Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

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Nachdem ich nun deshalb diesen ersten Grund fest gestellt habe, wende ich mich zu dem zweiten, daß nämlich keine andere Erkenntnis des Sohnes sei, als durch den Geist; oder, daß die Offenbarung des Sohnes Gottes durch den Geist geschieht.

Wobei zu merken ist, daß id; allezeit von der seligmachenden, gewissen und nötigen Erkenntnis Gottes rede; und daß solche auf keine andere Weise, als durch den Geist, crlanget werden kan, erhellt auch aus vielen klaren Schrift-Stellen. Denn Jesus Christus, in welchem und durch welchen der Vater offenbart wird, offenbart sich auch selbst seinen Jüngern und Freunden, in und durch seinen Geist. Gleidwie nun seine Offenbarung ehemals äußerlich geschahe, als er, die Wahrheit in dieser Welt bezeugcte, imd sich getreu erzeigtc in allen; deshalb lehrt und unterweister, da er, dein äußerlichen Menschen nach, aufgenommen ist, das menschliche Geschlecht innerlich durch seinen eigenen Geist. Er steht vor der Tür, und klopfet an. Wer seine Stimme häret, und ihm auftut, zu dem will er hinein gehen, Offenb. Joh. 3, 20. Vondieser Offenbarung Christi in ihm redet Paulus an die Galater am 1:16. worin er die Vortrefflichkeit seines Diensts und die Gewissheit seines Berufs sezet. Und die Verheissung, die Christus seinen Jüngern gegeben, siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende, bekräftigt eben dasselbe. Denn dieses ist, wie alle zugestehen, eine innerliche und geistliche Gegenwart. Was aber ferner hierzu gehört, sod hernach weitläuftiger aufgezeigt werden. Inzwischen will ich den Beweis dieses Satzes aus zwei offenbaren Schrift-Stellen herleiten. Der erste Ort ist in 1. Cor.2:11+12. Welcher Mensch weiß, was in dem Menschen ist, ohne der Geist des Menschen, der in ihm ist? Eben deshalb weiß kein Mensch, was in Gott ist, als der Geist Gottes. Nun haben wir aber nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, welcher aus Gott ist. Auf daß wir wissen können, wie reichlich wir von Gott begnadet sind. Nachdem der Äpostel in den vorhergehenden Versen, da er von den wunderbaren Dingen, welche vor die Heiligen bereitet sind, handelt, und nachdem er ausdrücklich gesagt hat, daß sie der natürliche Mensch nicht erreichen könne, sepet er hinzu, daß sie durch den Geist Gottes offenbart werden, dabei er dieses zur Ursache anführt, wenn er sagt: Denn der Geist erforscher alle Dinge, auch die Tiefe der Gottheit, v.9,10. worauf er denn die Vergleichung in den oben angeführten Versen be ihringt, die sich zu unserm Vorhaben, und zu unserer Lehre überaus wohl slicken, und damit übereinkommen, daß, gleichwie dasjenige, was in dem Menschen ist, nur durch den Geist des Menschen erkannt wird, deshalb auch dasjenige, was in GÖtt ist, nur durch den Geist Gottes erkannt werde. Das ist gleichwie nichts, das unter dem Geist des Menschen oder geringer als der Geist des Menschen ist, (als da ist der Geist der unvernünftigen Tiere oder anderer Geschöpfe) eigentlich dasjenige, was im Menschen ist, erreichen oder begreifen kan, wcil derselbe von einer edlern und fürtreflichern Natur ist; deshalb kann auch der Geist des Menschen oder der natürliche Mensch, wie der Apostel in dem 14. Vers voraus sezet, dasjenige, was aus Gottist, oder die göttlichen und geistlichen Dinge, nicht fassen noch unterscheiden, weil sie auch von einer höhern Art sind. Weßwegen der Apostel auch selbst die Ursache anzeigt, wenn er sagt: So kann er es auch nicht erkennen,weil es geistlich gerichtet werden muß. Daß deshalb des Apostels Worte,, wenn sie unter einen richtigen Schluß gebracht werdcii, die zwischen uns streitige Sache sehr wohl beweisen, und zwar folgender Gestalt:

Wenn dasjenige, was eigentlich zum Menschen gehört, durch kein niedrigeres oder geringeres Urwesen, als den Geist des Menschen, erkannt werden; so kan auch dasjenige, was eigentlich Gott und Christun angebet, durch, nichts niedrigers oder geringers erkannt, oder gerichtet werden, als durch den Geist Gottes und Christi.

Nun hat aber das erste seine Richtigkeit, deshalb

auch das zweite.

