Apologie von Robert Barclay in der Übersetzung von 1776

2. Von der Offenbarung.

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Zusammenfassung

Weil niemand den Vater Kennt, denn nur der 1 Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren, die Offenbarung des Sohnes aber in und durch den heiligen Geist geschieht; So ist es das Zeugnis des Geistes allein, wodurch die wahre Erkenntnis Gottes jederzeit offenbart worden, noch offenbart wird, und nur allein offenbart werden kann. Denn gleichwie derselbe durch die Bewegung seines Geistes das Chaos, oder den vermischten umgestalteten Klumpen dieser Welt, in diejenige wunderbare Ordnung verwandelte, in welcher sie sich anfangs befand, und den Menschen machte, daß er eine lebendige Seele ward, dieselbe zu beherrschen und darinnen zu regieren; Also hat er sich auch durch die Offenbarung eben dieses Geistes den Menschenkindern, sowohl denen Erzvätern und Propheten als auch Aposteln und Evangelisten, jederzeit zu erkennen gegeben. Und diese Offenbarungen, in welchem sich Gott durch den Geist kund tat, sie mochten nun durch äußerliche Stimmen und Erscheinungen, oder durch Träume und innerliche Vorstellungen oder Überzeugung des Herzens geschehen, waren vor Alters das Objectum formale, oder eigentliche Vorwurf, wonach sie ihren Glauben richteten, und bleibt es auch noch auf den heutigen Tag. Zumal das Object, oder dasjenige, wonach die Heiligen ihren Glauben richten, zu allen Zeiten einerlei ist, ob es schon durch unterschiedene Mittel an den Tag gelegt und vorgestellt wird. Und diese innerlichen göttlichen Offenbarungen, die wir zum unumgänglich nötigen Grund des Glaubens legen, widersprechen dem äußerlichen Zeugnis sowohl der Heiligen Schrift als der gesunden Vernunft keineswegs, können auch demselben nimmermehr widersprechen. dennoch folgt hieraus gar nicht, daß diese göttlichen Offenbarungen, entweder dem äußerlichen Zeugnis der Schrift, oder der natürlichen Vernunft des Menschen, als einer edleren und gewisseren Regel, oder als einem sichereren Probierstein zu unterwerfen und darnach zu untersuchen sind. Denn diese göttliche Offenbarung, und innerliche Erleuchtung ist gewiss und klar an sich selbst, und zwingt den wohlgeordneten Verstand zum Beifall; indem sie denselben auf eine eben so unwiderstehlich Weise dazu bewegt, wie die gemeinen Grundsätze Der natürlichen Wahrheiten das Gemüt zu einem natürlichen Beifall antreiben und geneigt machen. Als daß, zum Beispiel, das Ganze großer ist, als ein Teil desselben: Daß zwei einander widersprechende Sätze nicht beide zugleich wahr, und auch beide zugleich falsch sein können, und dergleichen. 2


  1. Matth. 11,27 “Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand erkennt den Sohn, als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater, als nur der Sohn, und wem irgend der Sohn ihn offenbaren will.” ↩︎

  2. In der Zusammenfassung steht noch der Satz: “Welches denn auch, nach unserer Widersacher Grundsatz, offenbar ist, welche (da sie die Möglichkeit der innerlichen göttlichen Offenbarungen voraus setzen) nichts destoweniger mit uns gestehen werden, daß weder die Schrift noch gesunde Vernunft derselben widersprechen wird. Und dennoch will, nach ihrer Meinung, nicht folgen, daß die Schrift oder gesunde Vernunft der Untersuchung der göttlichen Offenbarungen im Herzen unterworfen sein soll.” ↩︎