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Bearbeitungsstand
Es steht gar sehr zu vermuthen, daß viele fleischliche und natürliche Christen sich diesem Satz widersetzen werden, als denen die Bewegungen und Wirkung des göttlichen Geistes in ihren Herzen gänzlich unbekannt sind, daher sie denselben vor unnötig achten. Und einige pflegen gar ihr Gelächter und Vespotte damit zu treiben; ja so gar sind die meisten Christen abgefallen, und aus der Art geschlagen, daß, obschon in der ganzen heiligen Schrift nichts deutlicher behauptet, ernstlicher anbefohlen, oder gewisser bezeugt ist; dennoch auch nichts weniger beherzigt, und von allen Ortn der so genannten Christen mehr verworffen wird, als die unmittelbare göttliche Offenbarung; dergestalt, daß einer, der sich nur darauf berufen will, alsbald Schmach und Verachtung auf sich ladet. Da bingegen in uralten Zeiten keine jemals vor Christen gehalten worden, als solche, die den Geist Christi hatten, Röm. 8,9.1 Jetzt aber nennen sich viele kühnlich Christen, die doch kein Bedenken tragen, zu bekennen, daß sie denselben nicht haben, und über diejenigen lachen, die sich dessen rühmen. Vor diesem wurden diejenigen vor Gottes Kinder gehalten, die sich durch den Geist Gottes treiben liesen, (eben daseibft v. 14.2) heutzutage aber geben sich viele vor Kinder Gottes aus, die von diesem Führer ganz und gar nichts wissen; und wer da sagt, daß er von demselben geleitet werde, der wird von den angemaßten Orthodoren derjenigen Zeit alsbald vor einen Ketzer erklärt. Die Ursache davon liegt am Tag. Weil nämlich viele zu dieser Zeit unter den Namen-Christen bei sich selbst befinden, und aus Erfahrung wissen, daß sie von dem Geist Gottes nicht getrieben und geleitet werden. Ja, manche große Lehrer, Theologie, und Bischöfe in der insgemein so genannten Christenheit haben ihre Augen und Ohren vor diesem innerlichen Wegweiser verschlossen, daß sie denselben weder hören noch sehen wollen; so, daß er ihnen heutzutage unbekannt worden ist, und sie sich, aus eigener Erfahrung, in die Enge getrieben sehen, entweder zu gestehen, daß sie von Gott noch nichts wissen, und nur den Schatten der Erkenntnis, nicht aber die wahre Erkenntnis von ihm haben, oder, daß diese Erkenntnis ohne unmittelbare Offenbarung erlangt werde.
Diesen Satz demnach desto besser zu verstehen, mache wir einen Unterscheid, zwischen der gewissen Erkenntnis Gottes und der ungewissen: Zwischen der geistlichen Erkenntnis, und der buchstäblichen: Der
seligmachenden Herzens-Erkenntnis, und der hochfliegenden leeren Hirn-Erkenntnis. Daß diese letzte auf unterschiedene Weise erlangt werden kann, geben wir ganz gerne zu, die erste aber kann auf keine andere Weise erlangt werden, als durch die innerliche unmittelbare Offenbarung und Erleuchtung des Geistes Gottes, der in dem Herzen, und an das Herz scheint, und den Verstand erleuchtet und eröffnet.