was an sich selbst dem Zweifel und der Bethörung unterworfen ist, und dahero vor etwas anders und wegen etwas anders angenommen wird, und zwischen derijenigen, welches keinem Zweifel unterworfen ist, sondern bloß und schlechterdings um sein selbst willen angenommen wird, weil es prima Veritas 10 oder die erste und ursprüngliche Wahrheit ist, . Wir wollen deinnach betrachten, welchergestalt oder wie serne diese äußerlichen Stimmen, Erscheinungen und Träume das Objectum fidei, oder dasjenige geswesen, worauf die Gläubigen ihr Auge gerichtet gehabt. Geschahe es bloß deßiregen, weil es Stimmen, Erscheinungen und Träume waren? Gewißlich nein, es war ihnen so wenig unbekannt als uns, daß der Satan einen Schall der Worte hervorbringen, und solchen zu dem äußerlichen Dhr leiten kan: Daß er die äußerlichen Sinnen gar leichtlich betrügen und machen kan, daß Dinge deshalb scheinen, die doch nicht sind. Ja sehen wir nicht aus der täglichen Erfahrung, daß die Taschensspieler und Quaksalber durch ihre Gaukelenen und Geschwindigkeit der Hände fast eben dieses tun können? Es sei demnach ferne, daß der Heiligen ihr Glaube auf einen so betrüglichen Grund als des Menschen äußerliche und betrüglide Sinnen sind, gebauet werden sollte. Was bewegte sie aber denn diesen Gesichten Glauben zu geben? Gewißlich nichts anders, als das geheime Zeugnis des Geistes Gottes in ihren Herzen, der sie versichert, daß diese Stimnien, Träume und Gesichte von Gott wären. Abraham glaubte den Engeln. Wer sagte ihm aber, daß diese Personen Engel wären? Wir müssen demnach nicht denken, daß sein Glaube auf seine äußerlichen Sinnen gegründet gewesen, sondern daß er von der geheimen Überredung des Geistes Gottes in seinem Herzen hergerührt. Dieser muß Demnach notwendig ursprünglich und hauptsächlich vor den Gegenstand erkannt werden, auf welchen die Heiligen ihren Glauben gerichtet. Ohne diesem ist kein wahrer und gewisser Glaube, aber durch diesen wird vielmals der Glaube ohne einiges von diesen äufferlichen oder sichtbarlichen Hülfs-Mitteln erzeuget und gestärkt; wie wir aus vielen Stellen der heiligen Schrift, wo dessen nur gedacht wird, anmerken mögen. Und Gott sprach etc.. Und des Herrn Wort geschahe zu mir, und sprach etc.

Dasern aber jemand hartnäckigt darauf bestehen 11 sollte, daß dieses eine äußerliche Stimme, die dem fleischlichen Ohr geschehen, und die man hören können, anzuzeigen scheine;

So möchte ich gerne wissen, was vor einen andern 12 Beweis ein solcher wegen dieses seines Vorgebens, ausser seiner eigenen bloßen Muthmassung, be ihringen 13 könnte. Es wird zwar gesagt, der Geist giebt Zeugnis unserm Geist; aber nicht unsern äuserlichen Ohren Röm.8, 16. und da der Geist Gottesin uns ist, und nicht nur ausser uns, so redet er zu unserm geistlichen Ohr, und nicht zu unserm leiblichen Dhr. Daher sehe ich keine Ursache, warum einige daraus, wenn so oft in der Schrift vorkommt, der Geist sprach, bewegte, verhinderte, rief den und den, dieses oder jenes Ding zu tun, oder zu unterlassen, schließen wollen, daß dieses keine innerliche Stimme zu dem Ohr der Seelen gewesen, sondern nur eine äußerliche Stimme zu dem leiblichen Ohr, wenn jemand anders gesünnet ist, der mag, wenn er kan, seine Beweisführung deswegen vorbringen, so wollen wir dieselben weiter überlegen.

Aus allen diesen vorher angezeigten nun wil ich diesen Schluß heraus ziehen:

Dasjenige, was jemand festiglich glaubt, als den Grund seiner Hoffnung in Gott und des ewigen Lebens, ist das Objectum formale oder der wesentliche Gegenstand seines Glaubens.

Nun wurde aber die innerliche und unmittelbare Offenbarung des Geistes Gottes, der in den Heiligen und zu den Heiligen redete, von ihnen als der Grund ihrer Hoffnung in Gott und des ewigen Lebens geglaubt.

Daler waren diese innerlichen und unmittelbaren Offenbarungen der wesentliche Gegenstand ihres Glaubens.


  1. Beweiss des 2v. Gesez. ↩︎

  2. Was der Glaube sei. ↩︎

  3. Wort im Ordinaltext schwer zu lesen. ↩︎

  4. Im Original schwehr zu lesen. Vielleicht “Objectum fidei Deus loquens”. ↩︎

  5. Wort im Original unklar. ↩︎

  6. Des Noahs Glaube ↩︎

  7. Abrahams Glaube ↩︎

  8. Einwurf <!- Rantnotizen –> ↩︎

  9. Antwort. Der Dienst der Engel, so ehemals in Menschengestalt erschienen, und mit den heiligen geredet. ↩︎

  10. Offenbarung durch Träume und Gesichte (Anmerkung: “Gesichte” im Sinne von “Visionen”) ↩︎

  11. Einwurf ↩︎

  12. Antwort. Der Geist redet zu dem geistlichen Ohr, nicht zu dem äußerlichen. ↩︎

  13. Der Geist redet zu dem geistlichen Ohr, nicht zu dem äußerlichen. ↩︎