Die ganze Stärke dieses Beweises ist in den vorgedadchten Worten des Alpostels enthalten; und da falsche zugestanden werden, so will ich weiter gehen, und noch einen Schluß heraus ziehen, nämlich diesen:

Dasjenige, welches geistlich ist, kann nur durch den Geist Gottes erkannt und gerichtet werden.

Man ist aber die Offenbarung Jesu Christi, und die walre und seligmachende Erkenntnis desselber, geistlich;

Deshalb kann die Offenbarung Jesu Christi, und die wahre und seligmachende Erkenntnis desselben, nur durch den Geist Gottes erkannt und gerichtet werden.

Die zweite Schrift-Stelle wird von eben diesem B Apostel angeführt, 1. Cor.12,3. Niemand kann Jesum einen Herrn beissen, ohne durch den heiligen Geist. Diese Schrift-Stelle, die voller Wahrheit ist, und dem erleuchteten Verstand des geistlichen Menschen und wahren Christen ein volliges Genüge tut, dürfte vielleicht den fleischlichen Maul-Christen und angemaßten Nachfolgern des Heilands, von denen es vielleicht nicht so fleißig angemerkt worden, gar fremde vorkommen. Der Apofiel erfordert hier den heiligen Geist in denen Dingen, die einen Christen betreffen, dergestalt, daß er ausdrücklich sagt, daß wir nicht einmal bekräftigen können, daß Jesus der SErr sei, wenn dasselbe nicht vorher gehe, oder sich dabei befindet. Welches allerdings anzeigt, daß die geistlichen Wahrheiten des Evangelium in dem Munde eines fleischlichen und unchristlichen Menschen gleichwie Lügen anzusehen sind. Denn ob sie schon an sich selbst wahr sind, to sind sie doch bei ihnen nicht wahr, weil sie ihnen weder bekannt sind, noch auch in und durch denjenigen Ursprung und Geist, der das Gemütl regieren und bewegen soll, ausgesprochen werden. Bei solchen Umständen sind sie nicht besser als die nachgemachten Vorstellungen der Dinge in einer Comödie; und es kann weder mit großerer Wahrheit, oder noch auch eigentlicher, eine wirkliche und wahre Erkenntnis Gottes und Christi genannt werden, als die Vorstellung Alexandri des großen und Juli Cæsaris &c. wenn sie auf dem Schau-Plak erscheinen, mit Wahrheit und cigentlich ihre Taten können genennt werden, oder man sagen könne, als ob die Personen, die sie vorstellen, Asien wirklich und wahrhaftig erobert und den Pompejum überwunden hatten, etc.

Diesemnach ist die Erkenntnis Christi, welche nicht durch die Offenbarung seines eigenen Geistes in dem Herzen geschieht, eigentlich zu reden, die Erkenntnis Christi ebenso wenig als das Geschwätz eines Papageyes, demn etliche wenige Worte gelehrt worden, die Stimme eines Menschen genennt werden kan. Denn gleichwie dieser oder sonst ein anderer Vogel gelebrt werden mag, einen vernünftigen Spruch auszusprechen, oder dem Schall nach von sich zu geben, wie er solches durch das äußerliche Ohr, nicht aber aus einem lebendigen Ursprung der Vernunft, su ihn dazu antreibt, gelernet hat; eben deshalb ist auch diejenige Erkenntnis von göttlichen Dingen beschaffen, welche der natürliche und fleischliche Mensch aus den Worten und dyriften der geistlichen Menschen aufgefangen hat, welche man ihm mit Wahrheit nicht zusdyreiben kan, weil sie in dem natürlichen Geist empfangen und deshalb durch das unrechte Werkzeug hervor gebracht worden, und keines weges von dem geifilichen Ursprungherrührt: Und zwar eben so wenig, als die durch Kunst erlangten Worte eines Menschen, so durch den Mund eines Vogels hervor gebracht werden, weil sie aus seinem vernünftigen Ursprung hervor kommen, in Ansehung des Vogels, der sie forbringt, wahr sind. Dahero will ich noch ferner folgenden Bemeiß aus dieser Schrift-Stelle beifügen.

Wenn niemand Jesusm einen Herren nennen kan, ohne durch den heiligen Geist; so kann auch nieinand erkennen, daß Jesus der Err sei, ohne durch den heiligen Geist.

Nun ist aber das erste wahr; deshalb auch das zweite.

Aus diesem Schluß kann noch ein anderer hergeleitet werden, der fast in eben diesen Worten abgefasset werden kan, nämlich, wenn niemand erkennen kan, daß Jesus der SErr sei, ohne durch den heiligen Geist, so kann auch keine gewisse Erkenntnis oder Offenbarung desselben sein, als durch den heiligen Geist.

Num ist aber das erste wahr, Ergo auch das zweite.